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November 96 bis Februar 97

Endlich eine Diagnose - aber die OP 
läßt auf sich warten

Anfang November landeten wir dann doch noch in einer orthopädischen Praxis. Nachdem die Schmerzen nicht besser wurden, eine Blutuntersuchung und eine Spiegelung des Augenhintergrundes nichts ergaben (denn in der Zwischenzeit zogen wir bereits alles mögliche in Betracht, auch eine rheumatische Erkrankung), und uns der Kinderarzt empfahl, Fredrik in der Kinderambulanz des Oskar Helene Heims (OHH) vorzustellen: "Schließlich machen die doch da vorallem in Knochen....". Dort wiederum wollte man uns nur einen Termin geben, soweit wir eine Überweisung vom Orthopäden vorweisen könnten. So saßen wir dann also endlich am 8. November 1996 (ein Freitag) beim Orthopäden und schon als Fredrik das Sprechzimmer betrat (oder besser ins Sprechzimmer humpelte) war der Ärztin klar, daß das eigentliche Problem nicht das Knie, sondern seine Hüfte war.

 

Gleich nach dem Röntgen der Hüfte stellte sie ihre Diagnose; Morbus Perthes, eine Krankheit, von der ich bislang nie etwas gehört hatte. Von Stund an sollte Fredrik sich schonen, seine Hüfte konsequent entlasten (sprich Gehhilfen benutzen), nicht viel laufen, springen usw. bis wir das Kind zur weiteren Behandlung in der Kinderambulanz des OHH vorstellen konnten. Er wurde eine Magnetsesonaztomographie veranlaßt, es wurde ein OP-Termin vereinbart, man besorgte Voruntersuchungsergebnisse (Ist das Kind ansonsten gesund? Ist es anästhesietauglich? Was hat es für eine Blutgruppe...). 

Was reichlich kurz kam, war eine echte, ausführliche Aufklärung. Es wird einem gesagt, daß operiert werden muß, es wird auf die Röntgenaufnahme getippt und in kurzen knappen Worten geschildert, was bei der OP (einer Varisationsosteotomie oder auf deutsch eine Umstellung des Oberschenkelhalskopfes) passieren soll, man bekommt sein Zettelchen in die Hand gedrückt, wo man sich wegen dem OP-Termin hinzuwenden hat, aber wie lange der Perthes braucht um auszuheilen, wie man die Genesung unterstützen kann, all solche Dinge wurden nur besprochen, wenn man die Ärzte gezielt darauf ansprach, und das war nicht so einfach in der Hektik, die in der Kinderambulanz und auch der Kinderstation herrscht. Auf der anderen Seite muß ich aber auch gestehen, daß ich die ganze Angelegenheit ziemlich widerspruchslos in die Hände der Ärzte legte. Nach fast 4 Monaten konnte uns endlich jemand sagen, woran Fredrik litt und das er eben kein Simulant war und ich mußte in der Zwischenzeit mindestens zwei mal die Woche zu den Ärzten, um meine Risikoschwangerschaft überwachen zu lassen. Da war einfach keine Energie mehr, irgendetwas in Frage zu stellen.

Der Aufnahmetermin im Krankenhaus für die OP sollte der 9. Dezember 1996 sein, aber natürlich war kein Bett frei. Wegen dringend aufgenommener Notfälle verschob man Fredriks Aufnahmetermin immer aufs neue, bis wir dann endlich am 13. Januar 1997 ein Krankenhausbett für ihn hatten. Bis er dann endlich operiert wurde, war noch eine Woche vergangen. In dieser Woche wurden bereits Wetten abgeschlossen, ob das Krankenhaus es schaffen würde, Fredrik zu operieren, bevor sein Schwesterchen zur Welt kam. Franziska hatte sich durch gutes Zureden tatsächlich bis zum 31. Januar ruhig verhalten, denn es war mir schon wichtig, daß ich zumindest die erste schlimme, weil schmerzhafte Woche, nach der OP bei Fredrik verbringen wollte. Doch dann bestand mein Gynikologe darauf, die Risikoschwangerschaft durch die Einleitung der Geburt zu beenden und so mußte die Oma die Krankenbesuche bei Fredrik übernehmen.

 

Am 7. Februar wurden Franziska und ich schließlich aus dem Krankenhaus entlassen, schon am nächsten Tag lag das Baby bei Fredrik im Krankenbett und wie man sehen kann, war er ab dem ersten Tag ein äußerst stolzer großer Bruder. Fredrik machte seine ersten Gehversuche mit zwei Gehhilfen, denn er durfte mit dem operierten Bein nicht auftreten (und das drei lange Monate nicht...). Er war zwar immer noch ziemlich wackelig auf den Beinen, aber trotzdem wurde er eine weitere Woche später am 14. Februar 1997 entlassen. Dabei hatte ich noch Glück, denn zunächst hatten mir die Ärzte angedroht, daß Fredrik unmittelbar nach der OP in einen Ruhegips käme. Aufgrund der Körpergröße und seines Gewichtes (Fredrik war mit einen 7 1/2 Jahren bereits 1,40 m groß bei ca. 42 kg) nahmen sie davon aber Abstand, ich hätte Fredrik sonst sicher nicht zu Hause versorgen können.

Der Ruhegips bleibt ungefähr 6 Wochen dran bis der Oberschenkelhalsknochen wieder einigermaßen zusammengewachsen ist. Der Ruhegips fängt am Bauch an, bedeckt das operierte Bein bis zum Fußknöchel, das andere Bein "nur" bis oberhalb des Knies. Zwischen den Beinen bleibt eine Öffnung, damit man das Kind auf den Pott setzen (eher legen...) kann, denn da das Kind in liegender Position eingegipst wird, kann es nicht sitzen. Es ist mir noch immer schleierhaft, wie Eltern ein Kind 4 Wochen so zu Hause versorgen können, geschweige denn, wie Kinder diese Tortur aushalten!


 

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Last updated: 18.09.1998