A. E. JOHANN (1901-1996)
Adolf (seit 1945: Alfred) Ernst Johann Wollschläger
"Je unwahrscheinlicher und merkwürdiger die Geschichten klingen,
desto sicherer mag indes der Leser davon überzeugt sein,
daß sie sich so und nicht anders abgespielt haben . . .
Denn erfinden kann man nur Wahrscheinliches;
das Unwahrscheinliche - passiert . . ."


[A. E. Johann 1985]
[A. E. Johann Unterschrift 1985]

EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
ALS ES NOCH KEIN INTERNET GAB
Reiseschriftsteller des 20. Jahrhunderts

Eigentlich ist der einleitende Satz ein Gemeinplatz, jedenfalls für einen Reisenden, der die Welt bereist und mit offenen Augen angeschaut hat - aber wer hat das heute schon noch? (Er gilt übrigens für alle Lebensbereiche. Wenn Dikigoros mal seine Memoiren als Anwalt schreibt, wird er ihnen wie Johann den Satz voran stellen können: "Die Gestalten dieses Buches haben keine Vorbilder in der Wirklichkeit; seine Figuren und Situationen sind erdichtet." Und jeder wird ihm glauben; denn kein noch so krankes und perverses Gehirn eines Krimi-Autoren oder gar eines Verfassers von Fernseh-Serien über Anwälte und Gerichte kann sich das ausdenken, was die Wirklichkeit an "unwahrscheinlichen" Fällen bereit hält.) A. E. Johann hatte mit seinem acht Jahre jüngeren Landsmann Joachim Fernau, dem erfolgreichsten deutschsprachigen Sachbuch-Autor der Nachkriegszeit, drei Dinge gemeinsam: Er war in Bromberg (im damals noch preußischen Großherzogtum Posen) geboren, er hatte sein journalistisches Handwerk beim Ullstein-Verlag erlernt (er schrieb für dessen "Vossische Zeitung", freilich nicht als "Reporter", sondern als "Berichterstatter" :-), und er wurde auf seinem Gebiet - der Reisebeschreibung - zum erfolgreichsten deutschsprachigen Nachkriegsautor. Was er nicht mit Fernau gemeinsam hatte, war die Festigkeit der Weltanschauung - wiewohl er die Welt doch mehr als zur Genüge und immer wieder angeschaut hatte. (Viel mehr als etwa Dikigoros, der sich in seinen reiferen Jahren nur noch für Reisen in Indien interessierte. Aber was heißt hier "nur": dort gibt es nach seiner Überzeugung mehr anzuschauen als sonst irgendwo auf der Welt - doch das ist eine andere Geschichte, die jemand, für den Tee nichts weiter war als "heißes, goldbraunes Wasser mit Zucker", und der nicht in einem Lande leben wollte, wo er keinen Hasenbraten in Sahnesoße zu essen bekäme oder Erbswurst mit Schinken, Pellkartoffeln und Lagerbier oder Schweizer Käse mit Ölsardinen - geschweige denn um drei Uhr morgens Frankfurter Würstchen mit Sauerkraut -, nie verstanden hätte.) Da glich A. E. Johann eher dem Wendehals Kasimir Edschmid, mit dem er die Liebe zu Straßburg und jenem heute verbotenen Liedchen teilte, das es als "wunderschöne Stadt" der Soldaten besang (obwohl die beiden einander nicht kannten; A. E. Johann hätte wohl vielmehr mit Nietzsche - seinem Lieblingsschriftsteller aus Jugendtagen - geantwortet: "Nur wer sich wandelt bleibt mit mir verwandt"). Seine ersten Reisen 1918-1919 zwischen Flandern und Westpreußen wollte A. E. Johann nicht mit "angerechnet" wissen (ja, wenn man heil durch den Ersten Weltkrieg und die anschließende Besatzungszeit, mit Revolution, Grenzkämpfen, Hungersnot und Inflation kam, nebenbei noch ein Studium und eine Banklehre absolvieren konnte, hinterher ein Dollar-Konto hatte und einen schönen Job bekam, war das eine bequeme "Rechnung"); sein Leben begann erst, als der Krieg aus war, schrieb er einmal. (Obwohl er an anderer Stelle schrieb: "Der Krieg geht weiter. Wir sind noch nicht genug geschlagen, sie wollen uns noch tiefer verderben und rufen alles Kranke und Faule, alle Deserteure, die Flaumacher und Etappenschweine in unseren eigenen Reihen zu Bundesgenossen auf." Auf sie alle empfand Johann einen unauslöschlichen Haß - und natürlich auf die Polacken, die Westpreußen, Posen und Oberschlesien mit Gewalt an sich gerissen hatten, um es zu verderben, und auf die jüdischen Schieber und Spekulanten, die Deutschland nach dem Krieg wirtschaftlich und moralisch ruiniert hatten. Aber wollen wir diesen Widerspruch einfach so stehen lassen.)

Als A. E. Johanns erste größere Reise müssen wir also die ansehen, die ihn 1926-28 nach Nordamerika führte, "mit 20 Dollar in den Wilden Westen". Er, der ein braver Monarchist, freiwilliger Weltkriegs-Soldat (er meldete sich zu einem Zeitpunkt, als jeder längst wußte, daß das nicht die Zuckerschlecke war, für die es noch die naïven Hurra-Patrioten von 1914 gehalten hatten), tapferer Freikorps-Kämpfer und geschickter Börsenspekulant gewesen war, kehrte heim als strammer Antikapitalist und überzeugter Kommunist. Als solcher fuhr er 1929 auf Einladung der Sowjet-Regierung "40.000 Kilometer" mit der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Wladiwostók. Es gibt für "Normalverbraucher", d.h. solche, die nicht gerade wie einst Sven Hedin mit dem Kamel durch die Wüste ziehen wollen, nur zwei Wege, um über Land von Mitteleuropa nach Fernost zu reisen: Entweder man fährt über Rußland, die Mongolei, China und Korea nach Japan - der Weg, den die "Generation A. E. Johann" bevorzugte, weil die Engländer (die bis 1947 noch immer den Seeweg über Indien und Singapur nach Hongkong - oder nach Australien - vorzogen, wie ihn Mark Twain beschrieben hat) noch nicht jeden durch ihre Kolonie Indien reisen ließen, schon gar nicht jeden Angehörigen von Feindstaaten aus dem 1. Weltkrieg; oder man fährt über den Balkan, die Türkei, Persien, Afģānistān, Indien, Thailand und Malaysia nach Indonesien. Das war der bevorzugte Weg der "Generation Melone", wie Dikigoros sie nach seinem verstorbenen Reisegefährten nennt (Florian Illies, der Erfinder der "Generation Golf", nennt sie - die vor 1965 geborenen - "die 68er und 78er", aber das würde auf Melone nicht zutreffen, denn der war politisch kein "68er", und altersmäßig kein "78er"), schon weil die Sowjets nicht mehr jeden durch Rußland reisen ließen, jedenfalls nicht frei von Aufpassern und "Fremdenführern". Inzwischen sind beide Routen zu gefährlich geworden; daher bevorzugt die heutige Generation (die man getrost "Generation Golf" nennen mag; aber anders als Illies würde Dikigoros das nicht unbedingt auf das VW-Modell beziehen, sondern eher auf das Golfspiel - die bevorzugte Sportart jener fysisch und psychisch früh vergreisten Kindsköpfe - oder auf die Golfkriege, die sie - natürlich nur am Fernseher - mit erlebt hat), wenn sie sich überhaupt noch aufrafft, das Flugzeug und verpaßt so das beste, nämlich den Weg, der das Ziel ist. So beeinflußt die Politik das Reise(er)leben - vielleicht tragen ja die Ereignisse des 11. September 2001 und danach dazu bei, die unsinnige Herumfliegerei ein wenig einzudämmen, dann wären sie wenigstens zu etwas gut gewesen.

Nachtrag: Im Winter 2006/07 reiste der abgehalfterte "Russland-Korrespondent" Dirk Sager mit der Eisenbahn von Berlin bis Saigon - nun wieder auf der trans-sibirischen Nordroute, denn im Iran drohte Krieg, in Afģānistān herrschte er bereits, und zwischen Pākistān und Indien konnte der Bahnverkehr auch jederzeit wieder eingestellt werden - und filmte und filmte und filmte... Der LangweilerVierteiler, den er im öffentlich-rechtlichen Fernsehen unterbrachte, ist ein abschreckendes Beispiel dafür, wie nichtssagend solche Reportagen in der heutigen Zeit sind - vielleicht sein müssen, um durch die Zensur der politisch-korrekten Gutmenschen zu kommen: Auf Schritt und Tritt gibt der vertrottelte alte Mann vor, Spuren der bösen Diktatoren Stalin, Hitler und Mussolini (!) zu entdecken, obwohl er eigentlich nur mit Deutschen spricht (offenbar ist das die einzige Sprache, die er beherrscht, obwohl er Jahre lang in Moskau gelebt hat - gut abgeschottet im Ausländerhotel, versteht sich :-) und sich wundert, daß es von denen so wenig gibt auf dieser Route. Solche Langweiler lassen einen die Bücher des jungen A. E. Johann erst richtig schätzen. Nachtrag Ende.

Später, im Rückblick, sollte A. E. Johann die Frage, auf die er damals eine Antwort gesucht habe, so formulieren: "Hat das bolschewistische Rußland überhaupt noch etwas mit dem alten Rußland zu tun? Haben die armseligen Massen, die Muschiks und die Arbeiter, von der Revolution etwas gehabt oder nicht? Ist das neue Rußland etwas Bewunderungswürdiges oder etwas Verabscheuungswertes?" Unterwegs erlebte er genug, um die zweite Alternative bejaht zu finden und sich auch vom Kommunismus abzuwenden. (Es war die Zeit der großen Hungersnöte und "Säuberungen", und A. E. Johann war verwegen genug, sich der offiziellen Reiseführung zu entziehen und auf eigene Faust durchs Land zu streifen.) Zurück nach Nordamerika, um eine neue Antwort auf die neue Frage zu finden: "Muß es nicht für die von der Entwicklung Enteigneten naheliegen, sich dem Gegenteil des bankrott gegangenen Individualismus: dem Kommunismus zu verschreiben?" (Anfang der dreißiger Jahre steckten die USA und Kanada noch mitten in der Weltwirtschaftskrise - zu beiden Seiten des Atlantiks war man noch nicht auf die Idee verfallen, die Konjunktur durch den Bau von Autobahnen und Kriegsrüstung anzukurbeln.) Aber diese Frage konnte A. E. Johann seit seiner Reise durch Sowjet-Rußland nicht mehr bejahen. Sein Fazit: "Amerika. Untergang am Überfluß", Sowjetrußland: Untergang an Unterversorgung. Sein Patentrezept: "eine möglichst straffe Planwirtschaft", aber ohne Kommunismus.

Da kam A. E. Johann der National-Sozialismus - der ja Kommunismus und Kapitalismus gleichermaßen ablehnte - gerade recht. In die Zeit des Dritten Reichs fallen seine besten Reisebücher, insbesondere die vier Bände seiner "Großen Fahrt in die Welt", die eigentlich eine Reise rund um den Pazifik war: "Pelzjäger, Prärien und Präsidenten" (Nordamerika), "Generale, Geishas und Gedichte" (Japan), "Kulis, Kapitäne und Kopfjäger" (China) und "Känguruhs, Kopra und Korallen" (Australien - die anderen Länder waren nur Zwischenstationen). Es wurden auch deshalb seine besten Reisebücher, weil er sich bemühte, sie von dem frei zu halten, was seine Zeitgenossen mit hinein packten: "Werden wir nicht überrannt von vielen Dutzenden kluger, gelehrter, ungeheuer wohlunterrichteter Bücher über die politische, die wirtschaftliche und sonstige Lage in den Randländern des Stillen Ozeans, im Britischen Weltreich, in den U.S.A. und wer weiß wo noch? Ich hielt es weder für verdienstlich noch beachtlich, die stattliche Reihe dieser ernsthaften Bücher um eine weiteres zu vermehren." Später, als es opportun wurde, tat er es doch: 1939 beschwor er nach einer Reise durch Afrika die glorreiche deutsche Kolonial-Vergangenheit und ihre Helden, seinen Namensvetter Adolf E. Lüderitz und Carl Peters, und stellte in seinem Buch "Groß ist Afrika" (das er Professor Karl Haushofer widmete, dem großen Förderer von Rudolf Hess und Adolf Hitler) fest, daß es auf dem "dunklen Kontinent" seit dem Weggang der Deutschen überall nur noch bergab ging. [Die 1. Auflage ist heute eine Rarität, wohl nicht nur wegen des Textes, sondern auch wegen der Fotos von den mit Hakenkreuzfahnen geschmückten Häusern im ehemaligen Deutsch-Südwest-Afrika - "kein deutsches Dorf konnte reicher beflaggt sein". A. E. Johann feierte dort bei seinen Volksgenossen Führers Geburtstag - den 50. - zünftig mit "Windhoek Pilsner" und "Löwen-Bräu".]

Man sollte "Groß ist Afrika" neben anderen Afrikareise-Büchern jener Zeit lesen, etwa "Afrika nackt und angezogen" von Kasimir Edschmid, um zu sehen, mit wie völlig unterschiedlichen Ansätzen selbst Reiseschriftsteller, die mehr oder weniger der gleichen Route folgten und mehr oder weniger der gleichen Weltanschauung huldigten, an ihre Schilderungen heran gingen. A. E. Johann besucht einen Negerhäuptling, läßt sich von ihm etwas über den Brautkauf erzählen, kommt zu der Überzeugung, daß das eigentlich gar nicht weiter schlimm sei und fährt weiter. An anderer Stelle berichtet er auch über die Rassentrennung, die schwarzen Minenarbeiter und die wirtschaftlichen Probleme vor Ort. (Nein, er schreibt nicht, daß auf "Miscegeneation [Rassenschande zwischen Schwarzen und Weißen]" und Diamantenklau bis zu 15 Jahre Gefängnis standen - mußte er auch nicht, denn es sollte ja kein Lehrbuch für angehende Juristen werden, außerdem war das damals in allen zivilisierten Staaten der Welt - außer in Deutschland - selbstverständlich.) Aber irgendwie wird man den Eindruck nicht los, daß man diese Informationen auch am Schreibtisch aus einem guten Lexikon hätte gewinnen können. Was macht dagegen Edschmid? Er schildert eine Episode: Der Eigentümer einer Mine sieht sich mit einem Streik seiner schwarzen Arbeiter konfrontiert. Auf seine Frage, warum sie trotz guter Behandlung und Bezahlung streiken, erhält er zur Antwort: "Der Verwalter hat unsere Frauen. Du weißt, wir müssen sie, wenn wir sie heiraten wollen, kaufen. Er stiehlt sie uns aber und nimmt sie für nichts." Resultat: Der Mann entläßt sowohl den weißen Verwalter als auch die schwarzen Arbeiter und muß die Mine am Ende schließen, weil er nun niemanden mehr findet, der bereit ist, für ihn tätig zu werden; Verlust: 2.000 Pfund - eine ungeheure Summe zu einer Zeit, als man für 1 Pfund einen ganzen Ochsen oder ein Karakulfell bekam. Damit hat Edschmid alles erklärt: Die Konflikte zwischen Schwarz und Weiß, die Probleme der Minen - und den Grund des Miscegenation-Verbots. Edschmid sah - und roch - eben sehr viel genauer als A. E. Johann. Noch ein Beispiel gefällig? Alma Karlin schreibt, daß "die" Neger einen "starken Rassegeruch" haben. (Dikigoros' Ex-Kamerad Yogi pflegte das weniger vornehm auszudrücken: "Bimbos stinken" :-) Das ist durchaus richtig, denn Schwarze schwitzen stärker als Weiße, das ist eine gute und wertvolle Eigenschaft im heißen Afrika, wo sie her kommen und hin gehören. Aber diese Aussage ist ebenso nichtssagend wie das Sich-Ausschweigen A. E. Johanns zum selben Thema. Edschmid erzählt wieder eine Episode: Ein Farmer kommt nach Hause und stellt seinen Kruboy zur Rede: "Hier war ein Ovambo!" Der Junge leugnet erst, gesteht dann aber, denn sein weißer Herr hat es am Geruch gemerkt; "den" Geruch "der" Neger gibt es nämlich nicht, die einzelnen schwarzen Völker riechen "ganz verschieden". Aber, so Edschmid weiter, es reisen halt Leute durch Afrika, die einen Buschmann nicht von einem Hottentotten, einen Ovambo nicht von einem Herero (die einander allesamt im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen können) und einen Albatros nicht von einem Fregattvogel oder Mollymauk unterscheiden können... Dikigoros (der letzteres ebenso wenig kann :-) fürchtet, daß auch A. E. Johann zu jener Kategorie gehörte. Aber davon abgesehen ist "Groß ist Afrika" durchaus kein dummes Buch. Wohl nur wenige weiße Reisende erkannten damals so deutlich (und schrieben so offen) wie A. E. Johann, daß das Christentum unter den Schwarzen keine Zukunft hatte, da es mit seinem rigorosen Bestehen auf Monogamie ihre sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen zerstörte: Die stärksten und angesehensten Jäger, die auch am meisten Land zu bestellen hatten, brauchten nun mal mehrere Frauen - denn Feldarbeit war Frauensache; deshalb hat heute der Islam - der in diesem entscheidenden Punkt großzügiger ist - seinen verhängnisvollen Siegeszug auch durch Schwarzafrika angetreten. Letzteres sah A. E. Johann freilich damals noch nicht voraus.

Dann erklärten Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg, weil es in Polen einmarschiert war und Danzig annektiert hatte. (Das war zwar gar nicht polnisch, aber das war ja auch nur ein Vorwand :-) Im Westen war das freilich zunächst nur ein "Sitzkrieg", den die Franzosen noch drollig fanden ("Drôle de Guerre" nannten sie ihn), was er ja irgendwie auch war, denn statt mit Bomben bewarf man einander mit Propaganda-Flugblättern, und statt mit Gewehren und Kanonen tödliche Kugeln zu versenden, tauschte man per Grammofon und Megafon Schlager, Chansons und sonstige Botschaften aus. A. E. Johann schrieb darüber 1939 "Zwischen Westwall und Maginotlinie" [anklicken, liebe Leser - diese wegen Vernichtung der meisten Exemplare aus politischen Gründen äußerst rare Medaille der Franzosen zur Verherrlichung ihres ebenso teuren wie nutzlosen Verteidigungswerkes ist ein hervorragendes Kunstwerk und ein zeitgenössisches Dokument allerersten Ranges!], ein Buch, in dem er sich krampfhaft bemühte, aus jedem kleinen Spähtrupp-Unternehmen eine Heldentat zu machen. (Seit 1945 ist es verboten.) 1941 weitete sich der Konflikt durch den Kriegseintritt Japans und der USA zum Zweiten Weltkrieg aus, und A. E. Johann schrieb drei (ebenfalls seit 1945 verbotenen) anti-amerikanische Aufsätze für die deutsche Propaganda-Zeitschrift "Signal": "Roosevelt - Kaiser der Welt?", "Wie Roosevelt das amerikanische Volk in eine Kriegs-Psychose stürzte" (von diesem Aufsatz kann Dikigoros Euch nicht mal eine spanische Übersetzung bieten, geschweige denn den Original-Text; aber tröstet Euch: andere Seiten über A. E. Johann wissen nicht mal von seiner Existenz :-) und "Kann Amerika die Welt beherrschen?" A. E. Johann verneinte diese Frage und profezeite dem "Dollar-Imperialismus" eine düstere Zukunft, so düster wie sein Lieblingsgemälde, "Die Brüder" von Caspar David Friedrich, die neben einem schon halb entwurzelten Baum der untergehenden Sonne nachschauen.

[Caspar David Friedrich, Die Brüder]

Ihr findet das unerheblich, liebe Leser? Dikigoros nicht. Er findet, daß dieses Bild - dessen Kopie sich A. E. Johann schon als junger Mensch an die Wand hängte - in Abgründe blicken läßt. [Was er selber an der Wand hängen hat? Eine Landkarte mit dem Eisenbahnnetz Mitteleuropas im Jahre 1866 - kurz bevor der von A. E. Johann so bewunderte Otto v. Bismarck Deutschland teilte und damit den Grundstein zu seinem Untergang legte.] A propos: A. E. Johanns amerikanisches Lieblingsbuch war - jedenfalls bis 1945 - erklärtermaßen "The Passing of the Great Race [Der Untergang der großen Rasse]" von Madison Grant: "Er meinte die Amerikaner nordischer Abkunft, die einstmals den wilden Westen urbar machten, also das Beste an Menschen, was Amerika aufzuweisen hat", denn "der Reihe nach wurden ins Land gebracht: Chinesen, Japaner, Inder, Mexikaner, Filipinos, Neger." [Na, diese Reihenfolge ist wohl nicht ganz richtig, Anm. Dikigoros. (Wer sich für Grants Buch interessiert, kann es hier im Original nachlesen. Dikigoros vermutet, daß A. E. Johann daraus die merkwürdige Auffassung hatte, daß unter die Einwanderer "nordischer" Abkunft auch Kelten aus Irland und sogar Franzosen - jedenfalls die aus der Normandie - fielen. Aber damit war man damals bisweilen überraschend großzügig: Bei A. E. Johanns Zeitgenossen Anton Zischka waren auch die antiken Griechen und Römer "nordisch" :-)]

Doch damit nicht genug: 1942 schrieb A. E. Johann sein am stärksten politisch gefärbtes Buch überhaupt: Da machte er aus Amerika, dem Land des Pelzjägers Daniel Boone, dessen Heimat Kentucky er noch fünf Jahre zuvor als "das alte Herz Amerikas" und dessen Kleinstädte zwischen Chicago und Detroit er als das neue, "das eigentliche Herz Amerikas" bezeichnet hatte, plötzlich "das Land ohne Herz", dessen böse, materialistische Nordstaaten-Yankees im Bürgerkrieg den edlen, aristokratischen Süden mit einer Strategie der "verbrannten Erde" für alle Zeiten zerstört hatten, "unter dem verlogenen Vorwand der Gleichmacherei zwischen Weiß und Schwarz", die die Indianer ausgerottet hatten - was noch angehen mochte -, aber auch die Bisons - und das war unverzeihlich, ebenso "die herdenweise Einfuhr von ungebildeten, großenteils analphabetischen Menschen aus dem europäischen Osten, Südosten und Süden und aus den kleinasiatischen Ländern bis nach Syrien hinunter, die Überflutung Amerikas mit slawischen, jüdischen, überall zusammen gelesenen Menschenmassen, die von primitivsten Masseninstinkten geleitet wurden und das Bevölkerungsbild Amerikas, das schon durch die Neger schwer belastet war, hoffnungslos verwirrten." (Und mit welchem Mitgefühl, welcher Wärme hatte A. E. Johann doch die armen Neger im Mississippi-Delta geschildert, bei denen er eine Zeit lang gewohnt hatte!) A propos unverzeihlich: Mancher Amerikaner hat ihm dieses Buch noch nach seinem Tode vorgehalten und bis heute nicht verziehen; und auch Marie-Therese Blanchon dürfte die Übersetzung ins Französische, die sie 1944, noch kurz vor der "Befreiung" Frankreichs durch die Amerikaner, unter dem Titel "Le pays sans cœur" besorgte, heute mehr als peinlich sein, da sie eine brave, demokratische Stadtverordnete ist und sicher noch mehr geworden wäre, wenn dieses Werk nicht als Leiche im Keller ihrer politischen Karriere herum läge. (Merke: Eine Lüge verzeihen die Menschen viel eher als eine unangenehme Wahrheit - und vieles von dem, was A. E. Johann damals schrieb, war leider nur zu wahr.)

Aber Amerika war für A. E. Johann nicht nur das Land ohne Herz geworden, sondern auch das Land ohne Freiheit. Schon im 19. Jahrhundert, bemerkt er cynisch, habe "freies Land" nur bedeutet: "es gehörte niemand, und man konnte darauf tun, was man wollte, zum Beispiel verhungern, oder sich von den Indianern, die damals noch unruhig waren, abschlachten lassen." [Das ist der selbe A. E. Johann, der an anderer Stelle schrieb: "Nur zwischen den Mauern ist Frieden. Draußen droht und duftet, lobsingt und schweigt die freie Wildnis."] Und im 20. Jahrhundert gab es in den USA bald gar keine Freiheit mehr, vor allem verglichen damit, "wieviel echte, menschliche Freiheit jeder Franzose, Deutsche oder Italiener besitzt." Dies schrieb A. E. Johann im Jahre 1942, als in Frankreich Pétain, in Deutschland Hitler und in Italien Mussolini herrschte - und in den USA Roosevelt. Tja, liebe Leser, was ist "Freiheit"? Die Freiheit, alle vier oder fünf Jahre ein Kreuzchen auf einer von den politischen Parteien vorgegebenen Wahlliste zu machen? Nein, sicher nicht, das ist bloß Verarschung. Freizügigkeit? Reisefreiheit? Ja, gewiß, aber was ist diese "Freiheit" wert, wenn man kein Geld hat, um hinzuziehen, wo man will, ja wenn man sich noch nicht einmal das zu essen kaufen kann, was man gerne möchte - und theoretisch sogar dürfte? In der Zeit der großen Depression ging es Millionen Amerikanern noch dreckiger als den Mitteleuropäern vor 1933. "Sie setzen uns schon was zu, um uns zu befreien," klagt eine arbeitslose Landarbeiterin, deren Job der Mechanisierung zum Opfer gefallen ist, "sie befreien uns, wie sie die Pferde und Maultiere von der Arbeit befreit haben..." A. E. Johann hat das, was er damals an Hunger, Not und Elend mit erlebt hat, so zusammen gefaßt: "Ich habe gute Freunde, fleißige, tüchtige Farmer, in den zehn Jahren von 1927 bis 1936 zu Erpressern und Betrügern, ihre Söhne zu Dieben und Landstreichern, ihre Töchter zu Huren herab sinken sehen. Ach, ich habe, um es alles in einem kurzen Satz zu sagen: Ich habe Amerika hassen gelernt!" (Vorher habe er es geliebt wie kein anderes Land außer Deutschland, "denn Amerika bestand nicht immer nur aus Roosevelts, Arbeitslosen, Bankiers, Filmjuden und Schönheitsköniginnen".)

Besonders beklagte A. E. Johann, daß es in den USA seit der Machtergreifung der Roosevelt-Clique 1933 keine Freiheit von Forschung und Lehre mehr gebe. Er berichtet von einem Professor für deutsche Sprache und Literatur aus Oregon, den er auf einer seiner Reisen traf, den seine Universität zwingen wollte, in seinen Vorlesungen Propaganda gegen das Dritte Reich zu machen: "Als Lesestücke sollte er ausschließlich Emigranten-Literatur benutzen und den Nationalsozialismus als Verrat an der ganzen vergangenen Geschichte Deutschlands darstellen." [A. E. Johann hielt dagegen: "Amerika ist ein bedauernswertes Land, und die Amerikaner sind verratene Menschen, verraten von ihrer eigenen führenden Schicht, verraten und auf eine unbeschreibliche Weise hinters Licht geführt von ihrem selbstgewählten Präsidenten Franklin Delano Roosevelt."] Aber, so der Professor, "wenn ich den Studenten Proben aus Bismarcks 'Gedanken und Erinnerungen' gebe, so muß ich sie heute durch vernünftig ausgewählte Teile aus Hitlers 'Mein Kampf' ergänzen, und wenn ich ihnen Thomas Mann zeige, kann ich ihnen Johst, Dwinger oder Grimm nicht unterschlagen." Nun, Dikigoros hat das Amerika der 20er und 30er Jahre nicht gekannt, deshalb kann er da kaum mitreden. Aber er kennt das Deutschland seiner Studienzeit, und das Deutschland von heute, an dessen Universitäten nicht mal mehr Bismarck oder Thomas Mann gelesen werden. "Mein Kampf" ist verboten, Johst, Dwinger und Grimm sind verfemt, denn was sie schrieben, läuft heute unter "NS-Literatur". (Hand auf's Herz, liebe Leser: Kennt Ihr diese drei auch nur dem Namen nach oder könntet das eine oder andere ihrer Bücher nennen, geschweige denn, daß Ihr sie gelesen hättet?) "Ich bin ein Gelehrter," schließt der U.S.-Professor, "und zur Wahrheit, Sachlichkeit und Sauberkeit verpflichtet!" Das sollte ihn seinen Job kosten. Dikigoros fürchtet freilich, daß der gute Professor mit dieser seiner Einstellung auch heutzutage bei uns seine Probleme bekommen hätte.

Die folgende Frage nimmt ihm A. E. Johann aus dem Mund: "Warum kommt er erst jetzt mit diesen Sachen heraus? Warum hat er das nicht schon früher zu sagen gewußt?" (Und, um das vorweg zu nehmen, warum hat er später wieder das Gegenteil behauptet?) Johanns Antwort kommt prompt - etwas zu prompt: Weil es niemand hören wollte - "Untergang am Überfluß" habe sich nur rund 10.000 mal verkauft, sei also ein Flop gewesen, weil es 1932 nicht "zeitgemäß" war, so etwas zu schreiben und zu lesen. Hm... hatte er nicht gerade geschrieben, daß das Übel erst 1933 mit Roosevelt gekommen war? Warum findet sich dann nichts davon in dem 1937 erschienenen "Pelzjäger, Prärien und Präsidenten"? (Das war zwar nicht direkt ein Loblied auf Roosevelt, aber man liest darin immerhin einen Satz wie: "Roosevelt hat vieles erleichtert", während z.B. Colin Ross bereits 1936 geschrieben hatte: "An Hirn fehlt es Amerika nicht, wohl aber an Herz.") A. E. Johann eiert herum: "Nicht erst 1939, sondern schon 1933 begann die systematische Infiltration der amerikanischen Öffentlichkeit mit der Greuelhetze gegen Deutschland, dann gegen Italien und schließlich auch gegen Japan." Da durfte man die USA doch nicht noch zusätzlich durch ein böses Buch über die amerikanischen Verhältnisse zu weiteren "Diskriminierungen" provozieren! Viel geholfen zu haben scheint diese Enthaltsamkeit indes nicht; denn unmittelbar nach dem Erscheinen von "Pelzjäger, Prärien und Präsidenten" hielt Roosevelt tatsächlich seine berühmt-berüchtigte Quarantäne-Rede gegen Deutschland, Japan und Italien, in der er seinen Zuhörern die von A. E. Johann fünf Jahre später so vehement angeprangerten Lügen auftischte über die "prosperierenden Farmen und Fabriken" in den USA, die gegen die bösen, wirtschaftlich erfolglosen und daher aggressiven Länder jenseits des Atlantiks und des Pazifiks verteidigt werden müßten - doch das war wie gesagt erst 1937 (und ausgerechnet in Chicago, wo es eigentlich jeder besser wissen mußte). Vorher hätten auch die Motive, die A. E. Johann den USA unterstellte, schwerlich gegriffen: "Es sah immer mehr danach aus, als ob die Besiegten und Benachteiligten des ersten Weltkrieges schließlich doch mit Glanz und Gloria als Sieger hervor gehen würden. [1933 sah das so aus? Mein lieber Herr Gesangsverein, da hätte Roosevelt aber schon Hellseher sein müssen, Anm. Dikigoros] Denn mit Erfolgen hatte nicht das 'reiche, freie jugendliche' Amerika, sondern das arme, besiegte, alte Deutschland aufzuwarten. Das durfte auf keinen Fall geduldet werden, denn das hätte womöglich dazu führen können, die Amerikaner zu der Ansicht zu bekehren, daß die alten Ladenhüter der amerikanisch-liberalistischen Ideale (und Dikigoros dachte immer, der Liberalismus sei eine deutsche Erfindung :-) lieber gegen die in Deutschland mit Erfolg erprobten neuen Mittel auszutauschen wären." [Umgekehrt wird ein Schuh draus: Hitler hat Roosevelt eine ganze Menge nachgemacht - aber das ist eine andere Geschichte.]

Ja, die neuen Mittel: "Wir Deutschen haben uns seit 1933 mit gänzlich neuen Mitteln aus der Krise heraus gehauen. Das ist das unsterbliche Verdienst des Nationalsozialismus. Die Demokratien versagten. Folgerichtig flüchtete sich Roosevelt, nachdem die alten liberalistischen Methoden und die Methoden seines New Deal völlig versagt hatten und die Krise permanent geworden war, in den zweiten Weltkrieg gegen die Mächte, die andere Wege beschritten haben - um die Aufmerksamkeit des Volkes nach außen abzulenken. Außerdem hofft er, daß der Krieg die darnieder liegende Produktion wieder auf Höhen hinaufheben werde, die sich den 'goldenen Zeiten' des ersten Weltkrieges vergleichen lassen. Der Erfolg scheint ihm zunächst recht zu geben." So weit A. E. Johann. Aber das schien nicht nur so, sondern Roosevelt sollte recht behalten. (Das beantwortet zugleich Dikigoros' eingeklammerte Frage: So etwas konnte man natürlich nach 1945 nicht mehr ungestraft schreiben, denn... siehe Ende vorletzter Absatz. Dagegen hatte man vor 1945 das Gegenteil durchaus noch schreiben - und sogar veröffentlichen - dürfen, wie wir an A. E. Johanns Lob Roosevelts in "Pelzjäger, Prärien und Präsidenten" gesehen haben. Ja, man durfte sogar schreiben - und A. E. Johann tat es -, daß der im Dritten Reich so populäre "Ohm" Paul Krüger ein schlechter Politiker gewesen war, der den Genozid der Briten an seinem Volk im Burenkrieg selber herauf beschworen hatte, da er in einem Anfall von Größenwahn versucht hatte, Deutsche und Briten in Südafrika gegeneinander auszuspielen, so daß er am Ende von den ersteren keine Hilfe mehr gegen die letzteren erwarten konnte, abgesehen von einem dümmlichen Telegramm Kaiser Wilhelms. Vielleicht hatte Colin Ross doch Recht, daß die Pressefreiheit in der Praxis des "Dritten Reichs" weniger eingeschränkt war als zur gleichen Zeit - und davor und danach - in derjenigen der so genannten "Demokratien", die sie theoretisch, d.h. auf geduldigem Papier, als "Grundrecht" verbrieft hatten?!)

* * * * *

Wie dem auch sei - am Ende des Zweiten Weltkrieges gingen weder Amerika noch Sowjet-Rußland unter, sondern das "Dritte Reich", und mit ihm die Möglichkeit, solche Bücher zu schreiben. Anders als etwa Kasimir Edschmid konnte A. E. Johann auch nicht mit einem autobiografischen Roman dagegen halten und sich als heimlicher Widerstandskämpfer ausgeben, denn er hatte gerade erst zwei solche veröffentlicht ("Im Strom - Roman eines Lebens" von 1941 und "Das Ahornblatt" von 1944, in denen er sich "Hans Radmacher" nannte), die verständlicherweise nichts dergleichen enthalten hatten. Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich er und seine zeitgenössischen Schriftsteller-Kollegen, die bei Kriegsende in der amerikanischen Besatzungszone gelandet waren, mit der neuen Situation umgingen: Die alten Nazis Colin Ross und Josef Weinheber begingen Selbstmord (ebenso Karl Haushofer). Der alte Fascist Kasimir Edschmid gab sich als Widerstandskämpfer aus und kam damit durch, ebenso die alten Medizinmänner Gottfried Benn und Hans Carl [alias Carossa]. Dto der alte Balte Ivar Lissner, der 1936 wie A. E. Johann auf große "Weltreise" rund um den Pazifik gegangen war (dabei aber im Gegensatz zu letzterem auch Indien besucht hatte) und anschließend zwei Bücher schrieb, die "Das Land ohne Herz" in Sachen Kritik an den USA Roosevelts nicht nachstanden: "Menschen und Mächte am Pazifik" und "Völker und Kontinente" [unverändert neu aufgelegt als "Ein Mann hört den Herzschlag der Welt"]. (Später trug er in Japan maßgeblich zur Enttarnung des kommunistischen Meisterspions Richard Sorge bei.) Allerdings konnte er 1945 zwei Dinge nachweisen: erstens, daß er Halbjude war (sein Vater hieß eigentlich Hirschfeld und hatte seinen Namen rechtzeitig vor 1933 in "Lissner" geändert), und zweitens, daß er, als das heraus kam, bei den Nazis in Ungnade gefallen war - damit war er aus dem Schneider. Der alte National-Bolschewik Ernst von Salomon ging in Gefangenschaft und schrieb sich seine Wut später mit dem Bestseller "Der Fragebogen" von der Seele. Der junge SS-Sonderführer a.D. Joachim Fernau tauchte unter und emigrierte nach Italien. (Dort sollte er bald wieder so weiter schreiben wie vor dem Krieg, mit unverblümter Kritik nicht nur am Roosevelt'schen Amerika.) Adolf E. J. Wollschläger gab sich ebenfalls als Widerstandskämpfer aus, wurde auch nach nur drei Monaten aus dem Kriegsgefangenenlager Ziegenhain entlassen - aber dann fiel irgend jemandem auf, daß er "A. E. Johann" war - leichtsinnigerweise hatte er ein einziges Mal in einem Buch seinen echten Namen genannt, und zwar ausgerechnet in "Das Land ohne Herz", um zu demonstrieren, daß die blöden Amis keine sechs Konsonanten hintereinander richtig aussprechen konnten. Die setzten ihn sofort wieder auf die Fahndungsliste. (Und "Land ohne Herz" auf die Liste der verbotenen Bücher. In der sowjetischen Besatzungszone wurden 1947 außerdem "Das Ahornblatt" und "Groß ist Afrika" verboten, pardon, "ausgesondert", wie man es nunmehr nannte, wenn Bücher auf kaltem Wege verbrannt wurden.) Aber nun tauchte auch Wollschläger ab, in die britische Besatzungszone (über die Engländer hatte er - noch - nichts wirklich Böses geschrieben) und nahm dort vorübergehend den Namen "Carl Matthias Fischer" an (wohl nach seinem Lagerkommandanten in Ziegenhain, der auch Fischer hieß). Unter diesem "Pseudonym" arbeitete er eine Zeit lang als Übersetzer und schrieb die Romane "Die Wildnis" und "Zwischen den Ufern".

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