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Willkommen und Dank für Ihren Besuch. Ich möchte Sie nicht nur in mein Werk einführen, sondern Sie teilnehmen lassen an vielen geistigen Abenteuern und Proben meiner Arbeiten geben, eines der größten Abenteuer war meine Mitarbeit an einem Buch über die Sixtina, und mein Liveerlebnis der Fresken in Rom, meine SEHARBEIT oben auf dem Gerüst, das Resultat nach vierjähriger Arbeit waren: Bildmeditationen, sie sind erschienen im Kunstbuch "Das neue Licht Michelangelos" 4 Bde.Facsimile Verlag, Luzern 1989-1991, 1999) Bestellbar in jeder Buchhandlung Und online:
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Doris Chiandussi, © copyright 2000 artmundi.com
für Dieter Schlesak schlesak.birk@caen.it
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Schon von Anfang an stand die Gestaltung der Sixtinische Kapelle unter einem unglücklichen
Stern, was sich sogar darin widerspiegelte, dass hierbei einige Menschen ihr Leben lassen
mussten. So wurden z.B. beim Einsturz eines Eingangsbogens 4 schweizer Leibgardisten
getötet. Durch einen verrotteten Baumstamm in einem Nebengerüst stürzte dieses ein, und tötete 2 Gehilfen Michelangelos. Beim Zumauern zweier Fenster sollen angeblich 4 Passanten von herabfallenden Steinen getötet worden sein.
Aber Michelangelo war solche Schicksalsschläge schon seit früh her gewohnt. 1481
stirbt seine Mutter, als er 6 Jahre alt ist, worauf sein Vater 4 Jahre darauf schon
wieder von neuem heiratet. Nach mehreren Umzügen und einer Lehre lässt er sich
1505 in Rom nieder. 1506 wird er für die Deckenbemalung vom Papst berufen. Aber
diese Arbeit lässt ihn auch auf andere Probleme stossen: Unregelmaessige
Lohnzahlungen, Schimmelbildung auf Teilen seines Werkes (z.B. "Trunkenheit Noahs"
etc.), eigene Krankheit und Todesfälle in der Familie. Ebenso bereitete ihm der Papst
mit seinen unpünktlichen Zahlungen zur Materialbeschaffung Sorgen. So ist eine
kontinuierliche Fortsetzung seiner Arbeiten nicht möglich. Im Februar 1511 erreichen all
diese Umstände ihren Tiefpunkt, als der Papst an einem Kreuzzug teilnimmt und somit
alle finanziellen Quellen versiegen. Für nahezu ein ganzes Jahr steht alles still.
Das Deckenfresko findet seine Vollendung schliesslich am Vorabend des
Allerheiligentages 1512.
10 Jahre später vollzieht sich der oben genannte, unglückliche Zwischenfall, bei dem
die 4 päpstlichen Leibgardisten ihr Leben lassen müssen.
Nochmals 6 Jahre darauf stirbt Michelangelos Bruder an der Pest. Im Krieg gegen die
Medici wird Michelangelo zum Kriegsbauminister ernannt, um Verteidigungsanlagen zu
bauen und muss sich nach der Kapitulation Florenz' für mehrere Monate verstecken.
Doch Papst Clemens VII. vergibt ihm, wenn er dafür in seiner Arbeit an der Sixtinische
Kapelle fortfährt.
1534 stirbt sein Vater im Alter von 90 Jahren, was Michelangelo dazu veranlässt,
endgültig nach Rom zu ziehen, nachdem er zuvor nicht wusste, in welche Stadt es ihn
zog.
Dieser Tod und der 12 Jahre später folgende Tod seines Gehilfen, mit dem er knapp
30 Jahre zusammen gearbeitet hat, schlägt sich deutlich auf seine Arbeit nieder, und er
übermalt grosse Teile seines bisherigen Werkes.
Kurz vor seinem eigenen Tod setzt er wie in einer Vorahnung alles dran, sein Modell
des Petersdoms zu vollenden und stirbt 1564 ebenfalls im Alter von fast 90 Jahren,
nachdem er dem gesamten Innenraum der Sixtinischen Kapelle seinen künstlerischen
Stempel aufgedrückt hat. Scheinbar so sehr, dass Daniele da Volterra kurz nach
Michelangelos Tod beauftragt wird, Tücher über die Genitalien der Figuren in der
Sixtinische Kapelle zu malen.
Am 10. März wird sein Sarg zurück in seine Heimatstadt Florenz gebracht und erst ein
halbes Jahr später mit einer zweistündigen Totenrede beigesetzt.
1566 werden weitere Veränderungen an den Gemälden vorgenommen und schon 1572
die ersten Restaurationsarbeiten vollzogen, da erste Deckenrisse auftreten. Über 200
Jahre hinweg werden diverse Restaurationsarbeiten weitergeführt bis im Jahre 1797
Teile der Sintflut durch eine Explosion zerstört werden.
Seither haben sich weitere 4 Restauratoren an der Sixtinische Kapelle versucht, jedoch
hierbei mehr überpinselt als eigentlich erneuert.
1980 schliesslich wird die grösste aller Restaurationsarbeiten angegangen. Von Grund
auf werden sämtliche Bilder von den Übermalungen anderer Restauratoren und vom
Schmutz der Jahrhunderte befreit. Dieses Unterfangen gestaltet sich schwieriger als
zunächst angenommen, es wird bei der Vollendung am 31. Oktober (genau 400 Jahre
nach der Fertigstellung des Deckengemäldes) jedoch sichtbar, dass diese
Bemühungen nicht umsonst waren.
Michelangelo's Sonet für Giovanni
da Pistoia
Claus Strecker und Levent Yasavul:
Zur Geschichte
der Fresken
Kopie. Cappella Sistina
Der Anfang ist ein Baum in
Seinem Alphabet.Was
auszuführen wäre, das ist
ein weißer Fleck, und steht
auf einem andern Blatt, unfertig, wie das Leben
ist, damit es sei.
Der Sündenfall: Wer ihn
besetzt. Denn der verliert, was
möglich ist: sie
nannten ihn auch Gott, den Herrn,
der sprach den Baum.
Wer aber spricht uns
frei.
(Vertont von Michael Reudenbach, Titel: "Choral", Solitude 1991. Uraufgeführt
Schwäbisch Gmünd, 24 August 1991.)
( Die Musik von Michael Reudenbach ist ein Echo auf dieses Gedicht, sie löst Namen
und Wörter wieder in ihren Ursprung, in Klang auf. Und wir wissen: die Welt besteht aus
Klang. Das Gedicht aber ist Echo auf ein Bild von Carlo Mattioli, eines zeitgenössischen
italienischen Malers, das den "Sündenfall" aus der Sixtinischen Kapelle auf bewegende
Weise deutet: daß wir das Geheimnis verlieren, wenn wir es aussprechen.
Michelangelos Sixtinische Kapelle ist ein Echo auf die Genesis, auf Namen also, freilich auf
hebräische; in deren Mittelpunkt steht eben jenes Geheimnis: ER, der unaussprechbare
NAME. Den wir nur im Schweigen erreichen können.
Das Gedicht hier dient der Musik als eine Art Partitur; diese Partitur ist seine innere,
UNSICHTBARE Form; sie allein macht das Unmögliche möglich, etwas zu umkreisen und
zu vermitteln, jenen "weißen Fleck", der auf einem "andern Blatt" steht, der sich jeder
irdischen Ausdrucksform entziehen muß, die ihn fest-legt; Er muß sich entziehen, um das,
was Er ist: die reine Möglichkeit, nicht der Vernichtung preiszugeben.
Das dritte Kapitel im zweiten Buch Mose, Exodus genannt, gibt eine sehr schöne
Erklärung dazu: dort fragt Moses, Verfasser und Hauptfigur in einem, Gott nach dem
Namen. Die Antwort lautet: "Ich bin, der ich bin." Doch läßt sich dieses "Ebysch asher
ebysch" genauer als reiner Widerspruch erkennen und in eine seltsame Möglichkeits-Form
übersetzen: ICH BIN, DER ICH SEIN WERDE, oder: ICH WERDE SEIN, WO ICH
SEIN WERDE.
Die unsichtbare innere Form des Gedichts geht von diesem Noch-Nicht aus, das aber
trotzdem schon da ist. Darauf baut eine sich selbst aufhebende Ringkonstruktion; diese
arbeitet mit Abaelards SIC ET NON; Passage für Passage wird das Gesagte, das ja schon
da ist, zurückgenommen, um das Kommende möglich zu machen, so frißt sich das
Gedicht selbst auf, und damit auch den Namen als Handelnden. Jener Name also wird
gelöscht, der die Welt, in der jüdischen Überlieferung als Baum vorgestellt, durch Sprechen
erschaffen hat ( "Im Anfang war das Wort"). Dieser von Ihm gesprochene Welt-"Baum"
aber wird sofort zurückgenommen durch das, was "auszuführen wäre", nämlich durch den
"weißen Fleck". Was auszuführen wäre, muß nämlich "unfertig" bleiben, unfertig wie das
Leben, "damit es sei", sonst wäre es ja fix und fertig und damit tot und erstarrt.
Der Baum also, der am Anfang vorgestellt wird und Sein Alphabet, erweisen sich als
menschliche Fälschung, wie alles über Gott Vorgestellte und Gesagte. ("Du sollst dir kein
Bildnis machen".)
Adams täglicher Fall durch uns besteht also darin, diesen unbetretbaren weißen Fleck zu
"besetzen", ihn in Gedanken und in Kirchen einzusperren, Gott, damit uns, die Freiheit zu
nehmen, indem wir ihn festlegen und so unmöglich machen.
So kommt das Gedicht als eine Art Rondo in der Wiederholung von Baum, Blatt, Baum in
einem dramatischen Prozess des Verschwindens zum Anfang zurück. Jener, der den
"Baum sprach" erweist sich als falscher Name, selbst als Genannter ("sie nannten ihn auch
Gott, den Herrn"), und kann uns so nicht frei sprechen. Wer aber könnte uns frei
sprechen? Vielleicht genau diese Bewegung der Auslöschung, die sich in der Struktur des
Gedichts, der Musik unsichtbar hinter dem Ausgesprochenen vollzieht: der Zustand des
Loslösens, wenn wir alles Gedachte, Vorgestellte und Gewußte in uns löschen, hier
schließlich auch das Gedicht und die Musik, die uns bis zu diesen Punkt gebracht haben.
Alle alten Weisheiten vom Zen bis zur christlichen Mystik kennen diese Katharsis, am
schönsten hat sie Dante in seiner Divina Commedia ausgedrückt: bevor das Ich auf seiner
Himmelswanderschaft das strahlende Licht und die Liebe ertragen kann, muß es
verschwinden, wird es vom Frühling in Lethe getaucht, der Berg der Erinnerungen fällt ab,
es nimmt Urlaub von sich selbst.
Zu sagen wäre noch, daß der Ton der Verse eine Variation von A (Anfang, Alphabet) ä,ü,
ö und wieder zum A oder zum EINEN zurückführt.)