Dreischiffige Basilika ohne Querschiff (Rekonstruktion); 1043 geweiht. Westchoranlage mit vorgelagertem Westturm, 2. Viertel 12. Jahrhundert.
Der Überlieferung nach wurde die Abtei durch den hl. Rupert 712 - 715 gegründet, dessen Nichte Erentrudis aus Worms die erste Äbtissin dieses ältesten Frauenklosters nördlich der Alpen wurde. Die Lage der rupertinischen Gründung innerhalb der oberen Burg ("castrum superius") konnte allerdings bisher noch nicht archäologisch lokalisiert werden. Unter Erzbischof Friedrich I. (958 - 991) zerstörte ein Brand die Kirche; der Neubau entstand mit Förderung Kaiser Heinrichs II, der einer ungesicherten Tradition nach 1009 bei der Weihe durch Erzbischof Hartwik (991 - 1023) anwesend war. 1023 erfolgte die Translation der Reliquien Erentrudis in die Krypta, welche 1043 geweiht wurde. Überlieferte Altarweihen zwischen 1140 und 1178 lassen auf eine gewisse Bautätigkeit, zumindest aber auf die malerische Ausstattung schließen, da die als erste (?) Schicht aufgebrachte Freskierung in den Nischen des sogenannten "Paradieses", dem ehemaligen Nonnenchor im Westen des Langhauses, stilistisch um die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert werden. Nach einem Brand von 1423 und einer vermutlich nur notdürftigen Wiederherstellung wurde ab 1463 der bestehende Neubau errichtet, dessen Weihe 1499 erfolgte, doch waren 1506 die Arbeiten an der Kirche nicht abgeschlossen (Langhauswölbung). Die Forschung akzeptiert bisher die Meinung R. Pühringers, daß die dreischiffige basilikale Anlage mit gleichfluchtigem polygonalen Dreiapsidenschluß des 15. Jahrhunderts dem romanischen Vorgängerbau folgt, der somit als querschifflose Anlage vom "bayrischem Grundrißtyp" zu rekonstruieren wäre. Mit Sicherheit können lediglich die Nischenarchitektur des Nonnenchores und der vorgelagerte Westturm der romanischen Konzeption zugeordnet werden. Von einem Portal aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts stammen Teile der Sockelgliederung, Sturz und Tympanon, die im spätgotischen Südportal Wiederverwendung fanden.
Der ehemalige Nonnenchor bildet seit seiner Überbauung und teilweisen Erneuerung im 15. Jahrhundert eine querrechteckige Halle. Die sieben Nischen an der Westseite und fünf Nischen an der Nordseite gehören noch zum Altbestand. Sie werden heute partiell durch die barocken Substruktionen der Orgelempore verdeckt und reichten ursprünglich weiter hinauf. Diese Nischenarchitektur wurde von R. Pühringer als geradezu typisch für die Architektur bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts bezeichnet, wobei er auf die Wolfgangskrypta von St. Emmeram und die Stephanskapelle in Regensburg oder die Wipertikrypta in Quedlinburg verweist. Andererseits konnten bisher unter den Fehlstellen der Nischenfresken aus der Mitte des 12. Jahrhunderts keine älteren Putzschichten nachgewiesen werden.
Der vorgelagerte und in den Kreuzgang eingeschlossene Westturm steht in baulichem Zusammenhang mit dem Nonnenchor, jedoch fehlen bisher genauere Vermessungen der Disposition. Nach den Plänen scheint der Turm die Chorwestwand mitzubenützen. Der viergeschossige Turm kann daher frühestens mit dem Nonnenchor entstanden sein. Da in unserem Gebiet die frühesten gesicherten Einzelwesttürme erst im 12. Jahrhundert nachzuweisen sind - wohl in der Nachfolge der monumentalen Doppelturmanlage am Salzburger Dom unter Erzbischof Konrad I. ("turres altissimae") - dürften Westturm und Westchor frühestens im 2. Viertel 12. Jahrhundert entstanden sein. Größere bauliche Veränderungen während des 12. Jahrhundert werden außerdem durch die Altarweihen um die Jahrhundertmitte und die spolierten Portalreste vom ausgehenden 12. Jahrhundert vorstellbar.
Literatur: Tietze, Nonnberg, 1911. - Pühringer, Denkmäler, 1931, 65 - 68. - Demus, Wandmalerei, 1968, 206. - Messerer, Portale, 1978, 112f. - Messerer, Skulpturen, 1981, 329 - 332, 362, 366f. - Koch, Westturmanlage, 1986, 168 - 171. - Dehio, Salzburg, 1986, 551 - 558. - Czerwenka, Katalog, 1992, 113 - 115.
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studiolo 19.06.99 21:39