Saarbrücker Zeitung, 22.03.2005

"Bifor" nimmt Neonazis ins Visier

Kameradschaft Saarlautern aktivste Gruppe im Saarland – Studenten und Pädagogen warnen

Das Bildungs- und Forschungswerk Saar-Lor-Lux, kurz "Bifor" genannt, nimmt die Neonazi-Szene unter die Lupe. Die Rechtsextremen in unserer Region sind nicht nur in der NPD, sondern auch in Freien Kameradschaften organisiert.

Homburg. Nach Ansicht des Bildungs- und Forschungswerkes Saar-Lor-Lux ("Bifor") ist die Kameradschaft Saarlautern in Saarlouis die aktivste Neonazi-Gruppe im Saarland. In einer von der Stadt Homburg unterstützten Veranstaltung des Autonomen Jugendzentrums zum Thema "NPD und Freie Kameradschaften" informierten jetzt "Bifor"-Mitglieder Jugendliche über die verschiedensten Ziele, Organisationsformen und Strategien von Rechtsradikalen und Neonazis.

"Bifor", ein im Herbst vergangenen Jahres von Studenten und Pädagogen gegründeter Verein mit Sitz in Saarbrücken, erforscht rechtsextreme und antidemokratische Entwicklungen im Saarland und der angrenzenden Region. Die zehn Vereinsmitglieder stellen eigene Recherchen an, informieren sich über Internet und Fachliteratur und tauschen sich mit befreundeten Initiativen aus. Der Verein organisiert Informationsveranstaltungen und Seminare und hat ein eigenes Archiv über Rechtsextremismus aufgebaut.

Wie Ulrich Baus, Student der Sozialpädagogik in Saarbrücken und "Bifor"-Gründungsmitglied, in Homburg erklärte, sind die extremen Rechten im Saarland in unterschiedlichen Gruppierungen organisiert und versuchen sowohl mit politischen Mitteln als auch über den Aufbau sozialer Kontakte und mit militantem Auftreten ihre Ziele zu erreichen. Baus wies in seinem Vortrag darauf hin, dass oberstes Ziel der Neonazis "die Wiedererrichtung des Nationalsozialismus" sei.

Wie im übrigen Bundesgebiet auch, so seien die Rechtsextremen im Saarland nicht nur in der NPD organisiert. Außerhalb der Partei bestünden so genannte Freie Kameradschaften, Zusammenschlüsse militanter Neonazis, die „nationalpolitische Positionen mit lokalpolitischen Inhalten verbinden“. Baus betonte: "NPD und Freie Kameradschaften vermischen sich." Es gebe keine klare Trennung von legaler Parteiarbeit und krimineller Kameradschaftsorganisation. Baus meinte weiter: "Rechtsextreme Gewalttaten sind keine spontanen Einzeltaten. Sie folgen einem Konzept, das dazu aufruft, ganze Regionen frei zu prügeln und rechtsfreie Räume zu schaffen." Die Strategie der Neonazis folge einem "Drei-Säulen-Konzept". Ziele seien dabei der Einzug in die Parlamente, die Kontaktaufnahme vor allem mit Jugendlichen und das Bestreben, mit militantem Auftreten Gebiete in Nazihand zu bringen.

cros