Ossiach (Ktn.)

Ehemaliges Benediktinerstift

Pfarr- und ehemalige Benediktiner-Klosterkirche Mariae Himmelfahrt

Bau I: Apsidensaal (?), karolingisch bis vor 1000.

Klosterkirche: dreischiffige flachgedeckte Pfeilerbasilika mit Dreiapsidenschluß und Hallenkrypta; um 1000 bis vor 1028.

Querhaus und Vierungsturm romanisch.


Im ersten Viertel des 11. Jahrhunderts gründeten der bayrische Adelige Ozi I. und seine Frau Glismond das älteste Benediktinerstift Kärntens. Die ersten Mönche sollen aus dem bayrischen Kloster Niederaltaich, der Heimat Ozis, gekommen sein. 1028 verkauft Ozi II. die elterliche Stiftung seinem Bruder Poppo (gest. 1042), der seit 1019 das Patriarchat von Aquileia innehatte. Für 1096 ist das Marienpatrozinium gesichert; um 1215 wird erstmals die Stiftskirche als Pfarrkirche mit dem Patrozinium der hl. Katharina genannt. Nach Beschädigungen während der Türkeneinfälle (1476), dem Bauernaufstand (1478) und einem schweren Brand von 1484, der Kirche und Kloster betraf, erfolgte erst 1500 die Neuweihe. 1556 - 1587 wird die "getäfelte Decke" der Kirche neu bemalt. Bei der rigorosen Barockisierung und Wölbung unter Abt Hermann III. in den Jahren 1734 - 1744, welche noch heute das Erscheinungsbild der Kirche prägt, erhöhte man die Langhausarkaden und die Obergadenmauer. Seit der Klosteraufhebung von 1783 hat der Bau nur mehr die Funktion einer Pfarrkirche. 1937 konnte anläßlich von Sicherungsmaßnahmen unter dem Vierungsturm - er wurde in der Gotik und neuerlich 1889 aufgestockt - eine Hallenkrypta freigelegt, die allerdings 1946 - 1948 wieder zugeschüttet wurde.

Der Grundriß läßt trotz der umfassenden barocken Instrumentierung den Kern einer romanischen, vierjochigen Pfeilerbasilika mit nicht ausladendem Querhaus und einem einjochigen Dreiapsidenschluß erkennen. Ursprünglich war das Mittelschiff doppelt so hoch wie breit; alle drei Schiffe waren flach gedeckt. Die mächtigen gotischen Vierungspfeiler tragen den zweimal erhöhten Vierungsturm.

Unter den westlichen Vierungspfeilern befindet sich eine Hallenkrypta, die bis zu den Apsiden reicht. Vier von Nord nach Süd in einer Reihe aufgestellte Säulen wurden 1946 - 1948 geborgen und befinden sich seit 1975 an der Südseite der Kirche als Stützen für den Aufgang zur Orgelempore. Zwei Wandsäulen befinden sich noch in situ der derzeit unzugänglichen Krypta. Drei der geborgenen Freisäulen zeigen spornlose attisch profilierte steile Basen, teilweise polygonale Schäfte und derbe korinthisierende Kapitelle mit einfach profilierten, steilen Kämpferplatten. Vergleichsbeispiele ähnlicher Kapitelle aus Oberitalien (unter anderem in S. Salvatore in Brescia, 9. Jahrhundert) und Deutschland (Frauenchiemsee, um 860; Mettlach und Reichenau-Mittelzell) lassen nach K. Ginhart und K. Czerwenka eine Datierung der Krypta Ende des 10. bis Anfang des 11. Jahrhunderts zu. Die Krypta war bis zur Barockisierung im 2. Viertel des 18. Jahrhunderts zugänglich; seit 1615 fand hier der aus einem antiken Pfeiler gefertigte Sarkophag des Klosterstifters Ozi seine Aufstellung.

Im Bereich der Krypta und zwischen den beiden östlichsten Vierungspfeilern entdeckte man weiters Mauerreste eines älteren Kirchenbaus, vermutlich ein Apsidensaal, der nach K. Ginhart als Vorgängerbau der Gründung Ozis im 8. bis 9. Jahrhundert entstanden sein könnte, nach F. Oswald hingegen als der Gründungsbau vor 1028. Dies scheint wegen der geringen Größe der Vorgängerkirche dieser doch reich dotierten und somit bedeutenden Stiftung Ozis nicht zuzutreffen. K. Czerwenka datiert den Vorgängerbau daher ins 9. (?) - 10. Jahrhundert.

Bemerkenswert ist die Form des Dreiapsidenschlusses. Die Nebenapsiden zeigen unterschiedliche Radien und treten am Außenbau weniger stark von der Hauptapsis differenziert auf, als etwa die hochromanischen Apsiden des Domes von Gurk. Die südliche Nebenapsis wird im Gegensatz zu den übrigen mit breiten Lisenen gegliedert. Die ältere Forschung hat daher angenommen, daß die südliche Apsis älter als die übrigen und um 1000 zu datieren sei (K. Ginhart). Die drei Apsiden stehen jedoch im Mauerverband und wurden somit gleichzeitig mit der Hallenkrypta errichtet. Dies könnte - mit Ausnahme eines eventuell späteren romanischen Querhauses (man vergleiche dazu den Dom von Gurk) - für den gesamten Grundriß gelten.


Literatur: Kieslinger-Wurzer, Sicherungsarbeiten, 1949, 79 - 85. - Ginhart, Werkstücke, 1954, 222 - 239. - Ginhart, Seestifte, 1955, 7 - 18. - Oswald/Schaeffer/Sennhauser, Kirchenbauten, 1966, 246f. - Hartwagner, Ossiach, 1977. - Dehio, Kärnten, 1976, 446 - 450. - Czerwenka, Katalog, 1992, 49f.


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