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:: musik - kool savas
Trotzdem: „Irgendwann habe ich mich gefragt,
ob die Leute mich als MC überhaupt ernst nehmen.
Peilen die überhaupt, dass ich auch rappen kann?
Oder ist das für die nur „Fick“, „Votze“ und was
auch immer? Da fing es dann langsam an, kritisch
zu werden. Gerade auch, als ich gemerkt habe,
dass ich nicht mehr nur so rappen will wie früher
und die Leute mir erzählt haben, ich sei zu smooth
geworden. Das fand ich dann irgendwie schon absurd.“
„Neongelb“ von DJ Ara´s „Negabass-EP“ gab mit
bisher noch nicht da gewesener Verbalakrobatik im
Stile von Teufelsgeiger Paganini die neue Marschrichtung
vor, „Haus und Boot“ wurde sogar zum Schlüsseltrack .
Mit schmeichelnder Hook und schmissigen Disses
hat Savas auf das trojanische Pferd umgesattelt,
das ihn und seine vor Energie berstenden Raps
direkt in die deutsche Chartfestung trug. Nicht von
ungefähr hatte sich der „King Of Rap“ von M.O.R.
und seinem bisherigen Label Put Da Needle To Da
Record getrennt: Während Savas erwachsen wurde
und über die Wirkung seiner Lyrics reflektierte,
schien hier die Zeit stehen zu bleiben. Im Kopf und
auch was die Förderung des zu diesem Zeitpunkt
schon lange erwarteten Solo-Albums betraf. „Ich
muss nicht sagen „Ich vergase MCs“. Weißt Du,
das ist unnötig, weil ich genau weiß, dass viele
Leute das nicht verstehen und dich als Menschen
nach dem beurteilen, was du da gesagt hast.
Das kann ich nachvollziehen und das habe ich
mit der Zeit gelernt.“ Neue Optik, neues Label,
neues Leben.
Als „Kind des Zorns“ (so in der „Optik Anthem“)
war er angetreten, zum König der Schulhöfe ist
er avanciert, jetzt sind sie alle „down with the King“.
Der hat mit seinem kompletten Label Optik-Records
bei BMG-Subword gesignt, allen Sell-Out-Befürchtungen
der Fans zum Trotz und mit einem festen Plan im Kopf:
Den „Besten Tag Meines Lebens“ so vielen wie nur
möglich zugänglich zu machen. „Das ist mein
Debütalbum und ich will, dass man das an einem
Stück durchhören kann. Und nach dem Titeltrack
konnte ich mir auch sagen: Hey, ich habe das
wirklich umgesetzt, das erste mal wirklich was
gesagt. Ich fühle mich voll wohl dabei, das ist mir
überhaupt nicht peinlich.“ Dazu gibt es auch gar
keinen Grund. Was Savas uns hier mitzuteilen hat,
ist fern der politisch korrekten Allgemeinplätze
die Essenz der Lehren, die er aus seinem bisherigen
Leben gezogen hat und musikalisch in Gänsehaut
erzeugender Brillanz umgesetzt. Auch der Rest des
Albums spart nicht an Superlativen: Mit Royce da
5´9“ im Rücken schwingt sich der Berliner MC
Skillztechnisch in schwindelerregende Höhen und
stellt unter Beweis, was er in einem anderen Track
wortgewaltig postuliert: Kool Savas ist „Alle In Einem“,
der nicht mehr zu schlagende MC als Superheld, der
die besten Fähigkeiten seiner Widersacher und
Vorbilder auf sich vereint. Nachhören kann man
das auch auf der ersten Single „Till Ab Joe“, einer
langsam aber gewaltig kommenden HipHop-Hymne,
für die Savas zusammen mit Melbeatz mal eben
ganz neue Maßstäbe in Sachen Reimschema und
Beats setzt. Für die Hook hat er übrigens - wie auch
bei „Alle In Einem“ - seinen Bruder für die Teilnahme
gewinnen können, nachhaltiges Zeichen für den
persönlichen und nahezu familiären Charakter, der
das gesamte Album auszeichnet. Und auch wenn Savas
der erste deutschsprachige Künstler ist, der einem
Albumrelease in Kanada entgegensieht: Eigentlich
steht er, wie auch seine Optik-Crew um Eko, Valezka
und Melbeatz, noch am Anfang seiner Karriere.
Die persönliche Zukunft und die Zukunft von HipHop
in Deutschland hat er aber bereits fest im Visier:
„Ich hoffe, dass die Leute sich hier auch ein bisschen
locker machen und unter Entertainment nicht immer
nur Fettes Brot verstehen. Da gehen die Leute hin,
denen Musik eher egal ist. Das ist aber Unsinn so.
Man kann auch zu Hardcoreshit entertainen.“
Wohl war. Es wird Zeit, „dass wir Optik-mäßig auf
die Sachen kommen“.
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