Über Grundlegendes beim Sammeln der Heilpflanzen




Heilpflanzen Sammeln und lagern

Wer über genügend Vorkenntnisse verfügt, kann auch heute noch heimischen Heilpflanzen selbst sammeln. Häufig muss man dazu nicht einmal in unberührte Wiesen und Wälder vorstoßen. Viele der infrage kommenden Pflanzen gehören nämlich zu den typischen Kulturbegleitern des Menschen, das heißt, man findet die auf Schuttplätzen, Bahndämmen und Straßenwällen, weil ihnen die dortigen Lebensbedingungen gelegen kommen. Viele Skeptiker sind allerdings der Ansicht, dass Pflanzen in der Nähe von Großstädten oder Verkehrwegen stärker mit Schadstoffen belastet sind. In diesem Fall wäre vom Sammeln an solchen Standorten selbstverständlich abzurten.
Dieser Einwand ist grunsätzlich richtig, greift aber bedauerlicherweise zu kurz. Denn leider ist die Umweltveschmutzung nicht auf bestimmte Örtlichkeiten begrenzt. Schwermetallbelastungen beispielsweise findet man in Wald und Wiesen genauso wie am Rand von Industriezentren.
Man wird sich also gezwungenermaßen mit der Tatsache abfinden müssen, das völlig von Umwelteinflüssen freie Heilpflanzen in unseren Gefilden leider nirgends mehr zu finden sind. Dass Sammelplätze mit besonders hoher Schadstoffbelastung, wie etwa Grünflächen neben Autobahnen oder gespritze Äcker und Wiesen , dennoch gemieden werden sollten, wird man mit etwas Gespür bald selbst erkennen.
Unabhängig davon, wo man sucht, gilt beim Sammeln von Pflanzen eine wichtige Grundregel. Sie lautet:
Ein Standort darf NIEMALS vollständig abgeerntet werden. Mindestens ein Drittel des Bestandes muss stehen bleiben, damit die Pflanze sich an dieser Stelle wieder ausbreiten kann
Davon ausgenommen sind jene Pflanzen, die den Gärtnern als Unkräuter gelten, so etwa der Löwenzahn.


Richtiges Sammeln

Wer eine bestimmte Pflanze sammeln will, muss die je nach Pflanze unterschiedlichen Jahreszeiten beachten, zu denen das Gewächs am besten gesammelt wird. In jedem Falle gilt, das beim Sammeln möglichst trockenes Wetter vorherrschen sollte.
Oberirdische Pflanzenteile sollten bei zunehmenden Mond geerntet werden, unterirdische Pflanzen bei abnehmenden Mond. Denn bei zunehmenden Mond ziehen die Säfte mehr nach oben. Nimmt der Mond hingegen ab, ziehen die Säfte mehr in die Erde.

Blüten
Blüten werden einzeln gepflückt, Blütenstände werden als Ganzes abgeschnitten. Dies muss bei trockenen Wetter stattfinden, weil nasse Blüten beim Trocknen sehr schnell verderben. Den höchsten Wirkstoffgehalt haben Blüten unmittelbar nach dem Aufgehen. Eine Ausnahme von dieser Regel stellt unter anderem das Johanniskraut dar. Es enthält die größte Menge an Wirkstoffen kurz vor dem Verwelken.

Blätter
Blätter enthalten in der Regel mehr Wirkstoff wenn sie jünger sind. Große und raue (der Pflanzenkundler nennt sie "derbe") Blätter werden einzeln abgezupft. Zarte Blätter mit schwachen Stengeln kann man von der Pflanze abstreifen.

Holzige Teile
Kräuter schneidet man direkt über den Boden ab. Die holzigen Teile, alsi Stängel und Zweige, wirft man fort. Für sie gibt es in aller Regel keine Verwendung, weil man aus ihnen keine heilkräftigen substanzen herausziehen kann.

Beeren
Beeren pflückt man einzeln. Reife Beeren müssen sofort nach dem Ernten verarbeitet werden, damit sie nicht verderben. Der dadurch entstehende Zeitdruck lässt sich jedoch ganz einfach vermeiden. Er empfiehlt sich, die Beeren kurz vor dem Zeitpunkt der vollständigen Reife zu ernten. So können sie während des Transports und zu Hause nachreifen.

Wurzeln
Wurzeln grät man vorsichtig aus. Sofort danach werden sie von der Erde befreit und abgewaschen.
Durch das Ausgraben der Wurzel wird die entsprechende Pflanze gänzlich entfernt, ein übermäßiges Sammeln würde also zu ihren Aussterben führen. Deshalb muss wie bereit erwähnt ein Drittel des Bestandes unberührt bleiben.


Trocknung und Lagerung

Ganze Kräuter trocknet man, indem man sie zu Sträußen bindet und kopfunter an einer Leine auf dem Dachboden oder an einem anderen geeigneten Ort aufhängt. In die Küche sollte man sie nicht hängen, weil sie dort den Kochgeruch annehmen.
Blätter, Stengel Blüten oder Früchte trocknet man am besten folgendermaßen. Ein Leinentuch wird an vier Eckpunkten, etwa an Stuhlbeinen, so gespannt das es in der Mitte etwas durchhängt. Die Pflanzenteile werden möglichst weiträumig auf dem Tuch verstreut. Wo diese Methode aus Platzgründen nicht praktiziert werden kann, sollte man die Kräuter stattdessen auf einem großen einlagigen Papier auslegen.
Rinden und Wurzeln können im Backofen bei 40-60° getrocknet oder einfach in der Nähe von kräftigen Heizkörpern ausgelegt werden. Das der Trockenvorgang abgeschlossen ist, erkennt man daran, dass das Sammelgut spröde wird, Blätter und Blüten ausdörren, die Stängel ihre Elastizität verlieren und die Wurzeln beim Brechen knacken.
Getrocknete Kräuter kann man in Papiertüten, Blechdosen, Holz- oder Glasgefäßen lagern. Diese sollten in trockenen, vor Lichteinfall geschützten Regalen stehen und genau beschriftet sein. Um Verwechslungen zu vermeiden, sollte man einen leeren Behälter immer mit demselben Kraut nachfüllen. Von der Aufbewahrung in Plastikbehältern ist abzuraten, weil diese in manchen Fälle Chemikalien an die Kräuter abgeben können, die deren Geruch, Geschmack, und Wirksamkeit beeinträchtigen.
Flüssigzubereitungen wie Tinkturen und Öle bewahrt man in lichtundurchlässigen Flaschen auf. Um den Inhalt korrekt anwenden zu können, sollten die Flaschen einen Dosieraufsatz haben, der das Abzählen einzelner Tropfen erlaubt.


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