Gleich nach dem Röntgen der Hüfte stellte sie ihre Diagnose;
Morbus
Perthes, eine Krankheit, von der ich bislang nie etwas gehört
hatte. Von Stund an sollte Fredrik sich schonen, seine Hüfte konsequent
entlasten (sprich Gehhilfen benutzen), nicht viel laufen, springen usw.
bis wir das Kind zur weiteren Behandlung in der Kinderambulanz des OHH
vorstellen konnten. Er wurde eine Magnetsesonaztomographie veranlaßt,
es wurde ein OP-Termin vereinbart, man besorgte Voruntersuchungsergebnisse
(Ist das Kind ansonsten gesund? Ist es anästhesietauglich? Was hat
es für eine Blutgruppe...).
Was reichlich kurz kam, war eine echte, ausführliche Aufklärung.
Es wird einem gesagt, daß operiert werden muß, es wird auf
die Röntgenaufnahme getippt und in kurzen knappen Worten geschildert,
was bei der OP (einer Varisationsosteotomie oder auf deutsch eine Umstellung
des Oberschenkelhalskopfes) passieren soll, man bekommt sein Zettelchen
in die Hand gedrückt, wo man sich wegen dem OP-Termin hinzuwenden
hat, aber wie lange der Perthes braucht um auszuheilen, wie man die Genesung
unterstützen kann, all solche Dinge wurden nur besprochen, wenn man
die Ärzte gezielt darauf ansprach, und das war nicht so einfach in
der Hektik, die in der Kinderambulanz und auch der Kinderstation herrscht.
Auf der anderen Seite muß ich aber auch gestehen, daß ich die
ganze Angelegenheit ziemlich widerspruchslos in die Hände der Ärzte
legte. Nach fast 4 Monaten konnte uns endlich jemand sagen, woran Fredrik
litt und das er eben kein Simulant war und ich mußte in der Zwischenzeit
mindestens zwei mal die Woche zu den Ärzten, um meine Risikoschwangerschaft
überwachen zu lassen. Da war einfach keine Energie mehr, irgendetwas
in Frage zu stellen.
Der Aufnahmetermin im Krankenhaus für die OP sollte der 9. Dezember
1996 sein, aber natürlich war kein Bett frei. Wegen dringend aufgenommener
Notfälle verschob man Fredriks Aufnahmetermin immer aufs neue, bis
wir dann endlich am 13. Januar 1997 ein Krankenhausbett für ihn hatten.
Bis er dann endlich operiert wurde, war noch eine Woche vergangen. In dieser
Woche wurden bereits Wetten abgeschlossen, ob das Krankenhaus es schaffen
würde, Fredrik zu operieren, bevor sein Schwesterchen zur Welt kam.
Franziska hatte sich durch gutes Zureden tatsächlich bis zum 31. Januar
ruhig verhalten, denn es war mir schon wichtig, daß ich zumindest
die erste schlimme, weil schmerzhafte Woche, nach der OP bei Fredrik verbringen
wollte. Doch dann bestand mein Gynikologe darauf, die Risikoschwangerschaft
durch die Einleitung der Geburt zu beenden und so mußte die Oma die
Krankenbesuche bei Fredrik übernehmen.
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