Der Seefahrer und seine Geschichte…

Wir Menschen leben in der Annahme, immer alles beherrschen zu müssen. Wir glauben, die Welt gehöre uns, sei unser Eigentum, unterstehe unserer festen Kontrolle. Der Segler weiß jedoch nur zu gut, daß dies ein Irrtum ist. Der Segler sitzt an seiner Ruderpinne, wartet und beobachtet. Er weiß, daß er nicht der Herr der Erde und des Himmels ist, genausowenig wie die Fische Herren des Meeres oder die Vögel Herren der Luft sind. Er reagiert auf die feinen Veränderungen des Windes, die unmerklichen Gezeitenschwankungen. Er ändert den Kurs. Er trimmt seine Segel. Er segelt.

Der Hurrikan, der Taifun, die Tsunami, die plötzliche starke Bö – sie alle führen dem Menschen vor Augen, wie klein er ist, wenn man ihn an den bedeutenden Naturkräften mißt. Wir haben unser Schicksal nicht völlig in der Hand. Wir unterliegen Unfällen, Krankheiten, dem Tod; wir können unversehens jemandes Liebe verlieren, die Stellung, das Zuhause. Eine unsichtbare Hand kann jederzeit aus irgendeinem Quadranten des Kompasses hervorkommen und uns niederschlagen.  Trotzdem ist das Leben keine ständige Abfolge von Krisen und Kalamitäten. Das tägliche Leben gleicht dem Wind mit seinen unendlichen Variationen und Launen. Der Wind ändert sich ständig, bläst von Norden, Nordosten, Nordwesten, dann Norden – genau wie wir uns stets ändern, wandeln, entwickeln, manchmal glücklich sind, manchmal zornig, manchmal traurig. Wie der Segler den Wind segelt, mit ihm fertig wird, müssen wir sozusagen unsere Launen segeln, mit ihnen fertig werden.