Kursfahrt nach Prag
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Abenteuer an der Knödelfront

Am 14.9 1997 brachen wir - die LK`s Geschichte und Chemie - mit unseren Kurslehrern Herrn Trabant und Herrn Glemnitz auf, um die "goldene Stadt" an der Moldau zu erobern. Auf uns warteten fünf ereignisreiche und unterhaltsame Tage (und Nächte). Schon die Anreise gestaltete sich als unterhaltsam, da wir nicht nur den "wilden Osten" Deutschlands zu durchqueren hatten, sondern auch die tückische Prager Innenstadt, um zu unserem Quartier zu gelangen. So sah sich unser Busfahrer schon bald einigen wütend hupenden Ortsansässigen gegenüber, die ihm schließlich begreiflich machen konnten, daß unser Bus sich in nicht ganz korrekter Fahrtrichtung mitten in einer Einbahnstraße befand. Dennoch erreichten wir bald darauf unsere Jugendherberge in der Nähe der U-Bahn Station "Czeskomorawska".

Am Nachmittag erkundeten wir unter der fachkundigen Leitung von Herrn Trabant die Prager Innenstadt, wobei wir von ihm als erfahrenen Pragfahrer bereits einige gute Tips erhielten (Zitat: "Da hinten gibt's Budweiser vom Faß und sehr preisgünstiges Essen!"). Nach einem ausgiebigen Fußmarsch, der uns unter anderem zum Wenzelsplatz und zur Karlsbrücke führte, brach der Abend an, und wir beschlossen, den Tip von Herrn Trabant zu überprüfen.

Zeitsprung: ca. 23.00 Uhr: Eine kleine Gruppe, unter anderem bestehend aus Manuel, Stefan, Lars, Thorsten, Kathrin G., Miriam, Michael und Anja, kann die Richtigkeit des Trabantīschen Tips aus vollem Herzen bestätigen. Ein komplettes Abendessen typisch böhmischer Prägung, bestehend aus Schweinebraten, Entenbrust, Rotkohl sowie Kartoffel- ,Semmel und Speckknödeln, kostete umgerechnet nur etwa 9,50 DM! Zudem ist der halbe Liter Budweiser (wie erwähnt vom Faß) für 1(!) DM erhältlich, so daß der Abend auch in diesem Lokal beendet wurde. Die von nun an liebevoll so genannte "Knödelkneipe" wurde bald zum allabendlichen Anlaufpunkt der gesamten Gruppe, wobei allerdings bei allen Vorzügen die Tatsache erwähnt werden muß, daß die Kellner des Lokals sich durch unglaubliche Unfreundlichkeit auszeichneten. Unser Reiseleiter Woycek, der sich uns vom nächsten Tag an annahm, teilte uns allerdings mit, daß dies nicht ungewöhnlich sei, da aufgrund der in Prag herrschenden Vollbeschäftigung kein Kellner ernsthaft um seine Anstellung besorgt sein muß. Aber angesichts der unverkennbaren Vorzüge des Lokals (Budweiser vom Faß!) war uns das Verhalten der Kellner sowieso ziemlich egal, da sie ihr schlechtes Benehmen außerdem ausglichen, indem sie durch ein relativ gestörtes Verhältnis zur Addition im Zahlenbereich von 1-200 stets für angenehme Überraschungen bei der Präsentation der Rechnung sorgten (175 + 19 + 19 = 170, nicht wahr?).

Nun aber genug mit der Gastronomie, denn schließlich haben wir nicht nur gefuttert und Budweiser getrunken (vom Faß!), sondern uns auch der kulturell weitergebildet.

So führte uns Woycek zum Beispiel auf den Radjin in den alten Königspalast der Prager, wo wir unter anderem an dem Fenster stehen durften, das der Ausgangspunkt für den Prager Fenstersturz war. Diese direkte Konfrontation mit der Geschichte brachte einige Geschichts-LKīler doch merklich durcheinander (Zitat: "Wollīn wir mal runterspringen?")! Na ja, was sind schon 30 Meter?

An einem anderen Tag besichtigten wir nochmals die Prager Innenstadt, diesmal allerdings mit dem Schwerpunkt "Jüdisches Viertel". Woycek berichtete hier besonders über die Leidenszeit der tschechischen Juden während der Nazizeit, so daß die ansonsten gute Stimmung für einige Zeit in ehrliche Betroffenheit umschlug.

Zudem unternahmen wir einige Ausflüge in die Umgebung von Prag. Einer dieser Ausflüge führte uns nach Lidice und später in das ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt. Während dieser Konfrontation mit der schrecklichen Vergangenheit unseres Landes herrschte ebenfalls große Betroffenheit. An einem anderen Tag besuchten wir das Schloß Konopicte, welches sich ehemals im Besitz des früheren österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand II., dessen Ermordung 1914 zum Beginn des ersten Weltkriegs führte, befand. Hier stellten wir fest, das der frühe Tod des Thronfolgers vermutlich die letzte Rettung der einheimischen Fauna bedeutete, denn zu Lebzeiten erlegte der Hobbyjäger über 20 Stück Wild pro Tag (durchschnittlich). Auch der heutige Besitzer des Schlosses (der Staat) scheint kein gutes Verhältnis zu Tieren zu haben, denn neben der Tatsache, daß ein durch die Gefangenschaft körperlich völlig deformierter Schwarzbär nur zum Vergnügen gewisser Touristen in einem unerträglich kleinen Gehege dahinvegetierte, wurden nachtaktive Greifvögel wie ein Uhu, festgehalten durch eine Eisenkette, in der prallen Mittagssonne zur Schau gestellt. Diese Beobachtungen führten dazu, daß trotz einer kompetenten Führung durch das schöne Schloß die Erinnerungen an Konopicte eher negativer Natur sind.

Außerdem besuchten wir noch eine sehenswerte Tropfsteinhöhle, nahmen an einer Weinprobe teil, und versuchten beim Besuch einer tschechischen Schule in Kontakt mit Gleichaltrigen zu kommen, was sich jedoch als relativ schwierig herausstellte. Beschlossen wurde jeder Abend in der "Knödelkneipe" bei einem (oder auch 10) Budweiser (natürlich vom Faß).

Weiterhin erwähnenswert ist noch die Tatsache, daß Manuel seine Geldbörse samt Personalausweis im Zuge eines Besuches bei "Kentucky Fried Chicken" entwendet wurde, so daß er in Begleitung von Herrn Glemnitz die deutsche Botschaft aufsuchen mußte(!), um wieder aus Tschechien ausreisen zu dürfen. Bei der Ausreise wurden dann auch prompt die Personalausweise kontrolliert....

Alles in allem kann man sagen, daß dies eine rundum gelungene Kursfahrt war, bei der Spaß und Freizeit ebenso im Vordergrund standen wie Kultur und Besichtigungen. Prag ist wirklich eine tolle Stadt und für alle nachfolgenden Jahrgänge als Ziel eventueller Kursfahrten wärmstens zu empfehlen, nicht zuletzt wegen des leckeren Budweisers ( vom ..... ihr wißt schon!)

P.S. Lehrer unter sich: Spaziergang über den Wenzelsplatz, Herr Trabant beugt sich tief über den Boden. Schüler: "Herr Trabant, haben Sie was verloren?" Trabant (schelmisch grinsend): "Nein, ich suche bloß Herrn Glemnitz!"

P.P.S. Spaziergang durch Prager Kneipenviertel, Herr Glemnitz vorneweg. An der Ecke postierte Bordsteinschwalbe: "Sex?" Glemnitz verdattert: "Was? Wie? Ich? Nein!", (prescht eilig davon).

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