Schlinks Der Vorleser, Nazis als X, und bildungsbürgerliches Urvertrauen

Schlinks Der Vorleser ist sowohl ein Stück Holocaustliteratur als auch eine Überlegung an der Macht der Fähigkeit. Dieser zweite Aspekt des Romans ist in der Entwicklung dieses Begriffes ganz traditionell -- ich meine damit, dass der Roman ein implizites Vertrauen in den traditionellen Begriffen hat, mit dem Fähigkeit rechtfertigt wird. Schlinks Erzähler, der Michael Berg hießt, sagt deutlich so nahe an der Ende des Romans, während er seiner geliebten Frau bei Kassetten vorliest -- er sagt dem Leser: Insgesamt weisen die Titel [der Büchern, die er ihr vorlest hatte] ein großes bildungsbürgerliches Urvertrauen aus. (Schlink 176) Aber diese Vertrauen lebt auch inzwischen der Wörter in diesem Roman: Es gestaltet alle die Urteile, die Michael macht, und lasst dem Leser eine tiefere Verständnis der Handlung und des Wesens der Figuren zu entwickeln. Dieses Referat wird dieses ursächliche Vertrauen durch eine eingehende Anschauung dieser zwei Hauptaspekte des Romans -- der Handlung unddes Wesens der Figuren -- zu erleuchten versuchen.

Kurze Zusammenfassung der Handlung

Im ersten Teil, lernt der 15jährige Michael Berg eine 36jährige Frau, Hannah Schmitz, kennen. Er bekam Gelbsucht, und sofort nach er übergebt hatte, erscheint Frau Schmitz. Sie hilft ihn zurück nach Hause, in dem er einige Monaten krank bleibt. Als er gesund nach mehr geworden ist, kehrt er zurück zum Hause der Frau Schmitz, um sie zu bedanken. Sie verführt ihn, und sie entwickeln ein geheimes Verhältnis, das sexuell und zweideutig romantisch ist. Eine große Gründ ihres Verhältnisses ist die Tatsache, die Michael liest Frau Schmitz oft vor -- er liest ihr vor, was er liest selbst, oft was er in der Schule liest. (Taugenichts, Emilia Galotti, Kabale und Liebe, und so weiter.) (56) Wenn Michael wird erwachsen weiter, beginnt er, mehr Zeit mit seinen Mitschülern zu brauchen. Ihm scheint dieses Brauchen -- und die Tatsache, die er seinen Freunden nichts an Hannah erzählt -- als einen Verrat. An der Ende des ersten Teiles, verschwindet plötzlich Frau Schmitz.

Im zweiten Teil, geht Michael zur Uni und wählt Rechtswissenschaft als Hauptfach. Er nimmt einen Kurs, die sich an einem Prozess, das ein Ereignis in der Nazizeit passiert und mit Frauen, die starben durch die Nachlässigkeit und Verwirrung ihrer Gefängniswärtern, interessiert. (Die Frauen, die in einer Konzentrationsanlage in der Nähe von Auschwitz gewesen waren, mussten ein Todestrab, Todesgalopp -- so nannte eine der Frauen statt eines Todesmarsches dieses Ereignis -- machen. Als sie angehalten eine Nacht hatten, haben die Alliierten die Kirche, in der die Frauen geschlafen haben, bombardiert. Die Gefängniswärter haben nicht die Türen der Kirche aufgeschlossen, und alle die Frauen darin außer zwei haben zu Tode verbrennt.) (116) Eine der Angeklagten ist Hannah. Michael vertieft sich viel mehr als wird verpflic htet für den Kurs im Prozess und analysiert das tiefsinnig. Er beobachtet besonders Hannah.

Eine der Überlebenden der Nacht der Verbrennung erzählt dem Gericht, dass Hannah in der Konzentrationsanlage Vorleserinnen hatte. Nach dieser augenöffnende Erklärung, die Michael sehr verwirrt, und um den Mittelpunkt des Prozess, erkennt Michael, dass Hannah Analphabetin ist. Wegen dieser Tatsache hatte sie Vorleserinnen in der Konzentrationsanlage und Michael als Vorleser danach; diese Tatsache erklärt auch viele Ereignisse, die Michael und Hannah zusammen hatten. Es erklärt auch, weil Hannahs Teil des Prozess so schlimm geworden ist: Sie versteht nicht das schreibende Material, das so wichtig im Prozess ist, und versteht auch doch nicht die Konventionen, die zu einem Gerichtsprozess gehören. Hannah kämpft gegen den Richter im unpassenden Momenten und unpassenden Situationen. Die andere Angeklagten organisiert sich zusammen gegen Hannah -- sie benützen sie als einen Sünderbock, um ihre eigene Straftaten kleiner anscheinen zu lassen. Gleichzeitig versucht Michael seine Verhältnis mit Hannah zu verstehen. Er abschließt sich von anderen Leuten und der Welt des normales Lebens. den ganzen Teil hindurch. An der Ende der zweiten Teil bekommt Hannah lebenslänglich.

Im dritten Teil lernt Michael für seine Gerichtsprüfung und macht einen Skifahrenurlaub. In diesem Urlaub wird er krank mit Fieber. Als er nach mehr gesund geworden ist, hat er seine emotionelle Betäubung, mit der Hannahs Weggehung ihm im ersten Teil gelassen hatte, verloren. Er verheiratet sich dann mit einer Frau, die auch Juristin ist. Er und seine Frau, Gertrud, bekommen eine Tochter, Julia. Als Julia fünf Jahre alt ist, lassen Michael und Gertrud sich scheiden; Michael beobachtet, dass Julia nicht versteht, was Ehescheidung heißt; er hat auch ein sehr schlechtes Gewissen, weil er fühlt sich, dass er und Gertrud Julia die Geborgenheit verweigerten, die sie sich spürbar wünschte. (165) Michael versucht andere Verhältnisse zu probieren, und erkennt, dass eine Frau ein bisschen wie Hannah sein muss. Wenn er sich entscheiden muss, was für eine Arbeit als Jurist will, wird er Gerichtshistoriker, und denkt über die tiefsinnige Bedeutungen der Geschichte des Gesetzes und des Gerichtsystems nach. Er fängt noch mehr an, Hannah vorzulesen -- jetzt bei Kassetten -- wenn sie noch ins Gefängnis ist. Vier Jahren danach, bekommt er einen Brief von Hannah, den sie geschrieben hatte. Schließlich bekommt er einen Brief von der Leiterin des Gefängnisses, in dem die Leiterin Michael bittet, an Hannahs Entlassung aus dem Gefängnis zu denken. Die Leiterin erwartet, dass der Gefängnisgnadenausschuß Hannahs Gnadengesuch stattgeben wird. Michael wird noch mehr verwirrt, weil er hat jetzt mit Hannah ein bequemes Verhältnis, in dem er Bücher vorliest, und sie schreibt ihm manchmal kurze Briefchen. Michael bereitet sich aber für ihre Entlassung vor und macht ein Zimmer und eine Arbeit für sie fertig.

Michael besucht Hannah einmal im Gefängnis und spricht einmal mit ihr am Telefon sofort vor sie entlasst wird. Wenn er aber im Gefängnis ankommen ist, entdeckt er, dass Hannah sich erhängt hatte. Er redet mit der Leiterin, schaut das Gefängnis um, und entdeckt, dass Hannah mit Gefängnispolitik tätig war und mit den anderen Frauen ins Gefängnis Autorität hatte. Er findet auch heraus, dass Hannah ein Testament bei der Leiterin gelassen hatte. Michael muss einige Geld in einer Teedose, zusammen mit 7000 Mark in der Sparkasse, der Tochter, die die Nacht der Verbrennung übergelebt hatte, geben. Er schaut Hannahs Körper an bevor er das Gefängnis verlasst. Im Herbst fliegt Michael nach Boston und besucht die Tochter in New York. Die Tochter hört ihn zu und sagt ihm, dass sie für irgendwas zu verwenden, was mit dem Holocaust zu tun hat nicht möchte, weil das mir wirklich wie eine Absolution [vorkäme], die ich weder erteilen kann noch will. (203) Die Tochter behaltet die Teedose, weil sie eine in der Konzentrationsanlage hatte, die gestohlen wurde; Michael spendet dem Jewish League Against Illiteracy in New York das Geld. Mit dem computergeschriebenen Gedankebrief in der Name Hannah Schmitts, und damit fährt er die erste und einzelne Zeit zu Hannahs Grab.

Analyse

Wie ich früher sagte, Der Vorleser ein implizites Vertrauen in den traditionellen Begriffen hat, mit dem Fähigkeit rechtfertigt wird. Das ist genauer zu sagen, dass einige Vermutungen in Der Vorleser leben und die Figuren Michaels und Hannahs erklärt. In der Tat, besteht die traditionelle Rechtfertigung aus diesen Vermutungen, die auch der Roman daraus besteht. Diese Rechtfertigung der Fähigkeit wird von Schlink als eine Gegensatz: Hannah fehlt einige Merkmale, die eine ganze Person normalerweise hat. Diese Fehlungen können allen zu ihrer Unfähigkeit verfolgen werden. Als Analphabetin kann sie nicht ganz sein; sie muss zu lesen und schreiben lernen, ethisch zu werden. Diese Fehlung beeinflusst sie als SS-Wächterin auch, und durch diese Verbindung äußert sich Schlink über die Nazizeit und die Schuld der deutschen Leute.

Hannah als Analphabetin

Alle die traditionelle Begriffe, aus den die Handlung des Romans gebaut wird, geben die Hauptbegriffe, die manchmal auf Englisch the liberal subject[1] heißt, um. Mit liberal subject wird eine Person gemeint, die ein Einzelner ist, der nicht durch einer sozialen Stelle verschiedenen sozialen Interessen definiert wird, sondern von einer einzelner Individualität, die in Rationalität und Moralität begründet wird. (Culler 37)

Jonathan Culler, ein großbritannischer Englischliteratur- und Vergleichendliteraturprofessor, beschreibt in seinem Buch, Literary Theory: A Very Short Introduction (Literarische Theorie: Eine sehr kurze Einführung) einige Hauptpunkte, die diesen liberal subject erklären. Diese Hauptpunkte sind alle traditionelle Begriffe, mit den man über Literatur redet.

Die erste dieser Punkten hat mit Hannahs Geschichteverständnis zu tun. Culler behauptet, dass die Geschichte verstanden wird, als ob sie eine Erzählung wäre:

Historikern produzieren nicht Erklärungen, die wie die vorhersagliche Erläuterungen der Wissenschaft sind: sie können nicht aufklären, dass wenn X und Y geschehen, Z auch geschehen muss. Was sie sondern tun, ist zu zeigen, wie ein Ereignis zu einem anderen Ereignis führte: Wie der erste Weltkrieg ausbrachte, nicht weil es so zu tun musste. [...] Kurz gesagt, das Modell der geschichtlichen Verständlichkeit ist literarische Erzählung. (Culler 19)[2]

Dies hat natürlich sehr viel mit Hannah zu tun: Als Analphabetin, sehr weniger Geschichte gehören ihr, als wenn sie schreiben und le sen könnte. Wegen dessen fehlt Hannah die historische Perspektiv: Wenn sie in großem Blick etwas analysieren muss, stellt sie daran unpassende Fragen. Nach Michaels Lesung aus Eichendorffs Taugenichts zu Ende war, fragte Hannah: Zolleinnehmer -- war das kein guter Beruf? (Schlink 56) Sie stellt vor dem Gericht eine Frage, die so ähnlich wie möglich (unter den Umständen), war -- wenn der Richter ihr fragt, warum und wie sie Häftlingen zurück zu Auschwitz gewählt hat, sie fragt sich: Also hätte ich ... hätte nicht ... hätte ich mich bei Siemens nicht melden dürfen? (108) Beiden Fragen von Hannah haben nichts mit den Hauptpunkten zu tun; bei beiden schweifen sie vom Thema ab. Aber Hannah, ohne allgemeines Bild, kann nicht verstehen, woran Michael und der Richter ihr am wichtigsten zu fragen versuchen. Sie hat einfach keine historische Verständnis, und ohne eine historische Verständnis kann sie nicht ethisch sich entscheiden. Also, für sie kann Fragen, woran was sie getan gesollt hätte, nur praktisch beantworten werden.

Hannah fehlt anscheinend das ganze Buch hindurch eine Verständnis der anderen Leuten als menschlich. Wenn der Richter ihr die Frage, Warum haben Sie nicht aufgeschlossen? stellt, antwortet Hannah, dass sie und die andere Gefängniswärtern nic ht gewusst hatten, was sie getan gesollt hätten. (120) Wenn der Richter stellt ihr die Frage weiter, ob sie Angst hatte, dass die Frauen sie überwältigen würden, oder dass sie in Schwierigkeiten wäre, wenn die Frauen ausbrechen hätten, antwortet sie:

Nein, aber wie hätten wir da noch mal Ordnung reinbringen sollen? Das hätte ein Durcheinander gegeben, mit dem wir nicht fertiggeworden wären. Und wenn sie zu fliehen versucht hätten. [...] Wir hätten sie doch nicht einfach fliehen lassen können! Wir wäre doch dafür verantwortlich. (122)

Hannah sieht die Gefangenen nicht, als ob sie Menschen gewesen wären. Statt dessen sieht sie die Gefangenen als Objekte, die sie bewachen muss. Überlegungen, die die Gefangenen Menschen mit Rechten und Gefühlen sind, kamen ihr nie. Sie denkt nicht an die Fragen, ob ihre Befehle richtig waren; sie hat nur gedacht, dass sie diesen Befehlten gehorchen musste.

Dieses Problem ist einen andere Teil der traditionellen Rechtfertigung der Fähigkeit. Culler erklärt diesen Teil so:

Der Wert der Literatur war lang, dass sie mit dem ersatzweisen Ereignissen verbunden wurde, die sie dem Leser gibt, die ihnen zu wissen ermöglicht, wie es fühlt, in dieser einer Stelle zu sein -- also auch Verlangungen zu bekommen, so oder nicht so zu tun. Literarische Werke fördern Identifizierung mit Figuren durch eine Darstellung ihrer Augenblicke. (112)

Noch mal kann man sagen, dass Hannahs Mangel der Geschichten sie behindert, sie als ein ethisches Mensch zu werden. Wegen ihres Mangels der Geschichten, hat sie keine Fähigkeit, mit den Gefangenen mitzufühlen. Hannah hat auch kaum Fähigkeit, die Ideologie ihrer Gesellschaft zu kritisieren. Der Leser dieses Romans kann dies sehen, wenn er die obengenannten Zitate liest. Diese Fehlung könnte auch aus ihrer Ana lphabetigkeit, lesen und schreiben zu können, kommen. Ein andere Teil der traditionellen Rechtfertigung der Literatur ist, dass dem Leser erlauben kann, wie es ein Angehöriger anderer Gruppen zu sein wäre. Culler sagt:

Literatur stellt dar, zum Beispiel, in einer potentiell intensiven und berührenden Art, die enge Reihe der Wähle historisch zu Frauen möglich, und -- durch diese Darstellung -- wirft die Möglichkeit aus, die man nicht diese Darstellung als selbstverständlich betrachtet. (Culler 38)

Hannah hat natürlich keine Möglichkeit, die meiste Erzählung hindurch durch Lesen und Geschichtehaben ihre Regierung zu kritisieren. Diese Behauptung wird aber beweist, wenn Hannah zu lesen und schreiben lernt: Wie die Leiterin zu Michael sagt, wenn er ins Gefängnis kommt nach Hannahs Tod: Nachdem Frau Schmitz lesen gelernt hat, hat sie gleich angefangen, über KZs zu lesen. (Schlink 194) Diese Feststellung unterstützt stark diese Behauptung: Nachdem Hannahs neue Lesenfähigkeit, versucht sie eine theoretische Perspektiv an den Konzentrationsanlagen zu entwickeln, zu züchten. Umgekehrt, lässt diese enge zeitliche Verbindung zwischen Lesenkönnen und Lesung über die Konzentrationsanlagen schließen, dass Hannahs früheren Fehlung einer theoretischen Perspektiv aus der Tatsache kommt, die sie Analphabetin war.

Hannah in Vergleich mit anderen Nazis

Also ist es klar, dass Hannahs Analphabetigkeit beeinflusst sie als eine KZ-Wächterin, aber was hat das mit den meisten SS-Angehörigen zu tun? Man kann nicht ehrlich sagen, dass alle Nationalsozialisten auch Analphabeten waren (trotzdem würde das vielleicht verführerish). Also Hannah hat anscheinend wenig mit anderen Nationalsozialisten zu tun -- ihre Probleme kommen vermutlich aus einer anderen Quelle.

Obwohl Hannah hat im Wesen nicht so viel mit dem durchschnittlich Nazi zu tun, hat Der Vorleser doch viel mit dem deutschen Ereignis der Schuld nach der zweiten Weltkrieg zu tun. Michaels Ereignis, in dem er seinem Verhältnis mit Hannah zu verstehen versucht, könnte vergleicht mit dem deutsche Ereignis, in dem die Deutschen ihrer Verhältnis mit den Nationalsozialisten zu verstehen versuchen. Michael kommt manchmal in der Nähe von einer Verständnis seiner Verhältnis mit Hannah, aber er versteht sie nie ganz und allgemein; die Deutschen (mir scheint) sind in die gleiche Stelle -- sie wissen viele Tatsachen über das Holocaust, und denken anscheinend sehr oft darüber; aber eine ganz allgemeine Verständnis davon kaum entkommt immer. Man kann das beobachten in der deutschen Kultur und Presse. (Zum Beispiel hat Der Spiegel eine Serie, die Der Gegenwart der Vergangenheit, über die Nazizeit, vor kurzem herausgebracht.) In der USA ist das Holocaust eine Thema, darüber nur von Leuten, die philosophische, theoretische, soziologische, politische, und geschichtliche theoretische interessanten haben, regelmäßig geredet wird; in Deutschland ist diese Holocaustthema regelmäßig für alles.

Michaels Ereignis mit Hannah gibt dem Leser die Schlüsselbegriff, damit der Leser diese Verhältnis (zwischen dem deutschen Holocaustverständnisversuch und Michaels Versuch, um seine Verbindung mit Hannah zu verstehen) aufschließen kann. Diese Aufklärung stimmt, weil Michaels Verbindung mit Hannah in der Holocaustfrage begründet ist. Immer wieder sagt Michael, dass sein Problem mit Hannah ist, dass sie eine Verbrecherin war -- nicht nur eine Verbrecherin, aber eine Verbrecherin, die Mittäterschaft in den furchtbaren Toden vieler Juden hatte.

Michael, wie (anscheinend) die Deutsche, hat nur eine unzureichende Vorstellung des Holocausts. Wenn er die Konzentrationsanlage in Struthof besucht und die Anlage als eine Übel zu vorstellen versucht, sagt er:

Ich versuchte es wirklich, schaute auf eine Baracke, schloß die Augen und reihe Baracke an Baracke. Ich durchmaß eine Baracke, errechnete aus dem Prospekt die Belegung und stellte mir die Enge vor Ich erfuhr, dass die Stufen zwischen den Baracken zugleich als Appellplatz dienten, und füllte sie beim Blick vom unteren zum oberen Ende des Lagers mit Reihen von Rücken. Aber es war alles vergeblich, und ich hatte das Gefühl kläglichen, beschämenden Versagens. (148)

Für Michael also ist das Holocaust einfach zu viel, zu böse, zu groß vorzustellen.

Er hat auch das gleiche Problem mit seiner Verhältnis mit Hannah: Er kann einfach nicht sie verstehen, weil das Böse, das Hannah getan hatte, ist einfach zu groß, und es gibt anscheinend keinen Weg, die Verhältnis mit ihr und die Frage seiner Schuld darüber zu analysieren. Er sagt, das er schuldig war, weil ich eine Verbrecherin geliebt hatte. (129)

Diese schwierig zu verstehene Frage wird auf Seite 168 erklärt, auf der Michael sagt dass mein Leiden an meiner Liebe zu Hannah in gewisser Weise das Schicksal meiner Generation, das deutsche Schicksal war, dem ich mich nur schlechter entziehen. (163) Also ist Michaels Problem auch das deutsche Problem seiner Generation: Wer ist schuldig, und wieso, und wie? Für Michael Berg ist das Problem nur -- und einfach -- komplizierter.

Die Schuldfrage am Holocaust ist zu schwierig und zu kompliziert, in einem Referat so kurz -- und wahrscheinlich von einem Amerikaner geschrieben -- zu beantworten. Michael, eine deutsche Gestalt aus deutsche Literatur, der von ein Deutscher geschrieben wurde, der fast sein ganzes Leben hindurch die Frage zu beantworten versucht hat, kann sogar nicht sie verstehen: er kann nur über seine Geschichte mit Hannah sagen:

Seit einigen Jahren lasse ich unsere Geschichte in Ruhe. Ich habe meine Frieden mit ihr gemacht. [...] Was für eine traurige Geschichte, dachte ich lange. Nicht daß ich jetzt dächte, sie sei glücklich. Aber ich denke, daß sie stimmt und daß daneben die Frage, ob sie traurig oder glücklich ist, keinerlei Bedeutung hat. (206)

Ich wäre also unverschämt, ob ich denken würde, dass ich das machen könnte. Ich habe einfach zu beweisen gewollt, dass Der Vorleser ein Stück Holocaustliteratur ist, in dem die Holocaustfragen gestellt werden -- aber danach, muss ich über die möglichen Antworten dieser Fragen schweigen.

Ein Aspekt dieses Romans ist aber sehr deutlich: Michaels Analyse seiner Verhältnis mit Hannah erleuchtet die gewöhnliche Holocaustfragen. Hannahs Fehlung, ein liberal subject zu sein, und Michaels Fehlung, diese Tatsache, diese zu erkennen, ist eine durchschlagende Darstellung der Geschichte der Nazifehlung, ethische und ganze Menschen zu sein, und der Fehlung der Deutschen, diese Tatsache zu erkennen.

Ausgewählte Bibliographie

Culler, Jonathan. Literary Theory: A Very Short Introduction. Oxford: Oxford University Press, 1997.

Schlink, Bernhard. Der Vorleser. Diogenes Taschenbuch: Zürich, 1995.

Füßnoten

[1] Mit dem englischen Wort subject wird anscheinend sowohl das deutsche Wort Subjekt als auch das Wort Staatsbürger gemeint. Der Hauptbegriff ist anscheinend eine, die in oft amerikanische und großbritannische Philosophisch- und manchmal in Politischrede erscheint. Am einfachsten kann man so dieser Begriff erklären: Durch verstärkte politische Freiheit, mehr Wahlen in der Gesellschaft (was man für eine Arbeit haben kann, was man erleben kann, welchen Begriffen man ausgesetzt werden darf, und so weiter), und (dies hängt an dem Redner, der zurzeit redet) oft durch andere Einflusse auch, kommt ein Staatsbürger ein grammatisches Subjekt zu sein -- ein grammatisches Subjekt in der echtsten Sinn des Wortes. Das bedeutet, dass ein echtes grammatisches Subjekt (als Person) selbstbeeinflusst ist, sondern ganz von außer Einflusse (wie ein Roboter) bestimmt. Ein liberal subject ist ein Bürger, der die Freiheit hat, sich zu sein und selbst zu entwickeln.

[2] Alle Übersetzungen wurden von mir gemacht.

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This essay copyright © 2001-2007 by Patrick Mooney.