Kernenergie - Aktuell 22. Mai 2006 © email: Krahmer |
nuclear |
Pressemitteilung Max-Planck-Institut für
Plasmaphysik, 22.Mai.2006
ITER- Organisation wird gegründet
der
internationale Fusionsreaktor
Von: Isabella Milch
ITER-Organisation wird gegründet
Paraphierung des Gründungsvertrags am 24. Mai in Brüssel / internationaler Fusionstestreaktor Den Vertrag zur Gründung der für den
Bau und Betrieb des internationalen Fusionstestreaktors
verantwortlichen ITER-Organisation werden am kommenden Mittwoch, den
24. Mai 2006, die Vertreter der sieben ITER-Partner in Brüssel
paraphieren. Bevor der Vertrag in Kraft tritt, muss er noch durch die
Regierungen der Partner - Europa, Japan, Russland, die USA, China,
Indien und Südkorea - ratifiziert werden, was voraussichtlich bis
Jahresende geschehen sein wird. Der Experimentalreaktor ITER (lat.:
"der Weg"), der in Cadarache in Südfrankreich entstehen
soll, ist der nächste große Schritt der weltweiten
Fusionsforschung. Er soll zeigen, dass ein Energie lieferndes
Fusionsfeuer unter kraftwerksähnlichen Bedingungen möglich
ist.
"Wir freuen uns sehr, wenn die seit
November 2001 laufenden ITER-Verhandlungen am Mittwoch endlich
abgeschlossen sein werden," erklärt Prof. Dr. Alexander
Bradshaw, der wissenschaftliche Direktor des Max-Planck-Instituts
für Plasmaphysik (IPP) in Garching und Greifswald: "Die
Bauvorbereitungen für ITER können so im nächsten Jahr beginnen.
Das erste Plasma ist dann etwa im Jahr 2017 zu erwarten. In der
Zwischenzeit bedeutet ITER zahlreiche Aufträge an die europäische
und damit auch an die deutsche Industrie. Ebenso können die
deutschen Fusionsforschungseinrichtungen in Garching/Greifswald,
Jülich und Karlsruhe Aufträge erwarten." Das IPP, eines der
größten Fusionszentren in Europa, arbeitet mit seinem Experiment
ASDEX Upgrade seit Jahren an ITER-relevanten Fragen. Die
physikalischen Grundlagen für den Testreaktor wurden in wesentlichen
Teilen im IPP entwickelt. Mit seiner ITER-ähnlichen Geometrie wird
ASDEX Upgrade auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, zum
Beispiel bei der Suche nach optimierten Betriebsweisen für den
Testreaktor. Daneben entwickelt das IPP Teile der Plasmaheizung von
ITER sowie Analyseverfahren für das Plasma.
ITER wurde seit 1988 in weltweiter
Zusammenarbeit von europäischen, japanischen, russischen und bis
1997 auch US-amerikanischen Fusionsforschern vorbereitet. 2003
schlossen sich dem Projekt China und Südkorea an; auch die USA
kehrten in die Zusammenarbeit zurück. 2005 kam als siebter Partner
Indien hinzu. Mit einer Fusionsleistung von 500 Megawatt soll ITER
erstmals ein brennendes und Energie lieferndes Plasma erzeugen.
Angestrebt wird ein Energiegewinnungsfaktor von mindestens 10: Das
Zehnfache der zur Plasmaheizung aufgewandten Energie soll als
Fusionsenergie gewonnen werden. Nach einer Bauzeit von etwa zehn
Jahren werden rund 600 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker rund
zwanzig Jahre an der Anlage arbeiten. Die Baukosten wurden auf rund
4,6 Milliarden Euro, die Betriebskosten - einschließlich Rücklagen
für den späteren Abbau - auf jährlich 265 Millionen Euro
veranschlagt. Der Gastgeber Europa übernimmt rund 45 Prozent der
Baukosten; die verbleibende Summe teilen sich die anderen sechs
Partner. Die Beiträge werden im wesentlichen in Form fertiger
Bauteile geliefert, die in den jeweiligen Ländern hergestellt und
dann nach Cadarache transportiert
werden.
Hintergrund: Energiequelle Fusion Ziel der Fusionsforschung ist es, ein Kraftwerk zu entwickeln, das - ähnlich wie die Sonne - aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie erzeugt. Um das Fusionsfeuer zu zünden, muss der Brennstoff - ein Plasma aus den Wasserstoffsorten Deuterium und Tritium - in Magnetfeldern eingeschlossen und auf hohe Temperaturen aufgeheizt werden. Ein Gramm Brennstoff könnte 90.000 Kilowattstunden Energie freisetzen, die Verbrennungswärme von elf Tonnen Kohle. Die Rohstoffe der Fusion sind in nahezu
unerschöpflichen Mengen überall vorhanden. Weil ein Kraftwerk
zudem günstige Umwelt- und Sicherheitseigenschaften erwarten
lässt, könnte die Fusion einen nachhaltigen Beitrag zur
Energieversorgung der Zukunft leisten: Fusion ist nach heutigem Wissen
eine katastrophenfreie Technik. Ein Kraftwerk kann so konstruiert
werden, dass es keine Energiequellen enthält, die - wenn sie außer
Kontrolle geraten - eine Sicherheitshülle von innen zerstören
könnten. Es kann also nicht "durchgehen". Als radioaktiver
Abfall bleiben die Wände des Plasmagefäßes zurück, die nach
Betriebsende zwischengelagert werden müssen. Die Aktivität des
Abfalls nimmt rasch ab: nach etwa 100 Jahren auf ein zehntausendstel
des Anfangswerts. Werden spezielle Materialien mit niedrigem
Aktivierungspotential sowie effiziente Rezyklierungsverfahren
entwickelt, so wäre nach hundert Jahren Abklingzeit kein Abfall mehr
zu isolieren. Das gesamte Material wäre dann freigegeben bzw. in
neuen Kraftwerken wieder verwendet.
Auf dem Weg zu einem Kraftwerk soll ITER zeigen, dass ein Energie lieferndes Fusionsfeuer möglich ist. Das Experiment soll damit die Voraussetzungen für eine Demonstrationsanlage DEMO schaffen, die alle Funktionen eines Kraftwerks erfüllt. Angesichts von je 30 Jahren Planungs-, Bau- und Betriebszeit für ITER und seinen Nachfolger DEMO könnte ein Fusionskraftwerk etwa in 50 Jahren wirtschaftlich nutzbare Energie liefern. Isabella Milch
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.ipp.mpg.de Videomaterial von der Unterzeichnungszeremonie stellt “Europe by
Satellite" zur Verfügung:
http://ec.europa.eu/avservices/ebs/schedule.cfm
Fotos erhalten Sie über das “EC
Audiovisual Portal":
http://ec.europa.eu/avservices/photo/photo_news_en.cfm Weitere Informationen:
Max-Planck-Institut fuer Plasmaphysik (IPP)
Presse- und Oeffentlichkeitsarbeit Boltzmannstraße 2 D-85748 Garching Tel. 089-3299-1288 Fax 089-3299-2622 http://www.ipp.mpg.de IPP-Newsletter "Energie-Perspektiven" http://www.energie-perspektiven.de |
Deutsche Kernreaktoren produzieren zur Zeit
soviel Energie wie noch nie! -Weltrekorde 25.
Februar 2002
Erforschung der
Umwelt-Radioaktivität - eine Naturwissenschaft in der Krise,
25. Sept. 2001
Kernfusion,
jetzt oder nie?
Euro-Wissenschaften
- Infodienst
Bis wann werden Fusionsreaktoren
möglich sein
"Zukunftsorientierte
Energieforschung - Fusionsforschung" im Deutschen Bundestag, am 9. November
2000
Fragen zur Kernfusion
... aber vom pp-Zyklus, dem Feuer der Sterne, bis zu einem
technisch sicheren Kraftwerk ist ein langer und schwieriger
Weg...
Bild von DESY Quelle: Spaziergang durch einen Fusionsreaktor |
Aktuell
Physik Aktuell Astronomie Aktuell Klima Aktuell Ozon Aktuell Mathematik Aktuell Kernenergie News-Foren Fachliteratur Datenblätter Jobs Kontakmenü Kontake Sucher Suchmaschinen |
Links zur Kernfrage Kernenergie, Kernspaltung, Kernreaktor muss es heissen. Atomenergie ist falsch, denn Atomenergie ist letztlich chemische Energie, die Energie einer brennenden Kerze, die Energie mit der unser Körper arbeitet. Atomhüllen werden da verschmolzen und getrennt, bei Energieumsätzen im Bereich von wenigen Elektronenvolt. Bei Kernumwandlungen (Natürliche Radioaktivität, Kernspaltung, Kernfusion) sind die Kerne von Atomen (100 000 mal kleiner als das Atom) beteiligt mit 100 000 mal grösseren Energieumsatz, bis an die MeV (Megaelektronenvolt=1 000 000 eV). Chemische, Biologische Energie, Photovoltaik arbeiten
mit Atomenergie im Bereich von wenigen Elektronenvolt,
Kernenergie nutzt 100 000 fach höheren Energiemengen. |