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Wildkatze
Fells silvestris; Familie Katzen, Felidae; Ordnung
Raubtiere, Carnivora; Klasse Säugetiere,
Mammalia
Mit der Wildkatze stellt sich uns eine sehr variable
Vertreterin der Kleinkatzen vor. Je nach Unterart
erreicht sie eine Körperlänge von 45-80 cm. Die
zahlreichen Unterarten lassen sich 3 typischen Gruppen
zuordnen:
1. Steppenkatzen (ornata-Gruppe),
2. Waldkatzen (silvestris-Gruppe) und
3. Falbkatzen (Iybica-Gruppe).
Die letztere ist für den Menschen von besonderer
Bedeutung, weil aus ihrer Mitte die Hauskatze
domestiziert wurde.
Steppenkatzen: Die ursprünglichsten Wildkatzen
vereinigen sich in der Gruppe der Steppenkatzen
(Felis-silvestris-ornata-Verwandtschaft), die hell
sandfarben bis grauweißlichgelb sind. Zur Rückenmitte
wird die Färbung dunkler, zum Bauch hin hellt sie auf.
Steppenkatzen weisen nie Streifungen auf, sondern sind
stets dunkel gefleckt. Auch besitzen sie keinen deutlich
abgesetzten Aalstrich. Im Gegensatz zu unserer
Europäischen Wildkatze läuft der Schwanz spitz aus. Wie
der Name der Gruppe schon andeutet, sind die
Steppenkatzen reine Trockenlandbewohner, die besonders
kalte und schneereiche Gebiete meiden. Ansonsten sind sie
in allen Biotopen bis zu 2000 m Höhe anzutreffen. Wie
alle Wildkatzen ernähren sie sich in der Hauptsache von
kleineren Nagem und anderen kleinen Wirbeltieren. Große
Insekten werden ebenfalls nicht verschmäht. Das
Hauptverbreitungsgebiet der Steppenkatzen erstreckt sich
über Klein-, Vorder- und Mittelasien sowie Indien.
Waldkatzen: Der 2. Gruppe der Waldkatzen gehört
auch unsere einheimische Wildkatze (Felis silvestris
silvestris) an. Sie sind als Bewohner der Wälder
Eurasiens an das Leben in größerer Kälte angepaßt und
deshalb in ihren Populationen gedrungener als die
Steppenkatzen. Im ganzen sind sie größer und massiger,
und die Körperanhänge wie Schwanz und Ohren sind
relativ kürzer. Das lange, dichte Fell ist oberseits
gelblichgrau und weist unscharfe dunkle Querstreifen auf.
Desgleichen finden wir an Schwanz und Beinen dunkle
Querstreifen. Der Schwanz endet nur bei Jungtieren spitz;
bei erwachsenen Wildkatzen läuft er als Luntenschwanz
stumpf aus. Ein dünner, gut abgesetzter Aalstrich
verläuft über den Rücken. Zum Ende des Tertiärs (vor
1,8 Millionen Jahren) lebten schon Wildkatzen in Europa.
Mit der Eiszeit wurden sie in die Wälder abgedrängt und
paßten sich so dem Leben im Wald und in kälteren
Klimaräumen an.
Falbkatzen: Die 3. Gruppe der Wildkatzen erlangte
für den Menschen Bedeutung, weil eine ihrer
Vertreterinnen, die Nubische Falbkatze (Felis /ybica),
zur Hauskatze domestiziert wurde. Die in Afrika und
Arabien beheimateten Falbkatzen stellen die kleinsten
Formen der Wildkatze. Ihr kurzes Fell kann sehr
verschieden gefärbt sein. Von sandfarben bis dunkelocker
sind alle Übergänge zu finden. Zur Rückenmitte wird
die Färbung dunkler, zum Bauch hin heller. Falbkatzen
sind gestreift oder gefleckt.
Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris):
Im folgenden soll nun näher auf die Lebensweise der
Europäischen Wildkatze, stellvertretend für die ganze
Gruppe, eingegangen werden.
Lebensweise: Die Europäische Wildkatze, fortan
nur noch als ,,Wildkatze" bezeichnet, erweist sich
als außerordentlich menschenscheu und als
ausgesprochener Kulturflüchter. Einzelgängerisch
bewohnt jedes Tier ein Jagdrevier von etwa 3 km2.
Das Territorium wird als lndividualbesitz durch
verschiedene Markierungen angezeigt. So dienen
Kratzspuren an bestimmten Bäumen als sichtbares
Kennzeichen. Durch Schweißdrüsen zwischen den
Sohlenballen werden Duftmarken gesetzt und an markanten
Punkten Kothaufen postiert. Durch dieses umfangreiche
Markierungssystem ist es den Wildkatzen möglich,
überschneidende Reviere zu besetzen und sich trotzdem
nie zu begegnen. Bei den tagaktiven Wildkatzen
übernimmt die optische Orientierung den Großteil der
Sinneswahrnehmungen. Trotzdem ist auch der Geruchssinn
hochleistungsfähig, wenn auch nicht in dem Maße wie bei
den hundeartigen Raubtieren.
Fortpflanzung: Wildkatzen sind sehr standorttreu.
Die einzige Zeit des Jahres, in der sie sich auf
größere Wanderungen begeben und dem Artgenossen,
zumindest dem andersgeschlechtlichen, nicht strikt aus
dem Wege gehen, ist die Fortpflanzungs- oder Ranzzeit.
Sie dauert von Mitte Februar bis Ende März und ist schon
an der Stimmfreudigkeit der Tiere unschwer zu erkennen.
Meist finden sich andere Kater im Revier der brünstigen
Katze ein und werben um deren Gunst. Die Kater tragen nun
heftige Kämpfe aus mit lautstarkem Knurren, Kreischen
und ,,Singen". Die sonst lautlosen und äußerst
vorsichtigen Wildkatzen vergessen jetzt jede Gefahr und
leben ,,nur für die Liebe". Nach der Ranz verlassen
die Brautwerber die noch kurz vorher Umworbene, die nach
einer Tragzeit von 63-68 Tagen meist 2-4 hilflose, blinde
Junge zur Welt bringt. Die Kinderstube wählt die Katze
vorher sorgfältig in der Nähe guter Fangplätze aus.
Nach 10-12 Tagen öffnen die Jungen ihre Augen und
begleiten die Mutter nach etwa 10 Wochen auf ersten
Streifzügen in der Nähe des Baues. Nach 3 Monaten ist
aber das "Familienidyll" beendet, denn jetzt
braucht die Mutter die Nahrung, die das Revier bietet,
wieder für sich allein, um einigermaßen gut durch den
Winter zu kommen. Sie vertreibt nun ihre Jungen wie alle
anderen Katzen aus ihrem Wohngebiet. Damit beginnt für
die kleinen Wildkatzen die gefährlichste Zeit ihres
Lebens, denn außer dem Menschen, der sie teilweise immer
noch erbarmungslos verfolgt, haben sie vor allem das
Hermelin zu fürchten, das in dieser Zeit zum ,,Feind
Nr.1" wird. In wieselreichen Gegenden überlebt kaum
eine Wildkatze das 1. Lebensjahr, dann allerdings werden
die Chancen immer besser.
Bestand: Unerklärlich bleibt immer noch die
Verfolgung der Wildkatze durch den Menschen. In
Deutschland wurde sie bis auf geringe Restbestände im
Hunsrück, in der Eifel und im Harz völlig ausgerottet.
Erst seit einigen Jahren hat sich die grundsätzliche
Einstellung gegenüber der Wildkatze, vor allem auch
unter Jägern, so weit verändert, daß
Schutzbestimmungen besser beachtet werden und sich die
Bestände langsam etwas erholen. Vom Bund Naturschutz
werden Wildkatzen sogar gezüchtet und die Jungtiere,
nach besonderem Training, in freier Wildbahn ausgesetzt.
Auf diese Weise soll die Wiederbesiedlung alter
Wildkatzengebiete beschleunigt werden. Bei uns steht die
Wildkatze noch immer auf der Roten Liste der stark
gefährdeten Arten.
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