Omar:
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Was hütest du ?
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McBlack:
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Die Wahrheit.
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Omar:
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Welche Wahrheit ?
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McBlack:
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Kann ich nicht näher erläutern.
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Omar:
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Ach wirklich ?
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McBlack:
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Ja.
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Omar:
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Soso. Vielleicht ist es ja nur DEINE Wahrheit ?
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McBlack:
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Es ist die lebendige Essenz von allem, die auch jedem anderen Mann und jeder anderen Frau innewohnt.
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Omar:
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Sie ist also jedem zugänglich ?
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McBlack:
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Mehr noch. Sie besteht darauf, zu jedem Zugang zu haben.
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Omar:
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Wie kannst du sie dann behüten ?
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McBlack:
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Ich kann sie nicht behüten, sie gehört nicht mir.
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Omar:
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Was soll dann dieser ganze Geheimnisscheiß ?
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McBlack:
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Welcher Geheimnisscheiß ?
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Omar:
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Man, findest Du das komisch ?
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McBlack:
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O.k., der Geheimnisscheiß, richtig. Der ist notwenig, weil der Geist immer nur das findet, was er ist. Eigentlich findet er gar nichts, sondern macht den ganzen Tag auf´s
neue Shaking Hands mit sich selber.
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Omar:
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Ontologische Masturbation hin oder her. Kann sich die Wahrheit nicht selber beschützen ?
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McBlack:
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Klar kann sie das.
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Omar:
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Wieso braucht sie euch dann dafür ?
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McBlack:
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Sie braucht uns nicht. Was wir machen ist etwas anderes. Du kennst doch die Sache mit dem blinden Fleck im menschlichen Augapfel. Für den Sehenden ist dieser weder da noch
nicht da, weil da sein und nicht da sein Spielarten des Sehens sind. Der blinde Fleck ist also wie ein nahtlos eingebundenes Loch im Gewebe deiner Wirklichkeit: du kannst ihn von innen, also aus deiner Realität
heraus niemals entdecken. Dich damit auseinanderzusetzen bedeutet, dich mit uns auseinanderzusetzen.
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Omar:
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Du meinst, ihr als Metapher für die verborgene Variabel in der Erkenntnis ?
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McBlack:
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Cooler klingt es zu sagen, wir sind der blinde Fleck in der zweiten Generation: ein Fleck auf dem Fleck. Dennoch: das Problem mit der verborgenen Variabel ist exakt
dasselbe: du wirst sie solange haben, bis du deine Position als Sehender bzw. Erkennender aufgibst. Das Gleiche trifft auf die Illuminaten zu.
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Omar:
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Also entspringt unser gesamtes Leid der Natur des Universums, blinde Flecken zu haben ?
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McBlack:
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Ja man, mal vom miserablen Radioprogramm abgesehen. Es ist aber nicht eine Eigenschaft, sondern DIE Eigenschaft des Unisversums, einen blinden Fleck zu haben. Er gehört
dazu wie die Angel zur Tür und er verfolgt dich wie die Möwe den Wal. Und dennoch kannst du ihn so wenig sehen, wie du deine eigene Zunge schmecken kannst. Du spürst immer nur seine Wirkung. Zu existieren bedeutet
-philosophisch gegöbelt-, selektiv zu erblinden. Aber nur weil du etwas nicht siehst, heißt das nicht, daß es nicht da ist....Ironischerweise hat das für dich Unsichtbare sogar große Mitbestimmungsrechte am Verlauf
deines Schicksals. Und dann ist für den Sensibleren die Kacke am dampfen, weil die Verführung groß ist, das Bekannte ins Unbekannte zu deuten. Die meisten können an diesem Punkt nicht widerstehen.
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Omar:
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Und ihr habt versucht, den Fleck sichtbar zu machen ?
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McBlack:
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Nein man. Wir haben nur Wege, wie du ihn zu deinem Lehrer deiner persönlichen, äh, sagen wir mal Evolution machen kannst. Wirklich sehen wirst du ihn nie, denn sein
Angesicht ist dein Angesicht und er spricht nur als DU über DEINE Wirklichkeit durch DICH zu DIR. Wie sollte es auch anders ablaufen ? Er ist dir näher als dein kleiner Finger und Chaos ist oftmals seine Grammatik.
Die meisten Menschen erkenne nicht, daß Ordnung und Unordnung seine Wirkungen sind. Sie glauben, es seien Ursachen und sprechen von merkwürdigen Dingen wie vom Teufel oder dem Zufall.
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Omar:
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Es gibt also keinen Zufall ?
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McBlack:
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Der Zufall ist zu wichtig, als daß es ihn nicht geben dürfte.
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Omar:
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Was kann ich machen, um das besser zu verstehen ?
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McBlack
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Du kannst gar nichts machen. Es ist das gleiche Problem wie mit Chinatown: du mußt dort gewesen sein, um es zu verstehen.
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Omar:
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Hey, warte mal. Meinst Du nicht, daß der ein oder andere Leser gerade gemerkt haben könnte, daß du die Chinatown Metapher von Wilson geklaut hast, der sie wiederum von Polanski hat ?
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McBlack:
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Die das bemerkt haben, sind es selber schuld. Man kann Handtücher aus Hotels klauen. Wahrheit liegt jenseits von Diebstahl.
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Omar:
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Und was jetzt ?
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McBlack:
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Wir verdampfen uns in der Sauna.
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