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  Bei mir trat die Krankheit mit 8 Jahren auf, das war 1966. Schon 1965 fiel vielen "Erwachsenen" auf, dass ich irgendwie humpeln und das linke Bein so komisch nachziehen würde. Also hieß es: "Ulrich, schlürf nicht so". Ich musste auf meinen Gang achten, da ich mich aber nicht selber beobachten konnte, wurde daraus nichts. Ab Herbst 65 begann dann, wie in vielen Briefen auf der Internetseite auch nachzulesen ist, die Arztwanderung zu Hausärzten, Orthopäden, Heilpraktikern usw. Unter anderem wurde mir empfohlen, das linke Bein (an der linken Hüfte stellte man dann später auch die Krankheit fest) stärker zu belasten, da es sich wohl um Verspannungen handeln würde. Ich bekam Massagen und habe abends immer mit meinem Vater Turnübungen ausgeführt. Das Schlürfen wurde aber nicht besser. Besonders ist mir eine Heilpraktikerin in Erinnerung, die an meinen Pupillen feststellen konnte, dass meine linke Hüfte ausgerenkt war. Also wurde das Bein gedehnt und die Hüfte mit Karacho wieder eingerenkt.

Im Herbst 66 dann musste eine Tante nach Münster zur Uniklinik, da sie ein neues Hüftgelenk eingesetzt bekommen sollte. Da schlossen sich meine Eltern mit mir einfach an. In der Klinik waren nun endlich die Fachärzte, die schon beim ersten Blick auf das Röntgenbild die "zerfressene Hüfte" entdeckten. Es wurde ein Riesenwirbel gemacht und ich musste sofort in der Uniklinik bleiben. Zunächst waren sich die Ärzte nicht sicher, ob nicht evetuell eine Knochen-TB vorläge.

Aber nach weiteren Test war bald klar, dass es sich bei dem Knochenfraß um Perthes handelte (Offiziell Wachstumsstörung in der Hüfte). Zunächst sollte ich operiert werden, davon wurde dann aber eine Stunde vor der Operation abgesehen; warum weiß ich nicht. Ich wurde dann für ein viertel Jahr eingegipst vom Bauchnabel bis zu den Zehenspitzen und kam nach 3 Wochen nach Hause. Im Februar 67 bekam ich einen neuen Gips, wieder für ein viertel Jahr. In der Zwischenzeit hieß es nur, das Bein ruhig zu stellen. Dann würde sich die Hüfte wieder auffüllen. Von meiner Mutter bekam ich außerdem jeden Tag eine Brausetablette mit Calcium und 2 Pillen Ospulvit (Kalkpräparat von Madaus). Nach gut einem halben Jahr Gips entschieden die Ärzte, dass ich eine Gehschiene bekommen könnte. Sie waren sehr erstaunt darüber, wie gut sich die stark zerfressene linke Hüfte wieder aufgefüllt hatte. Die Schiene war so konstruiert, dass die linke Hüfte entlastet war und beim Gehen das Gewicht auf dem Gesäßknochen lag. Nebenbei gab mir meine Mutter weiterhin 2 Pillen Ospulvit täglich. Nach 2 Jahren Gehschiene machte ich dann meine ersten Gehversuche ohne Schiene. Seit dem gehe ich wieder ganz normal durch die Welt, durfte wieder Sport treiben usw. Bei einer Nachuntersuchung musste ein Student den praktischen Teil einer Examensprüfung bei mir absolvieren; er kannte sich mit Perthes wenig aus und fragte uns vorher, wie denn diese Krankheit behandelt wird. Wir erzählten ihm, dass das Bein ruhig gestellt werden muß und dass ich zusätzlich Ospulvit als Kalkpäparat nähme. Das erzählte dann der arme Student der Prüfungkommission, die dann völlig ausrastete: die Behandlung erfolge nur durch Ruhestellung und habe nichts mit dem zusätzlichen Verabreichen von Ospulvit zu tun.

Meine Mutter meint aber auch heute noch, dass sich ohne das Präparat die Hüfte nicht so gut wieder aufgebaut hätte.

Bis heute lebe ich nahezu beschwerdefrei; nur nach langen Wanderungen zieht es in der Hüfte etwas. Auf Röntgenbildern aus der Hüftgegend (vor 2 Jahren wurden einmal meine Nieren geröntgt) ist zu erkennen, dass die linke Hüfte stärker abgenutzt erscheint. Der Hüftknochen ist zwar rund, aber nicht so schön geformt wie auf der rechten gesunden Seite. Ansonsten gibt es keine Unterschiede zu "gesunden" Menschen. Allerdings verlagerte ich sportliche Aktivitäten mehr auf den Bereich Radfahren und Schwimmen, um die Hüfte nicht zu sehr zu strapazieren.

So, das wars erst einmal, Ulrich

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