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Zur Geschichte des Füsilier-Regiments Nr. 40
Das spätere Füsilier-Regiment Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollernsches) Nr. 40 geht auf
das 1818 gebildete Reserveregiment zurück, das in der damaligen Bundesfestung Luxemburg Dienst tat. Danach bekam die Einheit 1833 Mainz und 1851 Saarlouis als Standort zugewiesen.
Der Charakter des Regiments
erfuhr im Zuge der von dem späteren König Wilhelm I. von Preußen nach 1857 zum Abschluß gebrachten Heeresreform eine grundlegende Änderung. Durch Angliederung eines dritten Bataillons wurde das Reserveregiment Nr.
40, das bisher nur Festungsdienst geleistet hatte, in ein Füsilier-Regiment, d.h. in leichtes Infanterie-Regiment, umgewandelt und erhielt durch Allerhöchste Kabinettsordre 1860 die Bezeichnung
"Hohenzollernsches Füsilier-Regiment (Nr. 40)" verliehen. Als solches wurde es 1861 nach Trier verlegt, wo es erstmals auch zu Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen (1811 - 1885) in Beziehung trat,
der 1863 mit dem Amt des Militärgouverneurs im Rheinland und in Westfalen betreut wurde.
Das Füsilier-Regiment Nr. 40, das im deutsch-dänischen Krieg 1864 noch vom Kriegseinsatz verschont geblieben war,
erhielt 1866 im Krieg Preußen gegen Österreich seine Feuertaufe. Dort tat es sich besonders bei der Schlacht um Königgrätz hervor. Nach dem Kriege gestattete König Wilhelm I. Fürst Karl Anton das Tragen der Uniform
der Hohenzollernfüsiliere.
Im deutsch-französischen Krieg 1870/71, aus dem das kleindeutsche Kaiserreich hervorging, zeichnete sich das Füsilier-Regiment bereits zu Beginn bei dem blutigen Kampf um die
Spicherner Höhe aus. Fürst Karl Anton, der 1871 einen Unterstützungsfonds für die Offiziere und Unteroffiziere errichtet hatte, wurde 1885 zum Chef des Füsilier-Regiments ernannt, eine Ehre, die dann auch
seinen Nachfolgern, den Fürsten Leopold (1835 - 1905) und Wilhelm (1864 - 1927) zuteil wurde. Die Leistungen des Fürsten Karl Anton und seines Hauses für Preußen erhielten ihre höchste Anerkennung in der am 27.
Januar 1889 von Kaiser Wilhelm II. angeordneten Umbenennung des Hohenzollernschen Füsilier-Regiments in "Füsilier-Regiment Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollernsches) Nr. 40".
Die
Hohenzollernfüsiliere, die 1871 infolge der Friedensdislokationen nach Köln verlegt worden waren, bekamen 1905 Aachen als Standort zugewiesen. 1910 fand dann der letzte Garnisonswechsel statt. Das Regiment wurde, um
seinem Aushebungsbezirk näher zu sein, nach Rastatt verlegt und als preußisches Regiment dem XIV. (bad.) Armeekorps zugeteilt.
Im Ersten Weltkrieg (1914 - 1918) zeichneten sich die Hohenzollernfüsiliere
mehrfach aus. Besonderen Ruhm hatte sich das Füsilier-Regiment 1915 bei dem Sturm der französischen Armee auf die Loretto-Höhe erworben. Der Chef der Hohenzollernfüsiliere, Fürst Wilhelm, besuchte sein Regiment
mehrfach an der Westfront und zeichnete viele Kameraden mit seinem Hausorden aus. 1917 stiftete der Fürst einen Unterstützungsfonds zugunsten seiner Füsiliere.
Die Mühen und Opfer der Kombattanten waren, wie
wir wissen, vergebens. Das Ende der Monarchie 1919 führte am 31. Mai 1919 zur endgültigen Auflösung des Füsilier-Regiments Nr. 40. Seine Fahnen kamen in das Heeresmuseum nach Kassel. Die Traditionspflege übernahm
das 14. (bad.) Infanterie-Regiment, 2. (Schützen-)Bataillon, 5. Kompanie in Tübingen.
Die Vierziger-Vereine und ihr Ehrenmal in Rastatt
Nach dem Vorbild des 1888 in Köln gebildeten Vereins ehemaliger
Hohenzollernfüsiliere entstanden in der Folgezeit im Rheinland und 1908 auch in Hechingen Vierziger-Vereine. Diese Vereine schlossen sich 1894 zu einem Verband ehemaliger Hohenzollernfüsiliere zusammen, deren
Protektorat Fürst Leopold und nach ihm Fürst Wilhelm von Hohenzollern übernahm.
Infolge der Rheinlandbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg war an eine Fortführung der Vereins- und Verbandsarbeit der ehemaligen
Vierziger nicht mehr zu denken. Daraufhin bildeten sich in Rastatt und im rheinisch-westfälischen Industriegebiet Vereine ehemaliger Vierziger. Um den Zusammenhalt der süddeutschen und norddeutschen Kameraden zu
gewährleisten, veranstaltete man jeweils Große VierzigerTage. 1924 wurde bei einem solchen Treffen in Rastatt die Errichtung eines VierzigerDenkmals zu Ehren der im Krieg 1914/18 vor dem Feind gefallenen Kameraden
beschlossen. Die damals ebenfalls angestrebte Bildung eines gemeinsamen Verbandes der Hohenzollernfüsiliere mit dem Landwehr-Regiment Nr. 40 wurde 1925 besiegelt.
Die feierliche Enthüllung des Ehrenmals der
Vierziger auf dem Schloßplatz in Rastatt fand am 31. Juli 1927 im Beisein des letzten Chefs der Hohenzollernfüsiliere, Fürst Wilhelm, statt. Nach dessen Tod im Herbst 1927 übernahm Fürst Friedrich von Hohenzollern
(1891 - 1965) bald das Protektorat über alle Vierziger-Vereinigungen und betrieb mit großer Energie die überführung der Fahnen des Füsilier-Regiments Nr. 13 in das Schloß seiner Ahnen, die am 9. Juli 1933 in
Sigmaringen vollzogen werden konnte. Die vier Fahnen des ehemaligen Füsilier-Regiments und eine Fahne des Fußartillerie-Regiments Nr. 13 wurden bis zu ihrer Abgabe an das Wehrgeschichtliche Museum in Rastatt 1986 in
der Kanonenhalle des Sigmaringer Schlosses gezeigt.
Die Traditionsgemeinschaft Füsilier-Regiment Fürst Karl Anton von Hohenzollern
Die Vierziger-Vereinigungen, die 1934 dem NS-Reichskriegerbund
angeschlossen wurden, galten nach dem Zusammenbruch 1945 als erloschen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der ehemaligen Vierziger blieb freilich weiterhin lebendig. Bei einem Treffen am 1. Juni 1958 in Hechingen, bei
der auch Fürst Friedrich und sein Zwillingsbruder Prinz Franz Josef von Hohenzollern anwesend waren, wurde der Beschluß gefaßt, den alten VierzigerVerband Rastatt in der Form einer Arbeitsgemeinschaft zu neuem Leben
zu erwecken. Die damals unter der Schirmherrschaft des Fürsten von Hohenzollern geschaffene "Traditionsgemeinschaft Füsilier-Regiment Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollernsches) Nr. 40 und seine
Nebenformationen" stellte sich vor allem die Aufgabe, die Kameradschaft des ehemaligen Regiments und seiner Formationen aufrechtzuerhalten und zu pflegen.
Der Verein hat in den vergangenen drei
Jahrzehnten unter den Vorsitzenden und Geschäftsführern Riedel, Hertel, Hanel, Ruff, Jauch, Weller, Franz Josef Prinz von Hohenzollern, Steim und Poelchau die Pflege der Tradition und der Kameradschaft der
ehemaligen Vierziger gefördert und erhalten. Dies geschah vornehmlich durch regionale und überregionale Kameradschaftstreffen, die Herausgabe einer Vereinsschrift und schließlich die alljährlich stattfindende
Kranzniederlegung am Ehrenmal in Rastatt.
Infolge des natürlichen Auszehrungsprozesses suchte die Traditionsgemeinschaft später die Kooperation mit dem Reservistenverband der Bundeswehr. 1984 verpflichtete
sich die Kreisgruppe Neckar-Alb im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V., die Tradtitionspflege der Hohenzollernfüsiliere mitzuübernehmen. In der Zwischenzeit nahm der Reservistenverband vor allem an
der jährlich stattfindenden Gedächtnisfeier der Traditionsgemeinschaft in Rastatt teil. Außerdem wurden gemeinsame Biwaks veranstaltet.
Dr. Otto H. Becker
Li März 1997
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