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Geschichte:
Die Geschichte von Kirche und Stadt geht zurück in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts.
Zu dieser Zeit verläuft die Grenze zwischen Franken und Sachsen durch das Kernland der Chatten, die im Raum von unterer Eder und Fulda siedeln.
719 erhält der angelsächsische Mönch Bonifatius von Papst Gregor II. die Vollmacht zur Heidenmission in Germanien und errichtet 721 in Amöneburg das erste Kloster auf hessischem Boden. Von einer zweiten Romreise zum Bischof geweiht zurückgekehrt, predigt er seit 723 im Schutz der fränkischen Grenzbefestigung auf dem Büraberg das Evangelium. Um den Chatten die Überlegenheit des christlichen Gottes über ihre Naturreligion vor Augen zu stellen, fällt er 724 die in der Nähe der Ortschaft Geismar befindliche Donareiche. Aus ihrem Holz, so berichtet die Legende, entsteht an der Stelle, wo sich heute der Fritzlarer Dom befindet, eine erste bescheidene Kapelle. Bonifatius, der seine Missionstätigkeit in Richtung Thüringen fortsetzt, beauftragt seinen Mitbruder Wigbert mit der Erbauung einer Steinkirche, die 732 eingeweiht wird. Angeschlossen an den Bau wird ein Benediktinerkloster, das für die folgenden Jahrhunderte zum geistigen und wissenschaftlichen Zentrum Hessens aufblüht.
Unterdessen wird die Region bis zur Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen wiederholt von kriegerischen Auseinandersetzungen heimgesucht. 782 versieht man die Stadt mit einer Befestigungsanlage und unterstellt sie dem unmittelbaren Schutz des Reiches, so dass Fritzlar zu einer beliebten Stätte für Kirchensynoden und Reichsversammlungen wird. Auf einer solchen wählen die deutschen Fürsten 919 den Herzog von Sachsen, Heinrich den Vogler, zum König des ersten deutschen Reiches. Vierzig Jahre später geht die Stadt aus königlichem Besitz in den der Mainzer Bischöfe über, zu deren Diözese es innerkirchlich seit Untergang des Bistums Büraberg 765 schon gehört.
Um 1000 wird das Benediktinerkloster in ein adeliges Chorherrenstift umgewandelt, an die Stelle der monastischen Klosterregel tritt eine mildere Form geistlichen Gemeinschaftslebens. Deutsche Kaiser besuchen im 11. Jahrhundert die hiesige Pfalz und tragen zur Blüte des Stiftes bei. 1020 vermacht Kaiser Heinrich II. der Kirche als bedeutendste Schenkung das mit über 346 Edelsteinen besetzte Heinrichskreuz.
Auch Heinrich IV., Gegenspieler Papst Gregors VII. im Investiturstreit, weilt häufig in Fritzlar. Nachdem der Kaiser 1077 durch den berühmt gewordenen "Gang nach Canossa" hierher zurückkehrt, lauern ihm 1079 die Truppen des Gegenkönigs Rudolf von Schwaben vor der Stadt auf. Aus Gram über die gelungene Flucht Heinrichs lässt Rudolf Dom und Stadt zerstören. Eine Urkunde des Erzbischofs von Mainz von 1085 ruft zum Neubau der Kirche auf, die etwa 30 Jahre später geweiht wird: Es handelt sich um eine dreischiffige romanische Basilika mit einer flachen Holzdecke im Hauptschiff. Aus dieser Zeit stammen die noch heute vorhandene Krypta, das Westwerk mit dem unteren Teil der Türme, sowie Nordwand und Chor. Auf der in der Kirche 1118 zusammentretenden Synode wird Heinrich V. mit dem Bann belegt, da auch er - wie sein Vater - das Investiturverbot missachtet. Ebenso muss sich der hl. Norbert, der einige Jahre später im französischen Prémontré den Orden der Prämonstratenser gründet, vor dieser Versammlung für sein Wirken als Wanderprediger rechtfertigen.
Desolate Bauverhältnisse machen gegen Ende des 12. Jahrhunderts eine grundlegende Renovierung der Stiftskirche nötig, mit der vorwiegend Wormser Bauleute beauftragt werden. Nachdem im Stil der aufkommenden Gotik die Schiffe eingewölbt werden, erfolgt im Verlauf der fortwährenden Streitigkeiten zwischen Mainz und Hessen 1232 eine teilweise Zerstörung durch Konrad von Thüringen. Im Rahmen der anschließenden Reparationen erfährt Fritzlar eine rege Bautätigkeit; u.a. bauen die Franziskaner Kloster und Minoritenkirche, die heutige ev. Stadtpfarrkirche.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wird der Dom für die wachsende Bevölkerungszahl zu klein, die Vergrößerung erfolgt durch Einbeziehung des nördlichen Kreuzgangflügels zum Kirchenraum.
Geringfügige Beschädigungen des Bauwerkes bringt der 30-jährige Krieg mit sich. In der Folge wird ab 1685 das Innere barockisiert.
Letzte große Zerstörungen waren durch den siebenjährigen Krieg, sowie durch den Einsturz des Südturmes 1868 bedingt.
Im Zuge der Säkularisation wird 1803 das Chorherrenstift St. Peter aufgelöst, Fritzlar fällt politisch an Hessen, 1866 an Preußen.
Für fast 190 Jahre ausschließlich Pfarrkirche der katholischen Bevölkerung, kommt 1992 mit der Gründung eines Prämonstratenser-Priorats klösterliches Leben an den Dom zurück.
Literatur: | Kirchenführer: Der Dom zu Fritzlar, Weick-Kunstführer Nr. 32.009.96, 1997 |
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Ansprechpartner: | Prämonstratenser-Priorat St. Hermann Josef Neustädter Str. 6, 34560 Fritzlar, Tel.: (05622) 9999-0, Fax.: (05622) 9999-19 praemonstratenser-fritzlar@t-online.de, http://www.domzufritzlar.x2.nu |
Öffnungszeiten: | Krypta, Kreuzgang, Museum, Domschatz, Bibliothek (nur von Mai bis Oktober): Mai bis Oktober: SO und MO 14 Uhr bis 17 Uhr, DI bis SA 10 Uhr bis 12 Uhr und 14 Uhr bis 17 Uhr; November bis April: SO und MO 14 Uhr bis 16 Uhr, DI bis SA 10 Uhr bis 12 Uhr und 14 Uhr bis 16 Uhr; Während der Gottesdienstzeiten besteht keine Besichtigungsmöglichkeit des Domes. |
Führungen: | Führungen werden nach telefonischer Voranmeldung für interessierte Gruppen ab 15 Personen angeboten. Sie umfassen das Innere des Domes, Krypta, Kreuzgang, Museum, Domschatz und Bibliothek. Anmeldung: Marcus Neuhoff O.Praem., Prämonstratenser-Priorat St. Hermann Josef, Neustädter Str. 6, 34560 Fritzlar, Tel.: (05622) 9999-33, Mob.: (0177) 2602582; oder: Kath. Dompfarramt St. Peter, Dr.-Jestädt-Platz 11, 34552 Fritzlar, Tel.: (05622) 9999-0 |
Gottesdienste: | SO 7 Uhr Laudes, 8.15 Uhr Hl. Messe (St. Katharina), 10.15 Uhr Hochamt, 12.15 Uhr Lesehore & Sext, 17 Uhr Vesper, 18 Uhr Hl. Messe, 19.15 Uhr Komplet; MO bis FR 7 Uhr Laudes, 12.15 Uhr Lesehore & Sext, 18 Uhr Vesper, 19 Uhr Hl. Messe; SA 9.30 Uhr Laudes, 12.15 Uhr Lesehore & Sext, 17 Uhr Vesper, 18 Uhr Vorabendmesse, 19.15 Uhr Komplet |
![]() | Fritzlar liegt ca. 28 km südwestlich von Kassel. Von der A 44 kommend fährt man am Südkreuz Kassel auf die A 49 bis zur Ausfahrt Fritzlar und hält sich dann Richtung Dom. |