Abstichgrabung

Archäologische Grabungsstelle

Ausgraben

Wie schon beim Auffinden archäologischer Fundstellen, gibt es natürlich auch für die Ausgrabung selbst verschiedene Methoden, die sich nach der Beschaffenheit der Umgebung richten.
Das erste, was man bei einer bevorstehenden Ausgrabung tut, ist zu entscheiden, welcher Teil des Grabungsgebietes untersucht werden soll. Hat man sich dann für eine Stelle entschieden, wird ein „Gitternetz“ über das Gelände gelegt um so eine Einteilung der Grabungsstelle vorzunehmen. Aus den so entstandenen Quadraten werden wieder nach dem Zufallsprinzip einige ausgesucht, die dann systematisch, je nach dem verwendeten Verfahren ausgegraben werden.

Heutzutage werden Ausgrabungen vornehmlich nach zwei verschiedenen Methoden vorgenommen. Zum einen ist dies die traditionelle Abstichgrabung und die inzwischen zeitgemäßere Schichtengrabung.

Betrachten wir nun die unterschiedlichen Grabungsmethoden genauer:

Abstichgrabung

Bei diesem Grabungsverfahren trägt man Erdschichten von gleicher, oder auch wechselnder Stärke ab, wobei man keine Rücksicht auf die Stärke und den Verlauf der vorhandenen Siedlungs- und Bauschichten nimmt, die während einer Besiedelung übereinander entstanden sind.
Das eigentliche Ziel dieser Vorgehensweise ist es, eine möglichst ebene Fläche, welche man Plana nennt, zu gewinnen. Auf dieser ebenen Fläche ist es nun möglich, die Messgeräte für das orthogonale Messverfahren optimal zu verlegen.
Mehr oder weniger zufällig kann ein solches Plana sich mit der Oberfläche einer Bauschicht decken, wozu auch Lauf- und Begehungsflächen innerhalb einer ehemaligen Bebauung gehören können. Da die Beschaffenheit dieser Lauf- und Begehungsflächen untereinander stark abweichen kann, besteht leider auch immer die Gefahr, dass durch die Abstichgrabung gleich mehrere Schichtglieder angeschnitten, oder sogar durchschnitten werden können. Besonders groß ist diese Gefahr bei sehr dünnen Bauschichten.

Die angeschnittenen bzw. durchschnittenen Bauschichten lassen sich durch mehr oder weniger breite Streifen erkennen, welche unregelmäßige und unterschiedlich gefärbte Zonen aufweisen. Außerdem weisen die einzelnen Bauschichtstreifen meist auch eine abweichende Struktur und Beschaffenheit des Schüttmaterials auf. So lassen sich Bauschichten aus sterilem Rohmaterial an ihrer im allgemein identischen Färbung und Struktur erkennen, wobei Bauschichten aus Mischmaterial eher durch eine ausgesprochene Fleckigkeit auffallen. Diese Flecken entstehen zum Beispiel durch Bruchstücke von Feuerstellen, die den Boden mit Ofen- und Wandlehm durchsetzten.
Die Trennschichten zwischen den einzelnen Bauschichten können sowohl als feine, wie auch als dicke Linien auftreten, wobei die einzelnen Streifen eine hellgraue bis schwarze Färbung aufweisen können. Durch die Anzahl solcher Trennlinien kann man nun ablesen, wie viele Bauschichten bei der Abstichgrabung durchschnitten wurden. Doch oftmals lassen sich die Trennlinien nicht eindeutig erkennen. Dies geschieht häufig, wenn verschiedene Bauschichtstreifen, die keine Lauffläche besitzen, aufeinander treffen. Erfahrene Archäologen sollten jedoch mit ein bisschen Übung in der Lage sein, die unterschiedlichen Strukturen anhand von andersartigem Baumaterial zu bestimmen.

Da jedoch bei dieser Grabungsmethode keine große Rücksicht auf die Lage von Kleinfunden und anderer archäologischer Funde genommen wird, sollte diese Arbeitsweise höchstens auf Plätzen angewendet werden, auf denen die Siedlungsschichten, sowie die archäologischen Kleinfunde und Befundreste, wie Pfosten oder Gräben, bereits erodiert und nicht mehr erkennbar sind. Auf Siedlungsplätzen, die eine kontinuierliche Überbauung aufweisen, ist diese Vorgehensweise nicht sehr ratsam, da so die Gefahr besteht, dass archäologische Funde unwiederbringlich zerstört werden.
Heutzutage wird die Abstichgrabung nur noch in seltenen Fällen angewendet, da sie in keiner Weise dazu geeignet ist, die Voraussetzungen für eine umfassende und zeitgemäße Auswertung der Baubefunde und der anderen archäologischen Funde, zu erfüllen