Du bist aus lauter Gischt

Du bist aus lauter Gischt, aus leichtem, fiedrigem Meerschaum,

und dich kreuzen die Küsse, dich benetzen die Tage.

Meine Miene, mein Bangen hängen an deinem Blicke.

Gefäß von Widerklängen und gefangenen Sternen.

Ermüdet bin ich: alle Blätter fallen und sterben.

Müde bin ich, so müde. Komm, begehre mich, rüttle mich.

Ach, mein elender Wunschtraum, Girlande, hell in Flammen!

Die Qual, sie fällt, sie stirbt. Es fällt, es stirbt die Sehnsucht.

Die Flammen fallen, sterben im unendlichen Dunkel.


Sprühende Lichtergarbe, Taube der Kreidefelsen,

befrei mich aus der Nacht hier, die mich bedrängt und auslöscht.


Versenk mich in dein Nest aus Taumel und Liebkosung.

Begehre mich, umklammre mich.

Die Trunkenheit im blühenden Schatten deiner Augen,

die Stürze, die Triumphe, die tollen Fiebersprünge.

Liebe mich, liebe mich, liebe mich.

Stehend ruf ich dich! Liebe mich.

Ich brülle auf, ich schreie. Weib, liebe mich, begehr mich.

Meine Stimme brennt in den Winden, fällt und verendet.


Müde bin ich, so müde. Fliehe. Geh weg. Erlisch.

Sperr nicht ein meinen fruchtlosen Kopf in deinen Händen.

Peitschen des Frostes sollen mir die Stirne zerstriemen.

Meine Unruhe soll sich geißeln mit Meeresböen.

Fliehe. Geh weg. Erlisch. Mein Herz muß allein sein.

Kreuzigen muß es sich, zerschmettern, zugrunde richten,

auskippen, einsam sich besudeln,

ausgesetzt all der Flut des Jammers,

brennend im Wirbelsturm der Raserei,

aufrecht zwischen den Gipfeln und den Vögeln,

sich vernichten, auslöschen, allein,

völlig verlassen, einzig, wie ein Leuchtturm des Grauens.



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Neruda
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