Die Gastfamilie
Die Gastfamilie ist für jeden Austausch und egal in welches Land mit den neuen Freunden immer das wichtigste. Deshalb sollte man sich vor seinem Aufenthalt gründlich darüber informieren, was es für verschiedene Familiensituationen- und konstellationen gibt. Dies kann z. B. mit einem der Bücher zum Schüleraustausch getan werden. Ich will hier nur einen Punkt ansprechen, der für Südafrika wichtig ist, nämlich der soziale und materielle Status der Familie. Wie du bestimmt weißt, gibt es dort ein viel größeres Gefälle zwischen arm und reich als in Deutschland. Das heißt, dass es weitaus mehr viel reichere und auch viel ärmere Familien gibt als hier.
Wenn ein/e Austauschschüler/in in eine reichere Familie kommt als in Deutschland, gibt es deswegen meistens eher wenig Probleme. Natürlich muss man sich erst mal zum Beispiel daran gewöhnen, dass eine "Maid" einen den ganzen Tag umsorgt. Aber wer gewöhnt sich nicht gerne an Luxus? Es gibt allerdings auch ein Problem, mit dem viele dieser Gastschüler/innen zu kämpfen haben, nämlich den noch hautnahereren Kontakt mit Armut, während es einem so gut geht, als in Deutschland. Es ist auch gut möglich, dass man in dieser Situation von der Gastfamilie eher wenig unterstützt, vielleicht sogar nicht verstanden wird. Aber es kann im Nachhinein eine sehr positive Erfahrung sein, in so einer zweigespaltenen Situation gelebt zu haben.
Der andere Fall, dass die Gastfamilie viel ärmer ist als hier, ist etwas schwerer als der erste Fall, auch wenn die meisten Ehemaligen, von denen ich gehört habe, damit eigentlich kein so großes Problem hatten. Aber es verlangt einer/m Austahschschüler/in schon viel an Anpassungsfähigkeit ab, sich an diese neue Situation zu gewöhnen. Das ist natürlich besonders der Fall, wenn man in ein Township, wie z. B. Soweto, kommt. Oft ist es auch eine große Angst der Eltern, dass das passieren könnte. Aber erfahrungsgemäß können das viele Gastschüler/innen leichter wegstecken als ihre Eltern. Ich habe zwar schon von jemandem gehört, die deswegen vom Programm zurückgetreten ist (das soll nicht negativ klingen; ich frage mich auch manchmal, ob ich einer solchen Situation gewachsen bin), aber die zwei Ehemaligen, die ich kenne und die in einem Township waren, waren beide hellauf begeistert. Und eins ist klar: man lernt noch eine ganz andere Kultur und Lebensweise kennen und macht deswegen natürlich auch sehr interessante Erfahrungen. Außerdem wird man ganz sicher nicht in eine Gastfamilie kommen, die zu arm ist, um eine/n Austauschschüler/in aufzunehmen, weil solche Familien von den Organisationen gar nicht angenommen werden.
Auf gar keinen Fall sollte man jedenfalls eine "Art" von Gastfamilie bevorzugen, da es schließlich nur darauf ankommt, ob man sie nett findet und nicht auf die finanziellen Mittel. Und tolle Erfahrungen kann man sowieso überall machen!