Referat zum Thema:
Erziehung und Kommunismus Teil II, Referat 2
Kurze Übersicht zu:
Johann Amos Comenius (1592-1670)
Omnes - omnia - omnina = Die vollständige Kunst, alle Menschen alles zu lehren
1. Ausgangspunkt für Comenius' pädagogische Reform: gesellschaftliche Kritik
Comenius wurde in eine Zeit der Krieges und des Umbruchs hineingeboren. Der 30-järhrige Krieg tobte. Auch wenn es im 30jährigen Krieg vordergründig um einen Kampf zwischen Protestantismus und Katholizismus ging, so löste sich die Politik immer mehr von der Religion. Auf der Ebene der Wirtschaft vollzog sich allmählich der Übergang von feudaler zu kapitalistischer Produktion. Auch in der Philosphie zerbrachen alte Weltanschauungen. Man suchte nach neuem Wissen, dessen Ursprung nicht mehr Gott, sondern der menschliche Verstand oder die Erfahrung war (Rationalismus und Empirismus). Auch in der Erziehung löste sich allmählich die kirchliche Vorherrschaft. Es entstand ein wachsendes Interesse des Staates und des städtischen Bürgertums an einer gewissen Allgemeinbildung. Hinzu kam der reformatorische Gedanke, dass Gläubige selbst die Bibel lesen können sollten.
Nach dem frühen Tod seiner Eltern und Geschwister im Krieg, kam Comenius auf die Schule der Böhmischen Brüder. Dies waren Nachfolger der Hussiten, die in Armut lebten und für die Bildung eine große Rolle spielte. Sie wurden massiv verfolgt.
Diese frühe Konfrontation mit Leid, Tod und Krieg führten dazu, dass Comenius sich sehr nach Frieden sehnte. Er wollte die Zukunft in diesem Sinne gestalten. Der Weg, den er dorthin sah, ging über die Erziehung und Bildung der Menschen.
2. Welche Rolle spielt die Bildung?
"Nun, wie kann es gelingen, ein Paradies zu pflanzen?" Die These des Comenius war, dass die Menschheit seit dem Sündenfall in diesem Chaos steckte und nur befreit werden könnte, wenn alle Menschen gebildet werden. Daraus ergab sich für Comenius das Bedürfnis die Menschen so zu erziehen, dass sie...
1. aller Dinge kundig seien - gelehrte Bildung
2. alle Dinge und sich selbst erkennen - Tugend
3. sich und alles auf Gott als Ursprung zurückführen - Frömmigkeit
Der Mensch sei ein Baum, der bereits den Samen des Verstandes in sich trage, doch erst die Bildung könne diese menschlichen Anlagen zur Entfaltung bringen. Und daher mahnte Comenius auch stets: Erst Bildung macht den Menschen menschlich!
Bildung ist bei Comenius stets im Spannungsfeld zwischen Gott und Mensch. Einerseits wird Gott als Quelle und Ziel des Menschen angesehen. Andererseits muss der Mensch selbst aktiv werden, denn man lernt, um selbst handeln und verändern zu können. Denn Erkenntnis wird nicht mehr (allein) durch Glaube, sondern primär durch Erfahrung gewonnen. Die eigene kritische Prüfung des Menschen steht hier im Mittelpunkt der Bildung.
Bildung wird von Comenius als Prozess gesehen, daher soll Erziehung und Bildung stets altersgerecht vorgenommen werden. Außerdem seien die meisten Erwachsenen schon zu sehr vom Chaos verdorben und verlernen sei immer schwerer als lernen. Daher sollte die Jugend frühzeitig unterwiesen werden, um die Welt zu verbessern. Comenius ist auch einer (wenn nicht der Erste) der Ersten, der nicht nur Allgemeinbildung forderte, sondern auch für ALLE, ungeachtet sozialer Schicht oder Geschlecht. Jeder Mensch sei wichtig und individuell. Anders als heute, wo Bildung meist instrumentalisiert wird (Humankapital), betonte Comenius den Wert jedes einzelnen Menschen. Bildung bedeutete für ihn Umkehr. Bildung war für ihn ein universales Konzept.
3. Welches Menschenbild findet sich bei Comenius?
Für Comenius kommt der Mensch als unbeschriebenes Blatt zur Welt, das aber zugleich von Natur aus das Potential zu Menschlichkeit und zum Lernen hat. Der Mensch kann und soll sich Vernunft aneignen, mit Würde, Verantwortung und Tugend gemeinsam mit einander leben und anstreben, ein Ebenbild Gottes zu werden. Der Mensch wird quasi zum Vizegott auf Erden ernannt. Mittels rechter Bildung soll der Mensch mit Einsicht die Geschicke der Welt lenken.
4. Comenius' Pädagogik zwischen Mittelalter und Moderne - Welche Aktualität?
Mit seinem Werk "Magna Didactica" nimmt Comenius eine Mittlerstellung zwischen einem vormodernen religiös geprägten und einem humanistisch-modernen Menschenbild ein
- gilt als der erste Pädagoge, der eine PPädagogik vom Kind her entwickelte
- moderne Ansätze sind seine Methodik (Annschaulichkeit, Ganzheitlichkeit, Vom Lichten zum Schweren, exemplarisches Lernen), seine Schultheorie (eine Schule für alle: Allgemeinbildung für alle, egal ob Mädchen oder Junge, ob arm ob reich), Einheitlichkeit des Schulaufbaus und vor allem Spaß am Lernen
- Im Zentrum seiner Pädagogik steht der wwissende, verantwortungsvoll handelnde und soziale Mensch
- Ziel: Eigenveranwortliche Verbesserung dder Menschen und damit der Welt
Literatur:
Johann Amos Comenius: Große Didaktik (Magna Didactica). (1628 bzw. 1657). Stuttgart. 2000. Klett-Cotta-Verlag.
Veit-Jakobus Dieterich: Johann Amos COmenius. Rowohlts Monographien. Hamburg.2005. Rowohlt-Verlag.