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:: musik - kool savas
“Lutsch meinen Schwanz“ ist eine Frage des
Blickwinkels, der Optik, die man schiebt.
Wenn Savas Yurderi den verbalen „Puller“
auspackt und „schwulen MCs“ und „Bitches“
entgegenstreckt, dann ist das vom Standpunkt
der alteingesessenen HipHop-Elite zunächst
eine Katastrophe. Definierte sich doch deren
Zerrbild von HipHop anfangs über eine
programmatische Entfernung vom Vorbild
Amerika. Da gab es die Spaßkulturfraktion,
die deutschen Sprechgesang als Stand-Up-
Comedy praktizierte und deren Gegenbewegung,
für die sich Ernsthaftigkeit in der Sache
lediglich in politisch korrekten Texten über
Ausländer in Deutschland und freien
Drogenkonsum äußerte.
Der ist nicht minder ernsthaft bei der Sache,
im Gegenteil. Er vervollkommnet das, was
einen guten Rapper auszeichnet, und das sind -
mehr noch als seine Texte - seine Skillz.
Was seine alles niedermähenden Fähigkeiten
am Mic betrifft, ist Savas deshalb die unbestrittene
Nummer Eins in Deutschland. „Die Ernsthaftigkeit
habe ich wohl von meinen Eltern. Es war ihnen
immer wichtig, dass man sich bei dem, was
man macht, krass anstrengt. Deswegen habe
ich mir beim Rap-Ding von Anfang an total
Mühe gegeben und das total ernst genommen.
Ich konnte das nicht nur nebenbei machen.
“ Savas ist nicht der Typ Mittelklasse-Kid turned
Ghetto-Rapper, das verbietet ihm schon
seine Geschichte. 1975 in Deutschland
geboren, ging er als Einjähriger mit seinen
Eltern zurück in die Türkei, wo er knappe fünf
Jahre in Istanbul verbrachte, bevor der Vater
aus politischen Gründen inhaftiert wurde und
der knapp Sechsjährige mit seiner Mutter nach
Aachen zurückkehrte. Die folgenden sechs
Jahre müssen unauffällig gewesen sein,
schließlich wirkt der Umzug des 12jährigen
nach Berlin-Kreuzberg auf ihn wie ein Kulturschock.
„In Berlin hatten die Schüler echt gar keinen
Respekt den Lehrern gegenüber. Denen war
alles egal. Ich erinnere mich noch daran, wie
ich in die Klasse gekommen bin und die
Schüler wirklich die Füße auf den Tischen
hatten, das konnte ich gar nicht glauben,
für mich war das wirklich ein Schock.
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