Produzierten die Tochtergesellschaften der Lonza AG Rüstungsgüter?

Die Tochtergesellschaften der Lonza Werke lieferten keine gebrauchsfertigen Rüstungsgüter. Das Unternehmen betonte 1948 den Alliierten gegenüber , dass es „sowohl vor dem Kriege wie auch besonders während des Krieges kein Kriegsmaterial erzeugt“ habe. Allerdings stellte die IHK Schopfheim 1942, dass „die Firma (...) in hervoragender  Weise für die Herstellung von Grundstoffen für die Rüstungsindustrie eingesetzt“ sei. Bei Kriegsbeginn wurden die Lonza-Werke Waldshut zu einem „W-Betrieb“ erhoben und erhielten am 2.September 1939 eine „besondere Mobilisationsaufgabe zugewiesen“. Insgesamt stieg die Anzahl der Beschäftigten aller südbadischen Lonza-Betriebe während des Krieges um über 50%.

Produktionszahlen der Lonza-Werke Waldshut für 1938, 1940, 1943 und 1944 in Tonnen.

 

1938

1940

1943

1944

Karbid

48 759

59 184

103 360

96 682

Kalkstickstoff

54 964

55 911

43 948

41 606

Acetaldehyd

4 571

6 960

9 703

7 473

Essigsäure

5 298

6 834

8 166

7 358

Aceton

-

-

1 266

1 229

Anhydrid

1 866

3 665

3 535

3 033

Acetat

1 074

1 186

1 431

1 399

Siliciumkarbid

2 973

3 932

4 266

3 912

Elektrokorund

5 148

5 906

7 397

7 309

Ferrosilicium

610

2 430

2 226

1 767

Ertrag*

5 803 041

7 877 649

9 597 155

5 948 978

*Ertrag in Mio. Reichsmark

Bergierbericht Band 6: S.143


 

Welche Produkte produzierte die Lonza AG ab 1939 zusätzlich?

 

Folgende Produkte wurden ab 1939 erweitert:

 

Acetylenchemie

 

Kalkstickstoffindustrie:      - Herstellung von Ersatztreibstoffen für Auto und Flugzeuge

 

Vinylprodukte:                  -Vinylchlorid

                                       -Vinylacetat

                                       -Polyvinylchlorid

                                       -Polyvinylacetat

 

Stickstoffchemie

 

Techn. Stickstoff:             -Schiessbaumwolle, Dynamit, Nitrotoluole, Nitrophenole                                                                                                                                                               (Sprengstoffe)

 

 

LONZA AG während des zweiten Weltkrieges S.12

 


 

Wofür verwendete man die Produkte der Lonza AG?

 

Mit Ausnahme des Acetaldehyds, welches in seiner flüssigen polymeren Form als Beimischungstreibstoff zu Benzin und in seiner festen polymeren Form als Brennstoff „Meta“ Verwendung fand, wurden die Produkte der Acetylenchemie anderweitig gebraucht. Man muss erwähnen, dass diese Erzeugnisse in der Farb-, Pharma-, Riechstoff-, Lack- und Kunststoffindustrie, sowie in der Textilveredelung und der Sprengstoffherstellung benötigt wurden.

Essigsäure und Essigsäureanhydrid wurden in der Lonza zur Herstellung von Zellulosacetat beigezogen, welches als Ausgangsware zur Herstellung von Acetatseide, Folien, Lacken und verschiedenen anderen Kunststoffen benutzt wurde.

Aceton, Essigsäure (Aethylacetat), Butylalkohol, Butylacetat, Methylalkohol  und Methylacetat wurden in der chemischen Industrie als Lösungsmittel verwendet. 

Da Polyvinylchlorid und das Polyvinylacetat dienten teilweise als Gummiersatzstoffe. Hauptsächlich stellte man damit Isolations- und Dichtungsmaterial her. 

Die Erzeugnisse der Acetylenchemie hatten in der Kriegszeit eine wichtige Schlüsselposition eingenommen.

 

LONZA AG während des zweiten Weltkrieges S.12/13

 


 

Wofür wurde Salpetersäure verwendet?

 

Salpetersäure war ein sehr wichtiges Produkt für die Lonza. Seine Anwendung war so vielfältig wie kein anderes Produkt. Man verwendete es bei der Düngerfabrikation, um Kalksalpeter, Nitrophosphate und Ammonsalpeter herzustellen.

Ebenso wichtig war die Salpetersäure für die Landsverteidigung. Damit wurden Spreng- und Schiessstoffe wie Trotyl hergestellt.

Nebenbei diente die Salpetersäure noch zur Produktion künstlicher Farbstoffe.

Im nächsten Diagramm werden die wichtigsten Anwendungsgebiete der Salpetersäure aufgezeigt.

 

LONZA AG während des zweiten Weltkrieges S.13

 

                

LONZA AG während des zweiten Weltkrieges S.14


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