Euro
Hier sieht man Bild Zeitung.
Die Berliner
Abendzeitung am
1.1.02 kann man auch lesen !
Als erstes kaufte der Kanzler Bananen.....
Trotz Eiseskälte zogen unsere Nachbarn schon nachts die ersten Euro aus den Automaten. Peinlich: Eine Bank gab den 25 fachen Betrag aus Berlin Der Euro kam in der Nacht, und ganz Europa war sofort verrückt nach ihm!
Seit gestern gilt in zwölf Ländern Europas die gleiche Währung. Millionen Menschen standen trotz Kälte (in Finnland 25 Grad) stundenlang an den Geldautomaten. Die neuen Scheine wurden bewundert, befühlt, gerochen.
Die ersten Stunden des neuen Geldes...
Deutschland: In Berlin feierte Finanzminister Hans Eichel (60, SPD) auf der großen Silvesterparty am Brandenburger Tor ins neue Jahr. Kurz nach Mitternacht tauschte er einen 200-Mark-Schein bei Bundesbankpräsident Ernst Welteke (59) gegen 102,26 Euro ein. Eichel: "Die Menschen werden es praktisch finden, wenn sie die Preise im Ausland direkt vergleichen können."
Hamburg Was für ein Tag, was für ein Gerenne, Gewusel. Alle wollten den neuen Euro haben! Anfassen, riechen, knittern und falten. Die neuen Geldscheine wurden in Deutschland mit Begeisterung angenommen.
60 000 Geldautomaten spuckten Bares aus (nur 900 machten schlapp), viele Banken und Sparkassen öffneten an Neujahr ihre Schalter.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (57, SPD) zog in seiner Heimatstadt Hannover mit der EC-Karte 200 Euro am Automaten. Sein erster Einkauf: Bananen am Hauptbahnhof für Tochter Klara. Zwei Euro warf der Kanzler einem Straßenmusikanten in den Hut. Für sein letztes Fünf-Mark-Stück erstand er ein Exemplar der Obdachlosenzeitung "Asphalt".
Freudentänze in Paris. Vor allem rund um das Vergnügungsviertel am Montmartre ging der Euro rasant über die Tresen
Frankreich: Bis zum Mittag zogen die Franzosen mehr als 126 Millionen Euro an den Automaten. Im Pigalle-Vergnügungsviertel am Moulin Rouge in Paris waren nachts bereits die ersten Euro-Münzen in Umlauf.
Ein Pizza-Bäcker begrüßt den Euro mit der Euro-Pizza aus Tomaten, Mozarella, Basilikum und Aubergine.
Pech: In Italien wollen die Bankangestellten streiken
Präsident Carlo Azeglio Ciampi setzte sich in einem Cafè in Neapel gegen den Wirt durch. Der wollte den hohen Gast einladen. Doch Ciampi wollte das neue Geld ausgeben. Er zahlte 1,54 Euro für zwei Tassen Kaffee. Schwierig: Ausgerechnet zum Euro-Start streiken die Angestellten der italienischen Notenbank für mehr Geld.
Portugal: Die Regierung eröffnete für alle Babys, die in der Neujahrsnacht geboren wurden ein Konto mit 50 Euro.
Spanien: Die Spanier tasteten sich vorsichtig ans neue
Geld keine Schlangen an den Automaten. Heute sollen 925
Bankfilialen im ganzen Land den Euro verteilen.
Menschen standen Schlange vor den Banken. Geldautomaten wurden in ganz Deutschland pausenlos nachgeladen. Heute war der erste richtige Euro-Tag. Tausende von Bild.de-Usern diskutierten im großen Meinungscenter mit, sagten, was sie über das neue Geld denken. Euro-Lust? Euro-Frust? Hier einige Auszüge quer durch die neue Euro-Republik.
BILD fragte die Euro-Fans: Wie gefällt Ihnen das neue Geld?
Endlich!
Alles in Euroooooo
Jan aus Hamburg: "Ich habe die neuen Euro-Münzen in der Hand gehabt und muss sagen, dass diese besser aussehen, als ich gedacht habe."
Carola Basche: "Hatte heute meinen historischen Tag. Um 10 Uhr kaufte ich meine erste Bild-Zeitung für 45 Cent. Dann stand ich in einer historischen Euro-Schlange vor dem Bank-Schalter."
Polizeiobermeisterin Nicole Neumann (26) aus Essen: "Irgendwie sieht der Euro wie Monopoly-Geld aus. Aber die Sicherheitsmerkmale wie Wasserzeichen und Hologramme sind gut. Fälscher werden große Mühe haben, die Scheine nachzumachen."
Herr Wombart: "Der Euro wird die Banken reicher machen und deren Vorstände und Aktionäre. Der Normalbürger wird wieder abgezockt..."
Seit zwei Tagen haben wir unser neues Geld. Und schon jetzt ist ganz Deutschland im Euro-Fieber. Allein an den ersten beiden neuen Tagen des Jahres haben die Deutschen über eine Milliarde Euro (1,95 Milliarden Mark)von ihren Konten abgehoben.
Und immer noch bilden sich lange Schlangen vor den Bankschaltern. Ein Sprecher der Landesbank Stuttgart forderte die Kunden auf: "Bitte stellen sie ihre Sparbücher erst in den nächsten Tagen um."
Bis zu 100 Menschen standen gleichzeitig vor Geldautomaten. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband: "Einzelne Maschinen mussten schon dreimal nachgefüllt werden."
Von JOHANNES MARTEN
Wir haben sie uns verdient. Mit harter Arbeit. Mit ihr haben wir unsere Träume erfüllt. Das neue Auto gekauft, den Urlaub unter Palmen bezahlt. Und wir haben sie gespart die Deutsche Mark.
Mit harter Mark haben wir geschenkt. Haben Ohrringe für die Frau, das erste Fahrrad für den Sohn, die Puppe für die Tochter bezahlt.
In Mark haben wir uns verschuldet. Die Hypothek auf unserem kleinen Häuschen aufgenommen in Mark, abgestottert in Mark. Überziehungskredit, drückende Zinsen alles in Mark.
In Mark haben wir gewettet einen Hunni auf Rostock oder Bayern. Beim Lotto getippt: Mit 5 Mark waren wir dabei. Im Casino haben wir gesetzt. Alles auf die 18!
Die Mark haben wir gesammelt. Scheine im Strumpf. Pfennige im Sparschwein. Bis Günther Jauch mahnte: "Her mit den Schlafmünzen!" 49 Milliarden werden insgesamt in Deutschland eingezogen.
Die Mark haben wir vermisst. Hatten im Urlaub plötzlich weiches Geld mit vielen Nullen. Mussten kopfrechnen beim Pizzabäcker in Rom, beim Eisverkäufer auf Mallorca. Zurück in Deutschland, lächelte sie uns wieder an die Mark.
Der Abschied fällt schwer. Unsere Mark wird vernichtet. In BamS tritt ein 100-Mark-Schein seine letzte Reise an. Er trägt keinen Namen, ist aber nicht anonym. Er besitzt eine Kennung. Sie lautet GS9230916Y3. Lesen Sie, was er auf seiner letzten Reise erlebt.
Tschüs, Mark, du wirst uns fehlen!
BILD-Interview mit Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD)
Erwartet Preissenkungen durch den Euro: Finanzminister Hans Eichel (60)
Herr Minister, die Konjunktur rauscht in den Keller, die Steuereinnahmen sinken. Können Sie noch ruhig schlafen?
Hans Eichel: Das muss ich schon deshalb, weil ich für meine Arbeit ausgeruht sein muss. Wer als Finanzminister müde ist, hat schon verloren. Sicherlich hat uns die Konjunktur Schwierigkeiten gemacht. Aber obwohl die Wirtschaft schwächer ist, als alle vor einem Jahr angenommen haben, werden wir ohne neue zusätzliche Schulden auskommen.
BILD: Wie lange wird es dauern, bis wir uns an den Euro gewöhnt haben?
Eichel: Einige Wochen. Und dann kommt das große Aha-Erlebnis: In den ersten Ferien in Frankreich, Italien oder Spanien brauchen wir kein Geld umzutauschen. Wir werden auf einen Blick feststellen, ob die Euro-Preise für Essen oder Souvenirs angemessen sind. Außerdem werden die Kunden von einem schärferen Wettbewerb profitieren. Viele deutsche Waren sind im europäischen Vergleich sehr teuer. Das wird sich mit dem Euro ändern.
BILD: Im Moment fürchten die Bürger aber eher Preiserhöhungen...
Eichel: Wir haben mit den Wirtschaftsverbänden verabredet, dass es keine versteckten Preiserhöhungen gibt. Der Staat ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Wir konnten zwar nicht nur abrunden das wäre unbezahlbar. Aber in der Summe hat der Staat auf 400 Millionen Mark Steuern verzichtet. Wenn möglicherweise einzelne Händler versuchen, die Euro-Umstellung für versteckte Preiserhöhungen zu nutzen, müssen wir uns als Kunden wehren, unsere Macht ausspielen und in den Geschäften einkaufen, in denen die Preise nicht gestiegen sind.
BILD: Drohen neue Steuererhöhungen für die Bundeswehr-Friedenstruppe in Afghanistan?
Eichel: Eindeutig nein! Wir haben als erstes Land in Europa zusätzliches Geld für den Kampf gegen den Terror zur Verfügung gestellt. Damit wir dafür keine zusätzlichen Schulden machen müssen, haben wir Tabak- und Versicherungssteuer erhöht. Das bringt nächstes Jahr 3 Mrd. Mark. Mit diesem Geld muss jetzt alles gelöst werden.