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Thomas Hylland Eriksen (2001):
Øyeblikkets tyranni


Rask og langsom tid i informasjonsalderen

Oslo: Aschehoug




Der historische Teil


Schon mal das Argument gehoert, Emails seien unpersoenlich? Dass man in Hochgeschwindigkeitszuegen nichts mehr von der Landschaft mitkriegt? Die Kritik ist nicht neu. Die gesamte Kulturgeschichte liesse ich unter dem Aspekt von Schnelligkeit und Anonymisierung von Beziehungen schreiben, meint Thomas Hylland Eriksen. Jede Erfindung der Vergangenheit trug ihren Teil zu der heutigen Situation bei.

Die grossen Einschnitte in der Technologiegeschichte folgten immer schneller aufeinander. Der erste grosse Einschnitt war die Schrift. Sie erlaunbte es, Gedanken von Menschen festzuhalten, man brauchte nicht mehr mit ihnen reden. Wissen konnte sich komulativ entwickeln: Man musste sich die Texte nicht mehr merken. Die Einfuehrung von Schrift machte den Anfang des Uebergangs von einer konkreten zu einer abstrakten Gemeinschaft aus, so Eriksen.

Der naechste Einschnitt ist die Uhr. Sie wurde urspruenglich eingefuehrt, um die christlichen Gebetszeiten zu steuern (der Muezzin uebernahm dieselbe Aufgabe im Islam). Die Uhr externalisiert die Zeit: Zeit existiert nun ausserhalb unserer Erfahrung, wird messbar. 1889 klagte der Filosof und Nobelpreistraeger Henri Bergson ueber diese "leere" messbare Zeit, die uns von aussen steuere. Wir sollten uns lieber von unserem eigenen Rhythmus und dem Rhythmus unserer Aufgaben leiten lassen.

Geld ist eine Informationstechnologie, die genauso wirkt wie die Schrift und die Uhr. Es abstrahiert Handlungen. Frueher basierten Kauf und Verkauf auf Vertrauen, man kannte einander. Das ist heute nicht mehr notwendig.

Anhand weiterer Beispiele zeigt Eriksen auf, dass die Gesellschaft immer abstrakter wurde. Zentral ist hier die Industrielle Revolution und der Fortschrittsglauben. Besonders letzter fuehrte uns in die augenblickszentrierte Zeit:

    "Die Uhr, die Buchdruckerkunst, die Wissenschaft und ihre Technologie, die industrielle Produktionsweise und der Kapitalismus machen das kulturelle Paket aus, das Fortschrittsglauebigkeit schafft."




Lorenz Khazaleh, 5. Januar 2002