Fläche
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unproduktiv
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50
km²
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Wald
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10
km²
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Wiesen,
Alpen
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66
km²
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Höchster Punkt
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Wildstrubel
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3 244
müM
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Tiefster Punkt
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Niederdorf
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1 020
müM
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Einwohner
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ständige
Wohnbevölkerung (CH + Ausländer B/C)
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mittlere
Wohnbevölkerung (CH + Ausländer B/C)
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Wohnungen
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Erstwohnungen
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Ferien-
und Zweitwohnungen
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Fremdenbetten
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Hotels
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Parahotellerie
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Strassennetz
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Gemeindestrassen
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markierte
Wanderwege
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Die ersten Lenker lebten in der Jungsteinzeit in der
Tierberghöhle zuoberst im Simmental, auf 2660 m Höhe. Sie
erreichten diesen Wohnplatz der Urzeit auf dem alten Rawilweg, der von
der Langermatte über das Firstli hinauf auf und am Laufbodenhorn
vorbei führt. Die Jäger der Jungsteinzeit stiegen
wahrscheinlich Jahr für Jahr dort hinauf, um Jagd im Grossen zu
betreiben. Die Tierberghöhle bildet einen willkommenen
Unterschlupf zur Nachtzeit und bei schlechtem Wetter. Drei Schichten Holzkohle und Asche in verschiedenen Tiefen deuten auf drei verschiedene, zeitlich auseinander liegende Benutzungsepochen der Höhle. Die Waldgrenze reichte in der Zeit des günstigsten Klimas bis gegen 2200 m hinauf, die damaligen Menschen mussten also das Brennholz 400 m hinauftragen. Die Tierberghöhle ist vermutlich der höchste alpine Rastplatz der Urzeit. |
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Zur Zeit der Gründung der Stadt Bern, um 1191,
mögen die Lenker nicht sehr zahlreich gewesen sein. Wir finden
einzelne Namen aus dieser Zeit in einem Urbar des Bischofs von Lausanne. So soll ein Glauwi Senfto Besitzungen im sogenannten Chrome (ausserhalb der Oey) und im Steinmass besessen haben. Nach ihm ist wohl auch das Glauwisgut im Pöschenried benannt. Der Talgrund war sumpfig und von Überschwemmungen bedroht. Die beiden Seitenbäche sowie der Wallbach schwemmten ihre Schuttkegel an, und bei Hochwasser nach schweren Gewittern verwandelte sich die Ebene beim Dorf gelegentlich in einen See. Die ersten Bewohner liessen sich an den sonnigen Hängen nieder, vor allem im Gutenbrunnen auf der Plettsche wo eine Kapelle stand, die von St. Stephan aus betreut wurde. Durch Waldrodungen entstand immer mehr Kulturland. Die Flurnamen Rüti, Brand, Schwand, Schwendi deuten darauf hin. In den Jahren 1504 und 1505 bauten die Lenker ihre eigene Kirche, lösten sich von St. Stephan und bildeten eine eigene Kirchgemeinde, was auf eine ziemliches Anwachsen der Bevölkerung schliessen lässt. Kardinal Matthäus Schiner soll die Lenker Kirche geweiht haben. Unter dem Einfluss des Castlans Anton Bütschelbach in Blankenburg und des Leutpriesters Ulrich Ubert von Zweisimmen leisteten die Obersimmentaler und nicht zuletzt die Lenker zur Einführung der Reformation heftigen Widerstand. Im Obersimmental und besonders an der Lenk wirkte der rege Säumerverkehr vom Wallis über den Rawil für den neuen Glauben hemmend, denn die katholischen Wallisersäumer bestärkten die Altgesinnten diesseits des Rawil in ihrem Glauben. Im Oktober 1528 schrieben die Obersimmentaler an Bern, sie dürfen das Neue nicht annehmen (sunder die von Wallis dick und schwer geräst, uff die unsern zu züchen). Die guten Beziehungen der Lenker mit den Wallisern jenseits des Rawilpasses verwandelten sich denn auch in Feindschaften, als die Lenker 1529 die Reformation doch annahmen. 1522 übergaben die Lenker ihre Kirche samt Pfarrhaus der bernischen Regierung. Wahl und Besoldung der Pfarrei wurde vom Rat Bern übernommen, und die Leute an der Lenk schickten sich in den neuen Glauben. Es kam aber vor, dass Walliser, die über den Rawil an die Lenk kamen, hier die Neugesinnten belästigten, und Bern schrieb deshalb im Juni 1529 an die Oberländer: Wir züchen dieser Stund mit Panner us, habend aber etlich, so an Wallisland stossend, diesmal rüwig gelassen, die söllend anheimisch bliben, gut sorg haben, grüsst sin und warten, was nodt es da obentäten, sich in die gegenwehr stellen uns unseres bescheides erwarten. Im gleichen Jahr wollten die Lenker einen neugesinnten Pfarrer vertreiben. Der Rat von Bern schrieb ihnen "Herrn Plötschen on verchulden nit ab der pfrund zu wysen". In dieser Zeit wanderten etliche Bürger aus der Lenk ins Wallis aus oder nach dem damals noch katholischen Saanen. Doch auch das Gegenteil kam vor. So übersiedelten Neugesinnte aus dem katholischen Jaun nach Lenk und St. Stephan. |
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Ein eindrucksvolles Bild aus der Zeit der Glaubenskämpfe
diesseits und jenseits des Rawil vermittelt uns die Sage von der
Weiberschlacht auf der Langermatte. Als die wehrfähigen Männer der Lenker talabwärts in den Glaubenskrieg gezogen waren, rückten die feindlichen Walliser über den Wallisberg (Rawil) und raubten den Lenkern auf der Langermatte das Vieh. Jenseits des Passes liessen die Walliser das geraubte Vieh ruhig weiden und sprachen dem Fendant tüchtig zu. Darauf stiegen nun die Lenkerbuben unter der Führung des Gemsjägers Siegfried, der beim Auszug der Wehrmänner in den Flühen den Gemsen nachgestiegen war, über den Rawil und fanden ihre ruhig grasende Herde wieder. Sachte lösten einige Knaben den Tieren die Glocken und Treicheln vom Hals und läuteten sie selber weiter, bis die anderen das Vieh zur Passhöhe getrieben hatten. Nun schleuderte Siegfried mit voller Wucht eine grosse Treichel durchs Fenster hinein in das Gemach, in dem die Walliser zechten. Mit Schrecken mussten diese feststellen, dass das Lenker Vieh verschwunden war. Sobald es ihre schweren Köpfe erlaubten, machten sie sich in kriegerischer Absicht auf nach der Lenk. Die Lenker, vor allem die Frauen, waren jedoch inzwischen mit Sensen und Heugabeln bewaffnet. Mutig griffen sie die heranziehenden Walliser an und schlugen sich in die Flucht. Die Lenkerfrauen hatten gesiegt. Als die Lenkerkrieger heimkehrten, staunten sie nicht wenig ob der Wehrhaftigkeit der Frauen. Bi de Toete heisst noch heute die Stelle, wo die Gefallenen auf der Langermatte beerdigt wurden. |
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Wie in
den meisten Oberländer Dörfern wurde auch die Lenk im 19.
Jahrhundert von einem verheerenden Dorfbrand heimgesucht. Nachstehend
ein Auszug aus dem im Jahre 1880 erschienenen Büchlein Bericht und
Rechnung des Hülfskomite's für die Brandbeschädigten von
Lenk:
"Das prächtig gelegene und freundlich gebaute Dorf Lenk im Obersimmenthal war am 16. Juli 1878 der Schauplatz und das Opfer einer verheerenden Feuerbrunst. Das Feuer entstand in der Bäckerei Rieben, zunächst der Dorfbrücke, fast zweifellos infolge eines Konstruktionsfehlers am Kamin und nicht etwa durch einen vom Zugwind hinausgetriebenen Funken, jedenfalls aber nicht durch Böswilligkeit. Als es gegen halb 12 Uhr Mittags auf dem Dache bemerkbar wurde, war es bereits zu bedeutender Kraft angewachsen. Die Löschungsversuche mussten um so erfolgloser sein, als anfänglich nur wenig Mannschaft auf dem Platze war, ein grosser Theil der Bevölkerung des Dorfes und der Gemeinde weit umher zerstreut auf den Bergen und Heuwiesen. Angefacht von einem heftigen, trockenen Nordostwind, ergriff das entfesselte Element im Nu das ganze Zentrum des Dorfes sammt der wie alle Gebäude mit Schindeln gedeckten Kirche und schlug bald auch auf das östliche Ufer der Simme hinüber. Erst bei dem der Kirche unmittelbar benachbarten Pfarrhaus auf dem linken, dem Gasthaus zum Hirschen auf dem rechten Simmenufer brachten die vereinigten kühnen Anstrengungen der Feuerwehr des Ortes und der Nachbargemeinden - es waren zuletzt 9 Spritzen in Thätigkeit - eine Begrenzung des Flammenmeeres zu Stande. Mit sammt der Kirche aber wurden durch das Zerstörungswerk weniger Stunden in Schutt und Asche gelegt: 17 Wohnhäuser, worunter der Gasthof zur Krone und 4 andere Wirtschaften, ferner 7 Scheunen, 2 Schmieden und verschiedene Dependenzgebäude. Ihr Obdach verloren, die Gäste des Gasthofs zur Krone nicht mitgezählt, 94 zur Hälfte unvermögliche Personen in 20 Haushaltungen. Vonu den grossentheils unversicherten Beweglichkeiten aller Art blieb Vieles in den Flammen oder entzündete sich noch, nachdem man es auf den umliegenden Wiesen in Sicherheit gebracht zu haben glaubte. Gottlob war trotz der furchtbaren Wuth des Feuers kein Menschenleben zu beklagen. Sofort begann die Liebesthätigkeit für die Abgebrannten. Dieselben fanden noch vor Einbruch der Nacht sämmtlich ein Unterkommen. Die gerade in der Lenk weilenden Kurgäste, welche sich schon während des Branden mit viel Geistesgegenwart und Hindgebung an der Rettung von Gebäuden und Habseligkeiten betheiligt hatten, legten am Abend des Unglücktages eine reiche Steuer für die Brandbeschädigten zusammen, die zur einen Hälfte von den Gebern sofort vertheilt, zur anderen Hälfte in die Verwaltung des vom Gemeinderath Tags nach dem Brande ernannte Hülfskomite's übergeben wurde. Ebenso rasch spendeten die Nachbarn von Zweisimmen zwei Fuder Lebensmittel, und auch von Thun her trafen mit möglichster Schnelligkeit mehrere grosse Ladungen von Lebensmitteln, Kleidern und Bettzeug als Vorläufer bedeutender Baarsendungen ein. In mehreren Tagesblättern erschien seitens des Hülfskomite's ein Hülferuf und bald noch eine zweite Kundgebung, welche die sich verbreitende irrige Meinung berichtigen sollte, als ob das Brandunglück fast nur Vermögliche und gut Versicherte betroffen babe. Auf gestelltes Gesuch hin bewilligte das hohe eidgenössische Postdepartement in sehr verdankenswerther Weise die Portofreiheit für Liebesgaben bis zum Gewicht von 5 Kilogramm, wie auch für die vom Komitee ausgehenden und an dasselbe gerichteten Korrespondenzen. Ein reicher Zufluss von Liebessteuern begann. Aus der Nähe und aus der Ferne, von Behörden, Gemeinden, Gesellschaften und Privaten zu Stadt und Land gingen dem Hülfskomite theils direkt , theils durch pfarramtliche oder andere Vermittlung zahlreiche Gaben in Baar und in Naturalien zu, von welchen nachstehend ein vollständiges, übersichtliches Verzeichnis gegeben wird. Wenn einige Geber, namentlich Spenden von Naturalien, seitens des Hülfskomite's keine Empfangsanzeige und Verdankung erhalten haben und erst durch diesen Rechnungsbericht die glückliche Zukunft ihres Beitrages vernehmen, so wollen sie dies mit Rücksicht auf die Geschäftslast des Sekretärs freundlich entschuldigen......" |