Paris oder der Urlaub vom Alltag
(Die Klassenfahrt der EA2 nach Paris vom 16.09.2002 bis zum 20.09.2002) Text: Görke Kommentare: PAP
Freitag, 19. September 2003, 7.45 Uhr. Französisch in der EA3. Das Schuljahr hat gerade begonnen, ebenso der Endspurt Richtung Abitur. Hendrikje schaut völlig abwesend aus dem Fenster (wie immer) in den klaren spätsommerlichen Morgenhimmel. Ich versuche gerade einen einigermaßen sinnvollen Unterrichtseinstieg zu finden, als sie – immer noch völlig abwesend (also wie immer) – seufzt: "Ja, ja!" Ich frage: "Hendrikje, was ist?" Sie antwortet: " Letztes Jahr um die Zeit waren wir in Paris ..." Schweigen.
Zurück ins Jahr 2001. Die EA1 sollte sich Gedanken über das Ziel der Klassenfahrt im kommenden Schuljahr machen. Man wollte nach Malta (oder einige auch nach Rimini) fliegen. Ich habe nie begriffen, warum nun ausgerechnet Malta (oder auch Rimini, weil man dort kein Französisch spricht). Türkei wäre auch o.k. gewesen. Wahrscheinlich wegen Sonne, Strand, braungebrannten Jungs etc. (Anmerkung der Redaktion: Herr Görke wollte oder konnte einfach nicht begreifen, dass wir aus rein kulturellen Gründen nach Malta, Remini oder auch in die Türkei fahren wollten). Mit sanfter Gewalt (wie war das mit dem Rohrstock?) versuchte ich, die Überlegungen in Bahnen zu lenken, die den Zielvorstellungen einer Studienfahrt (???) annähernd entsprachen. Man wäre zwar wahrscheinlich immer noch lieber nach Malta geflogen (womit sie absolut Recht haben), aber nun entschied man sich notgedrungen (Sie sagen es!) für eine Busfahrt nach Paris. Keine Sonne, kein Strand, keine braungebrannten Jungs (Kommentar einer Schülerin: „Schön waren aber auf keinen Fall die ekeligen Franzosen!“), eine mehr oder weniger fremde Sprache (Französisch eben!) (auf Malta kann man ja Englisch sprechen), nur jede Menge unbekannte Kultur (Schimmel an den Wänden, ekelige Matratzen, mit schwarzen Haaren, schimmelige Teppichböden, verfaulte Duschvorhänge, kaputte Lampen, verfilzte, süffige Überdecken in Orange, Blümchentapete, Bunker aus dem 2ten Weltkrieg, alte Männer mit feinripp Unterhemd- soviel zum Thema „Kultur-Paris). Überdies fühlten sich einige Kolleginnen der PAP-Gruppe in diesem Entscheidungsprozeß mit Recht übergangen, fügten sich aber schließlich der Mehrheitsentscheidung, nach Paris zu fahren (wie in so vielen Dingen...).
Um die Sprachbarriere etwas abzubauen, übten wir im Französischunterricht einfache Alltagsdialoge (Schade für die PAP-Kolleginnen, sie durften in Paris nur englisch reden). Um den Kulturschock zu verkraften, wälzten wir Reiseführer und das Internet (die PAP-Kolleginnen wälzten sich währenddessen im Bett). Heraus kam schließlich ein interessantes (?), abwechslungsreiches (???) Programm für die bevorstehenden fünf Tage (grrrrrr) in der Stadt der Liebe (Manche verspürten mehr Ekel als Liebe). Auch hierbei waren die PAP-Kolleginnen nicht beteiligt (sie wälzten sich ja bekanntlich im Bett), was mir damals (damals?!) gar nicht bewusst war. Na ja, beim nächsten Mal wird alles anders (Viel Glück, EA1).
In der heißen Phase (...so take off all your clothes…) der Vorbereitung ging es schließlich ums Geld: Anzahl der Teilnehmer indirekt proportional zum Reisepreis (Nicht klar? Turck fragen!) (besser nicht, könnte peinlich werden). Die Klasse schmolz dahin: Carolin war schon lange weg, Anika ging zum Schuljahresende und Daniel sollte auch nicht lange bleiben. Wir entschlossen uns also, Frau Seekatz (Juchhu) mit der PFS2 mitzunehmen. Im Rahmen eines Besuchs in Plettenberg drückten wir den dortigen Kolleginnen unser Programm aufs Auge und versuchten sie – zugegeben etwas halbherzig – kennenzulernen. (Dabei hatten sie uns so nett bewirtet.) Zu allem Überfluss sagten auch noch Sylvia und Jessica ab, und wir hatten ein echtes Problem, den Reisepreis für die verbleibenden Teilnehmer zu gewährleisten. Zu Hilfe kamen uns schließlich Thole, Lisa und Janika aus der EA1 und Patricia aus der FS1, die spontan mitfuhren (die Tapferkeitsmedaille erhielten sie bis heute nicht!). Apropos mitfahren: Außer Frau Seekatz und mir sollten Frau Sperlich (Juchhu) und Frau Brinkmann (Juchhu) die Klassenfahrt begleiten. Auch hier gab es wieder Ärger, da der Chef es zunächst nicht einsah, vier Lehrer für so wenige Schüler freizustellen. Wir haben ihn schließlich überzeugt, dass das unbedingt nötig ist (Vielen Dank!).
Montag, 16. September 2002, 8.30 Uhr. Endlich ging es los. Noch schnell (die PFS2 war nur leider nicht am Treffpunkt) nach Plettenberg die PFS2 holen und dann gen Westen. In Paris angekommen, galt es nun, das Hotel (Kommentar einer Schülerin: Kaschemme?!) zu finden. Der Busfahrer – ich weiß nicht mehr, wie er hieß – war super, konnte aber auch nichts gegen die vielen Einbahnstraßen ausrichten, so daß die Anreise zur kleinen Odyssee wurde. Das Hotel war von außen gesehen gut (eher mangelhaft+), die Zimmer erwiesen sich jedoch als gewöhnungsbedürftig (andere beschrieben es eher mit den Worten: ekelig, widerlich, abartig, verschimmelt). Französischer 2-Sterne-Standard (die armen Franzosen).
Der erste Abend wurde dann für einige Kolleginnen – aber auch für uns Lehrer – zum Abenteuer. Kurz nachdem sich verschiedene Gruppen auf den Weg gemacht hatten, die nähere Umgebung zu erkunden, klingelte bei Frau Seekatz das Telefon. Die Katastrophe: Einige Schülerinnen fühlten sich von Männern der einheimischen Bevölkerung (französische, braungebrannte, widerliche Kerle) verfolgt und bedrängt. Wir nahmen die Vorkommnisse ziemlich ernst, machten uns Sorgen, konnten dann aber erkennen, dass das Problem sich von allein löste (wir sind ja schon groß). Offensichtlich gab es Schwierigkeiten, zwischen dem Nachtleben (es war nachmittags, aber egal) in Lüdenscheid und dem in Paris zu unterscheiden.
Die Tage gestalteten sich interessant und ereignisreich (jetzt mag sich der Ein oder Andere leicht räuspern). Zu erwähnen ist ein ausgedehnter Besuch bei einem der zahlreichen afrikanischen Friseure des Viertels (da kommt uns doch spontan die Idee, dass wir auch nach Südafrika hätte fahren können, denn bei GZSZ konnten sie auch mit dem Fossibär in die Karibik düsen). Lisa und Janika hatten sich in den Kopf gesetzt (besser gesagt auf den Kopf), Rasterlocken zu tragen. Thole ging mit, um das zu sehen. Die beiden sahen scharf (määääh) aus (Das hatte auch vier Stunden gedauert, war aber billig.) (Geiz ist geil!). Nur schade, dass sich Janikas Kopfhaut aufgrund der chemischen Behandlung entzündete und sie sich die Lockenpracht nach ihrer Rückkehr umgehend entfernen musste (zum Glück war es billig).
Einen kleinen Schock erlitt ich, als ich des abends versonnen (...dream, dream, dream, dreeeeeam...) aus dem Fenster Tholes und meines Hotelzimmers (Die arme Sau mußte mit dem Lehrer aufs Zimmer.) (sie sagen es) auf die Sacré-Cœur blickte und einen Schatten vorbeihuschen sah. Es war Anja, die nichts dabei fand, den kleinen Mauervorsprung im 5. Stock zu nutzen, um von einem Partyzimmer ins andere zu gelangen. Entgegen meiner normalen Gewohnheiten bin ich in dieser lebensbedrohlichen Situation wohl ziemlich laut geworden (den Sound hätten wir gerne gehört).
Das Besuchsprogramm wurde wie geplant durchgeführt. Mit oder ohne Lehrer (eher ohne). Das empfanden wir als sehr angenehm (vor allem die Schülerinnen). Manchmal suchte man unsere Nähe (Nazli, Ina, Janina und Julia bummelten mit der von Kopfschmerzen geplagten Frau Seekatz und dem äußerst interessierten Herrn Görke durchs Musée d´Orsay und fanden sie schließlich in dem Selbstbedienungskaffee wieder), manchmal nicht. Versailles war ein Highlight, weil es kaum einen Ort gibt, an dem man Geschichte so anschaulich erleben kann. Wir Lehrer konnten den Hals nicht voll kriegen und schauten uns auch noch das Grand Trianon und das Petit Trianon an (da wir die PAP-Kolleginnen sind können wir dies leider nicht für Normalsterbliche übersetzen). Derweil ließen unsere Schülerinnen – ermüdet von der überwältigenden Schlossbesichtigung (die Meinungen teilten sich) – Die nackten Füße im Grand Canal baumeln und genossen einfach die Atmosphäre. Später traf man sich wieder und jeder hat Spaß gehabt. Auch die Kolleginnen, die es vorzogen, statt Versailles das Disneyland zu besuchen (obwohl es dort keine Wasserbahnen gibt, wie uns Jessica zuvor ausführlich berichtete) , waren begeistert. So hatte jeder das gemacht, was ihn interessierte.
Erwähnenswert bleibt noch die Seine–Rundfahrt mit den bateaux mouches (erwähnenswert ist vor allem unser Besuch an der Unglücksstätte Lady Di´s). Es war zwar interessant, aber bitter kalt. Ätzend war die dänische oder schwedische Schulklasse (wir deuteten diese Gruppe als Japsen), die so laut war, dass man den Erläuterungen aus dem Lautsprecher nicht so richtig folgen konnte (wer wollte das schon?!). Am Ausgangspunkt angekommen, wollten Frau Seekatz, Frau Sperlich und ich noch eine Kleinigkeit essen gehen. Die Restaurants des Viertels waren jedoch nicht unsere Preisklasse (war wohl zu billig ;-) ), so daß wir uns schließlich hungrig in einem Irish Pub wiederfanden (und das in Paris... einfach nur so zum Spaß), wo es nur Bier gab. Nach zwei halben Litern Desperados (wieso gibt’s die Dosen hier nicht?) auf nüchternen Magen (man weiß ja seit der Jugend das dies eine ungünstige Kombination ist) kam Frau Seekatz auf die Idee, ihren Mann anzurufen. Das war peinlich.(wieso? tanzte Frau Seekatz durch die Kaschemme?)
Ansonsten gab es eigentlich keine Probleme. Die befürchteten Fälle von Delirium tremens (wenn Sie wüssten...) bei den Schülerinnen blieben aus (Na klar, besoffen kann man sich auch schlecht gegen aufdringliche Franzosen wehren.) (um das nochmals zu erwähnen: Es war nachmittags, wir nüchtern und hatten keine 2 halbe Liter Desperados auf nüchternen Magen getrunken) und die Heimkehrregelung (0.00 Uhr) klappte reibungslos (0.01 Uhr = TGV). Am letzten Abend waren dann doch zwei Schülerinnen abgängig. Ausgerechnet Hendrikje und Alina. Wir saßen gerade beim opulenten Abendessen (so opulent wie ein französisches Essen nur sein kann) im Restaurant neben dem Hotel, und uns blieb der Bissen im Halse stecken, als uns aufmerksame Mitschülerinnen über das Ausbleiben der beiden informierten. Beim Dessert löste sich dann auch dieses Problem. Hendrikje und Alina meldeten sich reumütig zurück. Sie hatten nur die Zeit vergessen, uns war inzwischen das Essen verleidet.
Nach unserer Rückkehr wurden wir mit einer erlesenen Flasche Wein beschenkt (Premier Cru. Ganz was Feines!) (für Sie ist uns nichts zu teuer). Entschädigung für das verhagelte Abendessen (also wir hatten fünf Tage Sonnenschein). Doch dann wurde Frau Seekatz schwanger (der kleine Jonas) und wir konnten (So ein Mist!) den Wein nicht gemeinsam trinken, bis sie abgestillt hatte. Was blieb, war die Erinnerung an eine wunderschöne (hier könnte man sich wieder räuspern), harmonische (hier könnte man sich erneut räuspern) Klassenfahrt mit erwachsenen, vernünftigen Schülerinnen (was haben Sie erwartet?!), wie wir sie uns nur wüschen können. Schließlich hatte uns der Alltag wieder.
P.S: Oktober 2003: Herr Bodenheimer erzählt stolz, dass er mit Paul Schuh (dem Hausmeister) eine vorzügliche Flasche Wein getrunken hat, die er im Kühlschrank des Lehrerzimmers gefunden hat (Tja, wer zu spät kommt...).
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