Mit einem Capri nach Casablanca
Reisebericht Juni/Juli 1993
Berlin - Casablanca - Berlin



Mittwoch, 23.06. 1. Tag

Um 0:30 Uhr geht es los. Wir fahren über Dreilinden auf den Berliner Ring. Dann geht es weiter auf der A9 Richtung Magdeburg, Leipzig und Nürnberg. Der Straßenbelag ist schlecht.
2:13 Uhr - Es sind noch 24 Km bis Leipzig. Wir fahren weiter bis 2:45 Uhr und suchen uns dann einen Parkplatz, um zu schlafen. Gegen 3:06 finden wir einen passenden, kurz hinter Jena. Der Rastplatz ist voll mit LKW's, also beste Gesellschaft.
8:40 Uhr - Wir wachen auf, jetzt sind hier lauter Familien auf dem Parkplatz, die uns etwas irretiert betrachten, als wir so schlaftrunken aus dem Auto krabbeln. Wir machen uns Kaffee und dann geht's weiter.
12:00 bis 12:45 - Mittagspause auf einem Rastplatz, 80 Km vor Heilbronn.
14:35 Uhr- Kurz vor Strassburg erwischt uns der Stau, Mist!
16:00 Uhr - Französische Grenze
17:45 - Wir fahren auf der A36 Richtung Lyon. Schonwieder mußten wir tanken, diesmal alles in Französisch. Wir müssen erstmal rauskriegen, welches das richtige Benzin ist. Außerdem gehen die Autobahngebühren ganz schön ins Geld. Die Franc schwinden nur so dahin. Bloß schnell hier durch!
18:10 Uhr- Noch 200 Km bis Lyon
19:28 Uhr - Noch 60 Km bis Lyon
20:15 Uhr - Lyon
21:10 Uhr - Nachtlager auf einem Autobahnrastplatz.


Donnerstag, 24.06. 2. Tag

8:00 Uhr - Wir werden langsam wach. An der Tankstelle füllen wir erstmal Benzin auf. Bei Mc Donalds essen wir noch nen Happen und um 9:45 Uhr geht es weiter, auf der A7 Richtung Marseilles. Das Wetter ist endlich aufgeklart, die Sonne scheint, Mittelmeer wir kommen!
13:30 Uhr - Das Mittelmeer. Bei Sete ist ein schöner, langer Strand, aber das Wasser ist so eisig, das unsere Badeversuche scheitern. Weiter als bis Knietiefe ins Wasser ist nicht auszuhalten. Ein kleiner Snack, dann geht's weiter Richtung Beziers. Wir haben die spanische Grenze passiert.
19:00 Uhr - Wir erreichen den Campingplatz La Sardana in Blanes. Ein Deutscher schmeißt den Laden. Wir sind ganz schön geschafft und gehen früh schlafen.


Freitag, 25.06. 3. Tag

Die Nacht war laut, die Spanier haben anscheinend irgendein Fest gefeiert (mit Böllern und viel Trara). Die Duschen waren eklig. Der Campingplatz liegt auf einem Hügel und man hat wenigstens eine tolle Aussicht von hier oben.
10: 15 Uhr - Wir fahren los.
11:30 Uhr - Barcelona. Wir wollen ein paar Sachen einkaufen. Den Capri stellen wir in einer Tiefgarage ab. Gegen 14:00 Uhr sind wir zurück. Beim Rausfahren schleift der Auspuff des Autos übel auf der zu steilen Kante der Ausfahrt. Zum Glück hat das keine ernsteren Folgen. Wir versuchen aus den engen Straßen von Barcelona rauszufinden, auf die Autobahn zurück. Was für ein Dilemma! Der Berliner Innenstadt-Stau ist nichts dagegen. Im weiteren Stau auf dem Autobahnzubringer kochen Öl, Wasser und der ganze Wagen fast. Doch nachdem wir dem Capri versprochen haben nur noch Autobahn zu fahren (lieber die paar Peseten Gebühr bezahlen), hält er tapfer durch. Auf einem kurzen Stück Landstrasse durch die Berge kühlt er wieder ab.
16:30 Uhr - An Taragena vorbei, befinden wir uns jetzt auf der Autobahn Richtung Valencia. Die Autobahngebühren gehen ins Geld, vor jeder größeren Stadt müssen wir zahlen.
21:15 Uhr - Noch 50 Km bis Murcia. Es wird Zeit für ein Nachtquartier, aber bis zum Beginn der Dunkelheit wollen wir fahren. Wir übernachten auf einem Autobahnrastplatz. Das Einzige, was es hier gibt, ist ein fahrbarer Kiosk. Wir bestellen zwei Kaffee und bekommen zwei Mokka, die kaum zu trinken sind.


Samstag, 26.06. 4. Tag

9:00 Uhr - Es geht weiter Richtung Almeria.
12:00 Uhr - Almeria. In einem Supermarkt kaufen wir ein paar Lebensmittel. Hier geht es recht laut zu, die Leute schnattern durcheinander und haben viel Zeit. Als wir wieder im Auto sind, stellen wir fest, das die Außentemperatur 34°C beträgt.
12:30 Uhr - Es geht weiter Richtung Malaga.
16:30 Uhr - Wir machen Pause am Strand, um die Füße im Wasser zu kühlen. Die Küstenstrasse nach Malaga bietet ein wunderschönes Panorama.
17:05 - Weiter geht's. Es ist nicht mehr weit bis Malaga. Durch die Serpentinen kommen wir langsamer voran, dafür haben wir tolle Aussicht aufs Mittelmeer.
17:30 Uhr - Malaga. Weiter Richtung Algeraciras. Capri vor Gibraltar
19:00 - Gibraltar
Da Gibraltar noch immer unter britischer Obhut ist, werden die Pässe kontrolliert. Über eine ungewöhnlich breite Straße (wir bemerken später, das diese zwischendurch als Start- und Landebahn für Flugzeuge genutzt wird) gelangen wir zum berühmten Felsen. Da klettern auch tatsächlich die bekannten Affen drauf rum. Da nicht viel Platz ist, sind auch die Straßen sehr eng.
21:00 Uhr - Wir fahren auf den Campingplatz Tarifa-Camping. Man begrüßt uns auf Englisch. Es ist sauber und angenehm hier (dieser Campingplatz ist sehr zu empfehlen!).

Camping Tarifa
C.N.340-P.K.78.87
11380 Tarifa (Cadiz), Spanien


Sonntag, 27.06 5. Tag

11:30 Uhr - Alles ist fertig gepackt, wir wollen weiter. Wir fahren nach Tarifa-City, um ein Ticket für die Überfahrt nach Marokko zu kaufen.
12:50 Uhr - Wir haben die Tickets besorgt, aber die Fähre fährt erst morgen wieder, haben gleich Hin- und Rücktour (Tarifa-Tanger-Tarifa) gebucht. Wir können die Überfahrt von Tarifa nur deshalb nehmen, weil unser PKW flach genug ist. Die Fähre ist nicht so groß, höhere Fahrzeuge (Wohnmobile) müssen von Algeraciras übersetzen.
Wir fahren ein bißchen durch die Gegend Richtung Cadiz. Unterwegs kehren wir in ein spanisches Restaurant ein. Das Essen ist gut und so kehren wir gesättigt zum Campingplatz Tarifa zurück.
Wir beschließen heute ein bißchen zu relaxen, um am nächsten Tag fit zu sein. Außerdem schreiben wir ein paar bunte Postkarten an die Lieben zu Hause. Hinter dem Campingplatz schließt unmittelbar der Strand an, also lassen wir uns die Sonne auf den Bauch brennen. Am Abend braucht der Spirituskocher wieder eine halbe Stunde, bis er richtig brennt, aber dann gibt es doch noch ein Süppchen. Wir gehen früh schlafen.


Montag, 28.06. 6. Tag

8:50 - Wir stehen am Kai von Tarifa und warten auf die Fähre. Die Überfahrt dauert dann ca. 2 Stunden. In der Meerenge von Gibraltar ist wirklich eine ganze Menge Schiffsverkehr. Wir erreichen schließlich Tanger und damit den afrikanischen Kontinent.
Zuerst müssen wir durch den Zoll. Die Marokkaner begrüßen uns (Deutsch/Englisch) und quasseln munter drauf los. Der Capri wird bestaunt. Wir warten ewig. Die Einheimischen versuchen uns bei Laune zu halten und machen Späßchen. Pässe, Führerschein, Fahrzeugpapiere, alles wird x-mal kontrolliert. Der ganze Capri wird durchwühlt. Schließlich notiert noch Jemand die Motornummer, gibt uns einen Schein und macht uns klar, das wir diesen bei der Ausreise wieder vorweisen müssen. Nach etlicher weiterer Warterei können wir endlich weiter.
Einer der Marokkaner bietet uns an, uns zu helfen und uns die Stadt zu zeigen. Wir nehmen ihn mit, denn er spricht ganz gut Deutsch und Englisch. Er derigiert uns zum alten Stadtteil von Tanger. Die engen Straßen, durch die wir fahren, sind voller Menschen, die auch nicht Platz machen. Man muß hupen und draufzufahren, meint unser Begleiter. Ein Wunder, daß wir Niemandem den Fuß abfahren! Unser Fremdenführer leitet uns zu einer Garage, in der wir das Auto abstellen können und die bewacht wird. Am Eingang sitzt ein alter Mann mit einem Gesicht, das kaum noch als solches zu erkennen ist. Irgendwie ist alles daran verrutscht. Die ganze Situation ist nicht gerade vertrauenserweckend. Wir sind etwas mißtrauisch und betonen unsere "Alarmanlage" (diese besteht lediglich aus einer blinkenden Leuchtdiode, ohne weitere Funktion).
Wir gehen in die alte Stadt, durch enge Gassen und über hunderte von Stufen. Die Atmosphäre dort ist kaum zu beschreiben. Es gibt keinen Strom. Ein Bäcker backt sein Brot in einem riesigen Steinofen, wie vor hundert Jahren. Überall sind klitzekleine Geschäfte, die irgendwelche Handarbeiten, wie Kaftane, Silberteller, Schmuck oder sonstwas verkaufen. Die Gassen sind voller Menschen und an jeder Ecke wird gefeilscht. Die Häuser sind hier so eng aneinander gebaut, daß es schön schattig und damit angenehm kühl ist. Ab und zu beschleicht uns jedoch ein mulmiges Gefühl. In dem Gewirr der Gassen würden wir nie allein zum Auto zurückfinden......... Unser Begleiter emfiehlt uns einheimische Speisen, wie Kuskus oder Schichtkebab. Wir probieren schließlich ein paar frische Feigen, die echt lecker sind. Auch das Brot, das wir für umgerechnet ca. 40 Pfennige kaufen, schmeckt gut. Also verhungern werden wir nicht.

Bazar Granada
(Annexe)
Younsi Abdeslam
60, Rue Naciria
Tangier (Morocco)

Schließlich landen wir bei einem großen Teppichhändler, der uns eine Vorführung seiner Teppiche zeigen will. Er spricht auch Deutsch und ist sehr gastfreundlich. Es gibt Pfefferminztee (dieser ist viel aromatischer als der Übliche, denn er wird zusätzlich mit frischen Pfefferminzblättern gereicht), der sehr erfrischend ist. Dann geht die Vorführung los. Schon der Raum, in dem wir sitzen, hängt voll mit den schönsten Teppichen. Man breitet vor uns Einen nach dem Anderen aus und der Händler erzählt dazu:
Was für eine Art Teppich das ist, wo und von wem er gemacht wurde, aus welchem Material er besteht, wie man anhand der traditionellen Muster erkennen kann, wer den Teppich knüpfte, wie viele Knoten der Teppich hat oder wie lange es dauerte ihn herzustellen. Es ist wirklich sehr interessant. Die Vorführung will gar nicht enden und es liegen bestimmt schon 30 Teppiche ausgebreitet am Boden. Wir wollen einen kaufen, können uns aber nur schwer entscheiden. Die Teppiche sind nicht gerade billig, aber wirklich wunderschön. Wir entscheiden uns für einen kleinen Perser-Teppich, in Rot- und Blautönen, mit dem typischen Muster (Wir haben diesen Kauf nie bereut. Der Teppich liegt heute noch in unserem Wohnzimmer. Er ist wirklich sehr strapazierfähig und hat nach all den Jahren nichts von seiner Schönheit verloren).
Nach gelungenem Geschäft und langen Preisverhandlungen, bei denen wir den Preis auf ein erträgliches Maß bringenm, kommen wir mit dem Händler noch mehr ins Gespräch. Schließlich führt der uns durch sein kühles Haus, über etliche Stufen, bis auf das Dach (Flachdach). Unser Fremdenführer hatte sich inzwischen entschuldigt, da die Zeit für sein Gebet gekommen war. Er versprach uns später wieder abzuholen. Hoffentlich kommt er wieder! Auf dem Dach des Hauses vom Händler hat man einen tollen Blick über die Dächer der Altstadt. Wir quatschen lange mit Younsi, über Gott und die Welt. Als wir uns schließlich verabschieden, sagt er, das wir ihm jederzeit wieder willkommen sind. Wir sind begeistert von dieser, nie erlebten, Gastfreundschaft.
Unser Fremdenführer ist auch wieder aufgetaucht. Er besorgt uns, auf unseren Wunsch, eine Straßenkarte und gibt uns noch ein paar gute Ratschläge. Dann leitet er uns zurück zur Garage und zu unserem Capri. Wir nehmen ihn noch ein Stück mit, er bringt uns bis zu der Straße, die nach Casablanca führt. Als wir uns verabschieden, schenken wir ihm einen 20 US-Dollar-Schein, den er ganz verträumt streichelt und ein zufriedenes Lächeln zeigt sich auf seinem Gesicht. Wir finden für seine Bemühungen und seine Ehrlichkeit hat er sich das Geld redlich verdient.
Wir fahren an diesem Tag noch bis nach Casablanca und kommen abends an. Die legendäre Stadt entpuppt sich, mit ihren Verkehrsverhältnissen, jedoch als reihnste Katastrophe. Wir finden auch nach langer, nervender Suche keinen Campingplatz. Also bleibt uns mal wieder nichts anderes übrig, als uns mit einem Autobahnrastplatz zu begnügen. Wir nehmen den neben einer 24-Stunden Tankstelle, wo relativ viel los ist, so fühlen wir uns einigermaßen sicher. Wir sind totmüde und schlafen bald ein.

weiter>>>>