6 Wochen an der
Pacific-Küste mit dem Rad von Vancouver (BC) nach San
Francisco
8. August 1999 - 25 km Anreise über
Amsterdam nach Vancouver. Die Zeitdifferenz zwischen Deutschland und der
amerikanischen Pacifik-Küste entspricht mit 9 Stunden etwa der Flugzeit
Amsterdam - Vancouver. Meine Ankunftszeit (local time) in Vancouver ist daher
nur gut eine halbe Stunde später als die Abflugzeit in Amsterdam (local time).
Es ist zwar inzwischen in Deutschland 1:00 Uhr nachts, aber ich denke, es ist
besser, gleich den neuen Rhytmus zu übernehmen und nicht vor 22:00 Uhr (in
Deutschland 7:00 Uhr morgens am nachfolgenden Tag) schlafen zu gehen. Das
bedeutet für mich zwar für die Anreise ein 24-Stunden-Tag, aber in der Tat, am
nächsten morgen bin ich recht gut an die West-Cost-Time angepasst.
Der
Weg vom Airport nach Vancouver Innenstadt ist recht einfach - auch für
Radfahrer! Gleich nach dem Verlassen der Bushaltestellen befindet man sich auf
einer 4-spurigen Straße mit lebhaftem, autobahnähnlichem Verkehr. Doch bevor
sich Zweifel, ob diese Straße denn für Radfahrer erlaubt oder zumindest geeignet
ist, aufkommen, hat man auch schon am rechten Fahrbahnrand ausdrücklich für
Radfahrer markierte Fahrspuren vor sich. Wahlweise geht es nach Vancouver-Center
oder direkt in die USA, Richtung Seattle.
Nachdem der Verkehr auf der
Grandville-Road recht stark wurde, bin ich auf eine parallel verlaufende ruhige
Nebenstraße ausgewichen. Die in Ost-West-Richtung verlaufenden Straßen sind fast
ausschließlich durchnummeriert, was die Navigation stark vereinfacht. Ich
beginne mit der 71th Avenue. Mein heutiges Ziel liegt an der 4th Ave. Dort muß
irgendwo das Youth Hostel Jericho Beach liegen.
Der kleine
Kartenausschnitt aus dem Internet beginnt mit der 10th Ave. und irgendwelchen
Straßennamen in Nord-Süd-Richtung, die mir jedoch nicht allzuviel sagen. Bis zur
6th Ave. komme ich recht gut voran. Aber dann bin ich nach einigen
Straßenwindungen direkt am Wasser, direkt am Burrad-Inlet. Von der 4th Ave.
keineSpur. Auf der anderen Seite des Inlet kann es jedoch nach der mir
vorliegenden Skizze auch nicht sein. Also mal nachfragen. Meine Einschätzung ist
richtig, auch die 4th Ave. ist südlich des Inlet, aber doch wesentlich weiter
westlich. Ich soll mal einfach der Seaside Bikeroute folgen, so etwa 30 bis 40
Minuten, dann müßte ich in Jericho Beach sein.
Nach etwas Geplauder über
Deutschland im allgemeinen und die Region um Oldenburg im besonderen fahre ich
über die schöne Bikeroute und so gegen 19:00 Uhr erreiche ich das YH Jericho
Beach. Ich bin doch reichlich müde. So lasse ich es heute abend bei einem
kleinen Rundgang durch Jerico Beach bewenden.
9. August 1999 - 40
km Heute möchte ich mich etwas in Vancouver umsehen. Über die Seaside
Bikeroute fahre ich bis Grandville Island. In diesem "ausgemusterten" alten
Werfgelände sind heute viele Gastronomiebetriebe und touristische Einrichtungen
untergebracht. Hier mache ich zunächst mal eine recht ordentliche
Frühstückspause bevor ich mich mit dem Wassertaxi nach Vancouver Downtown
übersetzen lasse. Nach einer Fahrt durch die geschäftige Innenstadt mache ich
dann einen Abstecher zum Stanley Park. Dieser Park ist eine große Anlage in
citynaher Lage und wird entsprechend von den Bewohnern Vancouvers angenommen.
Durch den Park ziehen sich schöne Radwege. Hinter nahezu jeder Kurve bieten sich
neue, schöne Ausblicke auf das Meer, Vancouver Island, die Innenstadt, die
Nordstadt.
Zum Abschluß dieser Kurzvisite in Vancouver spendiere ich mir
ein ordentliches Essen im Restaurant des Harbour Towers mit der herrlichen
Aussicht!
10. August 1999 - 85 km Zunächst eine schöne Fahrt
von Jericho Beach entlang der Küste, vorbei an den weitläufigen Anlagen der
University of Bristh Columbia und dann Richtung Airport. An der Brücke des
nördlichen Arms des Fraser-Rivers wieder das erste "Autobahn-Feeling" für heute.
Weiter geht es auf 4-spuriger Straße in Richtung Richmond. Hier mache eine kurze
Kaffepause und lege dabei den Verlauf der weiteren Etappe fest. Für den direkten
Weg zur Fähre zum Vancouver Island müßte ich zum Massey-Tunnel unter dem Südarm
des Fraser fahren und dort den Shutle-Bus durch den Tunnel nehmen, da der Tunnel
für Radfahrer gesperrt ist. Die Busse fahren stündlich und können bei jeder
Fahrt einige Räder mitnehmen. Wartezeiten können nicht ausgeschlossen werden! In
einem Heftchen über Radtouren auf Vancouver Island wird der Weg über die gut 10
km östlich liegende Alex-Fraser-Bridge als die bessere Möglichkeit
empfohlen.
Ich entscheide mich für diese Alternative. Bis zur Brücke
durchradele ich recht einförmiges Gartenland mit vielen Baumschulen. Dann komme
ich an die Brücke. Im Vorfeld reichlich viel Straßen, jede mehrspurig und für
mich nicht so ganz eindeutig ausgeschildert. Man soll mit dem Fahrrad nicht auf
der Fahrbahn sondern auf dem erhöhten Seitenstreifen fahren, liest man im
vorerwähnten Heft. Aber wo ist der Zugang zu diesem Seitenstreifen? So irgendwie
komme ich mir vor, wie im Autobahnknoten Duisburg-Kaiserberg! Natürlich ist es
recht einfach, die normale Zuwegung zur Brücke zu finden, aber plötzlich trennt
mich ein gut einen Meter hohes Gitter vom eigentlich für Fussgänger und
Radfahrer vorgesehenen Seitenstreifen. Ich kann zwar die netten Hinweisschilder
lesen, aber das schwer beladene Rad über den Zaun zu hieven kommt mir nun doch
nicht in den Sinn! Ich bleibe auf der Straße auch wenn es alles andere als eine
angenehme und erbauliche Fahrt ist. Und dann noch das Unbehagen, möglicherweise
mit der nächsten Polizeistreife Ärger zu bekommen. Aber wie sich schon bald
zeigt, ist dieses Unbehagen unbegründet. Die nächste Polizeistreife lässt nicht
lange auf sich warten und die Polizisten winken mir nur freundlich zu. Es ist
wohl formal in Ordnung daß ich auf der Fahrbahn fahre. Die Hinweise auf den
durch ein Trenngitter geschützten Seitenstreifen sind nur ein Angebot an die
Radfahrer! Na ja, dann kann ich ja beruhigt weiter auf der Straße fahren. An den
verschiedenen Einmündungen und Abzweigungen auf beiden Seiten der Brücke muß ich
mich mit besonderer Vorsicht durch den doch recht starken Autoverkehr bewegen.
Aber die Autofahrer sind recht rücksichtsvoll und geben mir immer reichlich
Gelegenheit, den fließenden Verkehr zu kreuzen.
Dann geht es auf der
Südseite des Fraser wieder in Richtung Westen. Trotz des einladend klingenden
Namens "River Road" entpuppt sich diese Straße als eine recht abweisende
"LKW-Rollbahn" zur Interstate 99, zur Nord-Süd-Verbindung Canada - USA. Nach
Kreuzung der Interstate 99 geht es weiter auf dem 4-spurigen Highway 17 nach
Tsawwassen und dann mit der Fähre nach Swarts Bay. Die Überfahrt verläuft durch
eine sehr schöne Landschaft. Anschließend fahre ich noch einige km und mache in
einem netten Motel in Sidney für heute Station.
11. August 1999 - 45
km Wenn ich mich von der "Pacific Coast Bible" leiten lasse, habe ich bis
Victoria nur 22 km zu radeln. Eine wahrlich kurze Distanz, die sich schnell
erledigen lassen sollte.
Kurz nach 9:00 Uhr breche ich in Sidney auf.
Zunächst einige km entlang der Küste und dann bin ich wieder auf dem HYW 17.
Starker Verkehr und deutlich bemerkbarer Gegenwind. Und, es ist ja mal wieder
fällig, mit deutlichem Zischen entweicht die Luft aus dem Hinterreifen. Ich habe
einen sehr kräftigen Nagel erwischt und der hat dann Reifen und Schlauch gleich
an zwei Stellen durchbohrt. Die Schäden waren eindeutig und unübersehbar.
Zumindest habe ich nicht lange nach den zu flickenden Stellen suchen müssen! Bis
zum Lake Elk bleibe ich auf der 17. Dann biege ich auf die östliche Nebenstraße
ab. Mit teilweise sehr schönen Ausblicken auf die See und die vorgelagerten
Inseln durchfahre ich sehr schöne Wohngebiete und lande schließlich in den
östlichen Teilen von Victoria. Leider ist das für heute eingeplante YH in
Victoria völlig ausgebucht. Das mir als Alternative genannte private Hostel in
Oak Bay erscheint mir wenig zuverlässig. Ich muß dann halt mal wieder etwas mehr
ausgeben und mir ein Hotel in Downtwon Victoria nehmen.
Zu einem kleinen
Imbis gehe ich in ein Lokal an der Wharf - aber auch hier ist der Service mehr
als fragwürdig! Zuerst wird mir statt des bestellten Seafood Chowder irgendein
Seafood Salat gebracht. Dann bemerkt man den Fehler und sichert eine richtige
Ausführung der Bestellung zu. Aber auch das dauert so seine Zeit - und geliefert
wird mal wieder eine Überraschung: Pasta mit Krabben. Schmeckt ja ganz
ordentlich, nur bestellt hatte ich etwas völlig anderes! Na ja. ist wohl heute
nicht mein Tag!!
12. August 1999 - 45 km Mit dem schönen Wetter
ist wohl erst einmal Schluss! Der Himmel präsentiert sich grau in grau und die
Meteorologen haben auch keine besonders erfreulichen Mitteilungen: es soll in
den nächsten Tagen kühl und regnerisch werden! Die erste Dusche bekomme ich
gleich nach Verlassen des Hotels. Und mit dem Ablegen der Fähre nach Port
Angeles in Washington geht's dann richtig los. Schöner Dauerregen! So ist dann
während der Überfahrt kaum etwas von der Landschaft zu sehen. Und Port Angeles
ist im Regen nun gerade auch nicht der Traum eines jedes Touisten.
Für
den Olympic National Park hatte ich mir so einige Excursionen vorgemerkt.
Beginnen sollte es mit einer Auffahrt auf die Hurricane Ridge. Eine etwas
anstrengende Tour, die mit einem herrlichen Blick auf den Puget Sound belohnt
werden sollte. Aber bei diesem Wetter? Ist das sinnvoll? Ich glaube nicht, und
fahre daher gleich los in Richtung Lake Cresent. Auch hier radle ich über nasse
Straßen und allmählich setzt dann auch wieder beständiger Regen ein. Die Straße
ist recht stark befahren und bei diesem trüben Wetter sollte man schon mit
besonderer Umsicht fahren. Über eine längere Strecke folgt die Straße dem
langgezogenen Ufer des Lake Cresent. Hier lässt die Topografie nur wenig Raum
für die Straße. Entsprechend eng ist es. Aber mit Rücksicht auf die vielen
Tourenradler in dieser Region hat man sich für das engste Teilstück etwas
einfallen lassen: Bevor ein Radfahrer dieses enge Teilstück befährt, soll über
einen Druckknopfschalter eine Warnblickleuchte eingeschaltet werden, die an
beiden Enden der Engstelle den Autofahrern signalisiert, daß Radfahrer auf der
Straße sind. Und damit noch nicht genug, wenn die Blinklichter aufleuchten,
müssen die Autofahrer die Geschwindigkeit von 55 auf 30 mph vermindern!
Hiermit werden zwar nicht alle Risiken für den Radfahrer beseitigt, aber es
entschärft die Situation doch erheblich - ganz zu schweigen von der
psychologischen Wirkung!
Am Westrand des Lake Cresent unterhält die
Nationalpark Verwaltung in Fairholm einen netten Campingplatz. Durch den kleinen
Shop mit einer gewissen "Basic-Restauration" ist es für mich hier trotz des
nicht besonders freundlichen Wetters durchaus angenehm!
13. August
1999 - 109 km Das Wetter hat sich etwas gebessert. Heute ist es nur noch
recht trüb. Der Regen ist über Nacht eingeschlafen. Der Weg führt mich weiter in
Richtung Westen. Die ganze Region ist hier durch intensive Fortwirtschaft
geprägt. Es wechseln sich "erntereife" Forstflächen mit abgeholzten, kahlen
Flächen und nachwachsendem Wirtschaftswald in verschiedenen Alterstufen ab. Zur
Erläuterung für Durchreisende sind an vielen Stellen Hinweistafeln aufgestellt,
die Auskunft über die nächste "Ernte", den Zeitpunkt der Wiederaufforstung etc.
geben.
Am späten Nachmittag wird's etwas freundlicher und ich richte mich
schon auf einen angenehmen und preisgünstigen Aufenthalt auf dem Campingplatz in
Kalaloch ein. Aber bitte nicht so voreilig! Heute ist Freitag und über's
Wochenende wird die Region Kalaloch von Ausflüglern aus Seattle überflutet. Und
es kommt, wie es wohl kommen mußte: Der Campingplatz ist ausgebucht. Na ja, am
South Beach soll ja immer eine Möglichkeit bestehen. Dort ist alles etwas
einfacher. Trinkwasser sollte man gleich mitbringen. Also mal meine
Trinkflaschen auffüllen und weiter! Aber dann stolpere ich nach wenigen hundert
Metern in die recht einladende Kalaloch Lodge. Man hat noch ein Zimmer frei.
Zwar kein ganz billiges Vergnügen - dafür aber umso angenehmer! Auch die
Wetterlage hat sich entgegen den Prognosen weiter gebessert und lädt jetzt sogar
noch zu einem ausgiebigen Strandspaziergang ein!
14. August 1999 - 68
km Auch heute weicht das aktuelle Wetter stark von der Prognose ab:
Gleich am frühen morgen strahlend blauer Himmel und moderate Temperaturen. Na
ja, vielleicht wird's ja doch noch was mit dem Olympic National Park, Es geht
weiter durch großräumig abgeholzte Flächen, die gerade mit schwerem Gerät für
eine erneute Aufforstung vorbereitet werden. Die Ernte wird dann irgendwann in
den 40er oder 50er-Jahren des nächsten Jahrhunderts sein. Man wirbt dann auch
mit Sprüchen wie: "Wir pflanzen die Arbeitsplätze der Zukunft" oder: "Hier
wachsen Arbeitsplätze!". Na ja, irgendwie stimmt das sogar.
Die Fahrt bis
Lake Quinault, meinem heutigen Ziel, ist recht kurz und ich erreiche den schönen
Campingplatz recht früh. Es verbleibt mir viel Zeit zu einem Besuch der
Rangerstation und zu einer Fahrt durch einen Teil des recht schönen Regenwaldes.
Wenn die gute Witterung Bestand hat, kann ich hier noch etwas bleiben, und
morgen zu weiteren Exkursionen in den Regenwald starten und das ganze mit einer
Umrundung des Lake Quinault verbinden!
Erste Bedenken kommen, als ich die
unübersehbaren Warnhinweise sehe. In dieser Region sollen wohl recht viele Pumas
leben. Einen etwas abseits liegenden Campingplatz hat man vor kurzem aus
Sicherheitsgründen geschlossen. Na ja, die Radtour wird wohl auf jeden Fall
machbar sein. Zum Trekking sollte man den Hinweisen zufolge jedoch nur in
größeren Gruppen aufbrechen.
15. August 1999 - 88 km Der
gestrige Tag war recht ordentlich. Die Radtour bei gutem Wetter, anschließend
der "Nature Trail" und die kleine Rundfahrt. Die Mücken haben mich dann abends
recht früh ins Zelt getrieben und über Nacht hat dann wieder ergiebiger Regen
eingesetzt.
Der heutige Tag war dann auch von Regen geprägt. Die ganze
Strecke durchweg sehr heftiger Regen, nur manchmal unterbrochen von leichtem
Nieselregen. Und wie es mal wieder sein mußte, das erste Café habe ich erst in
Copalis Beach angetroffen. Auf die Fähre nach Westport mußte ich gut eine Stunde
warten - und an der Fähre ist kein Restaurant. Zum Glück hat mich die nette
Bedienung im Marina Shop ausdrücklich eingeladen, mich bis zur Ankunft der Fähre
im Laden aufzuhalten. Und zum Aufwärmen gab's noch einen Kaffe auf Kosten des
Hauses!
Nach der Überfahrt nach Westport habe ich nicht mehr lange
gesucht sondern mich gleich in ein Motel am Deich einquartiert.
16.
August 1999 - 90 km Der Tag beginnt so unfreundlich, wie der gestrige
endete. Alles grau in grau und leichter Regen. Ich bereite mich vorsorglich auf
eine weitere "Regenetappe" mit weniger freundlichen Temperaturen vor. Aber ab
Mittag wird es deutlich besser. Die Bewölkung reißt auf, der Regen stoppt, die
Temperaturen steigen. Es wird noch ein recht angenehmer Tag!
Am frühen
Nachmittag treffe ich in Bay Center ein. Der Campground im Bush Pacific County
Park ist nicht sehr einladend. Ich weiche daher auf das private Camp aus und zu
meiner Überraschung sind die Preise durchaus vernünftig!
17. August
1999 - 75 km Über nacht war es noch klar mit schönem Sternenhimmel. Aber
dann ist irgendwann von See her der Nebel hereingezogen. Leider hat es während
des Tages nur geringfügig aufgehellt. Aber das ist hier in dieser Region wohl
nichts ungewöhliches! Nicht ohne Grund wird insbesondere für den Washington- und
Oregon-Part dieser Tour dringend besonders grelle, auffallende Fahrradbekleidung
und gute Beleuchtung empfohlen!
Aber auch im ausgeprägten Dunst macht die
Landschaft einen schönen Eindruck. Während ich direkt an der Willopa Bay entlang
radle haben wir Niedrigwasser - umso beeindruckender ist die Landschaft -
Niedrigwasser und Nebel und einige stark zerfurchte Gräben!
An der
Gabelung der HWY 101 und 103 mache ich einen Abstecher nach Long Beach. Hier ist
Hochsaison und das ganze wird noch gekrönt von einem mehrtägigen
Kite-Wettbewerb! Aber irgendwie wirkt Long Beach auf mich wie die Bucht von
Arenal! Nach einem kurzen Bummel zum Beach und etwas den Kite-Piloten zuschauen
fahre ich zurück in Richtung Ilwaco. Hier mache ich einen kleinen Umweg über den
100-Loop zum Lighthouse und verbleibe letzlich für heute auf dem Campingplatz im
Fort County State Park.
18. August 1999 - 62 km Heute hat der
Tag mit deutlich besserer Witterung begonnen, zwar alles grau in grau aber
wesentlich weniger Luftfeuchte. Selbst das Zelt ist nur mäßig feucht! Aber es
bleibt so den ganzen Tag. Es wird jedoch wieder angenehm warm, nur die Sonne
bleibt hinter der Bewölkung verborgen.
Das war's dann für den
Bundesstaat Washington. Vor mir liegt der mächtige Columbia River und die etwa 7
km lange Brücke nach Astoria in Oregon. Die Überquerung dieser von vielen
Radlern etwas zwiespältig betrachteten Brücke ist trotz des starken Autoverkehrs
recht angenehm. Man hat von der Brücke einen schönen Blick auf die umliegende
Landschaft. Astoria selbst wirkt auf mich nicht besonders einladend. Daher setze
ich meine Fahrt entgegen der ursprünglichen Planung nach einer kurzen Pause und
einem Lunch in einem netten Lokal fort. Und es geht gleich mit einer anderen
recht langen Brücke über die Young Bay weiter. Dann folge ich nur noch dem HWY
101 bis Seaside und mache hier für die nächsten 2 Tage Station. Den Tag lasse
ich mit einem Bummel durch den Ort und einem langen Strandspaziergang
ausklingen.
19. August 1999 Über den Strand wandere ich zum
Ortsrand und dann weiter über den Tillamook-Head Trail. Der Trail ist
stellenweise mehr als nass und matschig. Mir macht das gehen auf diesem
teilweise mehr an einen Sumpf als an einen Wanderweg erinnernden Weg wenig
Spass. Nach etwa 2 Stunden und einen Blick auf das Rock Lighthouse kehre ich
wieder um. Na ja, so knapp 4 Stunden hat die ganze Wanderung schon gedauert! Und
bei der Rückkehr werde ich dann noch von einem netten Amerikaner auf seine
Terasse auf eine Tasse Kaffee und zum Plausch eingeladen! Den Rest des Tages
verbringe ich nochmals am Strand und mit einem Besuch des Visitor Center zur
Vorbereitung des weiteren Reiseverlaufs.
20. August 199 - 15
km Heute wird's nur ein kurzer Sprung über den nächsten Hügel nach Cannon
Beach. Cannon Beach ist wegen des schönen, gut 8 Meilen langen Strandes und der
malerischen Felsen ein begehrtes Urlaubs- und Ausflugsziel. Von einem
Amerikaner, der in dieser Region organisierte Wandertouren durchführt, wurde mir
dringend angeraten, mindestens einen Tag hier zu verbringen. Es war ein wirklich
guter Rat. Dieser herrliche Strand lädt einfach zu einer ausgedehnten Wanderung
ein! Die Sonne zeigt sich zwar erst am frühen Nachmittag. Aber im leichten
Küstennebel hat der Strand mit seinen malerischen Felsen seinen ganz
spezifischen Reiz!
21. August 1999 - 35 km Nachts hat leichter
Regen eingesetzt. Sollte ich heute entgegen der allgemeinen Wettervorhersage
doch so einen typischen Oregon-Küstentag mit Nebel und Regen erhalten? Na, es
ist nicht zu ändern. Zeltabbau bei leichtem Regen, Bekleidung für eine längere
Regenfahrt. Aber schon mitten im Ort Cannon Beach ändert sich das Wetter. Der
Regen stoppt, es klart auf. Ich kann dann gleich die "Regenklamotten" wieder
ausziehen und mich auf eine Fahrt bei gutem, bei schönem Wetter entlang der
herrlichen Küste über die Nehalem Ridge zum Nehalem State Park einstellen. Es
wird eine sehr schöne, teilweise auch recht anstrengende Fahrt aber immer mit
herrlichem Ausblick auf die bezaubernde Küste.
Und dann - wie könnte es
bei diesem Wetter auch anders sein - das Camp ist ausgebucht und die Motels am
Straßenrand kennen wohl auch nur eine Aussage: "no vacancies". Aber zum Glück
hat man hier für Radfahrer und Wanderer ein "Hiker/Biker"-Camp eingerichtet. Und
für diese Camps sind die "ausgebucht"-Hinweise im allgemeinen nicht gedacht!
Also mal hin - und richtig - ich bin der erste für diese Plätze. Am frühen Abend
trudeln dann noch zwei weitere Radler ein.
Nach dem Zeltaufbau - dringend
nötig um alles ordentlich zu trocknen und um mindestens den gröbsten Schmutz zu
entfernen - mache ich eine ausgedehnte Strandwanderung, sehe den "Funbikern" zu,
beobachte die Kite-Piloten, geniesse das angenehme Klima.
22. August
1999 - 81 km Bei herrlichem Sommerwetter mit guten Sichten führt der Weg
entlang der Küstenlinie in den Cape Lookout State Park. Ich habe die etwas
anstrengendere, aber schönere "Three Capes Route" abseits des HWY 101 genommen.
Das bedeutet neben dem anstrengenderen Streckenprofil auch gut 10 km Umweg
gegenüber der direkten Route über die 101.
Aber die Mühen haben sich
gelohnt. Nur ist es etwas zu spät geworden, um die vom Camp ausgehenden Trails
noch mit Genuss zu begehen. Bis zur Dämmerung kann ich nur einen kurzen Rundgang
machen. Mal sehen, vielleicht kann ich ja bei geeigneter Witterung noch einen
weiteren Tag hier bleiben.
23. August 1999 - 67 km Leider mal
wieder der "Orgon-Nebel". Die Wanderung zum Cape Lookout kann ich mir sparen,
außer Küstennebel würde ich wohl nicht viel sehen! Also weiter Richtung
Süden.
Die in den letzten Tagen wiederholt aufgetretenen Schaltprobleme
werden größer, das Hinterrad hat einen derben Seitenschlag, da ist wohl mal ein
Besuch in einer ordenlichen Fahrradwerkstatt angesagt. Ich werde daher heute in
Lincoln Station machen. Dort dürfte sich ja wohl ein ordentlicher Radladen
finden lassen.
Die heutige Etappe beginnt mit einem recht anspruchsvollen
Aufstieg über etwa 4 km. Dann folgt mehr oder weniger flaches Terrain mit
einigen kleinen Hügeln, zwar deutlicher als bei uns am Niederrhein, aber dennoch
sehr angenehm zu befahren! Ich folge hinter Neskowin der "offiziellen"
Streckenführung der Oregon Bike Route, ingnoriere die Empfehlungen der "Bibel".
Und es war eine sehr gute Entscheidung. Gut 16 km auf nahezu autofreier Straße!
Fast wie in Neuseeland! Da haben die kleinen Mängel an der Straßenoberfläche gar
nicht gestört! Der Rest bis Lincoln war dann nur noch ein einfaches
"dahinrollen".
Die notwendigen Arbeiten am Fahrrad erfordern einen
zusätzlichen Tag hier in Lincoln. Aber ich habe gegenüber meiner Grobplanung
einige Tage Zeitreserve und kann diese Unterbrechung mit Ruhe
angehen.
24. August 1999 - 50 km Das gestrige Abendessen mit
Dave von der Ostküste und das heute morgen beim Zeltabbau geführte längere
Gespräch mit dem jungen Mann aus Seattle waren recht interessant und in einem
gewissen Maße aufschlußreich. Der eine, Dave, ein aufgeschlossener, flexibler
junger Mann, der nach mehreren nicht so besonders erfolgreichen Jahren einen
guten Job in der Computerbranche gefunden hat und dort wohl mit sich und der
Welt recht zufrieden war, hat sich zu seinem 40ten Geburtstag ein Jahr Freizeit
geschenkt um eine große Radtour duch Amerika zu machen. Ich habe ihn gestern
abend in Lincoln getroffen, wo er nach dem Start an der Ostküste während dieser
Tour erstmals an den Pacific gekommen ist. Seine weitere Route führt zunächst
entlang der Oregon-Küste nach Californien und später zurück an die Ostküste. Im
großen und ganzen verkörperte er den mit dem heutigen Amerika zufriedenen
Bürger, wenn er auch durchaus zu kritischen Anmerkungen insbesondere zur
Situation der Arbeitnehmer bereit war. Der andere aus Seattle verkörperte eher
den Gegenpol, den von der Politik enttäuschten, ja vielleicht gar frustrierten.
Er sah kaum eine Chance irgendwie einen Job in seinem Beruf zu finden. Aber er
war auch reichlich auf seine Heimat, auf die Region Seattle, fixiert und hat
alle Ansinnen, er möge doch mal in den mittleren Westen gehen, als wenig
hilfreich von sich gewiesen.. Später beklagte er sich etwas über Dave, der nach
seiner Meinung den Blick für das "wahre" Amerika längst verloren habe und gut
Ratschläge über beispielsweise einen Wohnsitzwechsel in den mittleren Westen
geben könne. Er jedenfalls sei über seine Regierungen, insbesondere die
Reagan-Jahre, mehr als enttäuscht. Er habe mehrere Jahre in der Army gedient
(war auch für einige Zeit in der Pfalz) und jetzt sei er nicht einmal in der
Lage, seine Zähne ordentlich behandeln zu lassen. Aber wie die Dinge nun sind,
bliebe ihm wohl nur Resignation, warten und hoffen. Mit den kurzen Eindrücken
dieser Reise bin ich ausserstande, zu beurteilen, welcher meiner
Gesprächspartner das heutige Amerika realistischer beurteilte. Für beide Sichten
und Wertungen habe ich später noch mehrere Beispiele erlebt: Unübersehbare
Stellenangebote aber auch unübersehbare Armut!
Leider mußte ich auf mein
Rad noch einige Zeit warten. Ich konnte daher Dave's Anregung nicht folgen, doch
zumindest die heutige Etappe gemeinsam zu radeln. Aber per e-mail wollen wir
noch etwas Kontakt halten. Vielleicht bekomme ich ja noch einige gute Hinweise
für eine weitere Tour durch die USA, insbesondere für seine dringende Empfehlung
einer West-Ost-Durchquerung!
Gegen mittag habe ich mein Rad zurück. Die
gröbsten Mängel sind behoben. Zu nach unseren deutschen Maßstäben vernünftigen
Preisen kaufe ich mir dann noch einen neuen Helm und den auch bei uns in der
Presse recht positiv beurteilten neuen Sattel von Spezialized. Aber dann geht's
weiter. Und schon nach wenigen km muß ich leider feststellen, das der gute Mann
im Radladen schlicht und einfach vergessen hat, meine Schaltungsprobleme zu
beheben. Das war dann wohl auch der Grund für den überraschend geringen Preis
für die Wartungsarbeiten. Na gut, dann muß ich halt nochmals in der nächsten
Stadt einen Radladen aufsuchen! Ich werde also nicht das Camp im Beverly Beach
State Park aufsuchen, sondern nach Newport hinein fahren um das Problem schnell
zu beheben.
2 Minuten vor Ladenschluß erreich ich den Bikeshop und lege
den Leuten gleich nahe mir doch bitte für den nächsten morgen den ersten Termin
zu reservieren. Aber wie selbstverständlich fragt man nur: "Why? We can do it
now.". Es ist reichlich Fummelei mit Austausch einiger Kleinteile und
gründlicher Reinigung des gesamten Schaltwerkes einschließlich Kette. Und dann
hat der gute Mann auch noch gefederte Sattelstützen, so daß ich meine alte
Stütze mit dem nicht mehr akzetaplen Spiel austauschen kann. Mit der tollen
Stütze von Rock Shox in extremer Leichtbauweise für nur 80 US$ macht er mir ein
verlockendes Angebot. Bei uns kosten diese Dinger mindestens 250 DM. Aber leider
passt die vorrätige Stütze nicht zu meinem Sattelrohr, sie ist wenige mm zu
dick. Da muß ich dann halt auf eine andere, auf eine simplere Stütze ausweichen.
Station mache ich dann für heute südlich von Newport im South Beach State
Park.
25. August 1999 - 85 km Heute morgen noch immer starker
Nebel der sich leider sehr bald in einen feinen Nieselregen verwandelt. Den
ersten Angriff gegen die feuchte Witterung kann ich gleich im Hospitality Center
des Camps starten. Hier gibt es ordentlichen heißen Kaffee und nette Leute von
der State Park Verwaltung. Aber so schnell wird es nicht besser. Ich entscheide
mich, mal wieder das Zelt naß abzubauen. Und verpackt in meiner
Regenschutzausrüstung geht's dann los. Aber schon nach etwa einer Stunde hat
sich die Lage deutlich stabilisiert - kein Regen mehr aber noch recht häufig vom
Meer hereinziehende Nebelbänke. So ist ein großer Teil der schönen Küste nur
durch einen mehr oder weniger starken Nebelschleier zu sehen. Das tut der
Ästhetik keinen Abbruch!
Am frühen Nachmittag, nach Durchfahrung des
kurzen Creek-Tunnel wird es schlagartig richtig schön. Gerade noch zur rechten
Zeit. Denn das jetzt folgende Küstenstück dürfte wohl einer der schönsten Teile
der ganzen Tour sein. Ich werde bestimmt nicht ärgerlich sein, wenn ich mich
hier getäuscht habe und noch schönere Passagen kommen sollten. Und wenn nicht,
ich denke schon dieses tolle Teilstück war die Reise wert!
Zu meiner
Verwunderung sehe ich heute erstmals mehrere Radler die ebenfalls die
"Standardrichtung Süd " befahren. Entsprechend voll ist heute das Bikercamp im
Jessie Honeyman State Park bei Florence. Das erste Mal seit Beginn meiner Tour
so viele Biker im selben Camp!
26. August 1999 - 50 km Heute
wieder ein besonders schöner Tag, ohne den oft anzutreffenden "Oregon-Mist". Den
Tag habe ich mehr oder weniger in den Oregon Dunes - ein richtiges
Kontrastprogramm zu der bisher durchradelten Landschaft - vertrödelt! Daher
mußte es heute wohl wieder bei nur 50 km bleiben. Unterkunft im W.M. Tugman
State Park bei Lakeside.
27. August 1999 - 75 km Mal wieder
typischer morgendlicher Oregon-Nebel und nur sehr beschränkte Sicht. Den
geplanten Abstecher nach Cape Arago schenke ich mir daher. Auch die recht
anspruchsvolle Fahrt über den "Seven Devil Drive" wird heute leider nicht mit
den theoretisch möglichen grandiosen Ausblicken belohnt! In Bandon mache ich
Station. Am späten Nachmittag ist dort der Nebel so dicht, daß man kaum den
Leuchtturm am doch gar nicht so entfernten Nordufer des Coquille River erkennen
kann.
28. August 1999 - 100 km Es liegt weiterhin alles im
dichten Nebel. Auch heute morgen sind die Leutchtürme kaum erkennbar. Aber im
Verlaufe des Tages wird es deutlich besser und angenehm warm. Wenn diese
Wetterbesserung etwas anhält, werde ich einen weiteren Tag in Gold Beach bleiben
und an einer Jetboat-Tour über den Rogue River teilnehmen. Ich finde eine recht
angenehme Unterkunft in der Oregon Travel Lodge.
29. August
1999 Der Tag beginnt mit recht freundlicher Witterung, morgens nur ein
leichter Nebelschleier über das Mündungsgebiet des Rogue River. Also die
richtigen Bedingungen, um mich an einer der Jetbot-Touren über diesen schönen
Fluß zu beteiligen.
Zunächst habe ich ja so einige Bedenken, weil mit dem
Begriff "Jetboat" beispielsweise in Neuseeland überwiegend recht fragwürdige
"Radau-Fahrten" über einige spektakuläre Wildwasser in der Region Queenstown
untrennbar verbunden sind. Aber hier wird die Sache etwas anders gehandhabt. Es
beginnt schon bei den wesentlich größeren Booten und endet nicht zuletzt bei den
Guides , die den Schwerpunkt bei diesen Fahrten auf Naturbeobachtung legen. So
wurden häufige Stopps eingelegt, wenn sich irgendwo einige interessante Tiere
zeigten. So konnten wir neben vielen Adlern, Reihern und anderen Wasservögeln
auch einige Schwarzbären sehen. Weiterhin wurden nette Anekdoten über die frühen
Jahre in dieser Region erzählt sowie Informationen über aktuelle Entwicklungen
gegeben. Aber es waren Jetboats und so konnte "selbstverständlich" nicht völlig
auf so einige "Spaßeinlagen", auf einige besondere Fahrmanöver, verzichtet
werden. Aber für solche Dinge sind wohl von der National-Park-Verwaltung enge
Grenzen gesetzt worden. Insgesamt ein recht interessanter Ausflug 40 Meilen
stromaufwärts.
30. August 1999 - 100 km Und wieder hat sich die
Wetterlage deutlich geändert. Die vor mir liegende Auffahrt bis zum Gipfel des
Sebastian Head kann ich noch bei recht schönem Wetter machen. Die Vorfreude auf
die dann folgende Abfahrt mit grandiosen Blicken auf die Küste wird schnell
getrübt und geht schließlich in einem kräftigen und lang andauerndem Regen
völlig unter. So kurz vor Brookings, der letzten Stadt vor der kalifornischen
Grenze wird's dann wieder besser und ich kann die ersten km in Kalifornien ohne
Regen fahren. Dafür habe ich aber reichlich Seitenwind, Am frühen Nachmittag
erreiche ich Cresent City und mache hier für heute in einem Camp gleich am Hafen
Station. Cresent City ist eine der Städte, die in den 60er Jahren als Folge
eines Erdbebens in Alaska von einem Tsunami heimgesucht wurden. Tsunamis sind
durch Erdbeben ausgelöste riesige Wasserwellen die oft verheerende Folgen für
die betroffenen Gebiete haben. In Cresent City wurden beispielsweise die ersten
5 oder 6 parallel zur Küste verlaufenden Straßen überflutet mit erheblichen
Schäden! Zum Glück steigt das Gelände hier recht steil an, so daß die weiter
landeinwärs liegenden Teile der Stadt von diesen Wassermassen verschont
geblieben sind. Na ja, man wird ja an großen Teilen der Küste durch die blauen
Hinweisschilder "Tsunami Evacuation Route" oft genug an dieses Risiko
erinnert.
31. August 1999 - 60 km Ich hatte mein Zelt gestern
abend recht nah an der Küstenlinie aufgebaut. Der freie Platz mit dem
ungestörten Blick über den Hafen bis hin zum alten Leuchtturm war ja auch zu
einladend. Aber wohl nicht nur für mich! In der morgendlichen Dämmerung wurde
ich durch die unüberhörbaren Geräusche einer recht großen Seelöwen-Gruppe
geweckt. Am Strand lagen so schätzungsweise 40 bis 50 Seelöwen.
Na ja, so
bin ich denn halt etwas früher als sonst üblich aufgewacht und konnte in Ruhe
mein Zelt abbauen und mich für die Weiterfahrt vorbereiten. Nach nur wenigen km
lag der durchaus erwähnenswerte Aufstieg auf den Cresent Hill vor mir. Leider
ist die Straße in diesem Bereich relativ schmal. Aber man ist dabei an einigen
Stellen eine Verbreiterung durchzuführen, ohne den schönen Redwood-Bestand zu
gefährden. Heute war die Straße über eine längere Strecke wegen dieser
Bauarbeiten halbseitig gesperrt und durch eine Ampel geregelt. Da ich mit meinem
schwer beladenen Rad in der Fahrt bergauf für die Ampelphasen ohnehin zu langsam
war, haben mir die Streckenposten erlaubt, schon bei "Rot" durch die Baustelle
zu fahren. Sobald mir der Gegenverkehr entgegenkam, bin ich dann mit
Einverständnis dieser Streckenposten über die für den Verkehr gesperrte
Straßenhälfte gefahren. Hierdurch konnte ich diese Engstelle sehr bequem und
nahezu unbehelligt vom Autoverkehr durchfahren!
Leider hat während des
Aufstieg auf den Cresent Hill leichter Regen eingesetzt der mit nur kurzen
Unterbrechungen den ganzen Tag anhalten sollte. Aber dieser leichte Regen hat
die Schönheit und die oft beschworene Mystik der Redwoods noch besonders
unterstrichen! Die Straße taucht dann wieder ab bis auf Seehöhe um nach wenigen
km erneut anzusteigen. So geht es noch einige Male bis ich für heute im Elk
Prairie Campground Station mache. Hier werde ich vom Park Ranger eingehend und
eindringlich auf die besonderen Verhaltensregeln in "Bärengebieten" hingewiesen.
Letzlich werde ich gar aufgefordert, die erhaltene Belehrung durch Unterschrift
eindeutig zu bestätigen. Irgendwie bin ich etwas verunsichert. So pure Theorie
wird die Warnung vor Bären wohl nicht sein, schließlich habe ich ja erst gestern
am Rogue River mit eigenen Augen zwei Schwarzbären gesehen!
Ich bin ins
Camp geradelt, und mußte zu meiner weiteren Verunsicherung feststellen, daß das
Hiker/Biker Camp am Rand der Anlage lag und ich dort für heute der einzige Gast
war. Neben den üblichen Picknicktischen waren hier noch Stahlboxen zur Aufnahme
von Lebensmiteln und andere für Bären anziehende Duftstoffe aufgestellt. Auf den
Tischen waren nochmals die Verhaltensregeln deutlich angebracht! Zu einer Seite
dieses Campteils lag der relativ dichte Wald, zur anderen Seite war eine große
Lichtung. Auf dieser Lichtung kann man mit etwas Glück und Geduld oft Rotwild
sehen. Und aus dem Wald? Kommen daher nachts die Bären zu Besuch?
1.
September 1999 - 78 km Na ja, Bären waren wohl nicht im Camp, zumindest
habe ich keine bemerkt und auch keine Spuren erkannt.
Bei recht
niedrigen Temperaturen verlasse ich den Campground. Schon nach wenigen km
verwandelt sich die 101 in einen stark berfahrenen 4-spurig ausgebauten Freeway
(Autobahn). Die Benutzung durch Radfahrer ist erlaubt und läßt sich auf dem
breiten Seitenstreifen auch recht gut machen. Aber wie schon an anderen Stellen
beobachtet, man muß an den Ein- und Ausfahrten schon gehörig aufpassen. Bis zum
heutigen Tagesziel kann ich leider nur für einige kürzere Teilstücke auf weniger
befahrene Straßen ausweichen. Mein Tagesziel ist heute der KOA-Campground bei
Eureka.
2. September 1999 - 100 km Auch heute war es mal wieder
eine Tour mit großen Teilen auf dem Randstreifen des Freeway. Aber es lässt sich
wirklich recht angenehm und meines Erachtens auch sicher fahren.
Über
eine kaum befahrene Nebenstraße habe ich einen Abstecher nach Ferndale gemacht.
Dieser alte Ort lohnt wegen seiner gut restaurierten alten Holzhäuser durchaus
einen solchen Umweg.
Die letzten 20 km des Tages führten mich dann
weiter durch ein besonderes "Higlighr" dieser Bikeroute: durch die "Avenue of
Giants". Das ist eine sehr beeindruckende Straße durch ein noch erhaltenes,
durch ein etwas größeres Stück der uralten Redwood-Wälder. Station gemacht habe
ich auf dem Hiker/Biker-Camp bei Weott.
3. September 1999 - 82
km Heute ein weiterer Tag mit großen Streckenanteilen auf dem Freeway!
Der Tag beginnt recht kühl aber es wird bereits im Verlauf des Vormittags wieder
angenehm warm. Und vor mir liegen wieder so einige "Hügel" zur Einstimmung auf
den für die nächste Etappe zu erwartenden Leggett-Hill. Über diesen Berg
kursieren unter den Reiseradlern die wildesten Gerüchte. Manche halten ihn für
den schwierigsten Teil der ganzen Strecke. Mal überraschen lasssen! Aber bis es
soweit ist, darf ich noch eine größere Strecke über die "Avenue of Giants"
fahren.
Das Camp ist mal wieder reichlich mit Radlern gefüllt. Mit einem
jungen Paar aus Montreal und einem Radler aus New York, der sich auf einer
mehrmonatigen Tour durch die USA befindet, verplaudere ich so den ganzen
Abend.
4. September 1999 - 90 km Angesichts des vor mir
liegenden Leggett-Hill breche ich heute reichlich früh auf. Bis zum Gipfel des
Hill haben wir noch recht klares, noch recht kühles Wetter. Es ist ja auch noch
recht früh! Na ja, von den vielfach beschorenen besonderen Anforderungen dieses
Berges habe ich eigentlich nicht viel bemerkt. Vielleicht liegt's ja auch daran,
daß ich ohnhin nie besonders schnell fahre und mein Fahrstil solcher Topografie
entgegenkommt.
Auf der Westseite des Leggett-Hill ist es dann schon
deutlich schlechter. Bedeckter Himmel. Die Sonne kann man nur noch erahnen. Und
hinter der nächsten Hügelkette, den Rockport Hills, wird's endgültig
ungemütlich. Hier ist das Wetter durch ständig hereinziehenden Seenebel
bestimmt. Schneller als die Sonne den Nebel "wegheizen" kann, zieht neuer Nebel
nach. Und leider ist das ganze auch noch mit einem recht starken, kalten Wind
aus der falschen Richtung begleitet.
Meine erste Idee, bei diesem etwas
weniger sommerlichen Wetter einen gemütlichen Nachmittag mit Motelunterkunft in
Fort Bragg einzulegen, erledigt sich von selbst. Wir haben Wochenende und soweit
das Auge reicht ist alles ausgebucht! Selbst das Russian Gulch Camp ist bis auf
die Hiker/Biker-Plätze völlig belegt. Nach dem Zeltaufbau bleibt noch etwas
Zeit, den schönen Trail duch den Fern-Canyon bis zum Wasserfall zu begehn. Nach
der Rückkehr von meiner Wanderung treffe ich dann noch 4 weitere Radler. Zwei
jüngere Leute sind schon etwas länger unterwegs. Sie haben ihre Fahrt in Alaska,
in Anchorage begonnen und wollen auch bis San Francisco radeln. Für die
Gesamtstrecke haben sie etwa 3 Monate benötigt. Ihren Schilderungen zufolge,
sind ihnen in Alaska wohl mehr Bären und Wölfe über den Weg gelaufen als andere
Radfahrer! Ja und die beiden anderen Radler kamen von Seattle und wollten
ebenfalls bis San Francisco. Diese beiden haben es wohl eher gemütlich angehen
lassen und sich für einige Teilstrecken einen kleinen Pickup
gemietet.
5. September 1999 - 80 km Heute lockt ein wirklich
schöner Sommertag. Nebelfrei und mit angenehmen Temperaturen. Vor mir liegt ein
recht anspruchvolles Streckenprofil mit einigen recht bissigen Teilen! Leider
macht die reichlich "ausgeleierte" Kette wieder erhebliche Schwierigkeiten. Für
diese Tour werde ich's wohl noch durchhalten, aber in Zukunft sollte ich wohl
doch etwas mehr Augenmerk auf einen regelmäßigen Austausch der Kette
legen!
Auf dem kleinen privaten Campground in Anchor Bay mache ich für
heute Station. Und das war eine recht gute Entscheidung. Schon bei Aufbau meines
Zeltes werde ich von einem Amerikaner in ein längeres Gespräch über meine Tour
und so ganz allgemein über Mountain-Biking verwickelt. Später werde ich dann
noch von diesen Leuten zum Abalone-Essen und auf ein Glas Wein eingeladen.
Abalones sind große Muscheln, nach denen in der Anchor Bay getaucht wird.
Abalones dürfen nur unter strengen Restriktionen gesammelt werden. Eine
gewerbliche Verwertung ist völlig verboten. Wenn man nicht selbst nach diesen
"Muscheln" taucht, hat man kaum Gelegenheit, so etwas zu essen. Daher wollten
und konnten die Leute mir mit dieser Einladung eine besondere Freude machen.
Über das zum Essen gereichte Glas Wein kam die Unterhaltung auch schnell zu den
kalifornischen Weinbaugebieten. Man hat mir dringend empfohlen in diese Region
zu fahren und auch gleich konkrete Routen vorgeschlagen. Na ja, ich hatte ja so
einige Zweifel, ob diese Mountain-Biker und Taucher mir die richtige Route, eine
Route für Reiseradler mit viel Gepäck, nennen. Aber sie kamen aus der Region
nördlich von San Francisco und die heftigen Gebrauchsspuren an der Straßenkarte
der Weinregion, die sie mir schenkten, legte doch den Schluss nahe, daß man sich
in dieser Gegend sehr häufig aufhielt!
6. September 1999 - 72
km Die Fahrt von Anchor Bay in Richtung Süden war doch auf weiten Teilen
der Strecke recht nervend. Die amerikanischen Schulferien gehen zu Ende, hinter
uns liegt das Wochenende und in der durchradelten Region haben viele Leute aus
dem Großraum San Francisco ihre Wochenendhäuser. Die Straße war überwiegend
recht schmal. Seitenstreifen waren so gut wie nicht vorhanden. Und so einige
Fahrer erschienen mir heute recht aggressiv. In einem Fall war die Situation
durch einen drängelden Autofahrer schon recht kritisch. Aber durch einen
beherzten Sprung über einen parallel zur Straße verlaufenden Graben konnte ich
mich noch in Sicherheit bringen, ohne gleich über die Steilküste in den Pacific
zu fallen. Später gab's noch so einige recht gewagte Überholvorgänge. Aber
insgesamt war es noch zu ertragen. Hierzu hat natürlich die herrliche Landschaft
beigetragen. Nach jedem recht anstrengenden Aufstieg wurde man mit grandiosen
Ausblicken belohnt!
Auf einem kleinen Campingplatz im Mündungsgebiet des
Russian River habe ich für heute mein Zelt aufgeschlagen. Mit einem ordentlichen
Abendessen in einem indischen Lokal mit herrlichem Blick über den Russian River
lasse ich den Tag ausklingen.
7. September 1999 - 90 km Vor
zwei Tagen habe ich in Anchor Bay wohl zur absolut richtigen Zeit am richtigen
Ort Station gemacht. Anchor Bay Campground war zwar recht teuer, aber schon das
Entgegenkommen, mir den "Seniorenrabatt" zu gewähren, obwohl ich darauf noch
keinen Anspruch hatte, war ein recht guter Auftakt. Dann hatte ich noch den
"richtigen" Platz im Camp gewählt um mein Zelt aufzubauen. Na ja, dann kam die
bereits erwähnte Einladung zum Abalone-Essen. Nun bin ich dem Rat gefolgt, in
die Wein-Region zu fahren. Ich bin nur noch bis Jenner an der Küste geblieben
und dann dem Russian River gefolgt. Ja, nur schon die kurze Strecke bis
Forestville, etwa 35 km, hat sich gelohnt. Wenig Autoverkehr auf dem HYW 116 und
schon der erste Wineyard mit einem sehr netten Restaurant. Ja, ich muß wohl mein
Urteil über diese Gegend revidieren. Hier kommt für mich urplötzlich die von
Neuseeland so gewohnte besonders positive Stimmung auf!
Weiter geht es
über Sebastopol nach Santa Rosa in Richtung Sonoma. Leider hatte ich kurz vor
Santa Rosa ein Blechstück auf der Fahrbahn übersehen und mir dadurch einen
Plattfuß eingehandelt. Der zunächst eingesetzte Reserverschlauch hat sich aber
schon nach Beladen des Rades wieder als undicht erwiesen. Ein erneuter Wechsel
und damit insgesamt recht viel Zeit war somit erforderlich.
Santa Rosa
ist eine relativ große Stadt. Ich bin mit dem starken Autoverkehr durch die
Stadt in Richtung Sonoma geradelt. Leider konnte ich jedoch an den durchfahrenen
Straßen keine Unterkünfte, keine Hotel, keine Motels, keine Campingplätze
erkennen. Die ersten Unterkünfte waren für mich erst wieder in Glen Ellen
erkennbar. Es war mittlerweile schon recht spät geworden. Ich hatte mich daher
entschlossen, die "erstbeste" Unterkunft zu nehmen. Und so war es denn auch:
Graig House, ein recht nobles Bed- and Breakfast Inn, nicht von der billigsten
Sorte, aber mit besonderem Geschmack eingerichtet. Ich habe in einem Raum mit
wirklich stilvoller Einrichtung, einigen alten japanischen Kommoden und
japanischen Wandbildern, gewohnt. Es war wirklich mehr als nur übernachten! Na
ja, und die kleinen Annehmlichkeiten waren bei dem geforderten Preis wohl mehr
eine Selbstverständlichkeit - aber so wurden diese auch
präsentiert.
8. September 1999 - 54 km Bis Sonoma waren es nur
noch wenige km, die ich gemeinsam mit einem Amerikaner aus San Jose, südlich von
San Francisco, geradelt bin. Er war auch von der Weinregion sehr angetan und
wollte hier für einige Tage Urlaub machen. Nach dem gemeinsamen Besuch im
Visitor Center haben sich dann unsere Wege getrennt. Sonoma ist eine recht
schöne Stadt, in der man eine Radtour zumindest für einen kleinen Spaziergang,
einen guten Espresso oder was sonst noch in der lokalen Gastronomie geboten
wird, unterbrechen sollte!
Südlich der Stadt liegt ein kleiner Flugplatz.
Für mich Grund genug, mal einen Abstecher nach Süden zu machen. Aber leider war
da heute keine Aktivität zu erkennen. So bin ich dann weiter nach Napa
geradelt.
9. September 1999 - 82 km Nach den gestrigen heftigen
Gewittern in der Bay Area sollte es heute ein Ruhetag werden. Etwas in Napa
umschauen und eine kleine Rundfahrt - wenn's denn das Wetter erlaubt.
Na
ja, geworden sind es mal wieder 82 km. Aber ohne Gepäck doch irgendwie ein
"Ruhetag"! Dry Canyon, Mount Veddar Rd., Yountville, Silverado Trail - insgesamt
eine schöne Tour durch's Napa Valley. Der Aufstieg über die Mt. Veddar Rd. war
teilweise recht steil aber brachte auch eine herrliche Abfahrt. Und wie es mal
wieder sein mußte: die Rückfahrt ging leider gegen einen zwischenzeitlich recht
stark gewordenen Wind aus südlichen Richtungen.
10. September 1999 -
73 km Nun geht es zurück Richtung Küste. Napa verlasse ich über die Old
Sonoma Rd. Dem starken Verkehr auf dem HYW 116 weiche ich für eine größere
Teilstrecke aus und fahre durch bezaubernde Weingärten. Aber leider mußte
dennoch ein recht beachtlicher Teil dieser Etappe über den stark befahrenen
Highway gemacht werden, teilweise ohne Seitenstreifen. Mit in den Randbereichen
recht schlechter Oberfläche, viel LKW-Verkehr und drängelden Pick ups was es mal
wieder eine Etappe der weniger erfreulichen Art. Die Ausfallstraße vom Zentrum
der Stadt Petulama zum Campingplatz war von ähnlich unerfreulicher Qualität.
Aber dafür hatte ich heute wieder recht viele nette Gespräche mit
Amerikanern.
11. September 1999 -52 km Der Tag beginnt mal
wieder recht kühl und trüb. Nach einer kurzen Kaffeepause in Petulama fahre ich
in Richtung Westen. Gleich am Stadtrand beginnt das hügelige Gelände. Die Region
ist von der Landwirtschaft, insbesondere Milchwirtschaft, geprägt. Irgendwann im
Frühjahr mögen die Wiesen ja recht grün sein, jetzt ist alles trocken und
braun!
In der Region des Nicasio-Reservoir treffe ich viele Rennradler.
Es ist wohl eines der beliebteren Radfahrgebiet. Ich kann dem nur zustimmen! Das
Gelände ist mit seinen vielen Hügeln und der kurvenreichen Straßenführung
angenehm zu befahren, hat wenig Autoverkehr - zumindest zu dieser
Jahreszeit.
In Point Reyes Station mache ich eine etwas längere
"Bummelpause". Die im Visitor-Center genannten Preise - die billigste
Möglichkeit 83 $ - lassen doch noch mal einen Campingaufenthalt sinnvoll
erscheinen, zumal die Wetterprognose recht positiv ist.
Die Entscheidung,
ob ich zu den einfachen Plätzen im Point Reyes National Park gehe oder auf die
teurere, aber komfortablere Olema Ranch wird mir im Visitor Center der
Parkverwaltung abgenommen. Wir haben Wochenende und eine gute Wetterprognose:
alle Camps sind bereits ausgebucht! Ich könnte noch etwas weiter bis zum Samuel
Taylor State Park fahren. Aber ich denke, Olema Ranch ist heute für mich der
richtige Ort. Hier habe ich eine ordentliche Infrastruktur und in der Ortschaft
befindet sich zwei recht nette Restaurants. Außerdem möchte ich ja noch etwas
den Point Reyes National Park erkunden. Heute bleibt nur noch Zeit zu einem
längeren Spaziergang über den San Andreas Fault Trail. Hier stoßen die
pazifische und die amerikanische Platte zusammen. Beide Platten verschieben sich
gegenseitig und irgendwann in ferner Zukunft wird sich der Teil westlich des
Trails vor Alaska befinden! Aber bis dahin wird die Region wohl noch einige
seismische Erschütterungen über sich ergehen lassen müssen. Die vielen kleinen
Beben, so irgendwo zwischen 2 und 3 auf der Richterskala gehören hier zur
Tagesordnung und werden in den Wettermeldungen so selbstverständlich wie die
Temperaturen genannt.
12. September 1999 - 67 km Den heutigen
Tag nutze ich zu einer ausgiebigen Rundfahrt durch den Point Reyes National
Park. Leider war es auf meinem Weg zum Point Reyes Lighthouse nach Überqueren
der Inverness Ridge recht kühl und bewölkt. Von See wurden ständig niedrige
Wolken herangetrieben. Die erhoffte gute Aussicht auf das Gelände war daher
erheblich beeinträchtigt. Während der Rückfahrt wurde es jedoch insbesondere
östlich der Inverness Ridge angenehm warm und sonnig. Es war so richtig
einladend zu einer längeren Pause an der Inverness Marina!
13.
September 1999 - 62 km Mit relativ geringem Autoverkehr und bei bestem
Wetter fahre ich von Olema in Richtung San Francisco. Ja, das Ziel dieser Reise
ist nicht mehr weit. Ohne Mühen könnte ich heute direkt bis Downtown San
Francisco fahren. Aber ich habe ausreichend Zeit!
Zunächst geht es über
einen etwas steilen Anstieg in den Samuel P.Taylor State Park. Dann folgt ein
relativ flacher Aufstieg durch den Park bis Lagustina. Hier mache ich meine
erste Kaffeepause. Dann geht's weiter - ohne es so richtig bemerkt zu haben -
bin ich auch schon in Sauselito. Hier ist die Wegebeschreibung in der "Bibel"
etwas verwirrend. Ich folge einfach meiner Intuition und lasse mich nicht weiter
von der Wegebeschreibung irritieren. Sollte es der falsche Weg sein, ist das
auch kein Problem. Ich habe ausreichend Zeit und kann mir auch einen ungewollten
Umweg leisten. Aber es besteht gar kein Grund zur Umkehr und es war auch kein
Umweg. Nach wenigen km bin ich am Fähranleger in Sauselito und kann über die
Bucht nach San Francisco sehen!
Bei einem extrem freundlichen
libanesischen Gastronomen mache ich in Sauselito eine längere Pause. Bei einem
herrlichen Blick über die Bucht entwickelt sich ein langes und für mich sehr
interessantes Gespräch über den Libanon vor dem Bürgerkrieg. Meine
Gesprächspartner hatten den Libanon in den frühen 80er Jahren wegen des
Bürgerkrieges verlassen und sich hier in Sauselito ein neues Leben
aufgebaut.
Dann geht es weiter. Nach kurzer Strecke habe ich einen ersten
Blick auf "die" Brücke, auf die Golden Gate! Heute bleibe ich noch nördlich der
Brücke. Für die nächsten drei Nächte quartiere ich mich in der Jugendherberge im
Marin Headlands State Park ein. Den Weg zur Jugendherberge nehme ich über die
Conzelman Rd. Das ist zwar der etwas mühsamere Weg, aber all' die Anstrengungen
werden durch grandiose Ausblicke auf die Golden Gate Brücke und San Francisco
belohnt!
14. September 1999 - 25 km Heute fahre ich noch einmal
nach Sauselito. Hier möchte ich in aller Ruhe den Reiz dieses netten Ortes auf
mich wirken lassen und nochmals den Blick auf die Skyline von San Francisco
geniessen.
15. September 1999 - 50 km Leider sind die beiden
Jugendherbergen in San Francisco für die nächste Zeit ausgebucht. Ich muß mir
also eine andere Unterkunft suchen. Also ein guter Grund, heute mal über die
Golden Gate nach San Francisco zu fahren. Aber zunächst mache ich noch einen
Abstecher zum Lighthouse Point Bonita. Dann geht's zurück und über die Golden
Gate nach San Francisco. Ich mache eine größere Rundfahrt durch die Anlagen des
Presidio, vorbei an Fisherman Wharf, hinein nach Downtown und später zurück
durch Chinatown. Im Visitor Center besorge ich mir ein Hotelverzeichnis und kann
hiermit auch recht schnell ein relativ billiges Hotel (50 $) in recht guter Lage
direkt in Downtown San Francisco finden.
Nach der Rückkehr nach Marin
Headlands mache ich einen ausgedehnten Spaziergang um die Lagune. In dieser
Lagune können neben einer recht großen Pelikan Kolonie noch verschiedene andere
Wasservögel, beispielsweise Reiher und Komorane beobachtet werden.
16.
September 1999 - 25 km Heute fahre ich nochmals von Marin Headlands über
die Golden Gate nach Downtown San Francisco. Ich beziehe mein Hotelzimmer,
verstaue das Rad sicher im Keller des Hotels und vor mir liegen noch einige Tage
zur Erkundung dieser lebendigen, dieser vielseitigen Stadt!
17. bis
21. September Ich erkunde die Stadt durch viele Spaziergänge, durch die
üblichen touristischen Zonen, durch ganz normale Wohngebiete. Sebstverständlich
gehört dazu eine Fahrt mit den Cable Cars, ein halber Tag im Golden Gate Park,
eine kleine Bootstour unter die Golden Gate Brücke hindurch und rund um
Alcatraz!