Paris (dpa/eu) - Das Leben von Yolande Christina Gigliotti aus Kairo glich einer Soap-Opera, bei der den Zuschauern die Tränen kommen. Die braunhaarige "Miß Ägypten" war in Paris zum blonden Schlagerstar Dalida geworden. Sie besang 900 Platten, von denen schätzungsweise 120 Millionen Exemplare weltweit verkauft wurden.
Private Tragödien hatten die 30jährige Karriere der populären Künstlerin, überschattet, die als Chansonnette, Disco-Queen,
Revuestar oder Charakterdarstellerin triumphierte. Drei Männer, die sie liebte, begingen Selbstmord.
Die Sängerin und Schauspielerin starb am 3. Mai 1987 in Paris mit 54 Jahren an einer Überdosis Schlaftabletten. Sie hinterließ nur einen einzigen Satz: "Das Leben ist mir unerträglich geworden - vergebt mir". "Mir hat immer ein Kind gefehlt, das ich liebhaben kann", hatte sie einmal in einem Interview bekannt. "Ich bin so allein...".
Zehn Jahre nach ihrem Freitod ist Dalida bei ihren Fans sowie bei den Medien unvergessen, die sie mit Gedenksendungen würdigen. Zum Todestag erscheinen Neuauflagen ihrer Hits und Bücher. In Montmartre, in der Nähe ihres einstigen Hauses, trägt jetzt ein pittoresker Platz des Vergnügungs-und Künstlerviertels ihren Namen. Ihn schmückt eine Skulptur der Sängerin, ebenso wie ihr Grab auf dem Friedhof von Montmartre.
Alles hatte verheißungsvoll begonnen: Die hochmusikalische, attraktive Tochter eines Violonisten der Oper in Kairo war in Ägypten schnell zum Starlett avanciert. In Paris nahmen sie 1955 gleich drei Entdecker unter ihre Fittiche: Der "Olympia"-Chef Bruno Coquatrix, der Platten-Produzent Eddie Barcley sowie der junge Programmdirektor des neuen Senders "Europa I", Lucien Morisse, der auch zu ihrem privaten Begleiter wurde. "Bambino", ein Schlager, der ständig aus den neu aufgekommenen Transistor-Radios tönte, machte die Sängerin, die sich fortan Dalida nanaallplatten."
Dalida war in eine Zeit hineingeboren worden, in der sich erstmals Showbusiness und Kommerz verzahnten: jahrelang beherrschte sie mit Welterfolgen wie "Am Tag, als der Regen kam", "Itsi-Bitsi-Teeni" oder "Last Waltz" die internationalen Hit-Listen. 1964 erhielt sie die erste ihrer beiden Platin-Platten.
1967 wurde für Dalida zu einem schwarzen Jahr. Der italienische Sänger Luigi Tenco, an dessen Seite sie sich nach der Scheidung von Morisse ein neues Glück erhofft hatte, erschoß sich, als er bei einem Ausscheidungswettbewerb in San Remo unterlag.
Dalida versuchte sich kurz danach auch das zu Leben nehmen, wurde aber gerettet. Die Wunde, die ihr der Verlust schlug, sollte nie wieder verheilen. Depressionen wurden das ständige Los der sensiblen Künstlerin.
Bald stand Dalida wieder im Rampenlicht. Sie wurde 1968 - als bisher einzige Künstlerin - für ihre Verdienste um das
französische Chanson mit der Medaille des Präsidenten ausgezeichnet, die ihr General Charles de Gaulle überreichte.
Zweimal, 1963 und 1974 war ihr der "World Oscar for the Hit-Record of the Year" zuerkannt worden. Zu weiteren großen
Platten-Erfolgen zählten "Gigi l'amoroso" oder "Il venait d'avoir 18 ans". Mit dem Titel "Monday, Tuesday" eroberte sie 1977
die Carnegie-Hall in New York. Den Preis-Regen krönte schließlich 1981 die seltene "Diamantene Schallplatte" zum 25.
Künstler-Jubiläum.
1986 hatte Dalida schließlich ihr Straß-Image zerbrochen und wurde in ihrer Heimatstadt Kairo begeistert gefeiert. Sie hatte in einer völlig neuen Rolle überrascht. In Youssef Chahines Film "Der sechste Tag" verhüllte sie ihre Haarmähne mit einem schwarzen Turban und spielte eine arme Wäscherin, deren Enkel an Cholera erkrankt.
Sie flüchtet mit ihm in einem Boot auf dem Nil von Kairo nach Alexandrien, um ihm das Meer zu zeigen. Am über den Verlauf der Krankheit entscheidenden sechsten Tag stirbt der Junge. Ein Jahr nach den Dreharbeiten setzte Dalida in ihrer Wahlheimat Paris ihrem Leben ein Ende.
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