Kapitel 2

 

      2. Weltkrieg


 

 

Was änderte die Machtergreifung der Nationalsozialisten?

 

Adolf Hitler wurde am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt. Seine Partei, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NSDAP, erliess nach der Machtergreifung viele neue Gesetze und Hitler wurde mit ausserordentlichen Vollmachten ausgestattet.

Mit Ausnahme der NSDAP wurden sämtliche Parteien verboten, die Gewerkschaften wurden zerschlagen, die Versammlungs- und Pressefreiheit aufgehoben. Der NSDAP angeschlossene Organisationen (z.B. Hitler-Jugend, Dt. Arbeiterfront) durchdrangen das gesellschaftliche Leben, welches des Weiteren durch polizeistaatliche Unterdrückung (Gestapo) kontrolliert wurde. Unliebsame Oppositionelle wurden ausgeschaltet, gar in Konzentrationslager verschleppt, misshandelt und ermordet.

 

   

 

 

Welchen Einfluss hatte die neue politische Lage auf die Wirtschaft?

 

Auch die Wirtschaft wurde von der Politik bestimmt. Die NSDAP lancierte ein Wirtschaftsprogramm („4-Jahresplan“), welches Deutschland für einen Krieg rüsten sollte. Das Programm sah eine Aufrüstung vor und strebte eine verstärkte Förderung von Rohstoffen an. Auch die Selbstversorgung Deutschlands im Falle eines Krieges sollte gesichert werden. Der Vierjahresplan wollte die ökonomische Unabhängigkeit Deutschlands vom Ausland erreichen, damit auch einen Stopp von teuren Importen.

 

   

 

 

Welche Auswirkungen hatte dieses Wirtschaftsprogramm auf die Lonza-Werke?

 

Die Lonza-Werke in Waldshut profitierten von dieser Wirtschaftsförderung. Aber die Führung erkannte, dass mit der NSDAP eine Partei an der Macht war, die keine Gegner duldete.

Schon 1933 sprach der Verwaltungsrat der Lonza AG von der „Notwendigkeit, die Gesetzesänderungen des neuen Regimes zu verfolgen.“

Ein Jahr später wurde die Geschäftsleitung in Basel als „deutschfreundlich“ eingestuft.

1938 wurden die Lonza-Werke gar als „kriegs- und lebenswichtige“ Betriebe bezeichnet.

 

   

 

 

Warum folgten die Unternehmen den neuen Machthabern?

 

Die Unternehmen sahen die Notwendigkeit sich an die erlassenen Gesetze zu halten, wenn sie nicht Auflagen, bzw. Nachteile erhalten wollten. Dies traf besonders auf Unternehmen mit ausländischer Beteiligung zu, die weiter mit Deutschland im Geschäft bleiben wollten.

 

   

 

Wer leitete die Lonza-Werke?

 

Damit Schweizer Unternehmen im nationalsozialistischen Deutschland nicht in Schwierigkeiten gerieten, war es wichtig über gute Kontakte zu den Behörden zu verfügen. Deshalb ernannte die Lonza AG 1936 Albert Müller zum Geschäftsführer der Lonza-Werke in Waldshut. Er war erst 31 Jahre alt, aber seit drei Jahren Mitglied der NSDAP und gehörte ausserdem der „Dt. Arbeiterfront“, der „NS-Volkswohlfahrt“ und dem „NS-Rechtswahrerbund“ an, war also ein überzeugter Nationalsozialist. Auch hatte er ausgezeichnete Beziehungen zum badischen Ministerpräsidenten Walter Köhler.

 

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Welche Geschäftspolitik betrieb Albert Müller vor dem Kriegsausbruch?

 

Zwei Jahre nach seiner Ernennung zum Leiter der Lonza-Werke bildete Müller einen Beirat, dem er und Ernst Schenker, der Direktor der Lonza AG, angehörten. Müller forderte eine formelle Trennung der Tochter- von der Muttergesellschaft. Die Schweizer Lonza AG soll jedoch so weit wie rechtlich möglich über die Geschäftslage der deutschen Firma unterrichtet werden.

 

   

 

 

Wie reagierte die Schweizer Firmenleitung?

 

Die Führung der Lonza AG, dem Schweizer Mutterunternehmen, erkannte, dass sich die politische Lage zuspitzte, d.h. der Krieg immer näher rückte und damit die Nationalsozialisten immer strenger die Gesetze kontrollierten. Diese strebten eine Gleichschaltung aller Betriebe an, wollten als Führungskräfte also ausschliesslich Deutsche.

So entschied die Lonza AG, den Vorschlag Albert Müllers zu akzeptieren und die Lonza-Werke in Deutschland zu verselbstständigen, damit die deutsche Tochtergesellschaft als „arisches“ Werk auftreten kann.

 

   

 

 

Welche Ziele verfolgte Müller nach dem Kriegsausbruch?

 

Bei Kriegsausbruch stand Müller alleinig dem deutschen Unternehmen vor. Er drängte je länger je mehr auf eine Verminderung des schweizerischen Einflusses, denn er behauptete, dass „kriegswichtig“ und „ausländisch“, so die Einstufungen der Lonza-Werke Waldshut, einen Widerspruch darstellen. Obwohl Müller eine totale Verdeutschung des Betriebes erstrebte, blieb bis Kriegsende ein Finne Werksleiter und noch 1942 beschäftigte das Lonza-Werk 10 Schweizer Arbeiter. Müller informierte regelmässig die Lonza AG, die Mutterfirma, über den Stand der Dinge.

 

   

 

 

Inwieweit wurden die Lonza-Werke in die Kriegswirtschaft eingebunden?

 

Die Lonza-Werke wurden schon 1938 als „kriegswichtig“ eingestuft. Darum war die Nachfrage gross und viele Investitionen konnten getätigt werden.

So wurde ein Kraftwerk in Reckingen gebaut, damit das Lonza-Werk nicht länger von Strom aus der Schweiz versorgt wurde, denn den Behörden war daran gelegen, dass die Produktion nicht in grossem Masse von Energieimporten abhängig war.

Das Lonza-Werk in Waldshut wurde 1940 weiter ausgebaut und beteiligte sich an Stickstoffwerken in Österreich.

 

Details:  Profitierten die Tochtergesellschaften vom Krieg?

                               

 

   

 

Waren die Tochtergesellschaften in Deutschland auf Stromlieferungen aus der Schweiz angewiesen?

Die Waldshuter Anlagen hatten einen hohen Energiebedarf. Zum deutschen Stromnetz bestand aber keine Verbindung. So war man auf die Stromlieferungen der „Aare-Tessin AG für Elektrizität“ (ATEL) angewiesen.

 

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Wie viele Arbeiter wurden beschäftigt?

 

Es gab einen Mangel an Arbeitskräften, denn die Produktion stieg rapide und ein Teil der Belegschaft wurde an die Kriegsfront gerufen.

 

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Was produzierten die Lonza-Werke?

 

Die Lonza-Werke beteuerten 1948 gegenüber den Alliierten, dass sie „sowohl vor dem Kriege wie auch besonders während des Krieges kein Kriegsmaterial erzeugt“ hat. Doch lieferten die Lonza-Werke Grundstoffe für die Rüstungsindustrie.

 

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Welche Stellung hatte die Lonza AG während des Krieges?

 

Im Verlaufe des Krieges konzentrierte sich die schweizerische Lonza AG auf den inländischen, also Schweizer Markt. Der Export wurde gesenkt. Die Produktsparten in Deutschland wurden von den Lonza-Werken gedeckt, die Lonza AG zog sich mehr und mehr zurück. Die Geschäfte in Deutschland liefen über die Lonza-Werke.

 

   

 

 

Wie ging es nach dem Krieg weiter?

 

Die Produktion konnte weitergeführt werden, da die gute Lage der Werke nahe der Schweizer Grenze sie vor Bombenangriffen der Alliierten verschonte.

Der nationalsozialistische Geschäftsführer Albert Müller wurde fallen gelassen und später von den Franzosen im Zuge der „Entnazifizierung“ verhaftet. Die alte Geschäftsleitung der Lonza-Werke wurde ausgetauscht, der Einfluss der Mutterfirma Lonza AG auf das Tochterunternehmen war wieder da. Die Produktion wurde streng von den Alliierten überwacht.

 

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Wie gross war der Einfluss der Lonza AG auf ihre Tochterfirma?

 

1942 stellte die Bezirksstelle der Industrie- und Handelskammer Freiburg/Breisgau fest:

„Das Kapital der Firma ist zwar zu 100% schweizerisch, jedoch ist die Firmenleitung von der Schweiz vollkommen unabhängig und sie verbürgt die Wahrung deutscher Interessen in jeder Richtung.“

 

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Welche politische Position vertrat die Lonza AG?

 

Lonza AG fanden keinen Anstoss an die starke Einbindung ihrer Tochterfirma in die deutsche Kriegswirtschaft. Sie achtete jedoch, dass die Unabhängigkeit erhalten blieb, d.h. dass die Lonza-Werke nicht plötzlich finanziell von Dritten abhängig wurde (z.B. durch Kredite).

 

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Welche Bedeutung hatten die Lonza AG, bzw. die Lonza-Werke in der Kriegswirtschaft?

 

Die Lonza-Werke wurden als „kriegswichtig“ eingestuft. Allerdings war fast jedes grössere Unternehmen in der Kriegsindustrie eingespannt.

Unabhängig vom politischen System und Rechts- bzw. Unrechtscharakter des Staates trugen die Unternehmen durch Produktion und der Beschäftigung zahlreicher Arbeiter dazu bei, dass die deutsche Wirtschaft sich erholte und entwickelte. Somit stützten sie das NS-Regime.

 

Detail :Waren die Produkte der Lonza AG wichtig für die Schweiz?

 

   

 

 

Warum produzierte die Lonza AG, bzw. die Lonza-Werke für Hitler-Deutschland?

 

Die Lonza AG, bzw. die Lonza-Werke folgten einer Handlungslogik, die sich ausschliesslich an ökonomischen Prämissen orientierte. Darum wurden auch Themen wie die NS-„Judenpolitik“, „Arisierung“ und Zwangsarbeiter-Einsatz von den Schweizer Direktoren mit Passivität und Gleichgültigkeit angesehen. Kein grösseres Unternehmen konnte überleben, wenn es nicht in irgendeiner Weise in die Produktion von Kriegsmaterial eingeschaltet war.

Sie hatten nur eines im Sinn: weiterhin in Deutschland Geschäfte zu machen, sie handelten ökonomisch, als wäre nichts geschehen. 

 

   

 

 

Vergleich Lonza AG – Roche AG

 

Nach einer Diskussion mit unserer Partnergruppe ist herausgekommen, dass die Situation im 2. Weltkrieg für beide Firmen ähnlich war.

Das heisst, dass die beiden Muttergesellschaften in der Schweiz nicht direkt in die Kriegswirtschaft involviert waren. Ihre Tochtergesellschaften in Deutschland wurden jedoch als „kriegswichtig“ eingestuft. Sie produzierten zwar keine fertigen Kriegsgüter, lieferten aber der Rüstungsindustrie wichtige Grundstoffe, wobei die Roche AG eher pharmazeutische Produkte herstellte.

Beide Muttergesellschaften wussten über die Zustände und die Tätigkeiten ihrer Tochtergesellschaften in Deutschland bescheid, griffen aber nicht ein.

Die Tochtergesellschaften in Deutschland beschäftigten auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.

 

 

 


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