SaarEcho, 04.04.2005

FCS als Rekrutierungsforum für Neonazis

Übergriff von Rechtsextremisten in der Saarbrücker Innenstadt / BIFOR: Es besteht Handlungsbedarf

Saarbrücken. Erneut haben Neonazis im Saarland Jugendliche überfallen und brutal zusammengeschlagen. Nach Darstellung des BIFOR - Bildungs- & Forschungswerk Saar-Lor-Lux wurden gegen 3 Uhr am Sonntag morgen wurden Jugendliche in der Saarbrücker Innenstadt im Neugässchen von ca. zehn Neonazis angegriffen. Dabei erlitt ein junger Mann schwere Verletzungen und musste mit dem Rettungswagen in die Saarbrücker Winterbergkliniken eingeliefert werden.

Mehrere Menschen, die den Angegriffenen zur Hilfe eilen wollten, wurden ebenfalls geschlagen und verletzt. Ein junger Mann erlitt Schläge und Fußtritte ins Gesicht, was zu erheblichen Verletzungen führte. Die Neonazis konnten entkommen.

Dieser Übergriff kommt nicht aus heiterem Himmel. In den letzten Wochen und Monaten sind vermehrt Gruppen von offensichtlichen Neonazis in Saarbrücken unterwegs. Auch in der Fanszene des 1. FC Saarbrücken sowie in deren Umfeld entstanden in den letzten Monaten vermehrt neonazistische Fangruppen, welche sich ungestört im Stadion aufhalten und Nachwuchs rekrutieren können. Hinzu kommt, dass am Wochenende auch Neonazigruppen aus dem Gebiet des Stadtverbandes in Saarbrücken unterwegs sind und somit das Gefahrenpotential für all jene Menschen, die nicht in das faschistische Weltbild passen, weiter erhöht wird.

Während rechtsextreme Gruppen vor drei Jahren noch überwiegend im Sulzbachtal präsent waren, besteht nun ein flächendeckendes Netzwerk rechter Gruppierungen im Stadtverband Saarbrücken. In Saarbrücken wird die Situation zusätzlich verschärft durch die NPD-Mandate in Saarbrücker Kommunalparlamenten. Gerade vor dem Hintergrund der hohen Anzahl an NPD-Wählerstimmen und der damit verbundenen Mandate für NPD-Aktivisten in Saarbrücker Kommunalparlamenten fühlen sich neonazistische Gewalttäter mit ihren Übergriffen als Vollstrecker des "Volkswillens". Sie sehen sich somit nicht als Minderheit sondern als Elite und Speerspitze des "deutschen Volkes".

Die Übergriffe von Neonazis in Saarbrücken und in Homburg zeigen erneut, dass Handlungsbedarf besteht. Insbesondere gesellschaftliche Akteure, wie zum Beispiel die Verantwortlichen des 1. FC Saarbrücken, müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden und Maßnahmen gegen rechts ergreifen.