Einsamkeit

 

"...Tränen in der Nacht
Lassen sich nicht überschatten
Gedanken an Liebe
Werden in die Dunkelheit gerissen
Die Seele ruft nach Hilfe
Verzweiflung!
Gefühle werden zur Qual
Die Intuition leidet
Unter dem vergeblichen Vertrauen
Die Hoffnung vergeht
Die Seele vergißt niemals
Einsamkeit!.."

(tanja heck)

 

Erbarme dich meiner, o Herr, denn meine Einsamkeit lastet auf mir. Es gibt nichts auf das ich warte. Hier bin ich in dieser Kammer, in der nichts zu mir spricht. Und doch wünsche ich nicht die Gegenwart der Menschen herbei, denn ich weiß mich noch verlorener, wenn ich in der Menge untertauche.

Herr, ich erwarte nicht mehr, das ich sehen oder hören könnte. Deine Wunder  sind nicht für die Sinne. Doch um mich zu heilen, genügt es, wenn du meinen Geist erleuchtest.

"Ich höre dei Uhr ticken, laut, es bohrt sich ein in mein Hirn, jedes ticken schmerzt, ich bin einsam, die leere macht sich breit und es schmerzt, dieser dumpfe tiefe schmerz sitzt tief in mir und ich hab das Gefühl, alles zerbricht, alles wird zu einer tobenden, pochenden roten wunde.

Ich bin allein und ich habe angst. Die Einsamkeit nimmt mich in beschlag. Sie Frisst ich auf, bohrt sich in jede Hirnwindung, ich möchte weinen aber meine Augen sind ganz trocken, mein Körper fühlt sich tot an, innerlich tobt es und schmerzt und langsam reisst die wunde immer weiter auf. Ich bin panisch, denn ich weiss das es nicht mehr lange weitergehen kann. Ich möchte rennen, aber ich bin gefesselt ich sitze in der hintersten Ecke eines schwarzen Käfigs. Entsetzen macht sich breit und tiefe leere. Der schmerz scheint ins unendliche zu gehen. Es ist so dunkel hier hinter meiner mauer, ich bin so schrecklich einsam, es wird niemals jemand durchkommen. Niemals kann ich befreit werden. Jeder versuch, jedes auftauchen wird zur Höllenqual weil die Einsamkeit mich zurück reisst. Ich muss sehen wie die Menschen mir angst machen, wie sie abgeblockt werden. Die Maske sitzt fest, ich kann ohne sie nicht leben. Und jedes Mal wenn ich wieder zurückkomme und allein bin und es still ist, die Maske abfällt reisst die wunde ein bisschen weiter, brennt brüllt schmerzt, pocht, die Einsamkeit frisst mich von neuem auf und ich weiss das ich gefangen bin, wie ein Fluch lastet mein leben auf mir, ich warte auf den Tod der mich einnimmt, und befreit, der mich beruhigt und bei mir ist, der mich wärmt.

Ich werde weiter auf ihn warten und er kommt näher mit jedem Tag ohne essen, mit jeder träne und jedem schnitt durch mein eigenes Fleisch."

 

 

Die schwersten Wege

Die schwersten Wege
werden alleine gegangen,
die Enttäuschung, der Verlust,
das Opfer,
sind einsam.
selbst der Tote, der jedem Ruf antwortet
und sich keiner Bitte versagt
steht uns nicht bei
und sieht zu
ob wir es vermögen.
Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken
ohne uns zu erreichen
sind wie die Äste der Bäume im Winter.
Alle Vögel schweigen.
Man hört nur den eigenen Schritt
und den Schritt den der Fuß
noch nicht gegangen ist aber gehen wird.
Stehenbleiben und sich Umdrehn
hilft nicht. Es muß
gegangen sein.

Nimm eine Kerze in die Hand
wie in den Katakomben,
das kleine Licht atmet kaum.
Und doch, wenn du lange gegangen bist,
bleibt das Wunder nicht aus,
weil das Wunder immer geschieht,
und weil wir ohne die Gnade
nicht leben können:
die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,
du bläst sie lächelnd aus
wenn du in die Sonne tritts
und unter den blühenden Gärten
die Stadt vor dir liegt,
und in deinem Hause
dir der Tisch weiß gedeckt ist.
Und die verlierbaren Lebenden
und die unverlierbaren Toten
dir das Brot brechen und den Wein reichen-
und du ihre Stimme wieder hörst
ganz nahe
bei deinem Herzen.

© by Hilde Domin

Das Mädchen Einsamkeit

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