Sicherheit
an Bord von Mir
und anderen Großseglern
Sicherheit auf See - ein
Lebensstil
Seefahrt
war immer und ist immer noch ausgesprochen gefährlich. Das
Segeln mit einem
komplexen Rahsegler kann besonders gefährlich sein, wenn nicht
jedes
Crewmitglied - auch die Trainees - ein gewisses Maß an
Sicherheitsbewusstsein
entwickeln. Beispielsweise muss es in Fleisch und Blut
übergehen, dass man alle
Türen hinter sich richtig schließt oder aber so
sichert, dass sie nicht
schlagen und außer Kontrolle geraten können, wenn
das Schiff rollt oder bei
einer Wende auf den anderen Bug geht, ferner, dass alle Bullaugen auf
See IMMER
geschlossen sind, um das Fluten der Kubricks zu vermeiden. (NIOBE
konnte nach
dem Kentern unter anderem deshalb so schnell sinken, weil wegen des
schönen
Wetters viele Bullaugen geöffnet waren!) Besondere
Aufmerksamkeit gebührt auch
der Ordnung. Etwas, das an Deck herumliegt, kann jemanden zum stolpern
bringen,
der sich dann böse verletzt oder vor allem nachts, eventuell
sogar über Bord
fällt. Ein Buch, das nicht gesichert auf einem der oberen
Betten liegt kann zu
einem gefährlichen Fallgeschoss mutieren. Was an Land
harmloses Kinderspiel
ist, kann auf See zu einem äußert
gefährlichen Verhalten werden...
Kurz gesagt: Sicherheit auf See ist ein notwendiger Lebensstil.
Einige
Sicherheitsregeln sind ganz besonders wichtig auf einem
Großsegler:
SICHERHEIT
IM TÄGLICHEN BORDALLTAG:
Einige
notwendige Regeln, um Probleme während des Segelns auf МИР
zu vermeiden:
- Es
dürfen keinerlei elektrische Geräte, die in
irgendeiner Weise Wärme
produzieren (Föhn!!!) benutzt werden, außer man hat
die ausdrückliche
Genehmigung (jedes Mal) des zuständigen Offiziers.
- Unter
Deck gilt absolutes Rauchverbot. An Deck ist das Rauchen erlaubt in der
Nähe des vorderen Deckshauses. Immer nur in Lee rauchen.
Niemals eine Kippe
über Bord werfen. An Deck stehen grüne
Mülleimer, in die die Kippen und
sonstige Reste entsorgt werden können.
- Sämtlicher
Müll muss in einen besonderen Raum gegenüber der
Eingangstür der
Männertoilette (innerhalb der Männertoilette)
gebracht werden. Absolut NICHTS geht in
die See! Alle Abfälle werden an Bord verbrannt,
außer Glas und Metall, das an
Land entsorgt wird.
- Die
Toiletten gehören zu den neuralgischen Stellen eines jeden
Schiffes.
Beachte: NICHTS GEHT IN DIE TOILETTE, DAS NICHT ZUVOR GEGESSEN WURDE!
Auch keine
Seife, denn das Schiff verfügt über eine eigene
Kläreinrichtung um das Wasser
zu säubern, bevor es in die See geht und Seife würde
die dafür notwendigen
Bakterien zerstören. Ansonsten viel Spaß beim
Reinigen der Fäkalientanks!
- Der
Frischwasservorrat ist begrenzt. Es ist wichtig, das Wasser
ökonomisch zu
nutzen. Sonst kann es zu Rationierungen kommen.
- Das
Betreten des Maschinenraumes ist nur mit Erlaubnis des wachhabenden
Ingenieurs (zu finden im Maschinenleitstand) gestattet.
- Die
Crewquartiere, ihre Messen und Aufenthaltsräume
(Teppichbereiche) sind
absolut tabu - auch wenn es eine Abkürzung wäre -
außer man erhält eine
Einladung. Das gilt auch dann, wenn andere Trainees, die vielleicht
schon
länger an Bord sind oder oft mitfahren, sich dort frei bewegen
dürfen.
- Niemals
einen Schalter oder Hebel ohne Erlaubnis/ Anweisung betätigen!
- Nachts
an Deck nicht mit Blitzlicht fotografieren.
- Niemals
schreien, laut rufen oder pfeifen (außer um jemanden auf eine
Gefahr
aufmerksam zu machen). Laute Geräusche
können gefährlich sein, wenn in
Notfällen Kommandos überhört werden.
- Öffne
niemals ein Bullauge ohne Erlaubnis.
- Tritt
nie auf Tauwerk, denn es ist rund und kann wegrollen.
- Sitze
niemals (auch nicht im Hafen) auf der Reling, auf Pollern, Festmachern
oder einer Nagelbank.
- Entwickle
einen "sechsten Sinn". Auch wenn du nur glaubst, dass etwas
nicht in Ordnung ist, informiere unverzüglich den Wachoffizier.
- Lange
Fingernägel halten auf See nicht lange. Schneide sie kurz,
bevor sie
brechen und sich entzünden.
- Persönliche
Gegenstände müssen so verstaut werden, dass sie in
rauem Wetten
niemanden gefährden - auch nicht dich selber!
SICHERHEIT
IM RIGG:
- Gehe
niemals ins Rigg ohne die Erlaubnis des Wachoffiziers UND des
wachhabenden
Bootsmannes.
- Entere
immer nur auf der Wetterseite auf. Falls eine Webleine bricht oder du
den
Halt verlierst, drückt dich der Wind in die Wanten
und
nicht außenbords.
- Beim
Klettern immer an den Wanten festhalten und nicht an den Webleinen. Die
Webleinen sind aus dünnem Tauwerk und können auch
dann plötzlich reißen,
wenn sie regelmäßig gewartet werden oder sogar neu
sind.
- Alles,
was aus dem Rigg fällt, kann möglicherweise jemanden
verletzen und
sollte daher nicht mit ins Rigg genommen werden. Uhren, Kugelschreiber,
Lampen,
Messer, Hüte und dergleichen (es hatte schon einmal jemand
Lippenstift
dabei...) bleiben unten. Alles andere (wie Fotoapparate, Videokameras),
das
mitgenommen werden soll, muss gesichert werden.
- Takelgurte
müssen im Rigg jederzeit getragen werden. Bis man seine
Position
erreicht hat, muss der Karabinerhaken im Gurt festgemacht sein, damit
er nicht
unklar kommt. Laufendes Tauwerk sollte NIE zum Festhalten oder Sichern
verwendet
werden, denn es könnte plötzlich nachgeben. Besser
benutzt man stehendes Gut,
Jackstags, Sicherheits-Stags oder feste Teile.
- Die alte
Regel eine Hand für das Schiff und eine Hand für den
Mann gilt nach
wie vor - auch mit Sicherheitsgurt. Bei der Arbeit sollten immer beide
Füße
sicher auf den Fußpferden oder Nockpferden stehen.
- Solange
nicht anderweitig instruiert, darf niemand auf den Rahen sitzen oder
stehen.
SICHERHEIT
WÄHREND DER MANÖVER:
- Vorsicht
beim Manöver. Stehe niemals in Lee von Blöcken der
Stagsegel, Klüver
oder des Besans. Sie können plötzlich auf die andere
Seite schlagen und
jemanden an Deck verletzen. Sie heißen nicht umsonst
"Witwenmacher".
- Tritt
niemals in Augen oder Schlingen von Tauwerk. Es könnte sich
plötzlich
zusammenziehen und um dein Bein legen, dich zu Boden reißen
oder böse
verletzen.
- Bei der
Arbeit an den Tampen, besonders beim Brassen, müssen immer
genügend
Leute - je nach Wetter - an jeder Leine stehen. Unterbemannte Taue
können zu
schlimmen Verbrennungen führen, wenn sie plötzlich
ausrauschen. Besondere
Vorsicht auch an Niederholern und Fallen. Sie sind oft abrupt zu Ende.
Das
wichtige russische Kommando "brossili" bedeutet, den Tampen
unverzüglich loszulassen.
- Es ist
besonders wichtig die Hände von den Blöcken
fernzuhalten und immer klar
von Buchten im Tauwerk zu stehen. Leinen können so schnell
laufen, dass man in
die Blöcke gezogen wird.
- Während
alles Manöver, besonders aber der Segelmanöver muss
absolute Stille
herrschen außer den Kommandos.
(nach einem Arbeitsblatt von Nicole Graf
und Sergey
Timoshkov,
übersetzt von B. Beuse)
Zum
Schluss noch eine Anmerkung von mir: Aus
eigener leidvoller Erfahrung rate ich dazu, an Bord lange Haare immer
mit einen
Haargummi und/oder einer Mütze zu sichern, ganz besonders aber
im Rigg. Sich an
Stahlseilen mit den Haaren zu verfangen ist nicht nur unangenehm und
gefährlich, sondern auch ausgesprochen peinlich. Ferner sollte
man an Bord
eines Schiffes immer gute Schuhe tragen und vor allem nie - auch nachts
auf dem
Weg zur Toilette - barfuss gehen.
lies
weiter...