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studiolo Steinbearbeitung von Quadermauerwerk:
Friederich, Stufe V
Inhalt

Friederich Abb. 23Stufe V:

Bis nach der Mitte des 12. Jahrhunderts beschränkten sich die Werkzeugformen für die Oberflächengestaltung auf die absprengende Wirkung der Werkzeugspitze (Spitzeisen, Zweispitz/Spitzfläche) oder einer glatten Schneide (Fläche, Meißel). Durch die enge Aneinanderreihung einzelner Spitzen entsteht eine gezahnte Schneide, welche die Vorteile beider Werkzeugformen vereinigt. Allerdings besitzt die gezahnte Schneide - zumindest beim technischen Stand mittelalterlicher Werkzeugschmiede - nicht die robuste Dauerhaftigkeit der Einzelwerkzeuge mit Spitze oder Schneide. Sowohl Zahneisen als auch Zahnfläche dürften ihren Ursprung im Gebiet der Weichgesteine haben. Friederich vermutet als Ursprungsgebiet der gezahnten Werkzeuge nordfranzösische Kalkstein- und Kreidelandschaften, von wo aus unter anderem die Anwendung der Zahnfläche zunächst nach Straßburg (Ostteile) vermittelt wurde und sich dann über die Kalksteingebiete Deutschlands weiter verbreitete. In Gebieten mit Kristalingesteinen scheinen die gezahnten Werkzeuge wegen der größeren Gesteinshärte zu fehlen. Hier mußte man die Bearbeitung mit der Glattfläche durchführen (man vergleiche dazu die Stufe IV nach Friederich).

Häufig wird die Zahnfläche im "Stich" verwendet, was bei Kreide- und Kalksteinwerkstücken im bruchfeuchten Zustand ein wesentlich ökonomischeres, weil rasches Arbeiten ermöglicht, als dies bei der Bearbeitung auf der "Bank" der Fall wäre. Friederich wertet dies übrigens als einen weiteren Hinweis auf die französiche Provenienz der Zahnfläche.

Friederich Abb. 59Die Zahnfläche dient seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in erster Linie der raschen und gröberen Bearbeitung des Werkstückes aus Weichgestein. Die charakteristischen Werkzeugspuren verleihen dem Quaderspiegel zusammen mit dem mittelbreiten Randschlag wieder eine Textur und optisch wirksame Individualität, welche sich essentiell von der weiter gepflegten Glattflächung der Stufe IV unterscheidet - insbesondere dort, wo man Weichgesteine offensichtlich bewußt nicht mit dem neuen Werkzeug der Zahnfläche bearbeitete. Die Blütezeit der Zahnflächung als oberflächengestaltendes Werkzeug liegt im 13. Jahrhundert und wird in verfeinerter Form und Hiebführung als künstlerisches Gestaltungsmittel in Stufe VI noch bis nach dem 14. Jahrhundert weiterverwendet.


E-Mail 28.09.98 10:48