Seit
dem 5. Januar ist das neue Jugendradio des Hessischen Rundfunks (hr)
auf Sendung. hr XXL soll ein "Klangoriginal" jenseits der überholten
Radio-Formate der 80er Jahre sein, kündigten die Macher der neuen
Welle an, die sich an Hörer zwischen 16 und 23 Jahren richtet. Doch
hr XXL ist nicht der einzige Jugendsender im Äther. Mit der
gleichen Zielgruppe sind im vergangenen Jahr bereits zwei Sender gestartet.
Das
XXL-Programm wurde in Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus Hessen ausgearbeitet
und soll "frech und spontan" rüberkommen. Neben Techno und Hip Hop
bietet hr XXL seinen Hörern rund um die Uhr aktuelle Nachrichten
und Informationen, die speziell auf die Interessen der Jugendlichen ausgerichtet
sein sollen. Hier werden Musik, Sport, Mode und Politik ebenso wie Problemthemen
behandelt. Die Bravo für's Ohr - darauf haben die Kids gewartet.
Die
Konkurrenz der Radiosender in Hessen, die sich auf ein jugendliches Publikum
spezialisiert haben, ist groß. Seit April 1997 ist Planet Radio
auf Sendung und hat sich unter den Hörern zwischen 14 und 29 in kurzer
Zeit etabliert. "Eure Eltern werden kotzen", verspricht die Planet-Werbung
- und ahnungslose Erwachsene, die zufällig auf die Frequenzen des
Programms stoßen, werden darin einen Funken Wahrheit finden. Die
"Maximum Music" des jungen Senders ist für Menschen jenseits der 30
nur schwer zu ertragen. So mag sich auch das Durchschnittsalter der Moderatoren,
das bei 22 Jahren liegt, erklären. Neben dem Programmschwerpunkt "Dancemusic"
will man nur Informationen über den Sender geben, die Jugendliche
"wirklich interessieren". So wird beispielsweise mitgeteilt, in welchen
Linien der öffentlichen Verkehrsmittel in Frankfurt und Kassel Fahrscheinkontrolleure
unterwegs sind.
Im
September des vergangenen Jahres ging Radio X an den Start, ein
nichtkommerzieller Lokalsender für Frankfurt und Umgebung, bestehend
aus 90 Frankfurter Gruppen und Initiativen. Die Station kann bereits auf
zehnjährige Sende-Erfahrung als Piratensender zurückblicken und
mußte um ihre Sende-Lizenz lange kämpfen. Das Programm ist weniger
am Geschmack der Mehrheit orientiert, sondern umfasst ein breites Spektrum,
das von den obligatorischen DJ-Nächten über Comedysendungen bis
zu Klangexperimenten reicht. Darüber hinaus werden auf der Frequenz
Spezialsendungen zu kulturellen Themen geboten und im "offenen Hörerfenster"
können die Frankfurter das Programm mit eigenen Beiträgen bereichern.
Auch
die jungen Moderatoren des neu gestarteten öffentlichrechtlichen Ablegers
hr XXL bemühen sich um Hörernähe: Als Studiogast,
Reporter oder Kritiker kann sich jedermann in das Programm einbringen.
Die Hörer-Resonanz der ersten Tage ist nach Angaben des Senders bereits
größer als erwartet. Ein Anlaß für die Ausgründung
der Jugendwelle ist übrigens das Alter der hr3-Hörer,
des bisher "jüngsten" Programms des Hessischen Rundfunks. Mittlerweile
sind diese im Durchschnitt 38 Jahre alt. Ob hr XXL sich langfristig
gegen die Konkurrenz durchsetzen und Marktführer wird, oder nur extra-extra-große
Töne spuckt, werden die Kids im Laufe der nächsten Monate entscheiden.
Quelle:
adn/Tina Wille