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In der "Weltgeschichte der
Schneeflocke"
fällt keine Form zweimal vom Himmel
Pressemitteilung Universität Leipzig, 09.12.2002
Von: Dr. Bärbel Adams
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Wissenschaftler des Instituts für
Meteorologie der Universität Leipzig erforschen den Niederschlag, um
Radargeräte "klüger" zu machen. Dabei teilen Sie die
Tropfen und Kristalle in 80 verschiedene Größen ein. Immer im Advent
bricht das Dekorationsfieber aus und neben allerlei
Weihnachtsutensilien holt mancher seine Elektro-Schneekristalle aus
den Kisten. "Haben Sie schon mal bemerkt, wie viele davon völlig
falsch aussehen?", amüsiert sich Prof. Dr. Gerd Tetzlaff,
Direktor des Instituts für Meteorologie der Universität Leipzig und
stellt klar: "Alle Schneekristalle sind in ihrer Grundstruktur
sechseckig. Da gibt es keine Ausnahme. Dies liegt in der
Kristallsymmetrie begründet". Was nicht heißt, dass diese
winzigen weißen Wunderwerke Monotonie aufkommen lassen. "In der
'Weltgeschichte der Schneeflocke' fällt keine Form zweimal vom
Himmel," erläutert PD Dr. Werner Schmitz vom Institut für
Mineralogie, Kristallographie und Materialwissenschaft der Universität
Leipzig. "Zu vielfältig sind die Varianten, in denen sich die
unterkühlten Wolkentröpfchen an ihren sogenannten Gefrierkernen
anlagern können." Je nach der in der Höhe vorherrschenden
Temperatur bilden sich Nadeln, Plättchen, Säulen oder filigrane 'Bäumchen'.
Die entstehenden Einkristalle sind anfangs nur einen Zehntel
Millimeter groß. Doch irgendwann sind sie schwer genug, fallen und
wachsen auf ihrem Weg nach unten durch die Luftfeuchtigkeit immer
weiter an, bis die bekannte sechseckige Form für das bloße Auge
sichtbar wird. Liegt die Lufttemperatur nahe am Gefrierpunkt, werden
die Kristalle durch Wassertröpfchen aneinandergeklebt - und
avancieren zu Schneeflocken. Eigentlich ist Schnee nicht weiß,
sondern durchsichtig. Nur weil die Masse der Eiskristalle wie eine
Schicht aus Millionen Prismen funktioniert und demzufolge das Licht
immer wieder zurückwirft, erstahlt es weiß. "Das wäre nicht
anders, wenn man eine durchsichtige Glasscheibe fein zermahlen würde",
erläutert Dr. Schmitz die einfache Ursache der weißen Pracht. (Seit
Tipp: Schon das simpelste Mikroskop eröffnet dem Neugierigen die
Zauber-Welt der Schneekristalle, wenn man es an Schneefalltagen mit
vor die Tür nimmt und vor dem Einfangen der Flocken gut durchkühlen
lässt.) An der Universität Leipzig ist gefallener Schnee derzeit
kein Forschungsthema, wohl aber die Geschehnisse in der Wolke, die
Entstehung des Niederschlags. "Uns beschäftigt derzeit die
Fallgeschwindigkeit und die Größe der Niederschlagsteilchen, welche
die Wolke verlassen", erläutert Prof. Tetzlaff. "Dabei
nehmen wir verschieden konstruierte mathematische Wolkenmodelle zu
Hilfe. Die Beschreibung dieser Vorgänge - eine gewaltige Buchhalterei
- ist wichtig für die Berechnung von zu erwartenden
Niederschlagsmengen. Zwar können Meteorologen schon lange mit Hilfe
von Radargeräten Wolken vermessen. Aber das vorliegende Radarsignal
macht bislang recht ungenaue Aussagen über den realen Regen oder
Schneefall. Mit unserem Forschungsprojekt, das beispielsweise 80
Teilchengrößen beim Niederschlag unterscheidet, 'lehren' wir die
Radargeräte ihre Messergebnisse besser zu interpretieren." Was jedermann zum Thema Schnee bewegt, ist aber vermutlich die Frage nach der weißen Weihnacht. Doch da heben die beiden Experten sie Hände und meinen, dass man frühestens zehn Tage vorher die ersten noch ungenauen Prognosen anstellen kann. "Die Wahrscheinlichkeit, dass genau in unserer Gegend feuchte Tropik-Luft und eisiger Polarluft aufeinandertreffen und wir auch noch auf der kalten Hälfte dieses Zusammentreffens liegen, ist sehr gering", erläutert Prof.. Tetzlaff. Auf den Wiesen mitteldeutscher Städte liegt bestenfalls aller sechs bis sieben Jahre am Heiligabend eine Schneedecke. Von der beliebten These, früher sei der Winter kälter, der Schnee häufiger und das Weihnachtsfest immer glitzernd gewesen halten beide nicht viel. "Das ist eine Verklärung der Kindheitserinnerungen. Zwar ist der vieldiskutierte Treibhauseffekt unumstritten. Aber neben vielen nachweisbaren Veränderungen hat sich die Häufigkeit von Schnee zu Weihnachten bislang noch nicht dramatisch verringert." mhz weitere Informationen: Prof. Gerd Tetzlaff Telefon: 0341 97-32850 E-Mail:tetzlaff@uni-leipzig.de und PD Dr. Werner Schmitz Telefon: 0341 - 97 36 266 E-Mail: schmitz@rz.uni-leipzig.de Zu dieser Mitteilung existieren Bilder im WWW. Siehe * http://idw-online.de/public/zeige_bild?imgid=6071 Den Geheimnissen der weißen Pracht auf der Spur |