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Zwar ist die Hieroglyphenschrift separat entstanden, entwickelte sich also nicht direkt aus einer anderen, dennoch lässt sich aufgrund von ähnlichen Eigenschaften ein Stammbaum konstruieren. Hierbei sind Entstehungszeit und Raum ebenso zu beachten, wie inhaltliche Dinge. So wurden in den Hieroglyphen keine Vokale ausgedrückt. Diese Eigenschaft findet man beispielsweise bei den semitischen Sprachen wieder. Aus dem Westsemitisch entstanden bekanntlich wiederum viele vollständige Alphabete wie das hebräische, griechische und lateinische. Ein Zwischenstück zu letzteren bildet die sinaische Schrift die auch als pseudohieroglyphisch bezeichnet wird, da sie aus einer kleinen Auswahl der Hieroglyphenzeichen besteht, die jedoch mit anderen Lauten besetzt sind. Sprachforscher gehen davon aus, dass sie als Vorläufer der westsemitischen Schrift zu betrachten ist und somit ein Bindeglied geschaffen ist zu den oben genannten Alphabeten und Schriften. Zeitliche Nähe zu den Hieroglyphen weisen in der Entstehungszeit die Proto-Elamitische Schrift und die Keilschrift auf. Die Hieroglyphische Schriftfindung gilt als zweite nach jener der Sumerer. Doch nutzten die frühen Donaukulturen teilweise schon vor über 6000 Jahren Schriften. Wenn die Entwicklung auch unabhängig erfolgte, besteht dennoch ein Zusammenhang in Form ähnlicher Vorraussetzungen und Anforderungen. In der grammatisch-formalen Betrachtung ergibt sich folgendes Bild: In der Gruppe der voralphabetischen Schriften gehören die Hieroglyphen zu denen mit kombinierter logographisch-phonographischen Schreibweise mit phonographischer Variante. Hier wiederum in die Untergruppe der logiko-segmentalen Schreibweise, die die Hieroglyphen nur mit ihren eigenen Nachfolgern teilen. Zur Erklärung muss gesagt werden, dass logographische Schriften, wie die elamische Schrift, als Bilderschrift zu deuten sind. Da man damit jedoch viele Begriffe nicht verdeutlichen kann, existieren sie nie in Reinform. Phonographische können aber sehr wohl rein vorkommen. Sie sind noch heute zu finden, so zum Beispiel bei indianischen Schriften für die amerikanische Sprache bei den Cherokesen und Cree. Das Lesen phonographischer Schriften funktioniert, indem der Leser das Wort aus Lauten zusammensetzt, die er Einzellauten entnimmt, die aus der Aussprache der abgebildeten Dinge hervorgehen. Der Umstand, dass wie in den semitischen Sprachen die Vokale ohne Bedeutung sind, erleichtert diese Phonetisierung wesentlich. Man verfuhr dabei recht großzügig und indem man z.B. die Femininendung .t einerseits nicht las und den Konsonanten j andererseits nicht schrieb, ergaben sich zahlreiche weitere Gleichungen. Als Mischform aus den ägyptischen Schriften und dem griechischen Alphabet entstand das koptische Alphabet. Da dieses sehr lange in den koptischen Gemeinden überlebte, war es auch in Europa bekannt und konnte durch die marginalen Zusammenhänge eine Hilfestellung bei der Entzifferung leisten. | |