Der Bau der Vasa
Der eigentliche Baumeister, der Holländer Henrik Hybertson, starb vor Abschluß des Baus und so übernahmen der Schiffsbaumeister Hein Jakobsson und der Werft-Pächter Arent de Groot die Leitung des Projekts. Allein für den Rumpf des Schiffes wurden tausend Eichen gefällt. Für die prächtigen Schnitzereien wurden die besten Bildschnitzer verpflichtet. König Gustav trieb ständig zur Eile, das Schiff sollte fertig werden, denn die Feinde Schwedens sahen mit bangen dem neuen Kriegsschiff entgegen. Nach Abschluß der Arbeiten wurde das Schiff gegenüber des königlichen Palastes vertäut, um dort den Ballast und die Kanonen(auf Wunsch des Königs sollten es möglichst viele sein) zu verladen. Dort erwartete die Vasa nun ihre erste Fahrt. ![]() Der Untergang der Vasa
Am 10. August war die Vasa bereit auf ihre Jungfernfahrt zu gehen. Vor dem Ablegen sollte ihre Stabilität überprüft werden. Dreißig Männer liefen hin und her über das Deck, um eine Krängungsprobe durchzuführen. Nach dem dritten Mal schwankte das Schiff so stark, daß die Gefahr des Kenterns offensichtlich war und der Test abgebrochen werden mußte. Der verantwortliche Flottenadmiral Klas Fleming, der zugegen war, blieb jedoch unentschlossen, denn der König (zu dieser Zeit zu Besuch in Preußen) wartete bereits ungeduldig. Fleming verhinderte das Auslaufen der Vasa nicht und so nahm das Schicksal seinen Lauf... Das Wetter war an jenem Sonntag schön und der Wind wehte nur schwach. An Bord befanden sich etwa 100 Mann Besatzung, aber auch zivile Personen, darunter Frauen und Kinder, schließlich wollte man die erste Fahrt gebührend feiern. Kapitän Söfring Hansson ließ vier der zehn Segel setzen und das Schiff kam langsam in Bewegung. Nach etwa einer Seemeile, auf Höhe der Insel Beckholmen, frischte der Wind etwas auf. Die Vasa wurde von einer Windbö getroffen und legte sich auf die Seite. Wasser drang in die Kanonenpforten ein (sie standen von den kurz vorher abgegebenen Salutschüssen noch offen) und das Schiff versank, noch mit gehißten Segeln. Einige Menschen konnten sich unter großen Mühen retten, aber etwa fünfzig fanden den Tod und versanken mit dem stolzen Kriegsschiff in der Tiefe. Die Schuldfrage
Nach dem Untergeng der Vasa suchte der Reichsrat die Schuldigen. Der schwedische König sagte, daß Unachtsamkeit und Unverstand die Ursache der Katastrophe wären. Desweiteren schuldigte er die Beteidigten an, betrunken gewesen zu sein oder die Kanonen an Bord des Schiffes nicht ordentlich festgezurrt zu haben. Dabei war Gustav auch nicht ganz unschuldig: er wollte die Vasa mit soviel Kanonen bestückt haben, er hatte ständig zur Eile gedrängelt. Der Kapitän, der als erster vor dem Reichsrat verhört wurde, lehnte die Verantwortung ab, denn die Kanonen waren festgebunden gewesen und Niemand hatte getrunken. Auch die restliche, überlebende Besatzung der Vasa bestätigte, daß an Bord keine Fehler gemacht worden waren. Auch die Baumeister wiesen jede Schuld von sich, sie hatten alle Maße eingehalten und auch die Anzahl der Kanonen hatte die vertraglich festgesetzte Zahl nicht überschritten. Es war maximaler Ballast geladen worden. Der König selbst hatte alles genehmigt. So wurden Schuldige nie ermittelt und ein Urteil gab es nicht. Heute wissen wir, wo die Ursachen für den Untergang der Vasa lagen: im 17. Jahrhundert machten die Schiffsbauer weder Bauzeichnungen, noch Stabilitätsberechnungen. Sie benutzten eine Zifferntabelle mit gewissen Maßen des Schiffes und Proportionsregeln. Diese Daten beruhten jedoch lediglich auf vorhergehenden, langjährigen Erfahrungen. Ein neues Schiff wurde nach eben diesen Grundregeln gebaut. mit der Vasa wollte man nun ein noch kräftigeres und prunkvolleres Schiff bauen und das machte sie einfach zu schwer. Dazu kamen die vielen Kanonen. Der Schwerpunkt stimmte nicht mehr. Die Vasa war einfach ein mißglückter Versuch etwas Neues zu probieren. Die Bergung
Bereits ein paar Tage nach dem Untergang der Vasa versuchte der Engländer Jan Bulmer sie zu bergen, aber er versagte. Vor allem die wertvollen Kanonen waren von Interesse und so versuchten es, kurze Zeit später auch Admiral Fleming und der Taucher Hans Olofsson. Nach einem Jahr erfolgloser Versuche mußten sie jedoch aufgeben. Viele weitere Versuche, die Schätze der Vasa zu bergen, scheiterten. Im Jahr 1660 dann versuchten es der Deutsche Andreas Peckell und der Schwede Albreckt von Treileben mit einer primitiven Taucherglocke. Die Beiden hatten einige Erfahrung bei der Bergung von Wracks. Unter schwersten Umständen (dreißig Meter Tiefe, absolute Dunkelheit, die schweren Kanonen mußten von den Lafetten losgemacht werden und durch die engen Pforten rangiert werden) gelang es ihrem Team in den Jahren 1664 und 1665 fünfzig Kanonen heraufzuholen. Das Tauchteam nannte man auch "die Männer die unterm Wasser gehen können" und die Leistung, die sie damals erbrachten war außerordentlich. Die Vasa sank in der Ostsee. Das hatte einen Vorteil: durch den niedrigen Salzgehalt gibt es in der Ostsee keinen Schiffswurm (Teredo navalis), der normalerweise alles Holz zerfrißt. Dadurch ist es möglich, daß gesunkene Holzschiffe Jahrhunderte lang erhalten bleiben. Im August 1956 entdeckte Anders Franzen, nach mehrjähriger Suche (die Berichte in den Archiven nannte verschiedene Stellen des Untergangs) das Wrack der Vasa. Franzen hatte sich ein Speziallot gebaut und holte damit ein Stück schwarzer Eiche nach oben. Der Fund wurde wenige Tage später von dem Taucher Edvin Fälting bestätigt. Franzen setzte nun alles daran, das Schiff zu retten. Fälting leitete die Tauchmannschaft. Das schwedische Bergungsunternehmen Neptunbolaget hatte vor, Stahltrossen unter dem Rumpf durchzuziehen und an wassergefüllten Pontons zu befestigen. Wenn diese dann leergepumpt werden, spannen sich die Trossen und heben das Wrack vom Grund. 1957 begann das Tauchteam Tunnel unter dem Schiff zu graben. Das war sehr beschwerlich und risikoreich. Die Arbeiten fanden in dreißig Meter Tiefe statt, es war stockdunkel, Planken und Balken lagen durcheinander. Die Tunnel mußten unter einem über tausend Tonnen schweren Schiff, das über 300 Jahre alt war , gegraben werden. Doch die Arbeiten wurden weitergeführt, zwei Jahre lang, ohne Unfall! 1959 zog man dann Stahltrossen durch die sechs fertiggestellten Tunnel und befestigte sie an den vertäuten Pontons, direkt über der Vasa. Es funktionierte und das alte Schiff hob sich vom Grund ab. In sechszehn Etappen brachte man die Vasa in flacheres Wasser, aber erstmal noch nicht an die Wasseroberfläche. Die Taucher mußten zuerst den Rumpf abdichten, der tausende von Löchern aufwies, die durch das Verrosten der ehemaligen Eisenbolzen entstanden waren. Zwei Jahre vergingen, bevor jedes dieser Löcher mit Holzdübeln versehen war. Desweiteren mußten das stark beschädigte Heck und die Luken der Kanonenpforten abgedichtet werden. Am 24. April 1961 war es dann endlich soweit: die Vasa durchbrach die Wasseroberfläche. Nach 333 Jahren tauchte sie wieder aus der Vergangenheit auf. Man setzte Lenzpumpen ein, um das Schiff von Wasser und Schlamm zu befreihen. Am 4. Mai schwamm die Vasa selbstständig und konnte in ein Trockendock auf Beckholmen geschleppt werden. Die archeologischen Arbeiten
Das archeologische Team unter Per Lundström registrierte in den ersten zwei Wochen 3000 Fundstücke aus der Vasa. Nach fünf Monaten waren es dann 14.000 Stücke. Doch an dem alten Schiff war auch viel zerstört. 13500 lose Teile mußten wieder zusammengesetzt werden. Wissenschaftler und Zimmerleute, unter der Führung von Johan Blomann, arbeiteten mit viel Eigeninitiative daran, denn Zeichnungen der Vasa gab es nicht. Nach und nach wurde sie wieder zu einem kompletten Schiff, das heute zu 95% aus Orginalteilen besteht. Die Konservierung
Als die Vasa geborgen wurde, war ihr Holz mit Wasser vollgesogen. Aus jedem Kilo Holz mußten 1,35 Kilo Wasser entfernt werden, das ergab eine Gesamtmenge von 580 Tonnen aus dem gesamten Rumpf. Das Holz mußte konserviert werden, denn in trockener, warmer Luft hätte es Risse bekommen und wäre letztendlich auseinander gefallen. Desweiteren mußten 500 geschnitzte Figuren, 200 Ornamente und 12000 kleinere Gegenstände aus Holz, Textilien, Leder und Metall erhalten werden. Es mußte eine Methode für die Erhaltung gefunden werden, denn auf frühere Erfahrungen konnte man nicht zurückgreifen. Man entschloß sich dazu die Vasa mit einer wässerigen lösung aus Polyäthylenglykol (PEG) zu besprühen. Dieses hat die Eigenschaft, in Holz einzudringen und Wasser zu verdrängen. Damit wurde die Schrumpfung und die Bildung von Rissen verhindert. Ab 1962 herrschte in der Halle ein ständiger Dunst. Aus 500 Düsen wurde das Schiff jeweils 25 Minuten besprüht, dann trat eine 20-minütige Pause ein. Die Konservierung dauerte 17 Jahre. Auch heute muß die Luftfeuchtigkeit im Museum 60% betragen, bei einer konstanten Temperatur von 20°C und einer Beleuchtung von höchstens 50 Lux. Die Vasa soll auch für künftige Besucher erhalten bleiben und durch ihre Geschichte einen Blick in die Vergangenheit gestatten. ![]() Die Daten der Vasa
Gesamtlänge = 69 Meter
Größte Breite = 11.7 Meter Höhe (Kiel bis Großmastspitze) = 52,5 Meter Höhe (Heck) = 19,3 Meter Tiefgang = 4,8 Meter Verdrängung = 1210 Tonnen Segelfläche = 1275 Quadratmeter (10 Segel, davon 6 erhalten) Waffen = 64 Kanonen (48/ 24igpfündige, 8/ 3pfündige, 2/ 1pfündige und 6 Sturmgeschütze) Besatzung (beim Untergang nicht an Bord) = 145 Mann und 300 Soldaten |