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Politischer Diskussionszirkel Rheinland

Referat zum Thema:

Darwinismus und Marxismus


- Diskussionszirkel am 18.04.09


1) Darwin und der Marxismus (Zusammenfassung aus Révolution Internationale)


Was Darwin von anderen Naturwissenschaftlern unterscheidet

- Er ging über die Details hinaus, suchte uund theoretisierte historische Prozesse. Während andere lediglich beobachteten und klassifizierten, ohne bestehende Erklärungsmuster in Frage zu stellen. Er hielt sich z.B. nicht an den biblischen Erzählungen der Sintflut, um die Entdeckungen von Fossilien in den Anden in mehreren tausend Metern Höhe zu erklären, sondern untersuchte die Tragweite der Erdbewegungen.
- Er scheute sich nicht davor, Beobachtungenn in wissenschaftliche Bereiche auf andere zu übertragen. Er stützte sich z.B. auf die Schriften von Malthus über das demokratische Wachstum, um seine Evolutionstheorie zu entwickeln (die Existenz von günstigen und ungünstigen Voraussetzungen für die demographische Entwicklung).
- In seiner wichtigsten Schrift „der Ursprrung der Arten“ entwickelt er die Theorie der natürlichen Auslese als Ausdruck für den Existenzkampf: das Beibehalten günstiger Voraussetzungen und das Verwerfen ungünstiger Bedingungen. Er verglich dafür die Techniken der Züchter mit der natürlichen Auslese. Dabei geht er über die schon bestehenden Entwicklungstheorien und erklärt das Wie der Entwicklung.

Der historische Materialismus

Der wichtigste Beitrag Darwins ist die endgültige Zerstörung aller bisherigen metaphysischen / religiösen Vorstellungen, die Wirkung und Ursache verwechseln. Er zeigt, dass alle organische Natur und somit auch der Mensch das Produkt eines Entwicklungsprozesses über Millionen von Jahren ist. Wie Engels es in seiner „Dialektik der Natur“ zeigt, hat Darwin das Konzept der Art als eine beständige, unveränderbare Größe widerlegt. Hingegen: Darwin geht von dem Zufall aus, der die Unterschiede zwischen den Individuen einer gleichen Art hervorbringt und zeigt, dass diese Unterschiede sich so stark verschärfen, bis sie die Merkmale der Art selbst verändern.
Insofern vereinigt Darwin eine materialistische und historische Vorgehensweise mit einer dialektischen. Diese wissenschaftliche Grundlage entspricht auf der Ebene der Naturwissenschaft der politischen Ebene des Klassenkampfes.

Die Grenzen des Darwinismus

Die Theorie Darwins wurde im „sozialen Darwinismus“ missbraucht, um den Status Quo der Gesellschaft zu rechtfertigen: Reichtum und Armut als naturgegeben, als Moment der Auslese.
Dagegen zeigt Engels, dass nur die bewusste Organisation der sozialen Produktion die Menschheit vom Kampf fürs Überleben zu einer Ausweitung der Produktionsmittel führen kann, die die Grundlage für Entwicklung, Leben und Glück bildet.
Auch die Auffassung der Menschheitsgeschichte als eine Reihe von Klassenkämpfen geht über die Darwinische Auffassung der Existenzkämpfe.
Dennoch stellte das für Engels den enormen Beitrag Darwins als Meilenstein der Wissenschaft nicht in Frage.

Darwinismus und Arbeiterbewegung
Während Darwin von den Bürgerlichen teils en vogue oder im Misskredit geraten war, blieb der Marxismus ihm treu. Plechanow zeigt insbesondere in seiner Monistischen Auffassung der Geschichte, dass Marx und Darwin genau die gleiche wissenschaftliche Vorgehensweise benutzen.

Kautzky betont auch die Wichtigkeit Darwins in dessen Erklärung der Gründe, weshalb primitive Sippen überlebten und andere nicht: in der Fähigkeit, kollektiv und solidarisch zu handeln. Der Egoismus dagegen, so Darwin, führt zum Niedergang der Sippe.

Am Wichtigsten ist der Beitrag Pannekoeks (selber Wissenschaftler) in seiner Schrift Marxismus und Darwinismus 1909, in der er insbesondere zeigt, daß der Kampf ums Überleben in der Tierwelt zu einer Perfektionierung der Organe führt, während er bei dem Menschen zu der Entstehung des Werkzeugs führt, also zu einer Entwicklung der Produktionsmittel. Pannekoek betont auch die Bedeutung des sozialen Aspekts, der ein Volk ermöglicht – oder auch nicht – sich gegen andere zu wehren und Nahrungsquellen zu finden.

Pannekoek kritisiert den sozialen Darwinismus von Malthus und Hobbes, der den Konkurrenzkampf unter den Kapitalisten als Beispiel von menschlicher Auslese bezeichnet, dabei aber unterstellt, dieses System sei ewig. Die Arbeiterklasse hingegen stellt das Prinzip der Solidarität wieder her.


2) Wer es gern genauer wissen möchte, hier:
Charles Darwin (Beitrag aus Wikipedia – in Auszügen)

Charles Robert Darwin (* 12. Februar 1809 in Shrewsbury; † 19. April 1882 in Downe) war ein britischer Naturforscher und gilt wegen seiner wesentlichen Beiträge zur Evolutionstheorie als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler.

Die Ende 1831 begonnene und fast fünf Jahre andauernde Reise mit der HMS Beagle, die den jungen Darwin einmal um die Welt führte, war zugleich Schlüsselerlebnis und Grundlage für sein späteres Werk. In der Öffentlichkeit wurde Darwin durch seinen 1839 herausgegebenen Reisebericht bekannt. Mit seiner Theorie über die Entstehung der Korallenriffe und weiteren geologischen Schriften erlangte er in wissenschaftlichen Kreisen die Anerkennung als Geologe. Seine Untersuchungen an den Rankenfußkrebsen verschafften ihm Mitte der 1850er Jahre zusätzlich einen angesehenen Ruf als Zoologe und Taxonom.

Bereits 1838 entwarf Darwin seine Theorie der Anpassung an den Lebensraum durch Variation und natürliche Selektion und erklärte so die evolutive Entwicklung aller Organismen und ihre Aufspaltung in verschiedene Arten. Über 20 Jahre lang trug er Belege für diese Theorie zusammen. 1842 und 1844 verfasste Darwin kurze Abrisse seiner Theorie, die er jedoch nicht veröffentlichte. Ab 1856 arbeitete er an einem umfangreichen Manuskript mit dem Titel Natural Selection. Durch einen Brief von Alfred Russel Wallace, der dessen Ternate-Manuskript enthielt, kam es im Sommer 1858 schließlich zu einer Veröffentlichung seiner Auffassungen über die Evolution. Ein Jahr später folgte Darwins Hauptwerk On the Origin of Species (Die Entstehung der Arten), das als streng naturwissenschaftliche Erklärung für die Diversität des Lebens die Grundlage der modernen Evolutionsbiologie bildet und den entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der modernen Biologie darstellt.

1871 diskutierte Darwin in The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex (Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl) mit der sexuellen Selektion einen zweiten Selektionsmechanismus und nutzte seine Theorie, um die Abstammung des Menschen zu erklären. In seinem letzten Lebensjahrzehnt untersuchte Darwin Kletterpflanzen, Orchideen und Fleischfressende Pflanzen und leistete wichtige Beiträge zur Botanik. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Darwin“.

Die Reise mit der HMS Beagle

Stürme verzögerten den Beginn der Vermessungsfahrt der HMS Beagle immer wieder. Erst am 27. Dezember 1831 stach die HMS Beagle von Devonport aus in See. Die Fahrt begann für Darwin unerfreulich. Er wurde sofort seekrank, und sein Traum, die von Humboldt geschilderte artenreiche subtropische Vegetation auf der kanarischen Insel Teneriffa zu erkunden, scheiterte an einer Quarantäne, die aufgrund eines Choleraausbruchs in England über die Besatzung verhängt wurde. Die erste Zeit auf dem Schiff verbrachte Darwin damit, die in einem selbstkonstruierten, engmaschigen Schleppnetz gefangenen Organismen (die später als Plankton bezeichnet wurden) mikroskopisch zu untersuchen. Er begann sein erstes Notizbuch, dem zahlreiche weitere folgten, die er während der Reise zu unterschiedlichen Zwecken anlegte. Es gab Notizbücher, die er ausschließlich während der Exkursionen an Land benutzte. In seinen geologischen und zoologischen Notizbüchern ordnete er die an Land gewonnenen Eindrücke. In weitere Notizbücher trug er seine gesammelten Proben sorgsam nummeriert ein.

Am 16. Januar 1832 konnte er bei Praia auf der kapverdischen Insel Santiago zum ersten Mal an Land gehen. Henslow hatte Darwin geraten, sich mit dem ersten Band Charles Lyells Principles of Geology zu beschäftigen, und FitzRoy hatte ihm diesen vor der Abfahrt geschenkt. Während des gut dreiwöchigen Aufenthalts entdeckte er in den Klippen der Küste ein in 15 Meter Höhe verlaufendes waagerechtes Muschelschalenband und fand zum ersten Mal eine Bestätigung für Lyells Theorie der langsamen, graduellen, geologischen Formung der Erde.

Fast genau zwei Monate nach der Abreise erreichte die HMS Beagle am 28. Februar 1832 die südamerikanische Ostküste und ankerte vor Salvador da Bahia in der Allerheiligenbucht. Darwin genoss den Tropischen Regenwald, beobachtete aber auch die Auswirkungen der Sklaverei, die er aufgrund seiner Erziehung ablehnte und über die er mit FitzRoy in Streit geriet. Zwei Monate später erhielt er in Rio de Janeiro die erste Post von zu Hause. Während die HMS Beagle die Vermessung der Küste fortsetzte, blieb Darwin mit einigen Besatzungsmitgliedern in Rio und unternahm geologische Untersuchungen entlang der Küste. In der zweiten Augusthälfte schickte er von Montevideo aus die ersten Proben, hauptsächlich geologische, an Henslow in Cambridge. Bis Ende Juni 1835 folgten sieben weitere Sendungen mit pflanzlichen, tierischen, fossilen und geologischen Fund- und Sammelstücken.

Am 22. September 1832 entdeckte Darwin in der Nähe von Bahía Blanca in Punta Alta seine ersten Fossilien. Besser ausgerüstet konnte er am nächsten Tag den Schädel eines Megatheriums und ein gut erhaltenes Skelett eines Scelidotheriums, beides Riesenfaultiere, freilegen. Aus dem Fundort, einer Muschelschicht, schloss er, dass sich die beiden ausgestorbenen Tiere gemeinsam mit den sie umgebenden Muscheln entwickelt haben müssten.

Über den Jahreswechsel hielt sich die HMS Beagle im Gebiet von Feuerland auf, wo für Reverend Richard Matthews und die drei in England erzogenen Feuerländer, die FitzRoy bei seiner ersten Fahrt nach England gebracht hatte, eine Missionsstation errichtet wurde. Als die HMS Beagle ein gutes Jahr später die Missionsstation erneut aufsuchte, war diese verlassen. Nach einem einmonatigen Aufenthalt auf den Falklandinseln setzte die HMS Beagle ihre Vermessungsarbeiten vor der südamerikanischen Ostküste fort. Darwin unternahm währenddessen von April bis November 1833 Exkursionen in das Landesinnere von Uruguay und Argentinien. Anfang Dezember verließ die HMS Beagle Montevideo, vermaß unter anderem Teile der Magellanstraße und erreichte am 11. Juni 1834 den Pazifischen Ozean.

Über Chiloé, Valdivia und Concepción segelte die HMS Beagle nach Valparaíso, wo sie am 23. Juli 1834 eintraf und mehrere Wochen blieb. Darwin unternahm vom 14. August bis 27. September 1834 seine erste Expedition durch die Anden, die ihn ein erstes Mal bis nach Santiago führte. Während die HMS Beagle den Chonos-Archipel kartographierte, erkundete Darwin die geologische Beschaffenheit der Insel Chiloé. Am 20. Februar 1835 wurde er Zeuge des schweren, dreiminütigen Erdbebens bei Valdivia. Sechs Wochen später sahen er und FitzRoy bei einem Ritt zur schwer zerstörten Stadt Concepción die Auswirkungen dieses Bebens. Als Darwin Anfang März 1835 die Insel Quiriquina bei Talcahuano untersuchte, fand er maritimes Gestein, das infolge des Erdbebens um einige Fuß gehoben worden war, worin er eine weitere Bestätigung für Lyells Theorie und das Alter der Erde sah.

Bei einer zweiten Anden-Expedition im März und April entdeckte er, dass das weit von der Küste entfernte Gebirge hauptsächlich aus maritimer Lava bestand. Er fand fossile und versteinerte Bäume und begann, erste eigene geologische Theorien zu entwickeln. Bis zum Sommer unternahm er zwei weitere Expeditionen, bei denen er Untersuchungen in den Anden durchführte.

Nach den bis zum 7. September 1835 andauernden Vermessungsarbeiten vor Chile und Peru verließ die HMS Beagle die südamerikanische Westküste endgültig und brach in Richtung Galápagos-Inseln auf. Am 18. September betrat Darwin auf San Cristóbal zum ersten Mal eine der zahlreichen Inseln. Die Vermessungsarbeiten dauerten gut einen Monat. Darwin konnte auf den Inseln Floreana, San Salvador sowie Isabela Untersuchungen vornehmen und Tier- und Pflanzenproben sammeln. Nicholas Lawson, der Direktor des Strafgefangenenlagers auf der Insel Floreana, machte ihn darauf aufmerksam, dass sich die auf den Galápagos-Inseln lebenden Schildkröten anhand ihrer Panzer bestimmten Inseln zuordnen ließen. Darwin schenkte zu diesem Zeitpunkt weder dieser Bemerkung noch den Galapagosfinken besonders viel Aufmerksamkeit.

Am 20. Oktober 1835 brach die HMS Beagle zur Durchquerung des Pazifischen Ozeans auf. Gut drei Wochen später wurde das Atoll Puka-Puka im Tuamotu-Archipel gesichtet und am Abend des 15. November Tahiti erreicht, wo das Schiff zehn Tage ankerte. In Papeete trafen Darwin und FitzRoy mit der tahitianischen Königin Pomaré IV. zusammen. Während der Weiterfahrt nach Neuseeland vervollständigte Darwin seine Theorie über die Entstehung der Korallenriffe, die er bereits an der Westküste Südamerikas begonnen hatte. Den zehntägigen Aufenthalt im Norden der neuseeländischen Nordinsel nutzte Darwin erneut zu Exkursionen in das Landesinnere. Er besuchte die Missionare der Te Waimate Mission und untersuchte bei Kaikohe eigentümliche Formationen aus Kalkstein.

Als die HMS Beagle am 12. Januar 1836 die Sydney Cove im Port Jackson vor Sydney in Australien erreichte, war Darwin erleichtert, endlich wieder in einer großen, kultivierten Stadt zu sein. Auf einem seiner Ausflüge begegnete er einigen Aborigines, die ihm – für einen Shilling – ihre Fähigkeiten im Speerwurf demonstrierten. In Hobart genoss Darwin, den es immer mehr nach Hause zog, die Gastfreundschaft des Generalvermessungsinspektors George Frankland (1800–1838). Er feierte seinen 27. Geburtstag, fing Skinke und Schlangen, sammelte Plattwürmer und zahlreiche Insekten, darunter Mistkäfer, die er in Kuhfladen fand. Die letzte Station des zweimonatigen Aufenthaltes in Australien war Albany.

Die weitere Fahrt führte ihn auf die Kokosinseln sowie nach Mauritius und an der Südspitze von Madagaskar vorbei nach Südafrika. Am 31. Mai 1836 warf die HMS Beagle bei Simon’s Town in der Simons Bay die Anker. Darwin eilte auf dem Landweg nach Kapstadt, wo er sich mit John Herschel traf. Am 29. Juni querte die HMS Beagle den Südlichen Wendekreis. Auf St. Helena untersuchte er die Geologie der Insel und auf Ascension bestieg er den 859 Meter hohen Vulkan Green Mountain. Das heimatliche England rückte näher, doch am 23. Juni entschied sich Kapitän FitzRoy, noch einmal nach Salvador da Bahia an der Küste von Südamerika zurückzukehren, um fehlerhafte Messungen auszuschließen. Am 17. August 1836 ging die HMS Beagle endgültig auf Heimatkurs. Nochmals wurde Praia angesteuert und ein Zwischenstopp bei der Azoren-Insel Terceira eingelegt. Am 2. Oktober gegen 9 Uhr morgens lief das Schiff in den englischen Hafen Falmouth ein. Darwin machte sich sofort auf den Weg zu seiner Familie in Shrewsbury.

Während der Rückreise hatte Darwin seine Notizen geordnet und mit Unterstützung seines Gehilfen Syms Covington insgesamt zwölf Kataloge seiner Sammlungen erstellt.[28] Seine zoologischen Notizen umfassten 368 Seiten, die über Geologie waren mit 1383 Seiten etwa vier mal so umfangreich. Zusätzlich hatte er 770 Seiten seines Reisetagebuchs beschrieben. 1529 in Spiritus konservierte Arten sowie 3907 Häute, Felle, Knochen, Pflanzen etc. waren das Ergebnis seiner fast fünfjährigen Reise. Rückblickend resümierte Darwin später in seiner Autobiographie: „Die Reise mit der Beagle war das bei weitem bedeutendste Ereignis in meinem Leben und hat meinen gesamten Werdegang bestimmt.“

Zurück in England – Anfänge der Evolutionstheorie

Darwins Name war bereits vor seiner Rückkehr in wissenschaftlichen Kreisen bekannt, da Henslow, ohne dass Darwin davon wusste, einige seiner Briefe als Letters on Geology veröffentlicht hatte. Für kurze Zeit weilte Darwin in Cambridge, wo er an seiner Sammlung und am Manuskript des Journal arbeitete. Im März 1837 ließ er sich in London nieder. Hier schloss er Freundschaft mit einigen Wissenschaftlern, die ihn den Rest seines Lebens begleiten sollten: Charles Lyell und Thomas Huxley. Die anfängliche Freundschaft mit Richard Owen zerbrach später wieder.

In die Zeit nach der Rückkehr fallen Darwins erste Gedanken über den Artwandel, auch wenn Darwin selbst später diesen Zeitpunkt auf die Zeit in Südamerika vorverlegte. Sein Glaube an die Konstanz der Arten wurde vor allem durch die Arbeiten von John Gould im März 1837 über die Vögel der Galápagos-Inseln erschüttert. Darwin hatte den Vögeln auf der Reise kaum Aufmerksamkeit geschenkt, die gesammelten Exemplare auch nicht den einzelnen Inseln zugeordnet. Gould zeigte nicht nur, dass alle Arten eng verwandt (heute als Darwin-Finken zusammengefasst) sind, sondern dass bei diesen Vögeln keine klare Trennung zwischen Arten und Varietäten möglich ist, also keine klaren Artgrenzen bestehen.

Darwins Überlegungen zur Entstehung der Arten waren begleitet von einer breit gefächerten Lektüre in den Bereichen Medizin, Psychologie, Naturwissenschaften, Philosophie, Theologie und politische Ökonomie. Das Ziel Darwins war es, die Entstehung von Arten auf naturwissenschaftliche Grundlagen zu stellen. Insbesondere lehnte er inzwischen die Naturtheologie Paleys ab, in deren Tradition er in Cambridge ausgebildet worden war. Viele von Darwins späteren Experimenten und Argumenten dienten dazu, Paleys argument from design zu widerlegen und Anpassungen auf natürliche Ursachen, nicht göttliches Wirken zurückzuführen. Dabei verwendete Darwin häufig die gleichen Beispiele wie Paley und ähnliche Argumente. Philosophisch war Darwin vor allem geprägt durch den englisch-schottischen Empirismus in der Tradition David Humes, aber auch durch Adam Smith, etwa dessen Theorie der moralischen Gefühle. Wissenschaftstheoretisch hatten John Herschel und William Whewell großen Einfluss auf ihn mit ihrer Betonung der Bedeutung von
Induktion und Deduktion für die Naturwissenschaften.

Darwin war spätestens im Sommer 1837 von der Veränderlichkeit der Arten überzeugt und begann, Informationen zu diesem Thema zu sammeln. In den folgenden 15 Monaten entstand langsam und schrittweise die Theorie, die er erst 1858/1859 veröffentlichen sollte. Im März 1837 begann Darwin mit der Niederschrift seiner Überlegungen in Notizbüchern, den Notebooks on Transmutation. Auf Seite 36 des ersten Notizbuches, „B“, entwarf er unter der Überschrift I think eine erste Skizze von der Entstehung der Arten durch Aufspaltung. Eine wichtige Grundlage für seine Überlegungen war der Gradualismus, wie er ihn aus Lyells Principles of Geology kannte. Die Veränderlichkeit der Arten und den Auslesemechanismus (künstliche Selektion)kannte Darwin aus der Tier- und Pflanzenzucht.

Als Kristallisationspunkt für die Ausformulierung seiner Selektionstheorie erwies sich das Wachstumsgesetz, wie es Thomas Robert Malthus in seinem Essay on the Principle of Population formuliert hatte und den Darwin im September 1838 las: Wie der Mensch bringen alle Arten mehr Nachkommen hervor, als überleben können. Damit hatte Darwin eine „Theorie, mit der ich arbeiten konnte“, wie er es 1858 in einem Brief an Hooker ausdrückte. Von diesem Überschuss an Individuen, die sich voneinander unterscheiden, überleben diejenigen, die an ihre Umweltbedingungen am besten angepasst sind.

Die Zeit in London war die arbeitsreichste in Darwins Leben. Neben seinen umfangreichen Studien zur Evolution gab er die mehrbändige The Zoology of the Voyage of H.M.S. Beagle (1838–1843) heraus. Sein zunächst als 3. Band von The narrative of the voyages of H.M. Ships Adventure and Beagle (1839) veröffentlichtes Reisebuch war derart erfolgreich, dass es unter dem Titel Journal of Researches noch im selben Jahr separat veröffentlicht wurde. Es ist heute noch neben den Origins sein meistgelesenes Buch. Darwin verfasste die auf seinen Beobachtungen während der Reise beruhenden geologischen Arbeiten über den Aufbau der Korallenriffe (1842) und Vulkane (1844), die wesentlich zu seiner Reputation als Wissenschaftler beitrugen. Wie sehr Darwin in der Gesellschaft verankert war, zeigen seine Aufnahme in die Royal Society und den Athenaeum Club sowie seine Berufung zum Rat der Geological Society of London und zum Rat der Royal Geographical Society.

Am 29. Januar 1839 heiratete Darwin seine Cousine Emma Wedgwood (1808–1896), die Tochter seines Onkels Josiah Wedgwood II. Das gemeinsame Vermögen ermöglichte Darwin ein Leben als Privatier. Er investierte das Vermögen in Grundbesitz und später vor allem in Eisenbahnaktien. In der Londoner Zeit kamen die Kinder William (* 1839), Anne (* 1841) und Mary Eleanor (* 1842) zur Welt. Mary Eleanor verstarb jedoch bereits nach wenigen Wochen. An William studierte Darwin die Ausdrucksformen des Säuglings, die er später veröffentlichen sollte.

Rückzug nach Down House

Im November 1842 zog sich die Familie Darwin in das Down House in die kleine, südlich von London gelegenen Ortschaft Down zurück. Hier erhoffte sich Darwin mehr Ruhe für seine angeschlagene Gesundheit. Bereits seit seiner Rückkehr von der Beagle-Reise, verstärkt seit 1839, hatten sich immer wieder Krankheitssymptome eingestellt, über deren Ursachen bis heute spekuliert wird. Die Symptome waren Schwächeanfälle, Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, erhöhter Pulsschlag und Atemprobleme. Darwin lebte daher sehr zurückgezogen, begab sich selten auf Reisen und verließ die Britische Insel Zeit seines Lebens nicht mehr. Im September 1843 kam Tochter Henrietta zur Welt, der noch weitere sechs Kinder folgten: George Howard (* 1845), Elizabeth (* 1847), Francis (* 1848), Leonard (* 1850), Horace (* 1851) und Charles Waring (* 1856).

1843 begann seine Freundschaft mit dem Botaniker Joseph Dalton Hooker, der neben Lyell und Huxley zu seinem stärksten Verbündeten werden sollte. Als ihm Darwin 1844 brieflich erste Hinweise auf seine Evolutionstheorie gab, antwortete Hooker, dass seiner Meinung nach „eine graduelle Veränderung der Arten“ stattfände und er, Hooker, auf Darwins Ansatz gespannt sei, da er bisher noch keine zufriedenstellende Erklärung gehört habe. Darwin hatte seine Überlegungen bereits 1842 in einer 35-seitigen Skizze dargelegt, und arbeitete diese 1844 zu einem rund 230-seitigen Essay aus, den jedoch nur seine Frau Emma zu lesen bekam und den sie im Falle seines Todes veröffentlichen sollte. Beide Texte stimmten in Inhalt und Grundstruktur bereits mit dem 1859 veröffentlichten Buch überein. War die Transmutationslehre bis jetzt vorwiegend auf sozialistische, revolutionäre und teilweise medizinische Kreise beschränkt geblieben, hielt sie ab 1844 Einzug in bürgerliche Kreise: mit dem von Robert Chambers anonym publizierten Werk Vestiges of the Natural History of Creation, das – brillant, aber journalistisch geschrieben – rasch zum Bestseller wurde, in wissenschaftlichen Kreisen jedoch nicht ernst genommen wurde.

Die nächsten Werke, die Darwin veröffentlichte, waren die Geologie der Vulkaninseln (Geological observations on the volcanic islands visited during the voyage of H.M.S. Beagle) 1844 und die Geologischen Beobachtungen in Südamerika (Geological observations on South America) 1846. Damit waren die Sammlungen seiner Weltreise nach zehn Jahren aufgearbeitet, mit Ausnahme eines seltsamen Exemplars der Rankenfußkrebse. Aus der Beschreibung dieser Art entwickelte sich eine acht Jahre dauernde Bearbeitung aller bekannten lebenden und fossilen Arten der gesamten Ordnung. Diese Arbeit, die er in zwei dicken Bänden über die lebenden und zwei schmalen Bänden über die fossilen Vertreter publizierte, machte ihn zu einem anerkannten Taxonomen, und er erhielt für sie 1854 die Royal Medal. Darwin selbst erkannte während der Arbeit die Bedeutung der Variation und des Individuums. In dieser Zeit entwickelte sich Hooker zum einzigen Ansprechpartner zum Thema Evolution, 1847 gab er ihm seinen Essay zu lesen.

1849 begab sich Darwin zu einer 16-wöchigen Wasserkur, die seine Gesundheit wieder wesentlich besserte. In den folgenden Jahren benötigte Darwin immer wieder Kuren, um sich zu erholen. Nach dieser Kur konnte er seine Arbeit an den Rankenfußkrebsen wieder aufnehmen. Er erhielt Sammlungen aus ganz Europa, den USA und allen britischen Kolonien. 1851 erkrankte seine Lieblingstochter Annie schwer und starb am 23. April. Ihr Tod zerstörte die letzten Reste seines Glaubens an eine moralische, gerechte Welt, der seit seiner Rückkehr von der Beagle-Reise bereits stark geschwunden war. Darwin bezeichnete sich in seinem späteren Leben als Agnostiker.

Nach Beendigung der Arbeit an den Rankenfußkrebsen nahm Darwin 1854 die Arbeit an der Evolutionstheorie wieder auf. In diesen Jahren führte er unzählige Experimente durch. Unter anderem versuchte er, eine Lösung für das Problem der Besiedlung von Inseln zu finden. Dafür untersuchte er beispielsweise die Überlebensfähigkeit von Pflanzensamen in Salzwasser und zog Vogelkot und Gewölle von Greifvögeln als Ausbreitungsmedien in Betracht. Für das Thema der Variation wandte er sich den Tierzüchtern zu, sammelte von diesen Informationen und begann selbst, Tauben zu züchten, um künstliche Selektion in der Praxis zu untersuchen.

Charles Lyell, dem Darwin vieles über seine Ansichten mitteilte, drängte Darwin 1856 dazu, seine Erkenntnisse zu publizieren, damit ihm nicht jemand anders zuvorkomme. Grund für dieses Drängen war ein Aufsatz von Alfred Russel Wallace, On the Law which has regulated the introduction of New Species, dessen Tragweite Darwin selbst aufgrund der verklausulierten Sprache Wallace' verkannte. Darwin begann nun, seine Erkenntnisse in einem Manuskript niederzuschreiben, das den Titel Natural Selection trug. Die Arbeit zog sich aufgrund des umfangreichen Materials hin, im März 1858 waren zehn Kapitel, rund zwei Drittel des geplanten Umfangs, fertig. In der Zwischenzeit hatte er in Asa Gray in Harvard einen weiteren Korrespondenzpartner gefunden und ihm in einem Brief vom 5. September 1857 eine Zusammenfassung seiner Theorie dargelegt. Im Juli 1857 wurde Darwin zum Friedensrichter gewählt.

Über die Entstehung der Arten

Wie berechtigt Lyells Drängen auf Publikation war, zeigte sich, als Darwin im Juni 1858 Post von Wallace von der Molukken-Insel Ternate bekam mit einem Manuskript namens „On the Tendency of Varieties to depart indefinitely from the Original Type“, das im Wesentlichen die gleichen Erklärungsmuster wie Darwins eigene Arbeit enthielt. Es verwendete den Begriff struggle for existence und stützte sich auf die Arbeiten von Lyell, Malthus, Lamarck und die Vestiges von Robert Chambers. Wallace bat Darwin um Weiterleitung des Manuskripts an Lyell, ohne jedoch eine mögliche Veröffentlichung zu erwähnen. Darwin sah sein Werk gefährdet. Hinzu kam, dass sein jüngster Sohn Charles Waring am 23. Juni an Scharlach erkrankte und wenige Tage später starb. Darwin überließ die Angelegenheit seinen Freunden Lyell und Hooker. Diese fanden die Lösung in einem „gentlemanly agreement“, in einer gemeinsamen Vorstellung der Arbeiten Wallaces und Darwins, die am 1. Juli 1858 in einer Sitzung der Linnean Society stattfand. Weder die Verlesung noch der folgende Druck führte zu wesentlichen Reaktionen.

Anstatt sein Buch Natural Selection zu beenden, was zu lange gedauert hätte, entschloss sich Darwin, eine Zusammenfassung des Buches zu publizieren. Aus dem geplanten Aufsatz wurde letztendlich wiederum ein Buch von rund 155.000 Wörtern. Hooker las und korrigierte das Manuskript. Der Verleger John Murray akzeptierte auf Vermittlung Lyells das Manuskript ungesehen und übernahm sogar die Kosten von 72 Pfund, die alleine Darwins Änderungen in den Korrekturfahnen verursachten. Die Erstauflage wurde von den ursprünglich geplanten 500 auf 1250 erhöht. Am 22. November 1859 ging die vollständig vorbestellte Auflage von On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or The Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life (Die Entstehung der Arten) an den Handel und kam am 24. November in den Verkauf. Im Buch legte Darwin im Wesentlichen fünf voneinander unabhängige Theorien dar:

  1. die Evolution als solche, die Veränderlichkeit der Arten;
  2. die gemeinsame Abstammung aller Lebewesen;
  3. der Gradualismus, die Änderung durch kleinste Schritte;
  4. Vermehrung der Arten beziehungsweise Artbildung in Populationen;
  5. und die Natürliche Selektion als wichtigster, wenn auch nicht einziger Mechanismus der Evolution.


Die Tatsache der Evolution wurde in den nächsten Jahren in Wissenschaftskreisen praktisch universell akzeptiert, sehr viel weniger allerdings die Natürliche Selektion, mit der sich selbst Darwins Freunde Lyell und Asa Gray nicht anfreunden konnten. John Herschel kritisierte sie scharf als „law of the higgledy-piggledy“. Karl Ernst von Baer stellte sie sogar in die Nähe eines Wissenschaftsmärchens. Darwins väterlicher Freund Henslow lehnte die Evolution ab, blieb Darwin aber freundschaftlich verbunden. Sedgwick und Richard Owen veröffentlichten hingegen ablehnende Rezensionen. Darwins Freunde unterstützten das Buch mit mehreren Rezensionen, so Huxley in der Times.

Im Juni 1860 kam es an der Universität Cambridge während einer Sitzung der British Association for the Advancement of Science zwischen dem Unterstützer der Evolutionsgedanken Thomas Huxley und einem ihrer erklärten Gegner, dem Bischof von Oxford Samuel Wilberforce, in Abwesenheit von Darwin zu einem erbitterten Streitgespräch. In dessen Verlauf argumentierten Wilberforce und Darwins ehemaliger Kapitän Robert FitzRoy gegen, Huxley sowie Joseph Dalton Hooker für die Theorie. Beide Seiten beanspruchten den Sieg in der Debatte für sich. In den Augen der Öffentlichkeit waren die Verteidiger von Darwins Theorie überzeugender.

Die weiteren Bücher nach Die Entstehung der Arten

In den nächsten Jahren veröffentlichte Darwin noch zwei bedeutsame Bücher, in denen er Aspekte der Evolutionstheorie wesentlich detaillierter ausarbeitete, als es in Entstehung der Arten möglich gewesen war.
In The Variation of Animals and Plants under Domestication (Das Variieren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication), das Ende Januar 1868 erschien, legte er all das von ihm in den letzten Jahrzehnten gesammelte Material vor, dass die Variation, die Veränderlichkeit, von Tieren und Pflanzen unter dem Einfluss des Menschen zeigt. In diesem Buch legte er auch seine Spekulationen über einen Vererbungsmechanismus dar, die Pangenesistheorie. Sie stieß selbst bei seinen Freunden auf Ablehnung und sollte sich auch als falsch herausstellen.

Die Abstammung des Menschen zu erörtern, hatte Darwin bis zu diesem Zeitpunkt immer vermieden. Erst im 1871 erschienenen Buch The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex (Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl) legte Darwin dar, was zu diesem Zeitpunkt bereits weithin diskutiert wurde und was bereits Huxley (1863) und Haeckel öffentlich vertreten hatten: die Verwandtschaft des Menschen mit den Affen, mit dem er gemeinsame Vorfahren teilt. Die von Darwin als erstem ausgesprochene Vermutung, der Mensch habe sich in Afrika entwickelt, sollte sich viel später als richtig erweisen. Darwin führte auch die geistigen Eigenschaften des Menschen auf evolutive Vorgänge zurück. Weiterhin betonte er die Einheit des Menschen als eine Art, die Entstehung von Menschenrassen erklärte er durch Sexuelle Selektion, äußerte jedoch gleichzeitig Zweifel an der Brauchbarkeit des Rassenkonzeptes. Im zweiten Teil des Buches konzentrierte er sich auf die Sexuelle Selektion, die Auswahl von Partnern durch das andere Geschlecht. Mit dieser Theorie konnte Darwin Phänomene wie das Hirschgeweih erklären, die es aufgrund der Natürlichen Selektion nicht geben dürfte. Das Buch war ebenfalls eine Antwort auf das Buch The Reign of Law des liberalen Duke of Argyll, in dem dieser, von Owen beeinflusst, Darwins Natürliche Selektion angegriffen und den Ursprung der Naturgesetze auf Gott zurückgeführt hatte.

1872 folgte On the Expression of the Emotions in Man and Animals (Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren), in dem Darwin darlegte, dass auch die Gefühle und deren Ausdrucksweise bei Mensch und Tieren gleich und wie äußere Merkmale durch Evolution entstanden sind. Das Buch war zugleich eine Argumentation gegen Charles Bell und dessen Buch Anatomy and Physiology of Expression, in dem dieser die Meinung vertrat, dass die Gesichtsmuskeln des Menschen zum Zweck geschaffen wurden, um seine Gefühle auszudrücken. Im selben Jahr kam noch die sechste und zugleich letzte Auflage von Entstehung der Arten heraus. In jeder Auflage hatte Darwin zahlreiche Änderungen durchgeführt, Fehler korrigiert und war auf Kritik eingegangen.

Rezeption und Nachwirkung

Charles Darwin gilt durch seine wesentlichen Beiträge zur Evolutionstheorie als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler überhaupt und ist durch diese Leistung auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit immer noch stark präsent. So wurde Darwin 1992 in einer Liste der einflussreichsten Personen in der Geschichte auf dem 16. Platz gereiht, und in Großbritannien wurde er auf den vierten Platz der 100 Greatest Britons gewählt. Heute stellt die von Darwin begründete und seitdem ständig weiterentwickelte Evolutionstheorie für die Biologie das grundlegende Paradigma dar: Durch sie werden alle biologischen Teildisziplinen, wie Zoologie, Botanik, Verhaltensforschung, Embryologie und Genetik, „unter einem einheitlichen Dach“ versammelt. Theodosius Dobzhansky formulierte dies 1973 prägnant in dem vielzitierten Satz: „Nichts in der Biologie hat einen Sinn, außer im Licht der Evolution.“

Darwins Werke, allen voran Entstehung der Arten und Abstammung des Menschen, lösten schon kurz nach Ihrem Erscheinen eine Flut von Rezensionen und Reaktionen aus. Darwins Theorien berührten nicht nur biologische Fragestellungen, sie hatten auch „weitreichende Implikationen für Theologie, Philosophie und andere Geisteswissenschaften sowie für den Bereich des Politischen und Sozialen“.[51]

Darwins Theorien wurden nicht nur in Wissenschaftskreisen, sondern auch vom Klerus und der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Themen waren beispielsweise das Teleologieproblem, die Rolle eines Schöpfers, das Leib-Seele-Problem oder die Stellung des Menschen in der Natur. Dass der Mensch keine eigenständige Schöpfung ist, sondern ein Evolutionsprodukt wie Millionen anderer Arten, steht im Widerspruch zur christlichen Lehre sowie vielen philosophischen Schulen. Sigmund Freud bezeichnete die Evolutionstheorie als eine der drei Kränkungen der Eigenliebe der Menschheit. Wichtige Teile seiner Theorie hatten sich rasch durchgesetzt: die Tatsache der Evolution an sich und die gemeinsame Abstammung. Der Mechanismus der Selektion blieb jedoch lange umstritten und nur einer von mehreren diskutierten Mechanismen. Beim ersten großen Jubiläum anlässlich Darwins 100. Geburtstag 1909 gab es fast niemanden, der die Selektionstheorie unterstützte. Diese Zeit wurde später von Julian Huxley als „Finsternis des Darwinismus“ (eclipse of Darwinism) bezeichnet. Erst die Synthetische Evolutionstheorie, auch als zweite Darwinsche Revolution bezeichnet, verhalf auch der Selektionstheorie zum Durchbruch. Im 20. Jahrhundert entstanden unter dem Einfluss Darwins neue Disziplinen wie die Verhaltensforschung und die Soziobiologie, deren Anwendung auf den Menschen in der Philosophie als „evolutionäre Ethik“ diskutiert wird. Auch die Evolutionäre Erkenntnistheorie geht letzten Endes auf Darwin zurück.
Eine missbräuchliche Umdeutung und Übertragung ins Politische erfuhren Darwins Theorien in der Ideologie des Sozialdarwinismus. Diese unter anderem auf einem naturalistischen Fehlschluss beruhende Übertragung lässt sich weder zwangsläufig aus Darwins Werk ableiten, noch entspricht sie im Entferntesten Darwins Welt- und Menschenbild.
„Kein anderer Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts hat unser modernes Weltbild – sowohl in der Biologie als auch über sie hinaus – stärker beeinflußt als dieser englische Forscher.“

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