Die Entstehung Emdens

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Wasserwege waren zu damaliger Zeit die besten Verkehrsverbindungen. Die günstige und geschützte Lage Emdens zur Gründungszeit direkt am nördlichen Punkt des Emsbogens begünstigte die Entwicklung der mittelalterlichen Stadt. „Zwischen Jarssum und der Knock müssen ausgezeichnete Verhältnisse für die Anlage eines Hafens zum wasserseitigen Handel geherrscht haben“ (Carsjens, 1993, S.51). Die Ems diente einerseits als Schifffahrtsverbindung zur Nordsee, andererseits verband sie Emden emsaufwärts mit dem Binnenland. „Handel und Schifffahrt bildeten somit die Basis für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt“ (Krömer, 1988, S.55).

Im Umland von Emden gab es ebenfalls schiffbare Wasserwege, wie z.B. ein aus der Auricher Geest kommender kleiner Fluss namens „Ehe“, der die Stadt zu Wasser mit der näheren Umgebung verband.

Auch die Landwege hatten damals schon eine große Bedeutung. Der karolingische Königsweg war eine Verbindungsstraße zwischen Emden und Münster, der parallel zur Ems verlief und auf dem ebenfalls die Möglichkeit zum Warentransport zwischen den beiden Gebieten bestand. (vgl. Schöningh, 1974, S.5).

In den Jahren 1951-1953 und 1959 wurden in der vom Krieg zerstörten Altstadt Emdens archäologische Untersuchungen durchgeführt, die neue Erkenntnisse der frühen Siedlungsentwicklung brachten:

Im 9. Jahrhundert wurde Emden als Handlungsniederlassung (Wik) von friesischen Händlern in Gestalt einer Langwarf an der Ems gegründet. Die Warf wurde in gemeinschaftlicher Handarbeit aufgeschüttet, um die Siedlung an der Emsschleife vor Überschwemmungen und Sturmfluten zu schützen.

Die mittelalterliche Stadt trug zu dieser Zeit den Namen Amuthon (oder Emuthon) = Aa- (bzw. Ee-) Mündung. Der Name „Amuthon“ stammt wahrscheinlich von einem kleinen Fluss namens „Aa“, „Ee“ oder „Ehe“ (s.o.), der zu dem Zeitpunkt bei Emden mündete. Münzen aus dieser Zeit überliefern den alten Namen der Stadt. Aus diesem Namen entwickelte sich nach mehreren Übergangsformen (z.B. Amathae, Emuda, Embden) schließlich der Name „Emden“ (vgl. Fürbringer, 1892, S. 1).

Die schmale langgestreckte Warf lag parallel zum Emsufer. Die erste Straße, die auf der ca. 250 m langen und 50-70 m breiten Warf angelegt wurde, war die Pelzerstraße (vgl. Claudi, 1982, S. 87). Der älteste Stadtteil von Emden wird demnach auch „als Einstraßensiedlung am Hafenufer bezeichnet“ (Brandt, 1976, S. 156).

Der Name der Pelzerstraße deutet auf die ersten Siedler hin: Hier waren Pelzhändler ansässig. Später (gegen 1500) wurde am Emsufer die Emsmauer errichtet, an die heute noch der Name „Emsmauerstraße“ erinnert. Sie wurde zum Zweck der Uferbefestigung, am Emsufer gebaut (vgl. Brandt, 1976, S. 156). Claudi (1982, S. 106) vertreten die These, dass die Emsmauer zum Schutz gegen die Fluten und gegen feindliche Angriffe von Seiten der See errichtet wurde.

Die Gebäude auf der Langwarf waren reihenförmig angeordnet. Der vorherrschende Haustyp zu der Zeit war das Stabbauhaus, das im frühen Mittelalter den Händlern und Handwerkern als Unterkunft diente. Dieser Häusertyp war nur ca. 3,2 m – 4,2 m breit (vgl. Stilke, 1994, S. 246). Daran ist erkennbar, wie sparsam die Leute zu der Zeit mit Baugrund umgehen mussten, um alle Menschen auf der sicheren Warf unterzubringen. Am westlichen Ende der Straße befand sich eine Holzkirche, die heutige Große Kirche.

Im Laufe der Jahre wurde die Warf mit dem Ansteigen des Meeresspiegels etappenweise durch Marschenton (Klei) erhöht und zunächst in Richtung Norden und später nach Sünden hin erweitert. Es wurden Parallelstraßen (z.B. die Schulstraße) zur Pelzerstraße gebaut, die durch Querstraßen miteinander verbunden waren. Der mittelalterliche Ortskern umfasste später die Pelzer-, Schul- und Rosenstraße (heute nicht mehr existent), die Kirch-, Ems- und Klunderburgstraße. Im Laufe der Zeit war der älteste Stadtkern durch eine Vielzahl von „engen verwinkelten Gassen und Gängen mit kurzen Querverbindungen und spitzgiebligen Häusern“ (Scheele, 1995, S. 21) gekennzeichnet. So entstand ein schachbrettartiges Straßenmuster, das auch heute noch auf der Altstadtwarf vorzufinden ist. Auf den ersten Blick scheint die Siedlung planmäßig angelegt zu sein, aber in Wirklichkeit handelt es sich um eine stetig gewachsene Siedlungsanlage (vgl. Brandt, 1976, S. 155).

Ab 1432 änderte sich das äußere Stadtbild Emdens. Die Stadt wurde durch den Bau des Burg- und des Brauersgrabens befestigt. Die Fläche zwischen Rats- und Falderndelft wurde mit in den Stadtkern einbezogen (vgl. Schöningh, 1974, S. 7).