Wahre Geschichte während der Jakarta Unruhen 13-18. Mai 1998
Aussage Eines indonesischen chinesischen Vergewaltigungsopfers
Gestern habe ich die Möglichkeit gehabt mit einer Verwandten von meinem
Freund zu reden. Sie wurde ein Opfer während der Unruhen am 14. Mai 1998.
Sie wohnte in einem Apartment in Pluit, Jakarta.
Name : Vivian (Deckname)
Alter : 18 Jahre alt
Geschlecht : weiblich
Sie hatte eine jüngere Schwester und einen jüngeren Bruder. Sie wohnte
zusammen mit ihrer Familie in diesem Apartment. Sie berichtet folgendes:
Es war der 14. Mai 1998
Schon morgens um 9.15 Uhr hielten sich viele Leute in der Nähe unseres
Wohnhauses auf. Die Leute sahen sehr feindlich aus. Sie schrien, als ob sie
vom Teufel besessen wären: "Schlachten wir die Chinesen", "Essen
wir Schweinefleisch", "Machen wir Party".
Wir - die ganze Familie - wohnten im 7. Stock. Plötzlich bekamen wir
einen Anruf von einer Familie, die im 3. Stock wohnte. Sie informierte uns, daß
diese Leute bereits in den 2. Stock vorgedrungen waren. Es gab sogar Bewohner,
die von diesen Leuten bis in die oberen Stockwerke verfolgt wurden. Wir
hatten unglaubliche Angst. In der Angst beteten wir alle, die ganze Familie.
Wir legten unser Leben in Gottes Hände.
Danach machten wir uns daran, die Wohnung zu verlassen. Die einzige
Möglichkeit war, in die oberen Stockwerke zu flüchten. Oben im 15. Stock
wollten wir bei unseren Bekannten Unterschlupf suchen. Als wir in die
Wohnung gehen wollten erschraken wir sehr. Eine Gruppe von Leuten stieg
aus dem Aufzug aus. So schnell wir konnten, rannten wir in die Wohnung und
verriegelten die Haustür. Wir konnten heftiges Klopfen an der Tür der
Nachbarwohnung hören. Schreie von Frauen und Mädchen drangen durch den
Hausflur. Wir fürchteten uns sehr, denn wir wußten: Später würden wir an der
Reihe sein. Also verteilten wir uns in der Wohnung und versteckten uns. Von
draußen konnten wir schwache Schreie eines zehn-oder zwölfjährigen Mädchens
hören: "Mama ... Mama ...", "Mama ... es tut weh ... Mama ..."
Da wußte ich noch nicht, was draußen passierte.
Nach einer halben Stunde war die Situation ruhiger und wir hörten fast
keine Schreie mehr. Wir gingen hinaus, und was wir sahen ...
konnten wir nicht beschreiben ... wir sahen viele Leuten auf dem
Boden liegen, viele von ihnen waren Kleinkinder und Mädchen ...
Mein Gott!... Was ist passiert .... Spontan schrie meine Schwester
Veny hysterisch auf und umarmte meinen Vater. Ich konnte nur weinen.
Später gingen wir, zusammen mit unseren Bekannten, einem
frisch verheirateten Ehepaar, nach unten. Im 10. Stock hörten wir
Schreie. Die Schreie waren sehr deutlich, so daß wir ihnen nachgingen.
Als wir näher kamen, waren wir erschrocken. Ich sah mit meinen eigenen
Augen wie ein etwa 20jähriges Mädchen von vier Männern vergewaltigt
wurde. Es versuchte verzweifelt frei zu kommen, aber es wurde festgehalten.
Wir liefen so schnell wir konnten davon...
Aber plötzlich wurde meine Schwester Veny von diesen Leuten gefangen. Wir
versuchten, ihr zu helfen, aber es waren zu viele, ungefähr 60 Personen.
Auch wir wurden von ihnen gefangen: Meine ganze Familie: Papa, Mama, ich,
Veny und Doni. Auch das Ehepaar: Onkel Dodi und Tante Vera. Wir wurden
dann mit Seilen aus Bettuch gebunden. Die Leute brachten uns in ein Zimmer.
Onkel Dodi fragte sie, was sie von uns wollten, aber sie gaben ihm keine Antwort.
Sie waren sehr brutal und sadistisch. Einer von ihnen zerrte grausam an Veny
und schleifte sie auf ein Sofa. Da wußte ich, Veny war in Gefahr. Ich
schrie so laut ich nur konnte, aber einer von ihnen schlug auf mich ein.
Mein Vater, der auch schrie, wurde mit einem Holzbalken so brutal geschlagen,
daß er in Ohnmacht fiel. Meine Mutter wurde bereits ohnmächtig, als sie
sah, daß Veny weggeschleift wurde.
Da konnte ich nur beten, daß keine Katastrophe passieren würde...
Onkel Dodi sagte den Leuten, daß sie unser ganzes Geld haben konnten,
wenn sie uns nur in Ruhe ließen. Er hatte keinen Erfolg. Und ... Veny
wurde von ihnen vergewaltigt. Ich konnte den Anblick nicht
ertragen. Venys durchdringende Schreie brachen mir das Herz. Ich konnte
nur meine Augen schließen.
Es waren etwa sieben Männer, die Veny vergewaltigten. Jedes Mal, wenn ein
anderer Mann Veny vergewaltigte, schrie er, "Allahu akbar!" (Allah ist
allmächtig!). Die Männer waren sadistisch... sie waren unmenschlich...
ihre Gesichter sahen sehr grausam aus. Kurz darauf kamen neun Männer
herein. Sie zerrten mich weg und ich konnte sehen, wie sie auch
Tante Vera wegzerrten. Da fiel ich in Ohnmacht... und ich wußte nicht,
was dann passierte...
Um 5 oder 6 Uhr nachmittags kam ich wieder zu mir. Ich
hatte Kopfschmerzen und plötzlich bemerkte ich, daß ich splitternackt
war. Ich weinte und war sehr enttäuscht. Ich konnte nur erkennen,
daß meine Familienmitglieder noch da waren... unklar konnte ich
Papa, der Mama und Doni umarmte, sehen. Onkel Dodi sah ich auf dem
Boden liegend, über ihn gebeugt Tante Vera, die weinte. Ich konnte nicht
aufstehen ... ich hatte keine Kraft und schlief wieder ein.
Am nächsten Tag war ich bereits ins Pluit-Krankenhaus eingeliefert worden.
Neben mir waren Mama und Papa. Mein ganzer Körper tat weh. Ich fragte:
"Mama... wo ist Veny, Ma...?" Es tat mir sehr weh, als ich diese Frage
stellte. Meine Mama weinte sofort und konnte nichts sagen. Papa lächelte,
seine Tränen zurückhaltend.
Nachdem ich vier Tage in medizinischer Behandlung gewesen war, fühlte ich
mich besser. Mit traurigem Blick erzählte mir Papa, was passiert war.
Während ich ohnmächtig war, wurde ich von etwa sieben Männern
vergewaltigt.
Genau konnte sich Papa nicht erinnern, weil sein Kopf wegen des
Schlages sehr weh getan hatte. Die Männer vergewaltigten mich, spielten
mit meinem Körper und schlugen den gegen die Wand. Und dann
sagte Papa: "Vin, Veny ist schon gegangen ..." Das verwirrte mich
und ich mußte weinen. Vielleicht konnte das Weinen draußen
gehört werden. "Wieso, Papa?" Papa gab mir keine Antwort. Er sagte, daß
ich mich ausruhen sollte und verließ sofort das Zimmer. Ich weinte und
weinte, als ob mein Leben keine Bedeutung mehr hätte.
Als alles vorbei war und ich aus dem Krankenhaus entlassen
wurde, wohnte ich bei meinen Verwandten. Sie erzählten mir,
was mit Veny passiert war. Als Veny vergewaltigt wurde, versuchte sie
sich zu wehren. Deshalb wurde sie von den brutalen Männern
viele Male geschlagen. Daraufhin spuckte sie einem der Männer ins
Gesicht. Der Mann wurde sehr wütend und stach Veny mit einem Messer
in den Bauch. Viele Male stach er zu. Veny kam in ihrem eigenen Blut
badend ums Leben. Ich war erschrocken, das zu hören. Papa erzählte mir
noch, daß Onkel Dodi vor den Augen Tante Veras erstochen wurde, die
auch ein Vergewaltigungsopfer werden sollte.
Gott, warum mußten all diese schrecklichen Dinge geschehen? Jetzt wohnt
Tante Vera bei ihren Eltern. Bis heute steht sie unter Schock. Oft blickt
sie in die Ferne und will nicht essen. Meine Mutter kann nichts dagegen tun.
Meine Mutter und ich weinen fast jede Stunde über diese Katastrophe. Nie
werde ich all dies vergessen können. Die Männer waren brutal und unmenschlich.