Kapitel 16

Sie träumte, doch obwohl sie wußte, daß es nur ein Traum war, hatte sie Angst. Sie stand auf einer unbeleuchteten Straße, Häuser ragten links und rechts als riesige, schwarze Schatten in den Nachthimmel. Sie fühlte, daß sie nicht alleine war. Etwas näherte sich und sie wußte, wenn dieses Etwas sie erreicht hatte, würde etwas schreckliches passieren. Sie begann zu laufen. Sie suchte nach Licht, Menschen, die ihr zu Hilfe eilen konnten, doch so sehr sie sich auch anstrengte, sie kam nicht vom Fleck. Sie hatte das Gefühl durch tiefes, kaltes Wasser zu waten und schleimige Schlingpflanzen hielten sie an den Füßen fest. Immerwieder sah sie sich um. In der Dunkelheit konnte sie nur undefinierbare Schemen erkennen und das Ding kam immer näher. Sie fühlte es. Sie glaubte auch schon entfernte Schritte zu hören, als plötzlich nacheinander mit einem leisen Zischen die Straßenlaternen aufflammten und die Nacht in Bereiche von Hell und Dunkel aufteilten. Voller Angst starrte sie hinter sich und versuchte die Dunkelheit jenseits der hellen Kreise zu durchdringen. Sie hatte es aufgegeben davon laufen zu wollen. Es hatte sowieso keinen Sinn. Was auch immer dort aus der Dunkelheit auf sie zukam, würde sie sowieso kriegen. Ihr Atem ging flach und schnell, kleine Schweißperlen rannen ihr von der Stirn in die Augen und sie wischte sie mit einer schnellen, fahrigen Bewegung weg. Das Salz brannte ihr in den Augen und sie blinzelte ein paar mal hintereinander um wieder klar sehen zu können. Ein Schemen bewegte sich durch einen der Lichtkreise, nicht weit von ihr entfernt. Sie wimmerte „bitte nicht,“ und versuchte dabei immernoch, wieder einen klaren Blick zu bekommen. Der Schemen tauchte im nächsten Lichtkreis auf, ihre Augen konnten langsam wieder Konturen erkennen. Es schien sich bei dem Ding um einen sehr großen Mann zu handeln. Sie konnte einen Schatten mit einem Hut und einem weiten Mantel erkennen. Jetzt hatte er den nächsten Lichtkreis erreicht und war jetzt nur noch zwei weitere von ihr entfernt. Plötzlich blieb er stehen, durch das Licht der Laterne in ein diffuses Licht getaucht. Er stand einfach nur da und starrte sie an „Wer bist Du,“ flüsterte sie mit zitternder Stimme, doch sie bekam keine Antwort. Plötzlich schien der Mann sämtliche Muskeln in seinem Körper anzuspannen und begann mit einem atemberaubendem Tempo auf sie zu zu rasen. Ein langer, lauter Schrei löste sich aus ihrer Kehle. Ruckartig setzte sie sich im Bett auf und stellte fest, daß sie immernoch schrie. Kurz bevor sie die Augen voller Panik weit aufgerissen hatte, hatte sie das Gesicht des Mannes erkannt. Es war Markus, der gekommen war, um sie endgültig in seinen Folterkeller zu holen. Panisch tastete sie nach der Nachttischlampe. Während sie noch zitternd und wimmernd in der Dunkelheit herumsuchte wurde die Tür zu ihrem Zimmer aufgerissen und A.J. stand, nur mit Boxershorts bekleidet, im Schein des Flurlichtes in der Tür. Er knipste die Deckenbeleuchtung an und kam schnell zu ihr um das Bett herum gelaufen. Er setzte sich auf die Bettkante und Sarah ließ sich ohne Widerstand in seine offenen Arme ziehen. Sie weinte und er streichelte ihr beruhigend über den verschwitzen Rücken „es war nur ein schlimmer Traum,“ flüsterte er ihr beruhigend ins Ohr. „Du bist hier sicher, Dir kann nichts passieren.“ Eine Weile wiegte er sie so im Arm und redete beruhigend auf sie ein. Langsam fand Sarah wieder in die Wirklichkeit zurück. Mit einem letzten Schluchzer richtete sie sich auf und wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ihres Nachthemds aus dem Gesicht. „Oh Mann,“ sagte sie dann „ich hoffe, daß mit dem „was Du in der ersten Nacht träumst“ wird nicht wirklich immer wahr.“ „Ich denke nicht, daß das für Albträume gilt,“ entgegnete A.J. und strich ihr die verschwitzten Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Alles in Ordnung?“ fragte er dann. „Geht so,“ antwortete Sarah und seufzte. „Mach mal Platz,“ sagte er und setzte sich neben sie. Er legte ihr den Arm um die Schulter und gemeinsam ließen sie sich zurück in die zerwühlten Kissen sinken. Sarah kuschelte sich an seine Brust und schloss die Augen. „Erzählst Du mir von Deinem Traum?“ fragte A.J. leise. „Ich stand auf einer dunklen Straße,“ murmelte Sarah schläfrig „und etwas hat mich verfolgt. Das war so ein Traum, wo Du läufst und läufst und nicht vom Fleck kommst.“ „Verstehe,“ flüsterte A.J.. Schweigend lagen sie dann nebeneinander und langsam schlief Sarah wieder ein.

Kapitel 17