27.05.2004
Fortaleza-Serra de Baturité
Endlich geht es los! Vier ganze Tage nur für Birding! Die traurige Wahrheit ist, dass davon mindestens 20 Stunden für Autofahrt verschwendet werden... Chapada do Araripe liegt ca. 600 km von Fortaleza entfernt, was in Brasilien 8-9 Stunden fahrt bedeutet... Aber Antilophia ruft...
Um 7:00 Uhr fuhren wir los. Kurz vor der Abreise hatte ich meinen nächsten Lifer aus dem Hausgarten – ein Hauszaunkönig Troglodytes aedon musculus (von CBRO als separate Art Troglodytes aedon geführt) sang und ließ sich dabei gut beobachten. Unser erstes Ziel war Serra de Baturité knapp über 100 km, etwa 2 Stunden Fahrt von Fortaleza. Unterwegs machten wir kurze Stopps wenn etwas zu sehen war.
Eine kleine Lagune brachte einen Schwarzkopftaucher Tachybaptus dominicus. Weiter in der degradierten Caatinga sahen wir einen Trupp der endemischen Kaktussittiche Aratinga cactorum. In einem kleinem Städchen Acarapé Hunderte von Graubrustschwalben Progne chalybea. Zwar keine neue Art aber wirklich beeindruckend... Die Strasse wurde immer steiler, wir erreichten die Nordhänge von Serra de Baturité und stiegen schnell von 0 auf etwa 800 m ü.M. Der erste Stopp in Serra brachte eine Rauhflügelschwalbe Stelgidopteryx ruficollis. Wir fuhren weiter zu dem unter Brasilien-Spezialisten gut bekannten Hotel Remanso. Das Hotelgelände war leider abgesperrt (es war Donnerstag , das Hotel war aber zur Zeit nur von Freitag bis Sonntag geöffnet) und der Anruf von IBAMA , der uns den Zugang zu dem privaten Wald hinter dem Hotel ermöglichen sollte, war leider noch nicht erfolgt. Nichtsdestotrotz direkt an der Einfahrt ins Hotelgelände begann endlich ein Birding wie ich es mir in Südamerika immer vorgestellt habe. Alles war voll mit Vögeln!
Sehr auffällig waren die endemischen Bindentöpfer Furnarius figulus, kurz danach kam ein Trupp von Tangaren... Ja, es waren Blaukappentangaren Tangara cyanocephala der endemischen Unterart cearensis, wohl die farbenprächtigste Vogelart die ich je gesehen habe!!!
Blaukappentangare Tangara
cyanocephala Foto: © Arthur Grosset
Bald darauf kam der richtige „Hammer“ – eine für NO-Brasiliens endemische Art – Caatingaspateltyrann Hemitriccus mirandae- zeigte sich sehr schön! Ein unauffälliges Vögelein aber sehr lokal und selten... echte Spezialität. Sofort danach kam die nächste endemische Art – Ockerzwergspecht Picumnus limae – leider nur kurz im Flug gesehen... Neu für meine Liste waren noch: Palmentangare Thraupis palmarum, Isabelltangare Tangara cayana und noch Blaukopfpitpits Dacnis cayana , die letzten leider nur sehr schlecht gesehen...
Wir fuhren zirka 500m nach unten und machten Halt in einem „guten“ Wald. Zwei Schlankschnabel-Baumsteiger Xiphorynchus fuscus liessen sich aus der nächsten Nähe beobachten. Eine Pipra rufte... nach kurzer Suche war es soweit... leider „nur“ ein Weibchen von Schwanzbindenpipra Pipra fasciicauda. Die hier recht häufigen Fahlbrustdrossel Turdus leucomelas liessen sich hier schön beobachten. Wir fügten noch einen Schuppenkopf-Fliegenstecher Phylomyias fasciatus unserer Tripliste hinzu und fuhren wenige Kilometer Richtung Pacoti um dort in Sítio Pau D’alho (Chalê Nosso Sítio) unsere Quartiere für leider nur eine Nacht zu beziehen. In den bunten Blumen direkt vor unserem Appartement erschien mehrmals eine schöne Saphiramazilie Amazilia lactea. In einem niedrigen Baum war eine Rotbauchdrossel Turdus rufiventris zu sehen. Wir richteten uns schnell ein und gingen weiter auf die „Vogeljagd“.
Auf einem
ökologischen Pfad (trilha ecológica) bei Hotel Remanso
Wir fuhren die Gebiete ab wo die „kritisch gefährdeten“ endemischen Weißohrsittiche Pyrrhura anaca (die Art wird noch von AOU als Pyrrhura leucotis griseipectus geführt) zu erwarten waren. Sie zu sehen gelang uns leider nicht, stattdessen verlängerte sich meine Liste um folgende Arten: Gelbflügelsittich Brotogeris chiriri , Schwarzsteißschwalbe Notiochelidon cyanoleuca, Guiratangare Hemithraupis guira, Epaulettentrupial Icterus cayanensis (die hiesige Rasse mit gelben „Epauletten“), Bauchschnabeltyrann Megarhynchus pitangua, Fleckentyrann Empidonomus varius und Kurzschopftyrann Myiarchus ferox, wobei der letzte nur gehört wurde.
Am späten Nachmittag gelang uns endlich auf das Gelände des Remanso-Hotels hereinzukommen um dann auf den speziell angelegten ökologischen Pfaden in den tropischen Wald zu gehen. Auf dem Hotelgelände waren die akrobatischen Einlagen der Schwalbentyranne Hirundinea ferruginea zu bewundern. Wir gingen dann rein in den Wald, die Zeit bis zum Sonnenuntergang war leider nur sehr knapp und im Waldesinneren war es schon sowieso ziemlich dunkel. Die durch Klangattrappe angelockten Rotkehl-Mückenfresser Conopophaga lineata der endemischen Unterart cearae (wird bald vermutlich als separate Art anerkannt) konnten deshalb nur als Silhouetten wahrgenommen werden. Als Höhepunkt des Abends war aber die Begegnung mit Brillenkauz Pulsatrix perspicillata zu verzeichnen. Zwei Vögel riefen auf beiden Seiten des Pfades. Paulo hat die Rufe aufgenommen und wieder abgespielt um die Eulen heranzulocken. Es wurde mit Erfolg gekrönt und eine Brillenkauz flog kurz danach niedrig über unseren Köpfen vorbei. Es wurde stockdunkel und wir kehrten in unsere Quartiere zurück. Auf dem Gelände unserer Sítio waren zahlreiche Pauraque Nyctidromus albicollis zu sehen und zu hören.
Den Abend haben wir mit Alexandre, den lokalen Naturschutzbeauftragten in einer gemütlichen Restaurant in Pacoti verbracht.
Als wir in unsere Quartiere zurückkamen „sagte“ uns eine Cholibaeule Otus choliba „gute Nacht“.
28.05.2004 – Serra de Baturité – Fahrt nach Crato
(über 500 km)
Dieser Tag stand unter dem Zeichen einer mindestens 8-stündigen fahrt nach Crato, einer Stadt am Rand der Chapada do Araripe. Am frühen Morgen hatten wir nur etwa 3 Stunden Zeit um in die Wälder rund ums Remanso-Hotel reinzuschauen.
Immergrüner,
tropischer Wald in Serra de Baturité
Diesmal gelang uns ein Männchen und ein Weibchen des Rotkehl-Mückenfressers Conopophaga lineata cearae wirklich schön zu beobachten. Der erste Lifer des Tages war eine schöne Schwarzbrust-Ruderammer Arremon taciturnus, der zweite, die heimliche Kurzschwanz-Ameisendrossel Chamaeza campanisona, ließ sich zwar sehr gut verhören aber leider nicht richtig beobachten. Kurz darauf folgten die endemische Unterart des Grauscheitel-Wollrückens Thamnophilus caeruleus cearensis, Schlankfuß-Fliegenstecher Zimmerius gracilipes, der Schwarzkopf-Ameisenfänger Herpsilochmus atricapillus ließ sich leider nur gut hören, ebenfalls der heimliche Weißkehl-Breitschnabel Platyrinchus mystaceus und der endemische Grauaugenvireo Hylophilus amaurocephalus. Plötzlich stieg die Spannung, die gutturalen Rufe des Gould-Arassaris Selenidera gouldii waren zu hören... Leider haben sich diese schönen Vögel nicht gezeigt... Weiter folgte eine sehr schöne Beobachtung eines Männchens und eines Weibchens des Goldhähchen-Waldsängers Basileuterus culicivorus und ein Versteck-Spiel mit laut rufenden Rothalsrallen Laterallus melanophaius. Die letzten Meter der Strecke brachten wunderschöne Blicke auf entzückende Schwalbennymphen Thalurania furcata und es kam noch besser, eine sehr schöne Beobachtung des endemischen Ockerzwergspechtes Picumnus limae!
Ockerzwergspecht Picumnus limae Foto:© Ciro Albano
Unsere Zeit in Serra de Baturité war leider abgelaufen, ich denke die nächsten Stunden hätten uns noch einige Tyrannen- und Schlüpfer-Arten gebracht, auf die wir leider diesmal verzichten mussten... Antilophia ruft also los … Die lange Fahrt über teilweise durch metertiefe Schlaglöcher richtig entstellte Strasse hat immerhin einige Lifer gebracht: Olivenscharbe Phalacrocorax olivaceus, Weißschwanzaar Elanus leucurus, Schneckenweih Rostrhamus sociabilis, Savannenbussard Heterospizias meridionalis, Fleckenfaulvogel Nystalus maculatus, leider nur gehörte Weißbart-Ameisenfänger Myrmorchilus strigilatus, wohl der “beste” Vogel unterwegs - der endemische Caatinga-Cacholote* Pseudoseisura cristata
Caatingacacholote* Pseudoseisura
cristata Foto: © Arthur Grosset
mit ihrem für diese Vogelgröße wirklich gigantischen Nest, endlich eine schöne Beobachtung des häufigen Gelbbauch-Spateltyranns Todirostrum cinereum und zum Schluss eine Camposspottdrossel Mimus saturninus.
Schon bei Dunkelheit erreichten wir unser komfortables Hotel Encosta da Serra (gebaut erst vor einem Jahr) in Crato und gingen früh Schlafen. Morgen wird wohl der größte Orni-Tag meines Lebens folgen... Antilophia wartet....