Erziehungswissenschaften – Zettelwirtschaft lässt grüßen
So, liebe Elite, zur Erinnerung geben wir Euch hier noch einmal einen kleinen Einblick in eine typische EW-Stunde...
Ein x-beliebiger Tag, eine x-beliebige Stunde:
Die Raucher schlendern in die Klasse, der Rest hockt noch auf oder um die Heizung herum. Keine Spur von Motivation, einige gucken geistesabwesend aus dem Fenster, andere starren vor sich hin... Die Tür geht auf: Frau Sperlich, ehemals Schwarz, betritt mit einem Lächeln im Gesicht den Raum.Langsam erheben sich die Schülerinnen und begeben sich im Schneckentempo auf ihre Plätze. Frau Sperlich gönnt den armen, erschöpften Schülerinnen keine Verschnaufpause, ein dumpfer Schlag, sie katapultiert ihren Berg an Kopien und ihre Tasche auf den Tisch... die Augen mancher Schülerinnen öffnen sich aber nur für einen kurzen Augenblick. Unsere engagierte Lehrerin beginnt mit den ersten Fragen zur Auffrischung des Inhalts der letzten Unterrichtsstunde
. Einige, eher wenige Finger erheben sich mühevoll. Es dauert nicht lange, da kriegt die gute Frau Sperlich schon ihren berühmt berüchtigten Blick.
Lächelnd verteilt sie Arbeitsblatt 1.
Nachdem der ach so kurze Text erarbeitet und besprochen wurde,
folgt Arbeitsblatt 2.
Die Ersten kommen mit dem Einheften gar nicht mit,
da liegt auch schon Arbeitsblatt 3 auf dem Tisch.
Nach so einer Fülle von Informationen sollte man annehmen, dass nun endlich auch die Letzten erwacht sind. Sieht man sich allerdings in der Klasse um, erblickt man friedliche Gesichter...mit geschlossenen Augen. Mit der Zeit erwachen auch die Müdesten,
beim 7. Arbeitsblatt,
der Besprechung des Fallbeispiels Herberts herrscht rege Beteiligung. Die lebensnah dargestellten Fallbeispiele ermutigen die Schülerinnen oft zu Diskussionen, so dass Frau Sperlich die Klasse mehrmals ermahnen muss, nicht vom Thema abzuweichen! Nichts hilft, die Fallbeispiele dienen nun nicht mehr der Unterstützung und Ergänzung des Unterrichtsinhaltes, sondern wurden genutzt, um tragische Kindheitserinnerungen verarbeiten zu können. Um die Schülerinnen abzulenken, legte Frau Sperlich eine Folie auf. Auf dem Bild war ein Mädchen dargestellt, welches neben einer Haustür hockte und das Gesicht verbarg. Zur Veranschaulichung: Eine Schülerin, die sich sehr für Psychologie interessiert, führt das Unterrichtsgespräch. Auf die Frage von Frau Sperlich, wer eine kurze Bildbeschreibung geben könnte, meldet sich prompt unsere Psychologiebegeisterte. Ohne die eigentliche Frage zu beachten, beginnt sie gleich mit der Interpretation. Ihrer Meinung nach befindet sich das Kind in der Pubertät und erlebte kurz zuvor eine Auseinandersetzung mit ihrer Mutter. Für sie war klar, dass es sich um das klassische Thema „Beziehung“ handelte. Das Mädchen auf dem Bild, das laut unserer „Psychologin“ Kontakt mit ihrer ersten großen Liebe hatte, wurde aufgrund dessen vor die Tür gesetzt. Dies begründet sie mit der Körperhaltung des Mädchens. Die verschränkte Armhaltung und die gebeugte Körperhaltung deutet sie als Zeichen für die Verzweiflung und Hilflosigkeit des Mädchens, da sie in ihrer Pubertätsphase durch die Eltern, bzw. die Mutter, keine Zuwendung erfahren hat. Den anderen Klassenmitgliedern fällt es allerdings schwer, diese eigensinnige Interpretation nachzuvollziehen. Eine Schülerin entgegnet: „Mal doch nicht den Teufel an die Wand, vielleicht hat sie auch einfach nur den Schlüssel verloren!“ Frau Sperlich versucht vergeblich die heiße Diskussion wieder in die Bahn zu lenken und erwähnt erneut, dass wir vom Thema abschweifen. Somit wird mal wieder ein neues Arbeitsblatt,
das achte,
ausgeteilt, welches wir zu Hause bearbeiten sollen. Als Überleitung in unsere neue thematische Einheit und als Abschluss dieser Unterrichtsstunde, hält Frau Sperlich stolz einen Videofilm in die Höhe. Die Begeisterung ist groß, da solche Diskussionen auch für die motiviertesten Schülerinnen anstrengend sein können. Als der Film läuft werfen sich die Schülerinnen verwirrte Blicke zu. Anstatt eines üblichen informativen Reportagefilms, sehen wir Dragon ball Z und im Anschluss daran noch Heidi! Jetzt blickt keiner mehr durch... Immerhin machen wir doch hier ABITUR !?!
von Jessica und Alina
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