Kapitel 3: Die Bibernelle, die Blutwurz, das Lungenkraut und der Quendel
Bibernell
(lat. Pimpinella Saxifraga)
Volksname: Bumbernell, Bockwurz, Steinbrechwurz
Blütezeit: Juli bis Oktober
Standort: Wächst an Zäunen, Wegen, Wiesen, auf Schutthalden und Ufern.
Größe: Der Stengel wird 15 bis 50 cm hoch.
Droge: Samen und Wurzeln.
Wirkstoffe: Ätherische Öle, Gerbstoffe, Saponine, Cumarine.
Heilanwendung: Bei Entzündungen der Atemwege
Die Bibernelle war den alten Griechen und Römern nicht bekannt, denn sie kam im römisch-griechischen Reich nicht vor. J.Th. Tabernaemontanus ( 1588 ) ist der erste Autor, der über sie berichtet. Demnach gibt es kein besseres Heilkraut als die Bibernelle. Es würde Seiten füllen alle Heilanzeigen anzuführen. Sebastian Kneipp setzte die Bibernelle bei Rheuma und Nierenentzündungen ein. Die Samen werden im Herbst gesammelt, die Wurzeln im Frühjahr oder Herbst. Die Wurzel der Bibernelle wird gegen Asthma, Katarrh, Heiserkeit, Husten, Bronchitis, Verkühlung aber auch zum Inhalieren verwendet. Bei Magenentzündung, Magenverschleimung, Darmentzündung, wird Bibernelle ebenso eingesetzt, wie auch als Gurgelwasser. Auch bei Wassersucht, Sodbrennen, Nieren- und Blasensteinen, sowie Menstruationsstörungen wird die Bibernelle immer gerne eingesetzt.
Nebenwirkungen: Bei therapeutischer Dosierung vorausgesetzt, sind Nebenwirkung nicht zu erwarten.
Blutwurz
(lat. Potentilla erecta)
Volksname: Tormentill, Rotwurz, Ruhrwurz, Aufrechtes Fingerkraut
Blütezeit: Mai bis September
Pflanzentyp: Staude mit knolligem Wurzelstock.
Standort: Sonnig und halbschattig auf feuchten Humusböden.
Größe: 20 bis 40 cm hoch.
Droge: Wurzel
Wirkstoffe: Tannin, das Glykosid Tormentillin, ätherisches Öl, Gerbstoffe.
Heilanwendung: Gegen Magen und Darmkatarrh, und Halsschmerzen
Der Mensch kam auf sehr merkwürdige Art auf die Blutwurz: Im Jahre1348/49 herrschte im badischen Wiesental die Pest. Als die Not am größten war, sei ein Vogel vom Himmel gekommen, und hat folgendes Lied gepfiffen: Aesst Durmedill und Bibernell, Sterbt nüt so schnell“. Im Herbst oder Frühling wird der Wurzelstock ausgegraben, denn nur in ihm stecken die Wirkstoffe. Schneidet man die Wurzel durch, verfärbt sich die Schnittstelle innerhalb kurzer Zeit von weiß in rot. Der durch eine chemische Reaktion bildende Farbstoff, das Tormentillrot, ist antibakteriell und führt zusammen mit dem Gerbstoff Tannin, zu einem entzündungshemmenden Wirkung. Blutwurz wird bei Entzündungen des Magen und Darmbereiches, bei Entzündungen der Mundschleimhaut, zum Gurgeln bei Mandelentzündung oder Mundfäule, sowie bei Durchfällen bei Mensch und Tier eingesetzt. Aber auch bei schwachen Lungen oder Blutarmut wird Blutwurz verwendet.
Nebenwirkungen: Bei Überdosierung kann es wegen der hohen Gerbstoffmenge bei empfindlichen Menschen zu Magenbeschwerden kommen. Dies ist jedoch sehr selten der Fall.
Lungenkraut
(lat. Pulmonaria officinalis)
Volksname:
Fleckenkraut, Hirschkohl, Lungenwurz, Schwesternkraut
Blütezeit:
April bis Juni
Pflanzentyp: Staude mit waagrechten Wurzeln
Standort: Schattige Laubwälder, Gebüsche und auf humusreichen Böden
Größe: 10 bis 30 cm hoch
Droge: Kraut ohne Wurzel
Wirkstoffe: Kieselsäure, Schleimstoffe, Saponine, Gerbstoffe, Mineralstoffe
Heilanwendung: Gegen Erkrankungen der Atemwege
Man sammelt die Blätter im Juni und Juli, und bereitet daraus einen Tee zu, der einerseits zum trinken aber auch zum Gurgeln verwendet wird. Seit der Behandlung von Atemwegserkrankungen durch das Penicillin ist das Lungenkraut immer mehr in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, denn das Lungenkraut hilft bei allen Erkrankungen der Atemwege, bei Husten und Grippe, Bronchitis aber auch bei Tuberkulose, sowie bei entzündeten Schleimhäuten in Magen und Darm. Die Bauern nützen das Lungenkraut bei Erkältungen von Rindern, Pferden und Schafen, indem sie Lungenkrautpulver ins Futter oder ins Trinkwasser mischen.
Nebenwirkungen: Bei Dauergebrauch sind Nebenwirkungen nicht auszuschließen!
Quendel
(lat. Thymus serpyllum)
Volksname:
Feldthymian, Geismajoran, Wilder Zimt
Blütezeit:
Mai bis August
Pflanzentyp: Halbstrauch mit dünnen verwurzeltem Wurzelstock und rosaroten Blüten
Standort: Sonnig auf trockenen steineinigen Orten
Größe: 15 bis 20 cm hoch
Droge: Blühendes Kraut
Wirkstoffe: Ätherisches Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide
Heilanwendung: Krampflösende, desinfizierende Wirkung, gegen Husten und Darmstörungen
Die ganze Pflanze enthält sehr viel ätherisches Öl und duftet daher sehr stark und charakteristisch. Das blühende Kraut wird im Juni bis August ohne Wurzeln gesammelt und im Schatten getrocknet. Häufig findet der Quendel auch in der Küche als Salatbeigabe oder in getrocknetem Zustand als Gewürz für fette Speisen Anwendung . Schon in mittelalterlichen Kräuterbüchern wird der Quendel als "Frauenmittel", gegen schmerzhafte Monatsblutungen, und Geburtsunterstützend empfohlen. Als Heilpflanze wird der Quendel vor allen Dingen bei Husten und Lungenleiden, Blähungen und Darmbeschwerden sehr erfolgreich eingesetzt. Als Alkoholansatz wird der Quendelspiritus als Einreibung gegen Rheuma, Gicht und Ischias eingesetzt. Nach Entfernung von Fußnägeln sei ein Fußbad mit Quendel sehr hilfreich (lt. Apothekerin G.V. Eitzen).
Nebenwirkungen: sind bei therapeutischer Anwendung und Dosierung keine zu befürchten. Quendel steht unter Naturschutz und ist sehr stark gefährdet, deshalb wird er in Kulturen gezogen!!
Kapitel 2 Kapitel 4