Politische Position der Lonza AG

Zur politischen Position der Lonza AG liegen für die Kriegsjahre wenige Informationen vor. Dies dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass das Unternehmen sich im Verlaufe des Krieges immer stärker auf den Schweizer Markt konzentrierte. So wurde 1940 „im Interesse der Landesversorgung“ in Sins/Kanton Aargau eine Salpetersäure- und Ammoniakfabrik in Betrieb genommen. Der Export lag im Geschäftsjahr 1943/44 „stark unter dem Vorkriegsstand“ und machte nur noch einen „bescheidenen Teil unseres Umsatzes aus“. Ausserdem scheint sich die Lonza AG ab September 1940 auf dem deutschen Markt aus den Produktsparten zurückgezogen zu haben, die von den Lonza-Werken abgedeckt werden konnten. Laut einer Aktennotiz wurde „festgestellt, dass grundsätzlich Geschäfte in Gross-Deutschland über Lonza-Werke laufen sollen, wobei Lonza-Werke in bezug auf Produkte, die sie nicht selbst herstellt, als Generalvertreter von Lonza AG funktionieren soll“. Die Lonza-Werke gewannen damit gegenüber der Muttergesellschaft an Gewicht.

An der immer stärkeren Einbindung der Lonza-Werke in die Kriegswirtschaft nahm der Verwaltungsrat der Lonza AG offenbar keinen Anstoss. Er teilte die Ansicht des deutschen Geschäftsführers Albert Müller, dass angesichts der schwierigen Transferverhältnisse und der hohen deutschen Gewinnbesteuerung die diversen Ausbauprojekte die einzige Möglichkeit darstellten, die erwirtschafteten Gewinne der Lonza-Werke sinnvoll zu verwerten. Allerdings war der Lonza AG sehr daran gelegen, dass die „deutschen Gesellschaften nur im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel wirtschaften und nicht durch übertriebene Investitionen in die Lage eines plötzlichen, ihre Mittel überschreitenden Geldbedarfs kommen“, der zur finanziellen Abhängigkeit von Dritten führen würde – „mit anderen Worten, wir sollten auf die Erhaltung unserer Unabhängigkeit peinlich bedacht bleiben“.

Bergierbericht Band 6: S.159/160

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