Interwiev
In „Rock Star“ erlebt sie als Braut von Mark Wahlberg, wie er dem Ruhm erliegt. JENNIFER ANISTON über peinlich Treffen mit Popstars, ihre eigenen Groupie-Träume und die Ehe mit Brad Pitt
Heavy Metal Girlie
Jennifer Aniston mag
keine Interviews, und das kann man ihr nicht einmal verübeln. Seit ihrer
publicityträchtigen Ehe mit Brad Pitt ist sie zum bevorzugten Objekt der
Klatschpresse von Hollywood geworden. Mal heißt es, sie sei schwanger, ein
anderes Mal, sie sei lesbisch. Oder würde mit Brad wilde Haschorgien feiern.
Zudem ist sie der durchaus vernünftigen Ansicht, dass ihr Privatleben nicht für
die Öffentlichkeit bestimmt ist. Wer sie über ihre Kindheit fragt, die von der
Scheidung ihrer Eltern überschattet war, riskiert einen sofortigen Rausschmiss.
CINEMA-Korrespondent Scott Orlin war also gewappnet, als er in L.A. auf die Hauptdarstellerin des Heavy-Metal-Films „Rock Star“ traf. Er machte die Bekanntschaft der wahrscheinlich allürenfreisten Frau von Hollywood.
Jennifer Aniston plauderte freimütig über ihr Leben mit Brad Pitt – und über den einzigen Mann, dem er eine Nacht mit ihr gönnen würde. Mick Jagger wird tödlich beleidigt sein.
Jennifer, in „Rock Star“ spielen Sie die Frau eines Heavy-Metal-Sängers. Mögen sie diese Art von Musik?
Klar. Als ich klein war, hingen über meinem Bett Poster von Aerosmith, Def Leppard, den Go-Go’s und Peter Criss von Kiss. Mein jetziger Geschmack tendiert mehr in Richtung Radiohead. Das ist die Lieblingsband von Brad.
Galt Ihre Fanbegeisterung nur der Musik, oder reichte sie weiter?
Oh ja. Ich hatte sogar ein richtiges Groupie-Erlebnis. Damals war ich ungefähr zwölf. Ich schlief eine Nacht vor einem Hotel, in dem angeblich Duran Duran abgestiegen waren. Später stellte sich heraus, dass sie in einem ganz anderen Hotel logierten. Mein Herz schlug für Simon Le Bon, den Sänger. Einmal war er zu einer Autogrammstunde in unserer Gegend. Ich stand stundenlang mit einer roten Rose in der Hand in der Schlange vor dem Plattenlade, aber gerade, als ich an der Reihe gewesen wäre, machten sie dicht.
Sind Sie Simon später je begegnet?
Jaaa! In einer Boutique. Ich war mit Brad shoppen, als er plötzlich rief: „Schau mal, wer da ist!“ Da stand Simon. Brad zerrte ihn zu mir rüber. Simon war völlig verdattert. Ich sagte ihm, dass ich einmal seinetwegen vor einem Hotel geschlafen hatte. Dann verdrückten wir uns, bevor es für uns noch peinlicher wurde.
Man liest interessante Dinge über Sie. So sollen Sie zu Brad gesagt haben, der einzige Mann, mit dem Sie ihn betrügen würden, wäre Steven Tyler von Aerosmith.
(lacht) Quatsch. Ich liebe Steven seit langem, aber ich liebe eine Menge Leute. Brad hat nur zurückgewitzelt, dass er mir diesen einen durchgehen lassen würde – aber das ist alles nur Geflachse.
Wären Sie selbst gern ein Rockstar?
Bewahre. Mein musikalisches Talent hält sich in Grenzen. Es wäre bestimmt aufregend, aber – nein, danke.
Immerhin waren Sie in einem Video von Melissa Etheridge zu sehen.
Ja, aber die Dreharbeiten fand ich ziemlich öde. Ich musste nur die ganze Zeit cool aussehen. Das war auf die Dauer ermüdend. Sie haben das Video später prima geschnitten, es hat Power und Drive, aber der Dreh selbst war nicht so prickelnd.
In der Fernsehserie „Friends“ spielen Sie die charmante Kellnerin Rachel Karen Green. In „Rock Star“ zeigen sie sich von einer ganz anderen Seite. Ist ihnen der Rollenwechsel eigentlich schwer gefallen?
Nein. Viel wichtiger ist mir, ob das Publikum diesen Wechsel akzeptiert. Ich bin sehr vorsichtig bei der Auswahl meiner Rollen. Bis jetzt mache ich Babyschritte. Eines Tages bin ich womöglich bereit für den großen Sprung und spiele eine Junkie, eine Hure oder sonst was. Aber so weit bin ich noch nicht. Mir geht es um Glaubwürdigkeit. Die darf nicht auf der Strecke bleiben.
Die Rachel in „Friends“ verkörpern Sie seit nunmehr acht Jahren, jetzt soll die Serie in den USA abgesetzt werden. Wird ihnen der Abschied schwer fallen?
Mehr als das. Die Crew ist so wunderbar. Wir sind wie eine kleine Familie. Es wird sehr traurig, von diesem Team Abschied zu nehmen. Im Moment deutet alles darauf hin, dass es keine weitere „Friends“-Staffel geben wird. Schade. Wahrscheinlich werden wir in der letzten Folge alle gemeinsam sterben. Oder noch besser: Alle liegen zusammen in demselben Bett.
Ist Schauspiel eine Flucht vor dem wirklichem Leben?
Für mich ja. Menschen zum Lachen zu bringen verschafft mir eine enorme Erleichterung. Es ist wie ein Flash. So gesehen betrete ich mit „Rock Star“ Neuland: Meine Rolle ist nicht ansatzweise komisch, ich musste mich völlig neu ausrichten.
Und wie hält es der Gemahl mit den GROUPIES? „Brad ist ein GENTLEMAN und lehnt dankend ab!“
Waren Sie schon immer ein eher heiterer Mensch, auch als Kind?
Ja. Lachen ist eine Form der Lebenshilfe. Ich machte schon als Kind die Erfahrung, dass man mit Humor anderen Menschen über Trauer und Enttäuschungen hinweghelfen kann.
In „Rock Star“ spielen Sie eine Frau, die ihren Freund an den Ruhm und die Ego-Kapriolen das Showbusiness verliert. Auch Brad Pitt ist ein öffentlicher Mann, der von vielen begehrt wird.
So what? Sicher, Frauen sind da schamloser als Männer. Aber Brad ist ein Gentleman und lehnt dankend ab. Es kommt ziemlich selten vor, dass eine Frau einen hysterischen Anfall bekommt, nur weil Brad nicht mit ihr flirten will. Da schwirren in den Köpfen viel falsche Vorstellungen herum.
Und wie sieht es mit ihren Verehrern aus?
Ich kann ihnen sagen, da draußen laufen eine Menge verrückter Typen rum. Es gibt Kerle, die sich aufführen, als wären sie mit mir verheiratet, als hätten sie Besitzanspruch auf mich. Ich will darüber gar nicht reden. Das verleiht diesen Leuten unnötig Bedeutung und stachelt sie noch auf.
Holen Sie sich manchmal einen professionellen Rat von Brad?
Sicher. Vor „Rock Star“ fragte ich ihn, was seiner Meinung nach für die Rolle wichtig ist. Er antwortete: „Sei wie Sting. So sexy, so cool wie Sting. Er verstellt sich nie und ist immer nur er selbst. Das ist der Trick.“ Ich dachte: Okay, so wie Sting. All right. Yeah. Cool wie Sting.
Und? Hat es geholfen?
Ja, aber noch cooler war Mark Wahlberg (ihr Filmpartner in „Rock Star“, die Red.).
Er ist ein echter Rock ‚n’ Roller!
„Rock Star“ beschreibt die Schattenseiten der Popularität, die Vereinnahmung durch die Öffentlichkeit und den Verlust der eigenen Kreativität. Kann man sich diesen Mechanismen überhaupt entziehen?
Man muss. Es ist ein schleichender Prozess, den man zunächst kaum wahrnimmt. Vor allem, weil er mit so vielen Verlockungen einhergeht. Modesigner bemustern dich plötzlich mit ihren neuen Kollektionen, man wird behandelt wie eine Prinzessin – das kann einem ganz schön den Kopf verdrehen. Aber das ist ein Teil des Geschäfts. Es gehört dazu. Einige kommen damit nicht zurecht und heben ab. Es kommt wohl darauf an, den richtigen Mittelweg zu finden.
Haben Sie diesen Mittelweg gefunden?
Ich denke schon. Meine Freunde sind immer noch aus denselben Kreisen, in denen ich vor zwölf Jahren zu Hause war, als ich in Hollywood ankam. Glauben Sie mir: Ich weiß, wie es im wirklichen Leben zugeht.
In „Rock Star“ verkörpert Jennifer Aniston die Freundin des Hardrockers Chris „Izzy“ Cole (Mark Wahlberg)
„Rock Star startet am 3. Januar, Filmbesprechung in Cinema1/02
Wie reagierte denn ihr alter Freundeskreis auf Brad Pitt?
Einige hatten natürlich Bedenken. Sie dachten wahrscheinlich: „Brad Pitt, was wird das für ein Arschloch sein.“ Aber man muss Brad nur fünf Minuten kennen, um ihn als Mensch zu schätzen. Sein Charme ist einfach entwaffnend. Am Ende haben sie mich alle beglückwünscht.
Machen Sie Brad Vorschriften?
Vorschriften, ich? (lacht) Dazu bin ich nicht der Typ. Ich habe nur etwas dagegen, wenn er sich nicht rasiert. Das kratzt so.
Wie ist es eigentlich, ständig in den Zeitungen zu lesen, man sei schwanger?
Aaah, die Schmierblätter, wie ich sie hassen. Die Heinis, die das verzapfen, möchte ich am liebsten an den Zehnägeln aufhängen. Andererseits haben diese Schwangerschaftsgeschichten auch positive Nebeneffekte. Zugegeben, am Anfang war ich tierisch genervt, aber dann kamen im Lokal die Kellner und spendierten mir diese tollen Obstsalate (lacht und faltet die Hände zum Trichter): ICH BIN NICHT SCHWANGER!!!