Karnburg (Ktn.)

Pfarrkirche hll. Peter und Paul.

Chorquadratkirche, karolingisch, vor 927 bzw. 888.


Das Gebiet war schon seit der Hallstattzeit, vor allem aber unter den Römern besiedelt. Die Im 9. Jahrhundert war Karnburg kaiserliche Pfalz und wird 888 urkundlich anläßlich des Besuchs König Arnulfs 888 als curtis carantana bezeichnet. Die Kirche wird 927 erstmals als St. Peter genannt, später als St. Petrus und Paulus. Karnburg ist die einzige für Österreich gesicherte karolingische Pfalz, die Kirche hatte die Funktion einer Pfalzkapelle.

An den mittelgroßen, rechteckiger Saalraum schließt ohne Zungenmauern im Osten ein nahezu quadratischer, aber stark verzogener und nicht in der Hauptachse liegender Chorraum an. Der Triumphbogen öffnete sich ursprünglich im Überhalbkreis. Das Mauerwerk - opus spicatum, ursprünglich wohl auf Sicht berechnet - weist ein für das Frühmittelalter charakteristisches Fugennetz aus rötlichem Mörtel auf. Die Fenster- und Portalöffnungen wurden stark verändert, die Flachdecke im Langhaus ist eine Rekonstruktion von 1928.

Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Kirche gotisiert und um einen Westturm mit Vorhalle erweitert. Die südliche Annenkapelle stammt erst aus dem 14. Jahrhundert, doch wird eine ältere Grundlage vermutet (Czerwenka).

K. Ginhart nahm an, daß die Kirche - wie jene von S. Sissinius in Laas (Vintschgau) - einen Chorturm besessen hätte, und somit als ältester Vertreter der Chorturmkirche in Kärnten anzusehen wäre. Jüngere Untersuchungen (G. Zivkovic) erbrachten jedoch den Nachweis, daß die Chorturmkirchen in Kärnten nicht vor dem 12. Jahrhundert nachzuweisen sind

Die Nennung von 927 ist lediglich ein terminus ante quem für den ersten Kirchenbau. Als Pfalzkapelle könnte er schon vor 888 entstanden sein. So weist unter anderem der Grundriß von St. Proculus in Naturns (Südtirol) einen ähnlich trapezförmig verzogenen Chor auf. Nach K. Czerwenka ist die anspruchslose Kirche nicht unter den Herrschersöhnen Karlmann und Arnulf, sondern bereits um die Mitte des 9. Jahrhunderts von karolingischen Herzögen erbaut worden.


Literatur: Ginhart, Karnburg, 1931, 93. - Ginhart, Karnburg, 1934, 85 - 90. - Egger, Chorturmkirche, 1940, 85f. - Egger, Karnburg, 1948, 198f. - Juraschek, Kirchen, 1958, 18f. - Hartwagner, Zollfeld, 1966, 35f. - Oswald/Schaeffer/Sennhauser, Kirchenbauten, 1966, 134f. - Czerwenka, Architektur, 1992, 36 - 39. - Zivkovic, Chorturmkirchen, 1993.


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