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"Menscheln" mit Traumhochzeit, Millionending und Klasse-Vereinen -
Endspurt der Berlin-Brandenburger Radiosender um die Hörergunst
    Sonst zertrümmerten um diese Zeit Berliner und Brandenburger ihre alten Badezimmereinrichtung für ein neue, standen Schlange nach Gratis-Benzin oder quälten sich tagelang beim Sitztest im künftigen Traumauto. Diesmal geht es in Berlin-Brandenburg etwas gesitteter zu beim Endspurt der Radiosender um die Hörergunst: Vergangenen Samstag heiratete ein Glückspaar auf dem taufrisch renovierten Fernsehturm, feierte mit Diskoteam im Hilton und tobt sich - allerdings ohne Mikros - in der Honeymoon-Suite zur Hochzeitsnacht aus, um anschließend sieben Tage in den USA zu flittern. Alles auf Kosten von 103,4 Energy Berlin.
    Eher schon traditionell animiert 94.3 r.s.2 das Publikum. Aus dem alternden Late-night-TV-Moderator Thomas Koschwitz ist ein Early-morning-Quatscher geworden, der neuerdings in Kaisers-Filialen das Millionending dreht. Laut Senderchef Ulrich Gathmann läuft beim "Sender mit den meisten Bargeldgewinnen in Deutschland" die "größte Gewinnaktion in der Geschichte des Senders", der einst der Jugendableger des Rundfunks im Amerikanischen Sektor (RIAS) war.
    Unverkennbar ist der neue Trend zum "Menscheln" im Äther. Während die Jugendwelle 98,8 Kiss FM 480 Handys verlost, setzt ihr öffentlich-rechtliches Pendant "Fritz" eher auf "Deeskalation im Berliner Radiokrieg". Mit einem speziellen Plakat "mit eingebauter Gewinnchance" reist der ORB-SFB-Sender im Februar durch die Lande und veranlaßt die Hörer, ihren Wunschsound per Balltreffer einzuschalten.
    Die einzige christliche UKW-Welle Deutschlands, Radio Paradiso, schickt in den nächsten Wochen wieder ihre "Streß-Buster" in die Spur. Mal unterstützen sie eine alltagsgeplagte Mutter von zehn Kindern, dann erfüllen sie zwei todkranken Kids ihren Herzenswunsch, ein Basketballspiel in den USA live zu erleben.
    Ab Dienstag beginnt beim regionalen Marktführer, Antenne Brandenburg, die nächste Runde seines preisgekrönten Spiels "Klasse Vereine - Vereine mit Klasse". Dabei werden sechs Wochen lang die originellsten und aktivsten unter den 3.000 Clubs und Vereinen Brandenburgs gesucht, die dann gegeneinander antreten.
    Hintergrund der immer zu Jahresbeginn und im Herbst ausbrechenden Spiele-Aktionen beim Hörfunk ist das Bedürfnis der Sender, ihre Brötchen zu verdienen. Zumindest die 18 Werbefinanzierten unter den 26 Berlin-Brandenburgern brauchen die in zwei Befragungswellen der Media Analyse (MA) von bundesweit 24.000 Menschen zu Protokoll gegebenen Antworten auf die Frage: Was haben sie gestern wie lange gehört? Hochgerechnet ergeben sich Stundenhörerzahlen, nach denen sich dann Buchungen und Preise von Werbespots richten. Kamen die Zahlen bisher einmal im Jahr Anfang Juni, wird es ab 1998 zwei Auswertungen geben. Die ersten Ergebnisse liegen am 1. April vor, wobei die Ergebnisse von Herbst 97 und Winter 98 zusammengezählt werden. Im September gibt es dann aktualisierte Resultate.
    Besonders in Berlin-Brandenburg, dem nach Expertenmeinung "härtesten Radiomarkt Europas", wird die 98er MA mit großer Spannung erwartet. Immerhin geht es um die Verteilung von 170 Millionen Mark Hörfunkwerbegeldern pro Jahr. Außerdem hat es hier im Vergleich zur MA '97 ernsthafte Veränderungen gegeben. Nicht zuletzt schlägt für die gegen harten inneren und politischen Widerstand durchgezogene ORB-SFB-Hörfunkreform mit den zwei MA-98-Auswertungen erstmals die Stunde der Wahrheit, vor allem für den aus Gebühren und Werbung mischfinanzierten neuen Sender "Radio Eins".
    Quelle: adn/Marcus Rudolph
 
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